Beiträge von Christine

    Liebes Tagpfauenauge,

    herzlich willkommen bei uns und mein tiefes Mitgefühl zu den Verlusten die du und deine Familie erleiden mussten.


    Die Leere, die Ohnmacht, die Kinder, der Haushalt .... die Trauer... Hast du jemanden, der dich unterstützt, wenn dein Mann auf Dienstreise ist?

    Hast du professionelle Hilfe oder Begleitung und Unterstützung für deine Trauer?


    Habe ich es richtig verstanden, dass die verstorbenen Zwillings- und Drillingskinder während der Schwangerschaft gestorben sind und das lebende Zwillings- bzw. Drillingskind trauern? Wie wirkt sich diese Trauer bei den Kindern aus?


    Alles Liebe Christine

    Liebe Hedi,

    oh, ich kenne viele solcher Begebenheiten. Eine der eindrücklichsten Erlebnisse hatte ein Witwe, deren Mann plötzlich bei einem Motorad ums Leben gekommen ist. Zwei Wochen nach seinem Tod piepste ihr Handy und ein SMS, das er ihr kurz vor seinem Tod geschickt hat poppte auf mit der Nachricht: "Ich freue mich schon, wenn ich dich wieder in meine Arme schließen kann." Ein ähnliches Erlebnisse hatte deren gemeinsame Tocher, die in der Straßenbahn saß und auch bei ihrem Handy plötzlich eine uralte SMS von ihrem Vater aufpoppte: Es stand da: "Du musst noch ein paar Frösche küssen, bis du den Prinzen findest." Die Tochter hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt ....

    Zufall aufgrund von irgendwelchen technischen Gebrechen? Oder doch mehr als ein Zufall?


    Wir Menschen interpretieren Wahrnehmungen passend zu unserem Lebenskontext. Nach der Trennung von meinem Ex sah ich überall in der Stadt 2CVs herumfahren - ein mittlerweile seltenes Gefährt. Mir wa r damals gar nie aufgefallen wie viele 2 CVs es in Tirol noch gibt. Die Geräusche, die mein Haus macht, nehme ich auch nur war, wenn ich dafür besonders sensibel bin, also vor allem, wenn ich alleine im Haus bin. Manchmal ruft mich just jemand an, wenn ich grad an ihn/sie denke. Zufall sage ich, aber es könnte auch etwas anderes sein.

    Ich weiß es nicht, aber genau deshalb dürfen wir diese Wahrnehmungen so interpretieren wie sie uns gut und tröstlich erscheinen. Niemadn ist deshalb "gaga".

    Es ist, ws es ist, sagt die Liebe.

    :24:

    AL Christine

    Leber!<X


    :D


    Ich gehe heute zum Ganslessen. Aber ob ich ein Gansl essen werde, das weiß ich noch nicht. Mal sehen! In jedem Fall eine ordentliche Portion Fleisch!

    Aber keine Leber=O<X


    :8::PChristine

    Liebe Hudipfupf,

    herzlich willkommen hier auch von mir!


    Was für ein lustiger Name! Ist das ein Spitzname von dir?


    Ob es wirklich Zeichen von unseren Verstorbenen sind oder nur Zufälle und Träume, das kann niemand wirklich genau wissen.

    Wichtig ist, was es für dich ist. Und der Sinn ist, dass solche Erlebnisse dir den verstorbenen Menschen in einer Zeit noch einmal näher bringen, in der du mit dem Schicksal und der Trauer haderst und so voller Sehnsucht nach ihm bist.


    Manche Träume erklären auf symbolische Weise die Situation, wie Hedis Traum neulich mit den Hunden und ihrem Mann, der daneben steht und nicht helfen kann. Manche Träume bringen gute Ideen: Wie dein Traum, in dem dein Vater dir sagt, du sollst für ihn diese Lampions kaufen. Ob er es persönlich war oder dein Gehirn dir im Traum eine wunderbare Idee für ein Ritual geschenkt hat, das weiß ich nicht. Letztlich hattet ihr dieses tröstliche Ritual und letztlich war dein Vater bei dir - ob in echt oder als realistischer Traum - er war da.

    :24:

    AL Christine

    Liebe Blaumeise,

    nimm es auf, vielleicht mehrmals- bis du die nötige Wut in deine Stimme gelegt hast und spiel es ihr übers Telefon vor! Ha! Zuckbumm-ZOIIIING!

    Da nimm: Ich hab dir zur Stärkung vorab schon mal ein Stück riesige Schwarzwälderkirsch mitgebracht - den Rest kreisgt du dann!

    8)

    :24:

    AL Christine

    Liebe Blaumeise,


    Wir schämen uns für Unangemessenes und Verbotenes, den ungewollten Blick anderer Personen, Schwäche, Defekte und Krankheit, Nacktheit, Schmutzigkeit und Kontrollverlust. All das wollen wir vermeiden, um nicht an Status zu verlieren. Denn Statusverlust löst wiederum Scham aus. Und dann gibt es noch die Scham für die Scham .....


    Scham ist, wie schon geschrieben wurde, an sich ein gutes Gefühl, das jeder psychisch gesunde Mensch kennt. Wenn das Schamgefühl bei einem Menschen fehlt (entweder weil es durch den Einfluss von Alkohol oder Drogen außer Kraft gesetzt wird oder weil eine Funktionsstörung etwa durch Demenz oder einen Tumor im präfrontalen Cortes vorliegt), dann werden Menschen verhaltensauffällig: Sie können sich nicht mehr an Normen und Konventionen halten, ihr Verhalten ist nicht mehr vorhersehbar, sie mache uns Angst. Sie gelten als psychisch krank.


    Du reagierst mit deiner Scham also völlig normal, denn du bist gerade angeschlagen, schwach, als Depressionspatientin krank. Scham empfinden wir aber- wenn alles gut für uns läuft - vor allem vor dem Auge der Öffentlichkeit, dem Arbeitgeber, vor Menschen, die keine vertrauten Personen sind.

    Engen vertrauten Personen gegenüber empfinden wir keine Scham oder nur wenig: wir dürfen/können uns zeigen, wie wir sind, mit all unseren Defekten und Schwächen, unseren Unangemessenheiten und Unzulänglichkeiten. Dafür haben wir - wenn alles gut läuft - unsere Familien. Im Schutz der Familie dürfen wir sein, wie wir eben sind - und wir werden trotzdem geliebt: trotz ausgebeulter Jogginghose, unperfekter Figur, pickelig, traurig, krank und sogar samt unsren Blähungen ;)


    Ich glaube, das ist gerade das, was dir fehlt: eine Familie, in der du dich als Mensch fallen lassen kannst und nicht schämen musst für das, was gerade nicht gut läuft, für deine Ängste. Ein geschützter Raum, der dir vermittelt, dass du trotzdem wertvoll und liebenswert bist. Das ist sehr traurig. Darum: Lass uns einfach ein bisschen diese Familie sein! <3:24:


    Zu dem ganzen Theater mit der Oma: Das ist furchtbar! Ich muss mich da an Astrid und meine Vorschreiberinnen anschließen. Lass deine Tochter fahren. Aber rede mit ihr: Darüber, warum du so bist wie du bist. Über deine Angst, sie zu verlieren und dass du sie liebst, auch wenn du es manchmal nicht zeigen kannst. Versuch ihr gegenüber aus dem Bannkreis deiner Scham zu treten. Es würde dir so viel Erleichterung bringen und sie könnte verstehen.

    Und ja, ich denke der Oma müsstest du eine Ansage machen .... Ich würde es mir aufschreiben, die Wutrede üben, dass dir nicht die Worte fehlen und sie am Telefon ordentlich downtalken.... Stell dich breitbeinig mit einer Hand in der Hüfte (und einem gedanklichen Revolver in der anderen Hand) hin und lass es donnern und blitzen:95::4:


    AL :24:

    Christine

    Liebe Blaumeise,

    da trägst du ein großes Paket mit dir herum ... eine schwere Last von Kindheit an. Und heute weiß man, dass Kinder, die mit depressiven Müttern aufwachsen ein sehr großes Risiko haben selbst depressiv zu werden - zum einen gibt es da eine genetische Disposition, zum anderen musstest du als Kind deine Mutter bemuttern, sie selbst konnte krankheitsbedingt nicht mütterlich sein - nicht für dich sorgen, dich nicht beschützen. Das ist fatal ...

    Und dann der Suizid - in einer extrem aggressiven Art und Weise.... das Totschweigen danach, das Verschwinden der Mutter, die Sprachlosigkeit ... all das sind mega-harte Brocken für ein Kind ....


    Das strategische Vorgehen war ja nur so eine Idee von mir. Oft ist es so, dass wenn man versucht, zwei Menschen krampfartig auseinanderzuhalten, dass diese dann erst recht zusammenkletten und man genau das Gegenteil erreicht. Ich dachte halt, dass wenn du deiner Tochter die Freiheit lässt in dieser Notsituation zur Oma zu ziehen, dass sie dann auch keinen Grund hat, sich gegen dich aufzulehnen. Wenn man es klar als Auszeit definiert und und auch zeitlich begrenzt - für die Zeit bis nach deiner Therapie - dann kann man das als Vereinbarung zwischen euch gestalten. Ich würde auch ganz dringend mit deiner Tochter über deine Angst sprechen, sie dadurch zu verlieren. Die Schwiegermutter mag zwar eine materialistische Egomanin sein, aber vielleicht kann sie deiner Tochter jetzt doch Stabilität und Sicherheit vermitteln, die du im Moment nicht geben kannst... Gäbe es zur Schwiegermutter eine andere Alternative?


    Noch was fällt mir auf: Warum muss deine Tochter all diese Sachen von deiner Schwiegermutter erfahren? Ich meine, ja, das ist natürlich absolut nicht in Ordnung von der Schwiegermutter und ich würde mich auch fürchterlich aufregen. Aber ein 13-Jähriges Mädchen kann schon sehr viel verstehen und es ist grundsätzlich besser mit Kindern offen über das Kranheitsbild der Depression, über Suizidalität und Therapieformen sprechen. Ich würde all diese Sachen ganz offen mit deiner Tochter besprechen, dass sie sich auskennt, dass sie nicht mit der verzerrten Darstellung ihrer Oma dasteht und ein falsches Bild bekommt. In deiner Kindheit hast du mit dem Schweigen und der Sprachlosigkeit über die Krankheit und den Suizid deiner Mutter leben müssen, ich hab ein bisschen Angst, dass sich die Sprachlosigkeit darüber wiederholt.


    Bernhard Aichner und die "Totenfrau": Ja logo kenn ich das. Bernhard hat zu Recherchezwecken ein halbes Jahr bei mir gearbeitet und der Roman ist während dieser Zeit entstanden (und selbstverständlich von mir korrekturgelesen worden). Wie - also Bernhard und ich haben sehr viel gemordet in dieser Zeit - gedanklich, theoretisch. Und noch was: Ich habe auch eine Schwiegermutter .... :4:


    Ganz liebe Grüße:24:

    Christine