Lieber Mario!
Schön, dass wir uns wieder mal lesen! Ich habe mir gestern erstmalig seit 3 Monaten ein Herz gefasst und einen Freund angeschrieben,
ob er schon was vor hat. Gott sei Dank hatte er Zeit und so haben wir einen schönen Nachmittag mit spazieren gehen in der Hauptallee
und anschließendem Stelzen-Essen verbracht. Am Abend sind wir noch in die Stadt und haben ein paar Lokale besucht.
Es war wirklich sehr nett und hat gut getan, obwohl ich heute dementsprechend müde bin, weil ich es natürlich überhaupt nicht mehr gewohnt bin.
Aber es war einfach gut draußen zu sein und wieder mal am Leben teilzunehmen.
Es tut gut, Freunde und Freude zu haben ... auch bei mir ist es so, dass ich mit einigen früheren Freunden keinen Kontakt mehr habe. Was aber
hauptsächlich daran liegt, dass sie nicht wissen, wie sie mit mir und meiner Trauer umgehen sollen. Das verstehe ich und bin niemanden deswegen böse.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass du Astrid mehr vermisst, wenn du glücklich bist - es geht mir ähnlich. Ich kann meine Freude nicht mehr mit
Stephan teilen und das macht es ungeheuer schwierig, Freude und Glück auszuleben. Weil es halt einfach nicht mehr das ist, was es mal war ...
Die Worte von Christine und Dschina haben mir auch geholfen ... und ... Mario, ganz ehrlich, wir müssen nirgends hinfahren, um bei unseren Lieben
zu sein ... sie sind immer bei uns. ABER wenn es uns ans Grab zieht, dann sollten wir das auch machen.
Ja, es ist nun mal so, dass ich noch hier bin und vielleicht auch noch lange hier verweile (wie Dschina es geschrieben hat).
Ich möchte natürlich nicht wie ein Zombie durchs Leben laufen. Bin dabei den neuen Weg zu gehen ... um mir selbst mein Dasein so angenehm
und positiv wie möglich zu machen.
Und auch aus diesem Grund habe ich jetzt den Schritt gewagt, den ich schon lange vor hatte, aber solange Stephan krank war, nicht daran gedacht
habe, es auch umzusetzen. Ich werde mich mit Anfang Mai beruflich verändern, ich bleibe zwar in der selben Firma, gehe aber in einen anderen Bereich.
Das ist eine neue Aufgabe und bedeutet auch beruflich einen neuen Lebensabschnitt. Bin natürlich nervös, ob ich es schaffen werde - aber es wird
mir hoffentlich gelingen!
Was ich auch mache bzw. eben nicht mehr mache - ich habe mich letztes Jahr auch im Krebsforum angemeldet und viel geschrieben. Für eine
gewisse Zeit war das auch gut, allerdings habe ich gemerkt, dass die regelmäßige Konfrontation mit dieser schrecklichen Krankheit und all den
damit verbundenen traurigen Schicksalen, mein positives Weiterkommen verhindert. So habe ich das Schreiben und Lesen in diesem Forum eingestellt.
Ach ja, wegen Urlaub - ich fahre über Ostern eine Woche nach Deutschland zu einer Freundin und ihrem Sohn - der sich schon mächtig darauf freut
mit mir gemeinsam seinen Lego-Raupenbagger zusammenzubauen. Es ist meiner erster Urlaub, schauen wir wie es sein wird.
Liebe Grüße
Marion