2.TEIL
Ich kann den Duft von Rosi, in ihren Sachen, kaum noch wahrnehmen. Habe sie nun eingetütet.
In meinem Kopf spielt sich eine permanente Diaschau ab: Rosi in Dänemark, Rosi auf der Hundeschau, Rosi, Rosi, Rosi. Ich sehe Sie leibhaftig, aber ich spüre nicht ihre Wärme. Ich höre ihr Lachen bei mir im Kopf, aber die Räume sind soooo still. Ich sehe Sie am Kinderwagen mit ihren stolzen Augen. Ich spüre ihre Lebensfreude.Eigentlich sollte ich mich freuen. Schöne Erinnerungen schmerzen aber. Ich kann nicht weinen und unterdrücke die Tränen, das führt zu starken Kopfschmerzen. Ich kann nicht mal weinen, wenn ich an Rosis Worte denke: "Schatz sei nicht immer zu hart zu dir, weine, wenn dir danach ist und du wirst sehen, wie befreiend das wirkt. Jetzt weisst du auch, weshalb ich manchmal den Tränen freien Lauf gewähre." Rosi war soooo schlau.
Ich laufe nun 100 Tage mit Herzschmerzen umher. Ich tröste mich damit: "Uwe, du hast ja die Hälfte des Herzens deiner geliebten Rosi mitgegeben." Die Herzstiche sind ja keine Stiche, sondern ein permanenter, mal mehr mal weniger, Schmerz.
14.September, der Geburtstag unserer Tochter Nicole. Familienfeier. Keiner sprach über Rosi. Schmerzvoller Tag.
21.September, mein Geburtstag ohne meinem Schatz Rosi. Familienfeier. Keiner sprach über Rosi. Ne, sinnvolle Fragen der Lebensgefährtin (ich mag Sie nicht) meines Vaters: " Na, sind 280 qm. Wohnfläche nicht zu groß für Dich. Muß doch saubergehalten werden, geheizt und andere Menschen suchen so große Häuser. Du hast doch bestimmt Zeit, dass Du bei mir die Fläche seitlich der Garage pflastern kannst. Du siehst aber erholter aus, kriegst bestimmt bald wieder eine Frau, guck dein Vater hat ja auch mich bekommen, blablablabla.." Ich beendete die Feier für mich.
24.September, ich fuhr zur Fischzuchtanlage. Und wirklich kreisten die Schwarzstörche über den Teichen, als ob sie auf Rosi und mich warteten. Seid 2001 fliegen sie am 24.September weg und kehren zwischen 4.-6.April dann zurück. Ich hatte das Gefühl, dass sie diesmal länger kreisen würden, als würden sie Ausschau nach Rosi halten (EINBILDUNG). Ich ging über die Anlage (12 Hektar, mitten im Landschaftsschutzgebiet, eigene Quelle, 27 Teiche). Unser Lieblingsplatz, während der Gesundheit von Rosi. Keine Veränderung, die Wasseramsel dreht im Bachlauf immer noch die Steine unterm Wasser um, suchend nach Köcherfliegen. Hier hatten Rosi und ich den ersten Wolf im Solling gesehen. Ohne Rosi hier über die Anlage zu gehen, das hatte mir dann doch nicht gut getan. Die kurze Freude auf der Anlage machte mir dann doch ein schlechtes Gewissen meiner lieben Rosi gegenüber.
Mich mal wieder mit einem Nachbarn (84) gefetzt, sein Hund geht meinem Prinzen gehörig auf den Senkel. Habe ihn nur gebeten, dass er seinem Kindersatz doch bitte mal das permanente Bellen verbietet. Mein Hund kommt immer mehr unter Spannung und ich könnte nicht gewährleisten, dass es vielleicht mal von Seiten Prinz zu einer erzieherischen Massnahme kommen würde. Er sagte dann schreiend: "Sie wollen damit also sagen, dass ihr Köter unseren kleinen TIMO (Peking-Palasthund) umbringt. Wir werden bestimmt keine Freunde mehr." Ich sagte:" Dafür wäre seine Zeit in diesem Leben auch zu kurz." Ich erzählte es Rosi. Habe aber wohl mit dem falschen Bild gesprochen, sie sah mich da sehr vorwurfsvoll an. Am nächsten Tag entschuldigte ich mich aber nur für den letzten gemachten Satz. Kam nicht gut an, aber ich konnte vermelden: "Rosi ich habe mich entschuldigt."
Ältere Dame forderte mich auf, dass ich am Kirchenkreis teilnehmen soll. Treffen sich alle 14 Tage im Nachbarort, kämen auch sehr viele Witwen. Ich fragte nur: " Alle so in ihrem Alter ?" Sie drehte sich erbost um und liess mich stehen. Davon habe ich natürlich zu Hause nichts erzählt.
2x die Woche kommt der Bäcker auf den Hof. Ich kaufe immer die selben Sachen. Kann ich mir besser merken. Sie fragt auch immer so dämliche Sachen: " Brauchen Sie jetzt eine Haushaltshilfe ? Ich kenne eine junge alleinstehende Frau in der Nachbarschaft. Ist zwar ziemlich dick, aber soll sehr nett sein. (Uwe bleibe nett, sonst musst du dir die Brötchen noch aus der Nachbarstadt holen),ich sage: "Bei Bedarf sage ich Bescheid, danke."
Ich könnte noch stundenlang über die 100 Tage schreiben. Eines Tages kann ich dann bestimmt auch über einige aufgeführte Sachen lachen. Jetzt aber noch nicht, jetzt fühle ich mich einsam ohne meine Rosi. Sie war mein Lebensquell. Ich warte immer noch auf ein Zeichen. Aber ich glaube, dass Sie mir kein Zeichen geben darf, dann würde ich ja sofort zu ihr gehen. Und würden unsere Partner, Kinder, Eltern und Großeltern und... und sagen dürfen, wir warten hier, dann würden viele Menschen von dieser Welt verschwinden.
Bitte seht bei dem heutigen Text über die vielen Fehler hinweg.
MEINE SEELENFRAU