Beiträge von Blueeye88

    Liebe RoteRose,


    wie oft habe ich deinen Beitrag schon gelesen und immer wieder rührt er mich zu tränen, weil ich mich einfach zu 100 % wieder finde.


    Ich möchte dir danke sagen, dass du mir von dir und deiner Mama erzählt hast. Es freut mich, dass mein Beitrag dich dazu ermutigt hat, dich hier anzumelden und dich selber zu Wort zu melden. Ich kann dir nur sagen, dass deine Worte mich wirklich ergriffen haben.


    Es tut mir wirklich leid, dass auch du dieses Schicksal mit dir trägst, deine Mama so früh verloren zu haben. Es ist schön, dass ihr die Zeit bis zu ihrem Fortgang noch genießen konntet. Auch wenn du das Verschweigen der Diagnose für dich alles sehr plötzlich kam. Hättest du dir gewünscht, dass deine Mama vorher mit dir darüber gesprochen hätte? Du hattest nach deinem Beitrag zu urteilen auch eine sehr intensive Beziehung zu deiner Mama, deine Worte " Ihr Tod hat eine so riesige Lücke hinterlassen... die Zeit mit ihr war einfach viel zu kurz und ich muss viel weinen" könnten auch von mir stammen. Es ist einfach so traurig. Und deine Mama ist nicht dein einziger Schicksalsschlag. Auch der Verlust deiner Tochter berührt mich sehr und tut mir unendlich leid. Die Vorstellung daran trifft mich sehr.


    Umso mehr freue ich mich unbekannterweiße für dich und deinen Mann und den baldigen kleinen neuen Erdenbürger. Zu lesen, dass es dir wieder Auftrieb gibt finde ich wirklich sehr schön. Es ist so ungerecht und traurig, dass sie nicht dabei sein wird und Anteil haben wird an eurem Kind.


    Auch dieser Satz spricht mir aus der Seele und beschreibt genau das, was ich denke und fühle "Auch ich hatte und habe immer noch Angstdavor, dass ich sehr oft traurig sein werde, wenn ich realisiere, dass meine Mama das einfach alles nicht mehr miterleben wird, wie der Kleine aufwächst... so viele Momente, die man nicht teilen kann - mit dem Menschen, mit dem man sie am liebsten geteilt hätte".


    Was machst du gegen diese Ängste? Wie hast du es geschafft, dich doch bereit für eine Schwangerschaft zu fühlen? Ich habe einfach so viel Angst davor, dass ich meinem Kind nicht gerecht werden kann, weil ich in eine Trauer verfalle. Das ich es bereuen werde, dass das Kind da ist, weil es mich einfach unglücklich macht.


    Und dann sind da noch diese anderen Gedanken. Meine Mama war mein Seelenmenschen und einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ist es da überhaupt erlaubt, einfach weiterzumachen? Ich weiß nicht wieso, aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass ich sie verrate, wenn ich weiterlebe und glücklich bin. Ich möchte nicht, dass sie das Gefühl bekommt, dass ihr Verlust egal ist. Das ohne sie einfach alles weitergeht. Sie fehlt mir doch so sehr.


    Du hast so Recht und es sind unfassbar schöne und berührende Worte "Das Baby, das in mir wächst, trägt auch einen Teil meiner Mama in sich. Ich schaue meiner Mama sehr, sehr ähnlich und somit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein kleiner Bauchzwerg auch Ähnlichkeiten zu meiner Mama hat. So oder so, hat er irgendwie ihre Gene und so wird meine Mama in ihm weiterleben." Auch ich sehe meiner Mama sehr ähnlich und bin ihr in vielen Eigenschaften und Charakterzügen auch sehr ähnlich. Es wäre einfach so wunderschön, wenn Mama in den Kindern weiterleben würde. Dieser Gedanke lässt gerade wirklich viele Tränen frei.


    Oft habe ich schon darüber nachgedacht, dass ich die Pläne, die ich immer mit Mama hatte, einfach komplett durcheinander bringen muss. Das ich einfach das Bild, was ich/wir immer hatten verändern muss, um diese Momente und Tage auch genießen zu können. Wenn ich zurückblicke, war es immer so, dass ich gesagt habe "spätestens mit 30 möchte ich mein 1. Kind". Ich glaube, wenn das mit Mama nicht passiert wäre, dann wäre es jetzt auch so. Das hat schon alles durcheinander gebracht. Der Plan war auch immer: Heiraten, Haus bauen, Kinder bekommen. Im letzten Jahr haben wir bei meinem Elternhaus angebaut. Für meinen Vater war das Haus zu groß und so haben wir entschieden, mit einzuziehen. Das war auch niemals mein Plan, wieder zurück in meine Heimat zu ziehen. Das Haus ist wundervoll geworden. Mein Vater hat eine schöne eigene kleinere Wohnung, und wir wohnen oben drüber. Aktuell ist unser Schlafzimmer in meinem alten Kinderzimmer. Zwischendurch habe ich ein ganz warmes Gefühl, wenn ich daran denke, dass meine Kinder in meinem Kinderzimmer groß werden könnten. Das meine Kinder in dem Garten spielen, wo auch ich gespielt habe. Ich hatte gedacht, als wir das Haus übernommen haben, es wird toll sein die Erinnerungen erhalten zu können. Im Dezember sind wir eingezogen und seitdem habe ich damit zu kämpfen, dass sich hier so viel verändert hat. Vieles sieht nicht mehr so aus, wie es bei meinen Eltern war. Und dadurch habe ich das Gefühl meine Erinnerungen zerstört zu haben. Ich weiß eigentlich, dass es total doof ist, aber es fühlt sich einfach so an.

    Zu deiner Frage, ob ich nur Kinder bekommen möchte, wenn wir vorher geheiratet haben. Es war immer so mein Plan. Aber manchmal, wenn ich das Gefühl und die Gedanken zulasse, dass Kinder schön wären, dann denke ich, Kinder vor Hochzeit. Oder Hochzeit einfach nur ganz klein und ganz anders wie in meinem Vorstellungen. Das es für leibliche Kinder irgendwann zu spät sein kann, macht mir noch mehr Angst und Druck. Du hast vollkommen Recht, heiraten kann man immer, Kinder bekommen einfach nur zeitlich begrenzt. Manchmal frage ich mich, ob ich es einfach mal darauf ankommen lassen soll und das Schicksal entscheiden lassen soll. Und dann kommen da aber wieder diese Ängste, dass ich das alles nicht genießen kann.


    Wenn ich doch einfach nochmal mit ihr sprechen könnte. Ihr meine Ängste und Sorgen mitteilen und vor allem ihr sagen, dass ich sie vermisse und über alles Liebe - auch wenn das Leben weitergeht.


    Danke nochmal für deine Worte - die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben.

    Liebe Linchen1,


    ich entschuldige mich dafür, dass ich dich zu Tränen gebracht habe. Aber bedanke mich gleichzeitig dafür, dass du dich meinem Beitrag angenommen hast.


    Auch deine Geschichte berührt mich sehr und es tut mir unendlich leid, dass auch du deine Mama verloren hast. Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst und was du durchmachst.

    Möchtest du mir erzählen, was mit deiner Mama passiert ist?

    Bei mir sind es mittlerweile etwas über 4 Jahre. Manchmal kommt es mir wirklich so vor, als wäre es gestern... manchmal wie eine ganze Ewigkeit . Oft habe ich auch das Gefühl, dass ich nur funktioniere - Dein Satz " weiterleben wie ist das möglich, ich überlebe mehr auch nicht", das kommt mir einfach sehr bekannt vor.

    Vorhin hatte ich noch ein Gespräch mit meinem Freund, der sagte, er habe das Gefühl ich hätte noch immer nicht akzeptiert, dass meine Mama nicht mehr zurück kommt - ich würde es verdrängen. Und ich glaube, er hat Recht. Umso mehr ich es verdränge, umso besser komme ich durch die Tage. Aber dann kommen Tage wie heute, da überkommen mich meine Gefühle.

    Manchmal erwische ich mich auch dabei, dass ich noch von meiner Mama spreche, als wäre sie noch da.

    Auch ich weiß, dass meine Mama alles für mich getan hätte und auch ich weiß, dass sie wollen würde, dass man weiterlebt. Um aufzugeben, dafür sind wir noch viel zu jung. Viel zu viel Leben liegt noch vor uns. Aber trotzdem ist es einfach so schwer und unvorstellbar ohne sie.

    Was genau meinst du mit Zeichen, die du von ihr bekommen hast?

    Darf ich fragen, was du dir hast für ein Tattoo machen lassen? Habe auch schon des öfteren darüber nachgedacht.

    Das tut mir echt leid, dass du diese Gefühle nicht verstanden und nicht gehört zu werden schon von Anfang an hattest. Umso schöner finde ich es, dass du sagst, dass du dich hier in diesem Forum aufgehoben fühlst und einen Ort gefunden hast, wo du alles loswerden kannst.

    Ich sage immer wieder, ohne meinen Freund wüsste ich nicht, wo ich heute wäre. Er hat wirklich so viel Verständnis. Aber es ist einfach nochmal was anderes, mit Leuten zu sprechen oder zu schreiben, die ein ähnliches Schicksal durchgemacht haben oder ähnlich fühlen und denken.

    Die Worte hier sind irgendwie tröstend.

    Manchmal hoffe ich darauf, irgendein Zeichen von ihr zu bekommen, was ich tun soll. Oder vielleicht ein Zeichen, dass sie sagt, es ist okay, egal was du tust. Aber leider plagen mich nur meine Gedanken und meine Zerrissenheit.


    Danke für die Umarmung. Ich umarme dich mal zurück.

    Liebe Isabel L.K., Liebe Sonne10,


    das habt ihr wirklich schön geschrieben - es ist für alles Platz.


    Leider habe ich bis auf meinen Partner niemanden mehr, der Platz für meine Trauer hat und der diese mit ins Leben integriert. Ich habe noch einen tollen Vater und 2 Brüder. Allerdings reden Sie nie und zu keinem Zeitpunkt von meiner Mama. Mir fehlt es so, mal alte Erinnerungen aufleben zu lassen. Mir fehlt es, gemeinsam an Sie zu denken, wenn Sie Geburtstag hat oder Weihnachten es. Wenn man es innerhalb der Familie betrachtet, dann ist es fast, als wäre Sie nie da gewesen. Ich weiß, dass es innerlich bei jedem ganz anders aussieht. Auch mein Vater und meine Brüder leiden sehr unter dem Verlust. Aber es fehlt mir einfach sehr über sie zu sprechen.


    Oft höre ich, du bist genauso wie deine Mutter. Ich wurde beim einkaufen schon von mir fremden Menschen angesprochen, die fragten, ob ich ihre Tochter bin, da ich ihr sehr ähnlich sehe. Manchmal habe ich auch den Gedanken, dass die Mama/Oma sich ein wenig in den Enkelkindern verewigen wird. Das ist ein sehr schöner Gedanke.


    Aber dann kommt wieder der Gedanke, den ich gerade schon einmal geschrieben habe. Darf man einfach weiterleben? Darf man wieder glücklich werden? Darf wieder Freude ins Leben kehren. Ich fühle mich dabei einfach so schlecht - so als würde ich sie verraten.

    Liebe Babajaga912,

    es tut mir schrecklich leid, dass deine Mama schon vor so vielen Jahren von uns gegangen ist und du jetzt noch jemanden verloren hast.

    Ich rede jeden Tag mit meiner Mama, ich trage ihren Fingerabdruck als eine Kette um meinen Hals und wenn es mir schlecht geht, nehme ich diesen Fingerabdruck in meine Hand und habe das Gefühl, dass sie bei mir ist. Leider habe ich kein Grab in meiner Nähe, da meine Mama auf See bestattet wurde. Ich habe mir eine kleine Ecke bei mir im Haus eingerichtet, wo ich immer eine Kerze und frische Blumen hinstellen kann. Das hilft mir sehr.

    Immer wenn ich im Urlaub bin, wo Meer/Wasser ist, habe ich seit ihrer Beerdigung das Gefühl, dass Sie ganz nah dabei ist.

    Ich habe einfach so Angst davor, die Dinge zu tun, die ich mit ihr tun wollte. Viel zu groß ist einfach der Schmerz, dass Sie nicht mehr da ist. Ich würde einfach alles dafür tun, um Sie zurück zu holen.

    Liebe Andrea2403,

    es tut mir sehr leid für dich, dass auch du dieses Schicksal miterleben musstest und deine Mutter verloren hast.

    Als du geschrieben hast --> Aber nun ist sie weg, die tollste Oma, war es für mich wie ein Stich ins Herz. Ich habe so Angst, dass ich diese Gefühl niemals los werden werde. Ich bewundere deine Mut, weiter zu machen. Oft hatte ich selber schon den Gedanken, dass meine Mama in meinen Kindern weiterleben würde. Aber direkt danach kommt der Gedanke, dass ich Sie verrate, wenn ich einfach weiterlebe. Wenn ich einfach weitermache, wie geplant. Zeige ich ihr dann nicht, dass es egal, dass sie nicht mehr hier ist. Ich habe einfach so Angst davor, dass meine Mama im Himmel denkt, wir hätten Sie hier unten schon alle vergessen und ihr Verlust wäre egal. Ich habe irgendwie Angst davor, dass die Leute reden "Guck mal, die hat ihre Mutter verloren und trotzdem ist so glücklich hier".

    Es macht mir Mut, dass du schreibst, sie geben dir neue Lebenskraft. Danke für deine Worte.

    Auch ich wünsche dir alles Gute.

    Hallo Zusammen,


    ich bin überwältigt von den ganzen Antworten und es hat mir so gut getan, sie zu lesen. Irgendwie hat man doch das Gefühl, hier mit "Gleichgesinnten" zu sprechen, die einen besser verstehen können. Eure Worte haben mich sehr berührt, mich zum weinen gebracht und mir Mut gemacht. Dafür schon einmal Danke an jeden, der sich die Zeit genommen hat, meinen Beitrag zu lesen und darauf auch noch zu antworten.

    Hallo liebe Community,


    mein Beitrag ist schon lange her, aber das Thema ist präsent wie vor 3 Jahren.


    Gestern habe ich auf meinem Sofa gesessen und an dieses Forum zurück gedacht. Ich hätte nicht geglaubt, dass dieser Beitrag noch existiert.

    Mit Tränen in den Augen habe ich meinen Beitrag und die Antworten gelesen.


    Meine geliebte Mama ist mittlerweile schon 4 Jahre verstorben. Manchmal habe ich das Gefühl es war gestern, manchmal fühlt es sich an, als wäre es eine Ewigkeit.

    So viele Dinge haben sich verändert - Das Leben ist weiter gegangen. Aber was sich nicht verändert hat ist die unglaubliche Trauer. Ich vermisse meine Mama so sehr. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an sie denke. Keinen Tag, wo ich mir nicht sage, dass hättest du jetzt gerne Mama erzählt oder Mama gezeigt. Immer wieder versucht man sich einzureden, die Mama sitzt jetzt im Himmel und beobachtet alles und wäre ganz stolz. Aber trotzdem ist sie einfach nicht mehr da.


    In den letzten Jahren musste auch ich leider feststellen, dass gerade das Umfeld nicht mehr viel Verständnis für die Trauer haben. Menschen, die diese Situation nicht selber erlebt haben, können es auch einfach nicht verstehen. Ich habe einen tollen Partner, der mir immer zur Seite steht und mich immer wieder auffängt und immer für mich da ist. Aber gerade bei meinen Freundinnen hat sich die Welt so viel weiter gedreht - da spielen andere Themen eine große Rolle. Und das ist der Grund, der mich her geführt hat. Weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich mit keinem mehr reden kann und mich keiner versteht. Kommentare wie - das hätte deine Mama so ja nicht gewollt - kann ich einfach nicht mehr hören. Und ich hoffe einfach, dass mich hier vielleicht jemand versteht.


    Das Thema was mich aktuell sehr beschäftigt: Heiraten und Kinder kriegen. Ich bin mittlerweile 33 Jahre alt und das Thema spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Um mich herum haben schon alle geheiratet und Kinder bekommen. Außer wir. Und das belastet mich sehr. Nicht weil mein Partner es nicht möchte, sondern weil ich es mir nicht mehr vorstellen kann, seitdem meine Mama von uns gegangen ist. Schon als kleines Kind habe ich immer mit meiner Mama von den Brautmodegeschäften gestanden und nach Kleidern geschaut. Wir hatten so einen genauen Plan, wie dieser Tag sein wird, wie mein Kleid sein wird, wie einfach alles sein wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Kinder. Schon als junges Mädchen wusste ich immer, dass ich später selber eine Familie haben möchte. Und in der Vorstellung war es die Oma, die die ersten Schuhe kauft. Die Oma mit dem Kinderwagen, die Oma auf dem Spielplatz.


    Und jetzt ist einfach die Mama und die zukünftige Oma einfach nicht mehr da. Die Vorstellung, der Plan ....es kann so alles nicht mehr werden und das verletzt mich zu tiefest.


    Manchmal, wenn ich die Kinder meiner Freundinnen um mich herum habe, oder auf den Hochzeiten meiner Freundinnen bin, dann kommt das Gefühl, dass ich es auch haben möchte. Und dann kommt da auch ganz schnell das Gefühl, dass die Mama nicht mehr da ist. Und das ich doch nicht einfach alles so weiterleben kann, wie es mal mit ihr geplant war. Das ich doch nicht einfach wieder glücklich sein kann und so tun kann, als wäre nichts passiert.


    Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst diesen Schritt zu gehen und dann die Hochzeit nicht genießen zu können, weil es mich quält, dass meine Mama nicht dabei sein kann. Ich habe Angst Kinder zu bekommen und dann in eine tiefes Loch zu fallen, weil einfach jeden Tag Dinge passieren, die ich nicht mit meiner Mama teilen kann. Ich möchte mich über diese Dinge doch freuen, und nicht in trauer verfallen lassen. Ich habe Angst, mich jetzt gegen Kinder zu entscheiden und es dann später mein ganzes Leben zu bereuen. Ich weiß einfach nicht mehr was ich will, und das zerreisst mich sehr.


    Mein Partner hat für alles Verständnis und überlässt diese Entscheidung ganz allein mir. Ja, er würde mich sofort heiraten und ja, er hat sich auch immer Kinder gewünscht. Aber er sagt, er respektiert meine Entscheidung. Auch da habe ich Angst, ihn ein Leben lang unglücklich zu machen, da er sich immer eine Familie gewünscht hat.


    Und diesen Zwiespalt, diese Zerrissenheit - Niemand versteht mich.


    Irgendwie musste das jetzt gerade mal raus!

    Hallo ihr Lieben, vielen Dank für eure Antworten. Ich habe schon in der letzten Zeit gemerkt, dass es hier vielen so ergeht wie mir. Das es noch andere Menschen gibt, die um ihre Mutter trauern, und genauso jung sind wie ich. Und so komisch es klingen mag, dadurch hatte ich einfach das Gefühl, dass ich nicht alleine bin. Hier in meinem Umfeld hat jeder noch seine Mama. Ich hatte immer das Gefühl, dass niemand verstehen kann, wie ich fühle und wie es mir geht. Bis ich hier her gekommen bin. Irgendwie ist man hier durch den Schmerz und die Trauer verbunden.

    Es hat mich gestern sehr viel Überwindung gekostet hier zu schreiben, aber nachdem ich es abgeschickt habe, war es ein erleichterndes Gefühl.

    Die Worte von dem Schächtelchen haben mich sehr berührt. Wie sehr ich mir wünschen würde, dass dieser Schmerz irgendwannn kleiner wird. Das diese Fragen, warum meine Mama und warum so früh und wann wache ich endlich aus diesem Alptraum aus, endlich wieder aus meinem Kopf verschwinden. Das ich an die schönen Erinnerungen zurück denken kann und es sich nicht einfach nur grausam anfühlt, dass Sie nicht mehr da ist. Für mich ist es so schlimm, dass sich so viel verändert, ohne das sie dabei sein kann. Ich möchte Sie anrufen, ich möchte mit ihr sprechen und sie in den Arm nehmen. Aber sie ist einfach nicht mehr da. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann wieder mein Leben leben kann, mit meiner Mama im Herzen und in den Gedanken. Viel zu sehr schmerzt das Vermissen und die Sehnsucht.


    Ich habe einen tollen Partner, mit dem ich immer über alles sprechen kann. Ohne Ihn wüsste ich gar nicht, wie ich das letzte Jahr hätte schaffen sollen. Ich habe auch eine tolle Familie, bestehend aus meinem Papa und zwei Brüdern. Wir hatten schon immer ein sehr enges Verhältnis. Allerdings gehen die mit ihrer Trauer leider ganz anders um. Aus meiner Familie spricht niemand über meine Mama. Ich habe immer das Gefühl, sie wäre nie da gewesen. Es werden keine Bilder geschaut oder ähnliches. Das schmerzt mir sehr, denn es fehlt mir so. Ansonsten habe ich ein paar sehr gute Freundinnen, die allerdings ein wenig mit der Situation überfordert sind und nicht wissen, wie sie mir helfen können. Ihnen fällt es schwer mich so leiden zu sehen und daher ist ihr Weg, mich abzulenken. Niemand kann diese Traurigkeit wirklich aushalten. Mir haben die Gespräche mit der Trauerbegleiterin sehr gut getan. Dort wusste ich, dass ich meine Geschichte so oft wie ich möchte erzählen kann.


    Und nun zur Frage was meiner Mama passiert ist. Es war letztes Jahr Februar, zu Karneval. Donnerstags, an Weiberfastnacht, war ich noch bei ihr gewesen um mit ihr zu frühstücken. Das war auch der letzte Tag, wo ich meine Mama außerhalb des Krankenhauses gesehen habe. Sie fühlte sich etwas schlapp, wie eine Erkältung, aber nichts wildes. Ich habe sie noch gefragt, ob ich sie zum Arzt bringen solle, aber sie wollte nicht. Ich bin nach dem Frühstück zum Karneval nach Köln gefahren. Und montags ganz früh morgens kam dann die schreckliche Nachricht meines Vaters, er wäre mit meiner Mama im Krankenhaus und sie würde auf der Intensivstation liegen. Ich bin sofort nach Hause zu meinem Vater gefahren. Als er aus dem Krankenhaus kam, hörte sich im ersten Moment alles gar nicht so schlimm an. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass mein Papa den Ernst einfach nicht erkannt hatte. Er hatte montags morgens den Krankenwagen gerufen, da meine Mama nicht mehr ansprechbar war. Die hatten sie sofort mitgenommen und festgestellt, dass Sie ein Nierenversagen hat und deshalb schon an einer Sepsis leidet. Im Krankenhaus haben sie sie dann direkt ins künstliche Koma gelegt. Dort hat auch ihre Lunge die Funktion aufgegeben. Alles ausgelöst durch eine Lungenentzündung. Es war die Tage ein Auf und Ab. Die Lunge hat ihre Funktion wieder aufgenommen Meine Mama ist sogar nochmal aus dem Koma aufgewacht und wir haben gesprochen. Wir haben Bilder von unserem letzten Familienurlaub geschaut und sie war völlig klar. Die Ärzte sagten uns, sie hätte es geschafft und würde die Tage auf die normale Station verlegt. Der Moment, indem meine Mama die Augen wieder öffnete, das war der schönste meines Lebens. Ich habe die Tage fast 24 Stunden im Krankenhaus verbracht und sie hatte es wirklich geschafft. Und dann von heut auf morgen, 1 Tag später, sagten Sie, die Lungenentzündung wäre wieder ausgebrochen. Sie haben sie wieder ins Koma gelegt. Dann kam morgens der schlimme Anruf. Wir wurden ins Krankenhaus gerufen und der Arzt sagte, man könne nichts mehr tun. Lunge und Herz hätten die Funktion aufgegeben. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit. Ich habe das nicht verstanden und verstehe das bis heute nicht. Sie war doch wieder fit. Sie hatte es doch schon geschafft. Ich habe doch wieder mit ihr gesprochen. Wie kann es sein, dass Ärzte eine Lungenentzündung nicht in den Griff bekommen. Wir haben dann in der Familie entschieden, uns von ihr zu verabschieden und sind auf ihren letzten Stunden nicht bei ihr geblieben. Ihr ganzer Körper war schon aufgequollen und das Gesicht schon blau. Niemand konnte es ertragen dort zu bleiben und nichts tun zu können. Es hat nur wenige Stunden gedauert bis der Anruf kam, dass meine Mama gegangen ist. Zu diesem Zeitpunkt waren wir alle zusammen bei meinem Papa. Aber ich bereue es so sehr, dass ich nicht bei ihr war. Ich schäme mich, dass ich sie in den letzten Stunden nicht begleitet habe. Ich hätte bei ihr sein sollen. Jetzt ist es zu spät und ich kann das nicht mehr ändern. Ich habe das Gefühl, dass ich Sie im Stich gelassen habe. Aber es war einfach so unerträglich sie dort so liegen zu sehen.


    Das war die Geschichte meiner Mama. Und jetzt ist Sie einfach nicht mehr da. Ein wundervoller Mensch ist einfach weg.

    Hallo ihr Lieben,

    schon eine Weile bin ich hier in diesem Forum, jedoch habe ich immer nur still mitgelesen. Ich muss sagen, schon das hat mir sehr geholfen. Einfach, weil ich mich in so vielen Texten wiedergefunden habe.

    Auch meine Mama ist vor einem Jahr verstorben, ganz plötzlich und unerwartet und ohne vorherige Ankündigung. Im Alter von 57 Jahren wurde sie einfach so aus dem Leben gerissen, und leider auch aus meinem. Seitdem ist einfach nichts mehr, wie es einmal war. Meine Mama und ich hatten ein sehr enges Verhältnis... hatten jeden Tag Kontakt, haben uns viel gesehen. Daher reißt dieser Verlust ein riesiges Loch in mein Leben. Die erste Zeit war für mich unerträglich. Da wusste ich überhaupt nicht, wie es weiter gehen soll. Ich wusste nicht, wo oben und unten ist und wie ich es schaffen soll, den Tag zu überstehen. Habe mir dann Hilfe bei einer Trauerbegleitung gesucht und ich muss sagen, dass mir das sehr gut getan hat. Dann kam nach ca. einem halben Jahr ein Wechsel. Ich habe mich so in die Arbeit gestürzt und da ich nebenberuflich noch studiere hatte ich kaum Zeit für einen anderen Gedanken. Die starke Trauer war verpackt wie in einem Karton und ist immer nur noch phasenweise durchgekommen, dann aber sehr extrem. Ich habe in dieser Zeit sehr gelitten, da ich immer wieder das Gefühl hatte, ich würde zu wenig trauern und zu wenig an meine Mama denken. Aber ich konnte einfach nicht mehr so weiter machen, wie anfangs. Dafür fehlte mir die Kraft. Jetzt habe ich vor einer Woche meine Abschlussarbeit abgegeben, und seitdem ist meine Welt wieder wie zusammengebrochen. Ich habe das Gefühl, die verpackte Trauer holt mich jetzt wieder total ein. Mir geht es ähnlich, wie ganz am Anfang, nur das ich nicht mehr so viel weinen kann. Aber mir fehlt die Lust zu allem. Ich denke den ganzen Tag an meine Mama. Und bin so traurig, dass sie das alles nicht mehr mitbekommt. Wir hatten doch noch so viele Pläne. Und all das, soll ich ohne sie erleben? Das macht für mich keinen Sinn. Ich hoffe, dass ihr meinen wirren Gedanken irgendwie folgen könnt. Irgendwie musste das jetzt alles mal raus. Ich danke schon jetzt allen fürs zuhören/ zulesen.