Ich war auch gerade mit den Hunden (12, 13) im Wald und durfte mal so richtig schreien, weil beide bei der Auswahl ihrer kulinarischen Vorlieben wenig adrett veranlagt sind. Das tat gut und zeigte bei den Fellmonstern sogar nachhaltig Wirkung.
Liebe Kati, du hast recht, es fühlt sich nicht so an, als habe ich schon viel geschafft. Gut, ich halte mein äußerliches Leben aufrecht, gehe zur Arbeit, aber innerlich empfinde ich mich oft genug von vorn bis hinten als Desaster. Gut, es gibt auch viele kleine zufriedene Momente, allerdings immer wenn ich allein mit meinen Tieren bin. Menschen strengen mich an und ich brauche einfach unglaublich viel Zeit für mich. Zu Niemandem in meinem Umfeld hab ich so ein ungebrochenes tiefes Vertrauen, wie ich es zu meinem Freund hatte. Ich fühlte mich bei ihm zuhause und angekommen. Ich mag es auch nicht von Freunden umarmt zu werden, kann mich da nicht fallen lassen. Unsere ganze Beziehung war für mich jederzeit ein rießengroßes Geschenk und irgendwie auch ein dauerhaftes Wunder.
Jedes Mal, wenn ich mit dem Zug verreiste, schaute ich aus dem Fenster in Richtung unseres Hauses und war glücklich darüber so zu leben, wie wir lebten und glücklich darüber, dass er da war. Ich habe seine Sicht auf die Welt, seinen Umgang mit Menschen und allem, was lebt, kriecht, schwimmt, fliegt, steht, liegt, dem Leben immer bewundert. T. war nicht nur mein Freund, Geliebter, Vertrauter - er war auch Vorbild für mich. Jetzt dümpele ich manchmal durch Verhaltensweisen meiner Umwelt gegenüber, die alles andere als charmant sind.
Denke ich darüber nach, wer mich wohl am besten in meiner jetzigen Situation verstehen könnte, ER. Er wüsste, wann Schweigen hilft, wann eine Umarmung innerliche Schmerzen lindert, wann eine erfundene, spontan, zusammengewürfelte, absurde Geschichte mich zum Lachen bringt. Er wüsste, wann ich allein sein möchte und wann ich jemanden an meiner Seite bräuchte. Mein Freundeskreis ist liebevoll, aber tapsig. Niemand sonst hat meine feinen, unsichtbaren Grenzlinien so gut wahrnehmen können und auch liebevoll respektieren wollen wie er. Es war über all die Jahre ein immer intensiveres Kennen- und Liebenlernen.
Liebe Amitola, leider bin ich absolut kein Gemeinschaftsmensch. Ich schätze das häufige Alleinsein, auch wenn es sich im Moment oft einsam anfühlt, sehr.
Meine Erfahrungen von Gemeinschaftsprojekten sind auch leider eher bescheiden. Das Ziel Individuelles zu vermischen ist nicht meins. Auch ist mein Eindruck, dass sich dort die Grenztrampler, sorry für das harte Wort, aber so hab ich es leider sehr häufig empfunden, potenzieren. Mein Erleben war bisher immer, dass der Einzelne dem Gemeinsinn zum Opfer fällt, dass sich sehr häufig Menschen verbinden, die eben nicht in der Lage sind wirklich zu kommunizieren und eher ewig Suchende bleiben.
Ich mag es eher klein, unspektakulär und ruhig. Die Menschen, die mir immer bisher am Nähesten standen, waren bescheidene Einzelgänger mit einem leichten Hang zur liebenswerten Schrulligkeit. Menschen, die sich selbst genügen.
Vorhin im Wald habe ich darüber nachgedacht, ob es Zeit ist meine sieben Sachen zu packen, mich in all den ohnehin äußeren Unsicherheiten, bewusst auch der noch verbliebenen, vermeintlichen Sicherheiten zu berauben. Ich denke, es ist ein lohnenswerter Gedanke, auch wenn er sicher noch etwas Zeit zum Reifen braucht.