Vor drei Wochen flog mir Rosis Medikamentenplan in die Hände.
Ich schüttelte nur den Kopf.
Sah mich wieder bei der Medikamentenübergabe.
Sah Rosis gequältes Gesicht vor mir.
Diese Massen, die Rosi einnehmen musste.
Die erste Packung, die ich in der Hand hielt, war Mirtazapin - Biomo, Schmelztabletten.
Rosi nahm dieses Medikament, immer am Abend.
In kurzer Zeit, nach ca. 2 Wochen, wurde Rosi ruhiger, nach der Einnahme.
Und dann kam ich auf die Idee,
Uwe nimmt jetzt diese Tabletten, um zu sehen, was sich im Verhalten ändert.
Da ich ja auch immer unruhiger wurde.
Ich nahm ab dem Tag zwei Tabletten, Rosi eine Tablette (ich 2 da ja doppelt so schwer), immer am Abend.
Es tat sich am Anfang wirklich NICHTS.
Jetzt fühle ich mich verändert.
Aber nicht positiv, so wie die Wirkung bei Rosi war.
Habe verstärkt das Gefühl, ich möchte bei Rosi sein.
Aber vielleicht bilde ich es mir nur ein.
Ab heute werde ich die anderen Tabletten zusätzlich nehmen.
So, wie auf diesem beschiss... Medikamentenplan.
Morgens und abends jeweils eine Tavor und auch jeweils eine dieser dämlichen Targin, morgens und abends,
unter Beibehaltung dieser zwei Schmelztabletten.
Ich will wissen, ob Rosi wirklich bis zum Schluss bei mir war, oder ob sie "abgeschossen" wurde,
im letzten halben Jahr ihres Lebens.
Die anderen Medikamente vernachlässige ich, bronchienerweiternd, Cortison, Vitamine, Entwässerung.
Ich will einfach nur wissen, Rosis Wunsch, war er bei "klarem" Verstand.
Und wenn nicht, wie schlimm müssen die letzten Monate für Rosi gewesen sein,
dass Rosi trotzdem immer mit fester Stimme darauf bestand, auf ihren letzten Wunsch.
Ich weiss, dass Rosi sich immer sehr konzentrieren musste, wenn SIE ihren Wunsch aussprach.
Ja, anscheinend macht Trauer dumm.
Aber ich muss es wissen, selbst durchleben, ob ich da bin, oder nicht.
Liebe Grüße,
Uwe.