Ich habe eine sehr nachdenkenswerte Nacht durchlebt.
Gestern morgen sass ich an einem Plan, der unbedingt ausgefüllt werden musste, für die Treibjagd, am
heutigen 31.10.2019, Feiertag, leider nicht für das Wild im geliebten Wald. Aber mein Revier bleibt dieses
Jahr vor solchen Aktionen verschont. Natürlich, wie es sich gehört, mache ich solche Sachen immer zum
letzten möglichen Augenblick. Ist dann nicht mehr ausdiskutierbar, da Zeitnot. Ich habe dann die Liste der
Gäste, "Kollegen" und Anzahl der Treiber vor mir. Immer packe ich die "SCHIESSWÜTIGEN" an die schlechtesten Plätze,
wo ich weiss, selbst beim TREIBEN, verläuft sich das Wild nicht in ihre Schuss-Bahnen. Dann fielen mir die zwei tiefer
liegenden Hohlwege ein, beliebte Wege, vom Wild. Die sparte ich ausversehen aus. Jedenfalls musste ich diesen Plan
beim Dienststellenleiter des Forstes abgeben. Dann kam dieser dämliche Anruf: "Was ist denn das für ein Plan, glauben
Sie ich bin blöd ? Und wie immer, ihr Plan kommt generell in letzter Minute an. Kommen SIE, also ich, nochmals hier vorbei !!!!!!"
Gut, ich fuhr hin und er zeigte nur wortlos auf die beiden Hohlwege. Da ich schon vorher wusste, was auf mich zukommt, waren
gleich zwei Personen in meinem Kopf, die nur zur Jagd kommen, aber die letzten Jahre kein Wild mehr getroffen hatten. Beide
Herren über 85 Jahre alt, die eigentlich nur noch kommen, um am Essen teilzunehmen und in Gesellschaft sein möchten. Die nannte
ich auch gleich, wie aus der Pistole geschossen. Dann schoben wir gemeinsam noch etwas an den Positionen, der Schützen, rum und
die Sache war erledigt. Beim Abschied sagte der "freundliche" Dienststellenleiter: "Haben SIE gut gemacht, damit bleiben die Hohlwege
ja frei."
Aber das ist eigentlich eine unwichtige Vorgeschichte. Am Abend, ich musste sowieso noch ins Revier, weshalb eigentlich, unwichtig, aber
dann schaute ich auf ein Paket mit gelben Dreiecken, aus Kunststoff. Klasse, ich hatte das zu bejagende Areal nicht gekennzeichnet. Nun
war es ein wirklich dunkler Abend, zwar sternenklar, aber dunkel. Also musste das GPS herhalten. Und nun kommt der nachdenkenswerte
Teil der Nacht. Svala wollte unbedingt mit. Ich dachte noch, passt, Meeresbiologin im Wald, aber willigte ein. Im Wald angekommen, nach ca.
zwei Kilometern, war nicht mehr Svala bei mir. Nein, ich ging mit einer anderen liebenswerten Person durch den Wald. Die Person, an die
ich dachte, wäre natürlich viel leiser gegangen. Die Person, an die ich dachte, tat mir gut. Die Person, an die ich dachte, erwärmte mein Herz.
So stolperten wir durch den dunklen Wald. Dieses GPS war hilfreich, in der Dunkelheit. Die starken Taschenlampen trafen mit ihrem Lichtstrahl
viele Augenpaare, die uns beobachteten. Und all die Kilometer ging ich mit der Person, an die ich dachte,weiter. Es war irgendwie schön, bis, ja, bis es einen
Aufschrei gab. Da war ich kurz in der realen Welt angekommen. Mist !!! Aber nicht zu ändern. Svala hatte sich den Knöchel "vertreten". Lag da auf
dem Waldboden, neben dem Bach, wo ich vorher noch warnte, glaube ich jedenfalls: "Vorsicht, die Sandsteine im Wasser sind sehr glitschig !"
Vielleicht hatte ich es nur gedacht, aber nun war es passiert. Es war wie abgestimmt, die letzte Flagge hing und wir waren am letzten Meter der
langen Strecke angekommen.Am Anfang musste ich Svala einhaken, aber sie wurde immer "wehleidiger". Jedenfalls hatte ich plötzlich Svala an
meiner Seite. Irgendwann erreichte wir einen Forstweg und ich sagte: "Svala, pass auf, DU bleibst hier jetzt sitzen und ich gehe los und hole das
Auto. Dauert nicht lange, höchstens 1,50 Stunden." Was dann los war, will ich nicht wiederholen. Jedenfalls wollte SIE auf keinem Fall alleine im
dunklen Wald sitzen und warten. Nicht mal mit Hund und zwei Taschenlampen. Sprach von unheimlich und Angst. Ich dachte mir nur, wie komisch, Angst im
Wald und im Wasser taucht sie neben Orcas. Hatte keinen Zweck, diese Sache weiter zu diskutieren. Also gab es nur noch eine Möglichkeit. Ich nahm SIE
"huckepack" und marschierte auf dem Weg weiter. Fast 5 - 7 Kilometer durch den Wald. Musste zum Schluss häufig pausieren. Dann wieder weiter.
Nur da war wieder dieses Gefühl, da Svala den Mund hielt. Ich trug nicht Svala, nein eine Person, an die ich liebevoll dachte. An eine Person, die mein
Herz erwärmt. An eine liebevolle Person, die ich vermisse.
Bis zum Auto, bei dem Licht war es wieder Svala.
Und nun mache ich mir Gedanken.
Aber warum, es war doch schön ?
Ich war im Wald, mit Svala und doch nicht mit Svala, nein, mit einer liebenswerten Person, die mein Herz erwärmt.
Verrückt ????
Aber das ist mir egal.
Liebe Grüße,
Uwe.