Liebe RoteRose,
wie oft habe ich deinen Beitrag schon gelesen und immer wieder rührt er mich zu tränen, weil ich mich einfach zu 100 % wieder finde.
Ich möchte dir danke sagen, dass du mir von dir und deiner Mama erzählt hast. Es freut mich, dass mein Beitrag dich dazu ermutigt hat, dich hier anzumelden und dich selber zu Wort zu melden. Ich kann dir nur sagen, dass deine Worte mich wirklich ergriffen haben.
Es tut mir wirklich leid, dass auch du dieses Schicksal mit dir trägst, deine Mama so früh verloren zu haben. Es ist schön, dass ihr die Zeit bis zu ihrem Fortgang noch genießen konntet. Auch wenn du das Verschweigen der Diagnose für dich alles sehr plötzlich kam. Hättest du dir gewünscht, dass deine Mama vorher mit dir darüber gesprochen hätte? Du hattest nach deinem Beitrag zu urteilen auch eine sehr intensive Beziehung zu deiner Mama, deine Worte " Ihr Tod hat eine so riesige Lücke hinterlassen... die Zeit mit ihr war einfach viel zu kurz und ich muss viel weinen" könnten auch von mir stammen. Es ist einfach so traurig. Und deine Mama ist nicht dein einziger Schicksalsschlag. Auch der Verlust deiner Tochter berührt mich sehr und tut mir unendlich leid. Die Vorstellung daran trifft mich sehr.
Umso mehr freue ich mich unbekannterweiße für dich und deinen Mann und den baldigen kleinen neuen Erdenbürger. Zu lesen, dass es dir wieder Auftrieb gibt finde ich wirklich sehr schön. Es ist so ungerecht und traurig, dass sie nicht dabei sein wird und Anteil haben wird an eurem Kind.
Auch dieser Satz spricht mir aus der Seele und beschreibt genau das, was ich denke und fühle "Auch ich hatte und habe immer noch Angstdavor, dass ich sehr oft traurig sein werde, wenn ich realisiere, dass meine Mama das einfach alles nicht mehr miterleben wird, wie der Kleine aufwächst... so viele Momente, die man nicht teilen kann - mit dem Menschen, mit dem man sie am liebsten geteilt hätte".
Was machst du gegen diese Ängste? Wie hast du es geschafft, dich doch bereit für eine Schwangerschaft zu fühlen? Ich habe einfach so viel Angst davor, dass ich meinem Kind nicht gerecht werden kann, weil ich in eine Trauer verfalle. Das ich es bereuen werde, dass das Kind da ist, weil es mich einfach unglücklich macht.
Und dann sind da noch diese anderen Gedanken. Meine Mama war mein Seelenmenschen und einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ist es da überhaupt erlaubt, einfach weiterzumachen? Ich weiß nicht wieso, aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass ich sie verrate, wenn ich weiterlebe und glücklich bin. Ich möchte nicht, dass sie das Gefühl bekommt, dass ihr Verlust egal ist. Das ohne sie einfach alles weitergeht. Sie fehlt mir doch so sehr.
Du hast so Recht und es sind unfassbar schöne und berührende Worte "Das Baby, das in mir wächst, trägt auch einen Teil meiner Mama in sich. Ich schaue meiner Mama sehr, sehr ähnlich und somit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein kleiner Bauchzwerg auch Ähnlichkeiten zu meiner Mama hat. So oder so, hat er irgendwie ihre Gene und so wird meine Mama in ihm weiterleben." Auch ich sehe meiner Mama sehr ähnlich und bin ihr in vielen Eigenschaften und Charakterzügen auch sehr ähnlich. Es wäre einfach so wunderschön, wenn Mama in den Kindern weiterleben würde. Dieser Gedanke lässt gerade wirklich viele Tränen frei.
Oft habe ich schon darüber nachgedacht, dass ich die Pläne, die ich immer mit Mama hatte, einfach komplett durcheinander bringen muss. Das ich einfach das Bild, was ich/wir immer hatten verändern muss, um diese Momente und Tage auch genießen zu können. Wenn ich zurückblicke, war es immer so, dass ich gesagt habe "spätestens mit 30 möchte ich mein 1. Kind". Ich glaube, wenn das mit Mama nicht passiert wäre, dann wäre es jetzt auch so. Das hat schon alles durcheinander gebracht. Der Plan war auch immer: Heiraten, Haus bauen, Kinder bekommen. Im letzten Jahr haben wir bei meinem Elternhaus angebaut. Für meinen Vater war das Haus zu groß und so haben wir entschieden, mit einzuziehen. Das war auch niemals mein Plan, wieder zurück in meine Heimat zu ziehen. Das Haus ist wundervoll geworden. Mein Vater hat eine schöne eigene kleinere Wohnung, und wir wohnen oben drüber. Aktuell ist unser Schlafzimmer in meinem alten Kinderzimmer. Zwischendurch habe ich ein ganz warmes Gefühl, wenn ich daran denke, dass meine Kinder in meinem Kinderzimmer groß werden könnten. Das meine Kinder in dem Garten spielen, wo auch ich gespielt habe. Ich hatte gedacht, als wir das Haus übernommen haben, es wird toll sein die Erinnerungen erhalten zu können. Im Dezember sind wir eingezogen und seitdem habe ich damit zu kämpfen, dass sich hier so viel verändert hat. Vieles sieht nicht mehr so aus, wie es bei meinen Eltern war. Und dadurch habe ich das Gefühl meine Erinnerungen zerstört zu haben. Ich weiß eigentlich, dass es total doof ist, aber es fühlt sich einfach so an.
Zu deiner Frage, ob ich nur Kinder bekommen möchte, wenn wir vorher geheiratet haben. Es war immer so mein Plan. Aber manchmal, wenn ich das Gefühl und die Gedanken zulasse, dass Kinder schön wären, dann denke ich, Kinder vor Hochzeit. Oder Hochzeit einfach nur ganz klein und ganz anders wie in meinem Vorstellungen. Das es für leibliche Kinder irgendwann zu spät sein kann, macht mir noch mehr Angst und Druck. Du hast vollkommen Recht, heiraten kann man immer, Kinder bekommen einfach nur zeitlich begrenzt. Manchmal frage ich mich, ob ich es einfach mal darauf ankommen lassen soll und das Schicksal entscheiden lassen soll. Und dann kommen da aber wieder diese Ängste, dass ich das alles nicht genießen kann.
Wenn ich doch einfach nochmal mit ihr sprechen könnte. Ihr meine Ängste und Sorgen mitteilen und vor allem ihr sagen, dass ich sie vermisse und über alles Liebe - auch wenn das Leben weitergeht.
Danke nochmal für deine Worte - die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben.