Hallo,
Vielen lieben Dank für die hilfreichen und stärkenden Antworten. Seit gestern geht es mir ein wenig besser. Vllt hat es damit zu tun das ich aktiv war, und 2 Dinge für meinen Bruder tun konnte.
Zuerst war ich in einem Blumenladen und habe ein Herz bestellt. Lila und weisse Blumen..
Es war unglaublich hart, ich musste die ganze Zeit weinen, glücklicherweise war der Florist "sehr normal" und hat mich eher ein wenig gestärkt. Er hat mir viel Zeit gelassen und ich hatte mich verstanden gefühlt.
Als ich dort wegging verspürte ich ein gutes Gefühl und ein wenig mehr Kraft .
Ich hatte ja schon erwähnt das im Polizeilichen Pressebericht über meinen Bruder geschrieben wurde.
Es gab einen Absatz mit dem ich nicht klar kam... ( er ist bereits mehrmals Kriminallpolizeilich in Erscheinung getreten...) . Ich hatte plötzlich das Bedürfniss noch im Auto dort anzurufen , damit sie diese fürchterlich negativen Zeilen rausnehmen. Als ich nach Hause kam und nachsah war dies auch passiert. Ich habe mich total gut gefühlt. Es fühlte sich so ungut an ihn so darzustellen.
Drogenabhängige Menschen sind alles andere als Kriminell sie sind krank.
Ja das hat mich irgendwie gestärkt.
Meine Schwestern haben mich absichtilich nicht miteinbezogen , vermutl weil sie mir Schaden zufügen wollten.
Die eine Schwester hat einen Sohn er ist 6. Also ein Jahr älter ein mein Jüngster. Die beiden kleinen wuchsen wie Geschwister auf. Meine Schwester ist alleinerziehend und fing ziemlich schnell das arbeiten wieder an. Das heisst am Wochenende war ihr Sohn schon ganz früh immer bei uns. Letztes Jahr im Januar brach sie den Kontakt ab... Ich wir wissen bis heute nicht warum.. Ich hatte noch einige Versuche unternommen leider vergebens...
Die andere Schwester ist noch jung, 27, 20 Jahre jünger als ich .
Ich war immer für all meine Geschwister Mutteresatz da meine Mutter seit dem ich denken kann nie da oder für uns da sein konnte. All meine Geschwister haben erstmal bei mir gewohnt nachdem sie von zu Hause weg sind ... immer vor der Volljährigkeit..
ich denke das sie sich allessamt zurückgezogen haben irgendwann weil sie gemerkt haben das ich ab einem gewissen Moment weniger geben konnte weil ich mit 4 Kindern reichlich zu tun hatte und habe.
Glücklicherweise lebe ich in einem stabilen Rahmen und ich denke das war so der Pkt wo sich meine Geschwister leider nicht umorganisiert haben. Einfach nicht gemerkt haben das auch ich nur so viel geben kann wie ich Kraft habe. Vllt habe ich sie da zu sehr vor den Kopf gestossen. Wobei es nie so war, das ich mich entzogen hab. Aber ganz einfach viel weniger geben konnte.
Ist es Neid, Wut , Traurigkeit ? Ich weiss nicht warum sie mir das jetzt auferlegt haben.
Bis heute hat sich niemand gemeldet um mir den Bestattungstermin zu sagen..
Ich habe ihn selbst herausgefunden. Auch das Bestattungsinstitut kenne ich . Aber was soll ich dort?
Es ist schon alles passiert.
Manchmal habe ich so das Gefühl das sich meine Familie nun stark fühlt weil sie mich schwächen konnten. Ich kann mir das nicht anders erklären.
Ich war immer für sie da. Für alle... Meine Mutter ist seit vielen vielen Jahren als schizophrän erklärt.
Ein guter Freund sagt mir vor ein paar Tagen ich kenne ihn seit 30 Jahren, dass ich so froh sein kann denn ich bin die einzige aus dieser Familie die einen komplett anderen Weg eingeschlagen hat. Und das es aber ein absolutes no go ist , was sie mir jetzt zugemutet haben, gerade weil ich immer da war.
Und ganz besonders für meinen Bruder. Er brauchte am meisten . Und jetzt haben sie mir alles genommen um mich so zu verabschieden können das es erträglicher wäre.
Ich habe am Montag in der Klinik angerufen, warum man mich nicht verständigt hat...
Michael wurde am 14 aufgefunden. Am 17.wurden meine Schwestern von der Kripo verständigt. Am 20 erfuhr ich davon, gerade zu dem Zeitpunkt wo die Organsspende durchgeführt wurde. Meine Schwester sas hier am Tisch und sagte mir mein Bruder ist tot, erklärte mir Reanimation künstl. Koma Donnerstag, 19 . 53. Hirntod.. dann sagte sie das man sich noch bei mir melden würde wegen der Kosten.. Und dann sagte sie mir noch , ach übrigens die andere Schwester will trotzdem keinen Kontakt mehr zu Dir.
Dann war die Wolke da und mein Mann tat das einzige richtige er bat meine Schwester zu gehen.
Jetzt am Montag ist die Beerdigung , Ich habe so Angst davor. Angst die Nähe zu meinem Bruder zu spüren . Angst vor der Vorstellung das er in diesem Sarg liegt. Ich weiss nicht wie ich reagiere. Ich habe Angst davor meine Schwestern sehen zu müssen. Ich weiss auch da nicht wie ich reagiere.
Ich habe mir gedacht, meine Schwester konnten nicht anders.... vllt aus Schwäche oder oder oder...
Aber das was sie da jetzt gemacht haben ist so unfair. Egoistisch.. Gemein und wiederlich..
Meine grossen Kinder ( 17 j. 28 j. und 26. j. ) gehen eigentlich sehr gut mit dem Tod ihres Onkels um, denn seit sie ihn kannten war immer das Drogenproblem da. Wir haben viel u oft darüber gesprochen das genau das was nun passiert ist passieren kann. Sie waren in irgendeiner Form darau vorbereitet. So wie auch ich u mein Mann.
Aber das ganze wie man es mir gesagt hat, wie man jetzt mit uns umgeht ist das was diesen nicht erklärbaren Zustand so ausgelöst hat.
Wir konnten noch nicht mal an der Gestaltung der Beerdigung teilhaben. Nichts gar nichts . Ich gehe am Montag dort hin und sehe einen Sarg indem mein Bruder nun liegt. Und das ist nur sehr schwer für mich zu verkraften.
Trotzdem merke ich das diese Wolke kaum mehr da ist.. Ich bin mehr und mehr wieder angekommen und kann wieder bisschen besser den Tag wahrnehmen und auch an ihm teilnehmen.... Das tut gut, denn ich hatte wirklich Angst nicht rauszukommen.
Ich lebe gerade sehr viele verschiedene Gefühle, das ist anstrengend und kompliziert, denn jedes Gefühl möchte Antworten. Mein Mann ist gerade sehr gefordert. Manchmal tut er mir so leid. Wir sind selbstständig können uns zwar erlauben etwas runterzufahren aber auch nur bedingt. Ich weiss gar nicht wie er das gerade alles schafft. Er ist ein ständiger Zuhörer, Tröster und braucht bestimmt selbst gerade jetzt Beistand. Aber ich kann es ihm kaum geben.
Eigentlich bin ich ein belastbarer Mensch, und ich weiss das es mit der Zeit leichter wird, aber im Moment ist alles nur schwer auszuhalten.
Heute hatte ich ein paar gute Momente. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen... darf ich die schon haben? Ist es nicht ungerecht meinem Bruder gegenüber das ich mich für Sekunden gut fühle?
In den ersten Tagen konnte ich kaum essen.. ich brachte nix runter . und gleichzeitig war da auch dieses Gefühl ich darf nicht meinem Bruder ging es auch nicht gut.
Ich fühle mich meinem Bruder gegenüber nicht schuldig, denn ich weiss das ich alles für ihn getan habe, wofür meine Kraft reichte, und trotzdem habe ich im Moment immer wieder ein schlechtes Gewissen.
Es ist wieder viel geworden. Aber es tut so gut.
Danke das ihr gerade da seid.
Moni