Am 06.07.2018 um 22.53 Uhr verstarb meine unendlich geliebte Frau "Rosi"

  • Liebe Mariab,


    ich danke Dir recht herzlich für deine netten Worte.

    Auch ich hatte gehofft mit meiner lieben Rosi noch ein paar Jahre vor uns zu haben. Und dann kam es innerhalb einer Woche ganz ANDERS.

    Sie bekam nach einer Reanimation dann Adrenalin, was das Herz unterstützen sollte. Der Arzt sagte mir es wäre eine "sportliche" Menge. Ich nickte nur und wußte nicht was er damit meinte. Bei der Reanimation wurden noch zwei Rippen gebrochen. Tagelang hing seitlich ein Beutel, der Wundwasser aufnahm. Und ich war blind, blind, blind. Ich wollte nicht wahrhaben, dass Rosi sich langsam für die Reise vorbereitete. Wenn das Adrenalin weniger zugeführt wurde, dann sank der Herzschlag auf 40er Werte. Sie war sooo schwach und ich wollte es nicht sehen. Sie lagerte in einer Woche so viel Wasser ein. Und ich wollte es nicht sehen. Bis zum Schluß sagte Sie mir wie sehr Sie mich liebt.

    Bei Dir sind es 7 Monate voller Schmerz -- bei mir werden es am Sonntag erst 100 Tage.


    Ich denke zur Zeit genauso wie Du und verstehe deinen unsagbaren Schmerz. Ich warte zur Zeit eigentlich auch nur darauf, dass ich Rosi wieder in die Arme nehmen kann. Wir müssen aber an unsere Kinder und Du zusätzlich an deine Enkelkinder denken, zur Zeit brauchen sie uns. Ich nehme dich ganz fest in meine Arme und sende Dir etwas Kraft, denn Kraft habe ich noch genug zu vergeben.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir ein schönes Wochenende und lass Dich von deinen Enkelkindern etwas ablenken,

    Uwe

  • 1. TEIL


    Heute sind es 100 Tage ohne meine unendlich geliebte Rosi. 100 Tage in einem freien Fall in das Tal der Trauer.

    Wie jeder hier musste ich schon so viel "schwere" Sachen und Tage bewältigen.

    Bestattungsinstitut - Gespräch mit dem Pfarrer - Begräbnis - Das Tragen der Urne zum Grab (Eigenes Bedürfnis, da ich Rosi die letzten 2 Jahre ja auch immer in das Bett getragen hatte.). Das hatte ich alles noch gut geschafft, da ich mich noch wie in einem Schockzustand befand.

    Die schlimmsten Tage:

    Ich lag im Bett und lauschte auf das Beatmungsgerät, hörte es nicht ,sprang entsetzt aus dem Bett, um danach zu schauen. Dieses geschah mehrmals.

    Kontrollierte permanent die Funkklingeln. Schaute auf das Pflegebett, von meiner Couch aus, in der Nacht, wenn ich aufwachte. Bis ich realisierte, Rosi ist nicht da.4 Tage, nachdem Rosi eingeschlafen war, rief eine Dame an und sagte:"Sie haben doch so viel Materialien für Wundverbände bekommen und ich habe gehört, dass ihre Frau gestorben ist, dann benötigen Sie das doch nicht mehr, kann ich das abholen ?" Ich bin "leider" am Telefon komplett ausgerastet. Ich sagte :" Das gehört Rosi, dass hat Sie gekauft und scheren Sie sich zum Teufel."5 Tage, nachdem Rosi eingeschlafen war, klingelte es an der Tür und eine aus dem Dorf (mochte ich noch nie) sagte:" Wir haben Altkleidersammlung dieses Wochenende, schneller werden Sie die Sachen ihrer Frau bestimmt nicht wieder los." Das nahm mir den Atem. Gab keine Antwort und schloss die Tür.7 Tage, nachdem Rosi eingeschlafen war, wieder die Klingel, einer aus dem Dorf: "Sie haben doch nun so viel Zeit, treten Sie doch dem Dorfverschönerungsverein bei. 35,00 Euro Jahresbeitrag." Es wurde mir langsam wirklich zu viel und daher sagte ich:" Was ihr hier in den letzten Jahren versaut habt, dass kann nicht mehr verschönert werden. Rodet die armen verschnittenen Gehölze und pflanzt lieber neue Büsche. Nehmt eure Kisten mit Bier und Flaschen Schnaps, so wie immer bei euren Arbeitseinsätzen, setzt Euch dann vor die neuen Büsche und lasst der Natur ihren freien Lauf. Dann wird der Ort auch wieder schöner. Und außerdem lasst mich in Ruhe trauern."

    10 Tage, nachdem Rosi eingeschlafen war, ging ich mit dem Hund zum Kirchplatz. Dort standen drei alte "Damen". Sagte die eine: " Oh Gott, hoffentlich kommt der nicht zu uns, ich kann mir jetzt nicht wieder sein Jammern anhören (hatte mit dieser Schrulle noch nie gesprochen)." Die andere "Dame" sagte: " Ja, Ja, seitdem dessen Frau tot ist, lässt er seinen Hund hier immer im Ort schei... (keiner unserer Hunde hat jemals in diesen Ort gesch...)." Die dritte "Dame" war schon auf der Flucht. Ich habe die netten "Damen" dann Tage später angesprochen und Ihnen deutlich gemacht, was ich von Ihnen halte.

    Dann wurden die für mich wichtigsten Sachen von den Pflegemittelfirmen, über Tage hinweg, abgeholt. Sauerstoffflaschen, Pflegebett, Absauggeräte und dann für mich das Schlimmste: Die BEATMUNGSGERÄTE, die Rosi am Leben gehalten hatten. Die 13 Mal pro Minute ihr den Sauerstoff in die Lunge gegeben hatten. Danach brach ich zusammen. Da hatte ich vor, dass ich nun auch nicht mehr leben möchte. Ich packte die 150 Tavor und 200 Targin-Tabletten vor mir auf und überlegte, wie ich es anstellen soll. Dann bekam ich aber wieder die Richtung und sagte mir: " Uwe, bist du verrückt ? JA !!!"

    Anfang August sammelten sich, wie jedes Jahr, die Schwalben bei uns auf den Scheunendächern. Rosi sagte immer: "Sie klären nun die Flugrichtung ab. In drei Tagen sind sie dann weg und ich höre nicht mehr ihre morgendlichen Unterhaltungen auf den Stromkabeln." Ich musste die letzten paar Jahre dann am dritten Tag das Fenster öffnen und Rosi rief da noch hinaus." Tschüss bis nächstes Jahr und passt auf euch auf." Und wirklich waren die Schwalben am nächsten Tag dann verschwunden.

    Am 10. August tauchte dann am Abend aus dem Dorf die Diplomsozialpädagogin auf. Stand urplötzlich am Fenster und sagte: "Hallo". Ich sass nun zum ersten Mal, nach 9 Jahren, in Unterhose auf dem Sessel. Peinlich. Es war 21.30 Uhr. Sie fragte:"Störe ich ?. - Ich: Ja - Sie: Mache schnell - Ich: Hoffentlich - Sie: Es geht Ihnen bestimmt nun besser. - Ich: Ne. - Sie: Warum nicht. - Ich: Weil Rosi nicht mehr da ist. - Sie: War doch absehbar, na ja, wollte nur fragen ob Sie zum Dorffest kommen. - Ich: Ne - so ging das Gelaber noch 1 Stunde, ich wurde Sie nicht los. Sie sprach vom Zusammenhalt im Dorf. Ich erwiderte, wenn eure Feiern hier im Ort sind, warum bilden sich dann immer 11 - 14 Gruppierungen. Dorfzusammenhalt ? Sie war der Meinung ich könnte das nicht beurteilen. Woraufhin ich fragte:"Wie kommt es dann, das hier JEDER über JEDEN herzieht, besonders SIE. Warum verklappt ihr hier euren Gartenmüll an jeder uneinsehbaren Stelle ausserhalb des Ortes, besonders SIE. Wieso werden hier Bäume während der Nistzeit gefällt, besonders von IHNEN. Wieso werden hier Autos gewaschen, wo das Wasser dann in unseren Hauptbach des Ortes gelangen, auch von IHNEN.usw. Ihre Antwort war dann: " Sie sind ein Fall für die Klapse". Ich antwortete: " Ihnen müsste der Beruf entzogen werden." Eines habe ich am 10.August erreicht: Ich brauche im Ort nur noch ca. 40 Personen grüssen. Das spart Kraft für andere Dinge. Am 26.August zogen die Störche weg -- ohne Rosi


  • 2.TEIL


    Ich kann den Duft von Rosi, in ihren Sachen, kaum noch wahrnehmen. Habe sie nun eingetütet.

    In meinem Kopf spielt sich eine permanente Diaschau ab: Rosi in Dänemark, Rosi auf der Hundeschau, Rosi, Rosi, Rosi. Ich sehe Sie leibhaftig, aber ich spüre nicht ihre Wärme. Ich höre ihr Lachen bei mir im Kopf, aber die Räume sind soooo still. Ich sehe Sie am Kinderwagen mit ihren stolzen Augen. Ich spüre ihre Lebensfreude.Eigentlich sollte ich mich freuen. Schöne Erinnerungen schmerzen aber. Ich kann nicht weinen und unterdrücke die Tränen, das führt zu starken Kopfschmerzen. Ich kann nicht mal weinen, wenn ich an Rosis Worte denke: "Schatz sei nicht immer zu hart zu dir, weine, wenn dir danach ist und du wirst sehen, wie befreiend das wirkt. Jetzt weisst du auch, weshalb ich manchmal den Tränen freien Lauf gewähre." Rosi war soooo schlau.

    Ich laufe nun 100 Tage mit Herzschmerzen umher. Ich tröste mich damit: "Uwe, du hast ja die Hälfte des Herzens deiner geliebten Rosi mitgegeben." Die Herzstiche sind ja keine Stiche, sondern ein permanenter, mal mehr mal weniger, Schmerz.

    14.September, der Geburtstag unserer Tochter Nicole. Familienfeier. Keiner sprach über Rosi. Schmerzvoller Tag.

    21.September, mein Geburtstag ohne meinem Schatz Rosi. Familienfeier. Keiner sprach über Rosi. Ne, sinnvolle Fragen der Lebensgefährtin (ich mag Sie nicht) meines Vaters: " Na, sind 280 qm. Wohnfläche nicht zu groß für Dich. Muß doch saubergehalten werden, geheizt und andere Menschen suchen so große Häuser. Du hast doch bestimmt Zeit, dass Du bei mir die Fläche seitlich der Garage pflastern kannst. Du siehst aber erholter aus, kriegst bestimmt bald wieder eine Frau, guck dein Vater hat ja auch mich bekommen, blablablabla.." Ich beendete die Feier für mich.

    24.September, ich fuhr zur Fischzuchtanlage. Und wirklich kreisten die Schwarzstörche über den Teichen, als ob sie auf Rosi und mich warteten. Seid 2001 fliegen sie am 24.September weg und kehren zwischen 4.-6.April dann zurück. Ich hatte das Gefühl, dass sie diesmal länger kreisen würden, als würden sie Ausschau nach Rosi halten (EINBILDUNG). Ich ging über die Anlage (12 Hektar, mitten im Landschaftsschutzgebiet, eigene Quelle, 27 Teiche). Unser Lieblingsplatz, während der Gesundheit von Rosi. Keine Veränderung, die Wasseramsel dreht im Bachlauf immer noch die Steine unterm Wasser um, suchend nach Köcherfliegen. Hier hatten Rosi und ich den ersten Wolf im Solling gesehen. Ohne Rosi hier über die Anlage zu gehen, das hatte mir dann doch nicht gut getan. Die kurze Freude auf der Anlage machte mir dann doch ein schlechtes Gewissen meiner lieben Rosi gegenüber.

    Mich mal wieder mit einem Nachbarn (84) gefetzt, sein Hund geht meinem Prinzen gehörig auf den Senkel. Habe ihn nur gebeten, dass er seinem Kindersatz doch bitte mal das permanente Bellen verbietet. Mein Hund kommt immer mehr unter Spannung und ich könnte nicht gewährleisten, dass es vielleicht mal von Seiten Prinz zu einer erzieherischen Massnahme kommen würde. Er sagte dann schreiend: "Sie wollen damit also sagen, dass ihr Köter unseren kleinen TIMO (Peking-Palasthund) umbringt. Wir werden bestimmt keine Freunde mehr." Ich sagte:" Dafür wäre seine Zeit in diesem Leben auch zu kurz." Ich erzählte es Rosi. Habe aber wohl mit dem falschen Bild gesprochen, sie sah mich da sehr vorwurfsvoll an. Am nächsten Tag entschuldigte ich mich aber nur für den letzten gemachten Satz. Kam nicht gut an, aber ich konnte vermelden: "Rosi ich habe mich entschuldigt."

    Ältere Dame forderte mich auf, dass ich am Kirchenkreis teilnehmen soll. Treffen sich alle 14 Tage im Nachbarort, kämen auch sehr viele Witwen. Ich fragte nur: " Alle so in ihrem Alter ?" Sie drehte sich erbost um und liess mich stehen. Davon habe ich natürlich zu Hause nichts erzählt.

    2x die Woche kommt der Bäcker auf den Hof. Ich kaufe immer die selben Sachen. Kann ich mir besser merken. Sie fragt auch immer so dämliche Sachen: " Brauchen Sie jetzt eine Haushaltshilfe ? Ich kenne eine junge alleinstehende Frau in der Nachbarschaft. Ist zwar ziemlich dick, aber soll sehr nett sein. (Uwe bleibe nett, sonst musst du dir die Brötchen noch aus der Nachbarstadt holen),ich sage: "Bei Bedarf sage ich Bescheid, danke."

    Ich könnte noch stundenlang über die 100 Tage schreiben. Eines Tages kann ich dann bestimmt auch über einige aufgeführte Sachen lachen. Jetzt aber noch nicht, jetzt fühle ich mich einsam ohne meine Rosi. Sie war mein Lebensquell. Ich warte immer noch auf ein Zeichen. Aber ich glaube, dass Sie mir kein Zeichen geben darf, dann würde ich ja sofort zu ihr gehen. Und würden unsere Partner, Kinder, Eltern und Großeltern und... und sagen dürfen, wir warten hier, dann würden viele Menschen von dieser Welt verschwinden.

    Bitte seht bei dem heutigen Text über die vielen Fehler hinweg.


    MEINE SEELENFRAU


  • Lieber Uwe


    Das Bild deiner Frau zeigt eine wunderschöne Frau. Ich bin überzeugt davon, dass Sie eine Herzensgute und liebevolle Frau war.

    Ich spüre förmlich das enorm grosse Band der Liebe zwischen Dir und Ihr wenn ich deine Texte lese. Für mich kommt es bei jedem Satz aufs neue wieder zum Ausdruck wie du Deine Rosi geliebt hast.

    Ich muss gestehen, dass sich bei mir beim Lesen deiner Geschichte, meine Mundwinkel das eine oder andere Mal leicht nach oben gebogen haben und ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte und wollte.

    Eine wirklich schöne und voll von Emotionen geladene Geschichte.

    Danke dafür und liebe Grüsse

    Thomas

  • Lieber Thomas,


    Ich danke Dir recht herzlich für deine wohltuenden Sätze.

    Ich habe auch auf deiner Seite geschaut und sehe auch dort ein enorm grosses Band der Liebe zwischen Dir und deiner geliebten Frau.

    Du kannst deine Gefühle wortmässig viel besser ausdrücken.

    Wir werden beide sehr lange im Tal der Trauer sein und von unseren Glücksmomenten mit unseren Partnerinnen zehren.

    Auch ich sitze vor meinem Piano und spiele meine Stücke, oder besser gesagt, die Lieblingsstücke meiner Rosi rauf und runter.

    Als Sohn eines Lehrers wurde ich gezwungen ein Instrument zu erlernen. Heute bin ich dafür dankbar, obwohl der Pianist, mein Lehrer, am Göttinger Sinfonieorchester als Pianist spielte. Du weisst bestimmt was das bedeutet: Bach, Beethoevn, Liszt und wie all die netten Herren der alten Zeit hiessen. Mir wurde generell übel, damals, heute nicht mehr. Heute ziehe ich natürlich den Hut vor diesen Komponisten. Ich liebte aber andere Musik. Heute darf ich es.

    Meine Rosi war in den 70er Jahren in Braunschweig im Gosplechor. Ihre Platten hege und pflege ich jetzt.


    Ich wünsche Dir viel Kraft für den heutigen Sonntag,

    morgen ist ein neuer anstrengender Tag und dann, wer weiß.


    Liebe Grüße aus dem Solling,

    Uwe

  • Liebe Indian Summer,


    Sie war wirklich eine schöne Frau. Die warmen braunen leuchtenden Augen hatte Sie bis zu ihrem letzten Atemzug.

    Schon die Augen brachten mir sehr viel Wärme in mein Herz. Selbst wenn Sie mal mit mir schimpfte und ich in diese Augen schaute, war ich hin und weg. Und vergass eigentlich dann, was Sie von mir wollte. Sie musste selten mit mir schimpfen, leider, dann war noch das gewisse Feuer vorhanden, welches ihre Augen noch mehr erstrahlen liess.

    Die Menschen hier im Ort sind nicht aufdringlich und herzlos. Sie sind doof, würde meine Tochter, wenn Sie noch einmal 6 Jahre alt wäre, sagen. Hier im Ort, ca. 70 Häuser, gibt es 11 Häuser, am Briefkasten der selbe Nachname. Wir haben bei unserer Hundezucht immer darauf geachtet, dass wir Partner aus fremden Blutlinien bekamen. Diese Nachkommen waren gesund, lernbegierig und langlebig. So ist das nun mal bei der Zuchtauswahl.

    Grüsse an Prinz gebe ich morgen weiter,

    der pennt und träumt von seinen Freunden: Die Feldhasen vom Berg.


    Liebe Grüße aus dem Solling,

    Uwe

  • Lieber Yanouk,

    was du in deinem Dorf erlebt hast, ist ja unglaublich und pietätlos! Es gibt schon merkwürdige Menschen. Mir wollte auch schon vier Tage nach Michaels Tod eine alte Bekannte, die ich sechs Jahre nicht gesehen hatte und zu einem ( neugierigen) Kondolenzbesuch kam, einreden, dass ich dieses Glück und die Liebe nochmal finden werde. Lass dich nicht ärgern!

    LG Petrella

  • Ich warte immer noch auf ein Zeichen. Aber ich glaube, dass Sie mir kein Zeichen geben darf, dann würde ich ja sofort zu ihr gehen. Und würden unsere Partner, Kinder, Eltern und Großeltern und... und sagen dürfen, wir warten hier, dann würden viele Menschen von dieser Welt verschwinden.



    Lieber Uwe


    Da hast du wohl recht, ich denke die Menschheit würde aussterben, wenn man uns Zurückgebliebenen ein Zeichen senden könnte, dass unsere geliebten Menschen auf der anderen Seite auf uns warten.

    Ich zumindest müsste nicht lange überlegen.


    Ich habe in meiner Kindheit auch lange, vielleicht 8 Jahre, Klavieruntericht gehabt. Immer nur klassisch, wie du gesagt hast. Eigentlich hätte einem andere Musik gefallen, aber eben, nichts kommt an der klassik vorbei am Anfang.

    Heute bereue ich es ein wenig, dass ich keine klassische Stücke spielen kann. Weill heute gefällt mir die Musik und ich fände es schön zum spielen. Naja... wer weiss was noch kommt.

    Meine Frau und ich haben jahrelang gemeinsam in einem Gospelchor gesungen, war eine wunderschöne Zeit. Eine CD haben wir damals auch herausgebracht. Vorallem natürlich für uns selber und die Verwandschaft. Ich höre diese CD immer wieder sehr gerne und gebe auch gut acht darauf.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Habe deine Geschichte heute gelesen.

    Mein tiefstes Beileid spreche ich dir hier aus.

    Man liest heraus wie sehr du deine Frau geliebt hast und sie in allen Dingen unterstützt hast auch mit Ihrer Krankheit und den langen Leidensweg,dies erinnert mich selbst auch ein wenig an meine eigenen Erlebnisse.


    Manche Menschen verstehen nicht,dass man einfach trauert und es für einen selbst nur diesen Menschen an der Seite gibt und nichts es besser machen könnte.

    Oft habe ich mir auch anhören müssen bis heute noch :

    na paar Tage sind vorbei jetzt wird's scho besser,du braucht's einen Mann an deiner Seite ,warum gehts dir noch immer nicht gut

    All diese Worte kann ich auch nicht mehr hören


    Liebe Grüsse

  • Noch eine kleine Geschichte von meiner unendlich geliebten Rosi


    Heute nacht hörte ich die ersten Kraniche.

    Sie sagte dann: " Mein lieber Schatz, was bedeutet das für uns ?"

    Ich ging auf dieses mir bekannte Spiel ein : " Nein mein Schatz."

    Sie:" Du Dummerchen, ich muss für Dänemark buchen. In 8 - 10 Wochen müssen wir los. Wie oft soll ich Dir denn das noch sagen ?"


    Ich freute mich immer innerlich. Sie war auf mich reingefallen. Dänemark, Ringköbing-Fjord. Das ganze Jahr schon drauf gefreut. 4 Wochen abspannen.

    Sie buchte. Ich voller Freude.


    Das reetgedeckte Haus, wie jedes Jahr. Die kalte Nordsee. Die Bernsteine. Ich wundere mich, wenn ich heute in unsere Schatullen hineinschaue, wie Sie Sandkörner von Bernstein unterscheiden konnte. Ich sah nur die großen Stücke. War wohl damals schon ein Problem mit meinen Augen.

    Der von ihr zubereitete Fisch mit so vielen Kräutern. Die wohlschmeckenden Kartoffeln mit Petersilie. Alles mit so viel Liebe zubereitet.

    Ich wußte nicht, dass es so viele Kerzen gibt, die Sie aus verschiedenen Läden zusammentrug. Ich liebte die dänische Marmelade, die wir zentnerweise nach Hause fuhren. Ich fand diese dann bei REWE im Sortiment, etwas günstiger. Egal, Sie war so voller Freude und Energie. Wir kauften Töpfe in Dänemark, wenn ich heute darin koche, dann sehe ich ihre Freude beim Einkauf. Dänemark gab ihr im Winter so viel Kraft. Wir sahen die ersten Nordlichter. Nicole entstand in Dänemark. Im Alter wollten wir ein Haus in Dänemark kaufen. Sie fand die Typen in Dänemark toll (SCHEI..E). Na ja, es gab ja auch hübsche Däninnen. Wenn ich sagte: "Guck mal, die sieht ja toll aus." Dann ihre Antwort: " Im Urlaub sieht alles toll aus."

    Liebe Rosi, ich werde ohne dich DÄNEMARK nicht mehr besuchen !!!!


    Später sagte Sie zu mir. danke, dass Du mir immer die Freude gegeben hast, dass Du meine Frage:" Mein lieber Schatz, was bedeutet das füs uns ? mit NEIN beantwortet hast. Glaubst Du ich bin blöd ?"

    Im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass ich in unserer Beziehung blöd war. Sie gab mir immer das Gefühl, dass ich der Mann in der Familie bin. Alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe.

    Heute weiss ich, Sie hat mich gelenkt, Sie traf die Entscheidungen, aber gab mir das Gefühl, ich weiss nicht wie, ich bin der Größte.

    Nein, Sie hielt ALLES zusammen, Sie lenkte, Sie hatte eine Größe, wo viele Menschen sich ein kleines Teil abschneiden dürfen. Sie mochte keine Zwietracht, Sie liebte die Ruhe, das Gleichgewicht mit anderen Menschen. Sie verzieh sehr schnell. Sie war der RUHEPOL in unserer Familie.

    Rosi wir vermissen DICH mein Schatz,

    in Liebe,

    Uwe und Nicole und Prinz

  • Liebe Petrella,


    vielen Dank für deine netten Worte.

    In diesem Dorf gibt es keine unglaublichen und pietätlosen Menschen. Hier gibt es nur gelangweilte Menschen. Menschen, die darauf lauern, dass es etwas Neues gibt. Die denken nicht nach, wie sie einen treffen können, mit ihren nicht "nachgedachten" Äusserungen. Sie meinen es auf ihre Art "GUT". Leider ist es so. Haben das gleiche Leid durchlebt, aber hier regiert eine andere Einstellung. Bei diesen "Waldvölkern" ist anscheinend die Empathie auf der Strecke geblieben. Hier sind Bauern und ihre Einstellung, selbst mitbekommen, wenn ein Tier stirbt, dann der Abdecker und wenn ein Mensch stirbt, dann suchen nach einem Neuen. Das Leben geht ja weiter. Das Leben ist so kurz. Trauern lenkt ab. Trauern macht schwach. Es gibt kein Leben danach. So wird hier geredet. Bestimmt nur Selbstschutz. Bloss keine Gefühle zeigen. Gefühle machen schwach. Das Leben geht weiter.

    Das sind hier die abgedroschenen Sprüche. Ich frage mich natürlich, entspricht es der Wahrheit. Ich glaube nicht. Die Friedhöfe werden hier gepflegt. Mehr als in den Städten. Es leben hier viele alte Menschen, schon 20 - 30 Jahre verwitwet. Viele sind verbiestert. Eigentlich des Lebens müde, aber können bei Todesfällen gut verteilen. Warum, dass weiss ich nicht. Kriege ich aber bestimmt noch raus.


    Vielen Dank für deine netten Worte,

    noch einen schönen Restsonntag aus dem Solling wünscht Dir,

    Uwe

  • Liebe Katharina,


    ich habe mir deinen Leidensweg angeschaut.

    Mir blieb die Luft weg und es tut mir so leid zu hören, dass Du deinen Verlobte verlieren musstest.

    Mein Leid ist leider noch so stark, dass ich Dir keine richtige Hilfe geben kann. Ich kann nur mitempfinden. Ich verstehe nur deine unheimliche Trauer.

    Ich wüsste nicht zu reagieren, wenn ich in deinem Alter meine Rosi verloren hätte.

    Ich kann Dich leider nur in meine Arme schließen und von meiner Kraft etwas abgeben.

    Kraft habe ich noch genug, die Hälfte meines Herzens habe ich Rosi mitgegeben, davon kann ich zur Zeit wenig geben.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft, viele Freunde, die Dir beistehen,

    eine nicht schlaflose Nacht ud vielen Dank für deine einfühlsamen Worte,

    aus dem Solling,

    Uwe.

  • Lieber Thomas,


    ja die Klassik. Ist in jedem Musikstück verborgen. Nur andere Takte, für die heutige Zeit wohl schöner. Andere Leichtigkeit, anderes Empfinden. Wenn man dann älter wird, dann findet man zur Klassik zurück. Man versteht dann wieder besser. Es sind ja nur Töne, anders verschachtelt, anders interpretiert.

    Wenn man jung ist, dann möchte man natürlich aus diesen starren, alten Takten ausbrechen.


    Die andere Sache. Vielleicht ist ja unsere Menschheit schon ausgestorben. Vielleicht wissen wir es nur nicht. Vielleicht auch nur ein Klassiker. Wir feilen doch täglich an unserem Untergang. Keine Rücksicht auf unsere Nachfahren. Vermüllen und machen unsere Luft kaputt. Das sollen Menschen sein, die an oberster Stelle in unserem Universum stehen. Ohne Rücksicht auf unsere Kinder.


    Sollte es das Zeichen geben, so denke ich wie Du. Ich würde Rosi sofort folgen.


    Entschuldigung für meine dunklen Gedanken,

    Uwe aus dem Solling

  • Lieber Yanouk,


    du schreibst so berührend, so innig von deiner Rosi. Aus jedem deiner Worte spüre ich eure Liebe.

    Danke, dass du deine Gefühle und deine Erinnerungen mit uns teilst.


    Ebenfalls möchte ich mich für das Photo bedanken. Wie schön, dass du es eingestellt hast.

    Rosi war eine wunderschöne Frau! Sie strahlt so viel Wärme aus, so viel Herzlichkeit. Das gewinnende Lächeln und die strahlenden Augen!... - du warst ein Glückspilz!!


    Ich glaube - wäre ich ein Mann und Kunde des Gartencenters gewesen - ich hätte mich ebenfalls sofort unsterblich in sie verliebt und mir wären sicherlich auch nicht mehr die einfachsten Namen der botanischen Pflanzen eingefallen....


    :4: Tja, was du uns über einige Menschen aus deiner Verwandtschaft bzw einigen Dorfbewohner erzählt hast, hat mir doch glattweg die Sprache verschlagen. Soviel Borniertheit, soviel Gedankenlosigkeit, soviel Dummheit auf einem Haufen....Da geht nur noch Fremdschämen.

    Mein Opa sagte immer: "man kann einfach alle in einen Sack stecken und kräftig draufhauen - es trifft immer den Richtigen. ":4:

    Das gilt auch hier .Wie heißt es so schön: oh Herr, lass Hirn regnen :4:

    Aber , zum Glück bist du schlagfertig und weißt dich ja zu wehren :thumbup: aber dennoch - das kränkt und verletzt einen.


    Schade, dass du nicht weinen kannst

    . Ist es zu indiskret , wenn ich dich frage warum?

    Erziehung? die Angst vor Kontrollverlust, oder...oder?


    Deine Rosi hatte recht. Weinen befreit und bitte - wenn möglich - gönne dir die Tränen.


    Ich bin zwar eine Frau und hatte dennoch anfangs auch so meine Schwierigkeiten mit dem Weinen können, selbst wenn ich ganz alleine war. ( wird aber immer besser).Ich hatte Angst, dann NIE mehr aufhören zu können. Inzwischen weiß ich, dass ich damit den Heilungsprozess verzögert habe . Ich habe mir mit dem Nichtweinen sehr geschadet - nicht nur körperlich.

    Glaub mir, ich wünschte, ich hätte geweint , aber ich lächelte und war stark ( dachte ich jedenfalls )

    Aber es erfordert wesentlich mehr Stärke alles rauszulassen...

    Um zu weinen, schaue ich mir oft ganz bewusst gewisse Filme an oder lese traurige Bücher ... und das wirkt.

    Es gibt eine Theorie ( habe ich mal gelesen ) , dass Weinen, genau wie Schwitzen oder irgend ein anderer Ausscheidungsprozess , den Körper von toxischen Substanzen befreit. Aufgestaute Emotionen sollen im Körper chemische Veränderungen oder ein Ungleichgewicht erzeugen und so u.a. zu krankhaften Depression führen. Das Weinen sei ein natürlicher Weg, dieses chemische Ungleichgewicht zu korrigieren. Emotionale Tränen weisen einen höheren Proteinanteil und viele andere Chemikalien auf als z.B. Tränen vom Zwiebelschneiden


    Also tu dir was Gutes und genehmige dir zu weinen...


    Komm gut durch die Nacht.


    Al

    blaumeise, die schon begierig auf deinen nächsten Beitrag wartet aber nicht drängeln will

  • Noch eine kleine Geschichte von meiner unendlich geliebten Rosi.


    Ich komme abends abgekämpft um ca. 18.30 Uhr nach Hause.

    Auf dem Hof steht Rosi.

    In kurzer Hose, violette Gummistiefel an, Eimer in der linken Hand und Spaten in der rechten Hand. Mein erster Gedanke:" Tolle Frau, was habe ich für ein Glück, das Gesamtpaket stimmt, ich brauche keine Lektüre, Sie ist der Hammer, alle anderen Männer sind Looser, usw. usw.".

    Ich frage: "Was hast Du denn jetzt noch vor ?"

    Sie schaut mich krabitzig an und fragt: "Warum ?"

    Ich sage:"Stiefel, Spaten und Eimer ?"

    Sie:" Kann Dir doch egal sein."

    Ich:" Das ist mir aber nicht egal."

    Sie:" Ich hole Orchideen für mein Rosarium."

    Ich:" Was holst Du ? Wo ? Mit Eimer ? Musst du beim Lieferanten selbst ausgraben ?"

    Sie:" Welcher Lieferant ? Habe ich oben auf dem Hügel selbst gefunden, auf dem Kalkmassiv. Erdorchideen, Knabenkräuter und Frauenschuh."

    Ich:" Bist Du verrückt ? Willst Du unsere Firma stürzen ? Ist doch Naturschutzgebiet."

    Sie:" Dann sieh zu, selbst schuld, wieder so viel Geld, ich lege Dir den Zettel auf den Schreibtisch, brauche ich für mein Rosarium. Will man schon sparen, dann so eine Bremse am A....sch. Wie die Mikrowelle funktioniert, dass weisst Du ja. Guten Appetit. Lass Dir das Wildschwein schmecken und sprich mich heute bloss nicht mehr an."


    Ja, hätte ich Rosi mal wildern lassen, Rosarium hat ca. 200,00 Euro an Orchideen gekostet. Wildschwein aus der Mikrowelle schmeckt besch...en. Ich hatte auch nichts mehr von diesem tollen Anblick. Nicole schlief plötzlich bei uns im Bett. Komisch, hatte unser Kind schon lange nicht mehr gemacht. Erzählte mir am nächsten Tag, Mami hat mich geweckt und gesagt, wenn ich möchte, dann kann ich bei Euch schlafen. Ich finde Gummistiefel und kurze Hose bei meiner Rosi toll.


    Ich wünsche Euch einen angenehmen Sonntag-Abend,

    Uwe aus dem Solling


    PS.: Ich bin kein Fetischist

  • Deine Geschichten von Rosi sind so gut, du hast sie für uns wieder zum Leben erweckt!

    Und das Bild passt so zu deinen Geschichten, so eine nette Frau.

    Ein paar von diesen dämlichen Bemerkungen habe ich auch schon abgekriegt, allerdings nicht so eine geballte Ladung.

    Und diese Leute habe ich ohne großes Federlesen aus meinem Leben aussortiert, das muss ich mir nicht antun.

  • Liebe Blaumeise,


    ich muss gerade etwas schmunzeln. Während ich schreibe sitzen die kleinen kecken Blaumeisen an den aufgehängten Futterknödeln vor Rosis Fenster.

    Während Rosi immer schwächer wurde hatte ich am Fenster viele Futterstationen für die Wildvögel montiert und das ganze Jahr gefüttert. Für Rosi war es eine große Freude. Die Stationen fülle ich täglich auf und drehe ihr Photo in Richtung des Fensters und sage: "Schau, deine gefiederten Freunde kommen immer noch täglich und fressen uns die Haare vom Kopf."


    Ich möchte mich bei Dir für die einfühlenden Worte recht herzlich bedanken. Das Weinen, ja wie schon gesagt, ab und zu ein Ärgernis für Rosi, das klappt bei mir nicht so recht. Ich habe eine sehr strenge Erziehung gehabt. Mein Vater war Realschulrektor. Er hatte eine lockere Hand. Wenn man dann Tränen zeigte, da wurde er sehr sauer und der typische Satz (und noch viele, die ich hier nicht schreiben möchte) war : "Ein Junge hat nicht zu weinen. Wenn Du jetzt nicht damit aufhörst, dann Hausarrest !" Also drückte ich die Tränen weg. Und irgendwann kamen keine Tränen mehr.

    Rosi hat mich bei gewissen Situationen angeschaut und gesagt, dass Sie mein Leiden in den Augen erkennt und dann wurde Sie manchmal wütend und sagte: LASS ES ENDLICH RAUS !! VERDAMMT NOCH EINMAL !! DEIN VATER SIEHT DICH DOCH HIER NICHT !!


    Liebe Blaumeise, ich wünsche Dir noch sehr viel Kraft auf deinem beschwerlichen Weg,

    Liebe Grüße,

    Uwe

  • Lieber Uwe


    Ich lese deine Geschichten so gerne. Ich freue mich schon im Vorfeld auf die nächste, sobald ich die jetzige gelesen habe. Und ich merke, es tut mir selber auch gut, ich fühle mich wohl in diesen Momenten.

    Mir kommen deine Geschichten immer so vor, als erzählst du uns was heute Nachmittag bei euch passiert ist. So herzlich und voller Gefühle, so wie du es erst soeben erlebt hättest. Das kann nicht jeder, man spürt deine Liebe zu deiner Frau Rosi förmlich.

    Du hattest mir geschrieben, du könntest deine Gefühle halt nicht so gut ausdrücken, schreiben wie ich.

    Oh doch, lieber Uwe, ganz gewiss kannst du das. Du wählst einen anderen Stil, aber deine Gefühle spürt man in jeder Zeile. Ich würde jetzt mal behaupten, alle hier empfinden das selbe, wenn sie deine wunderschönen, gefühlvollen Geschichten lesen.

    Nämlich die tiefe Liebe und Zuneigung zu deiner Frau.


    Es ist schön, dass du schreibst und es ist schön wie du schreibst.

    Liebe Grüsse

    Thomas