Posts by Sonerl

    Hallo Petra,


    Wie geht's uns, gute Frage...

    Den Jungs glaube ich etwas besser seit den Ferien. Heute früh ein Zurückschauen am Esstisch, weil sie nun insgesamt mehr Verantwortung übernehmen müssen und festgestellt haben, wobei mein Schöner überall unterstützt und begleitet hat. Da flossen wieder bei allen die Tränen.

    Irgendwie machen wir alle weiter, die Frage nach dem Sinn stelle ich mir aber häufiger. Ich bin innerlich immer noch oft leer, und doch zunehmend öfter nach vorne schauend -mit ihm fest in meinem Herzen eingeschlossen.


    Er fehlt mir unermesslich. Aber ich fühle, dass ich irgendwie meinen Weg weitergehen muss.

    Die Trauerwellen sind immer noch da, sie sind jedoch seit meinem Tiefpunkt etwas sanfter geworden. Eine Dauer -Trauer, bei der diese Starre der Ohnmacht vergangen ist. Das trifft es momentan am Besten.


    Wie geht es dir?

    LG, Sonja

    Hallo Petra,

    was für ein besch...Tag, tut mir leid zu lesen. Das kleine Blatt bleibt alleine zurück, so fühlen wir uns doch auch, oder?

    Ich weine mit dir. Um alles, was wir verloren haben. Letztens dachte ich mir, dass ich nicht nur ihn sondern auch ein Stück weit mich verloren habe.

    Ich such mich noch...


    Lass dich nicht zu einer Entscheidung wg des Ferienhauses drängen, wenn es sich vermeiden lässt. Vielleicht kannst du ihnen ja begreiflich machen, was es dir und ihrem Vater bedeutet hat und ob sie dir nicht noch etwas Zeit geben können.

    Ich hab mich auch ein wenig zurückgezogen. Mir geht es da ähnlich. Mein Schöner würde nicht wollen, dass es Streit in der Familie wg des Erbes gibt. Und mir tut es nicht gut, von den Streitereien zu hören. Oder was sie alles im Haus gefunden haben, wer was bekommt etc.

    Die Geschichte mit dem Handy hab ich nun für mich abgeschlossen. Es bringt nichts, mich damit zu quälen. Mich quält schon genug. Unsere Verbindung wird bleiben, und das ist das Einzige, was zählt.


    Ich wünsche dir viel Kraft für diese Trauerwelle. Denk dran, sie kommt, aber sie zieht sich auch wieder zurück. Und bis dahin müssen wir es aus- und durchhalten.

    Liebe Grüße

    S.

    Liebe Petra,

    Ich denk so oft an dich, wie geht es dir?

    Den Wunsch, ihn noch einmal zu sehen, mit ihm zu sprechen, ihn zu berühren, den kenn ich nur zu gut. Dieser Wunsch wird auch nie vergehen oder weniger stark ausgeprägt sein, egal wieviel Zeit auch vergeht. Sie waren ein Teil von uns und sie werden es immer bleiben. Aber nun leider auf eine andere Art.


    Was macht das Stricken, hast du damit beginnen wollen/können?

    Liebe Grüße

    Liebe Petra,

    diese Auf und Abs kosten so viel Kraft, es stimmt wirklich, Trauerarbeit ist Schwerstarbeit. Ich bin immer noch überraschend stabil seit Donnerstag, da ging es mir richtig schlecht. Trotzdem hab ich immer noch täglich Tränen in den Augen, ein Teil des Herzens ist halt mitgegangen.


    Ich stricke nur einen ganz ganz Loopschal im Patentmuster, außer dem und Socken krieg ich nichts zusammen :)

    Aber ich bin abends beschäftigt.


    Hab mir auch ein Buch bestellt, bekomme es aber erst morgen. Es heißt 'Neustart ins Leben' von Christina Rasmussen. Mal sehen, ich setze immer noch auf die Kraft der positiven Gedanken...Ich mag einfach nicht in der Endlostrauerschleife hängen bleiben. Das hätte mein Schöner auf keinen Fall gewollt...

    Und so hangeln ich mich von Tag zu Tag in der Hoffnung, dass es irgendwann weniger schmerzt und ich das Erlebte annehmen kann.


    Wie ist dein Buch, kannst du es empfehlen?


    Sei lieb gegrüßt und ganz viel Kraft von mir zu dir

    Guten Morgen Petra,

    lieb, dass du nachfragst. Meine letzten Tage waren in Summe auch etwas stabiler. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir Urlaub haben und sich der Alltag zwischen Schule, Arbeit und Freizeitaktivitäten der Jungs etwas entzerrt hat. Mittendrin kommen zwar immer noch schnell Tränen, wenn ich ein bestimmtes Lied höre oder mir Erinnerungen durch den Kopf schießen, mein Herz ist immer noch schwer und er fehlt mir jede Sekunde. Aber dazwischen konzentrierte ich mich mit aller Macht auf schöne und positive Momente. Meine Kinder, die morgens schlafwarm ihre Arme nach mir ausstrecken, die Natur, wenn die Wiese vom Raureif überzogen ist, ein lieber Anruf einer Freundin. Oder wenn mir einfach unverhofft Hilfe wg der Nachbarbaustelle angeboten wird (Zaunelement eingerissen, Betonspritzer an der Hausfassade...).

    Ich habe festgestellt, dass es mir hilft, wenn ich den etwas leichteren Phasen auf mich und meine Bedürfnisse achte und gut für mich sorge. Dann kann ich in den schlimmen Phasen etwas davon schöpfen. Habe wieder mit stricken begonnen, somit bin ich abends dann beschäftigt. Schlafen klappt immer noch nicht gut, bin heute schon wieder seit 4:30 Uhr wach.


    Was macht dein Ginkobäumchen? Ich wünsche dir von Herzen, dass er gut anwächst und du an diesem Symbol festhalten kannst. <3

    Sei lieb gegrüßt

    ich kann deine Bedenken nachvollziehen, ich stell mir ja die gleiche Frage. Meine Freundinnen haben zwar schon einige Male betont, dass sie sich freuen würden, wenn ich käme und dass Freunde auch in schlechten Zeiten füreinander da sind, aber ich hab immer wieder geantwortet, dass ich das heute noch nicht entscheiden kann. Tief in meinem Inneren denke ich, dass ich dieses Jahr ganz alleine abschließen möchte und meine Trauer auch keinem Anderen aufbürden will. Aber wer weiß, bis dahin vergehen noch knapp 2 Monate... Ich bin immer noch so im Hier und Jetzt meiner Trauer gefangen, dass ich nicht weiter als bis morgen denken mag.

    Ich hoffe, du bist heute halbwegs gut durch den Tag gekommen.

    LG

    Liebe Petra,


    ich laufe nur noch ganz wenig. Hab mir vor 1,5 Jahren eine Entzündung in den Hüftsehen eingefangen und es hat sehr lange gedauert, bis ich die halbwegs in den Griff bekommen habe. Wenn ich nun laufe, dann nur noch 4 bis 5 km, denn die Sehne meldet sich sofort wieder, wenn ich zu viel jogge.

    Außerdem sind wir so oft gemeinsam gelaufen, es gibt keine Strecke mehr im Wald, die ich neu (ohne ihn) laufen könnte. Ich stelle fest, dass ich neue Wege gehen muss. Gemeinsame Wege schmerzen und sind mit so vielen Erinnerungen verbunden. Es ist nicht so, dass ich mich nicht erinnern möchte. Aber gefühlt stecke ich dann in meiner Trauer fest und komme so schwer aus dem Trauertal wieder raus...


    Ja, Silvester.... grauenvolles Datum... Kannst du mit deinen Freunden vereinbaren, dass sie ohne dich planen sollen und du dich gegebenenfalls, wenn du dann doch nicht alleine sein magst, spontan umentscheiden und dazu kommen darfst?

    Das Angebot hat mir eine sehr liebe Freundin gemacht. Wir wollten zusammen mit drei Familien den Abend dort verbringen...


    LG, Sonja

    Diese Angst teile ich mit Dir, Petra.

    Weihnachten hat für mich einen besonderen Zauber, auf den Weihnachtsmärkten herrscht so viel Unbeschwertheit und Vorfreude. Wir sind so gerne gemeinsam durch verschiedene Märkte geschlendert, haben fast jedes Jahr einen neuen Weihnachtsmarkt besucht. Ich erinnere mich gerade an den vor 3 Jahren - mein Schöner hatte eine E-Auto-Probefahrt für ein Wochenende gewonnen und wir sind spontan nach Freilassing gefahren und von dort mit dem Zug auf den Salzburger Christkindlmarkt.


    An Silvester mag ich auch noch gar nicht denken. Momentan denke ich, ich würde das Jahr gerne ganz alleine abschließen, mich von diesem schrecklichen Jahr verabschieden. Aber zum Glück muss ich jetzt noch nichts entscheiden....


    War gerade draußen im Wald spazieren - auch hier regnet es und alles ist grau und trüb. Bin einen Teil unserer Laufstrecke abgegangen. Manchmal hatte ich das Gefühl, er kommt mir gleich entgegen gelaufen, wenn ich mal abgekürzt hab...


    Ich wünsche dir einen erträglichen Sonntag, liebe Petra

    Liebe StillCrazy,


    Es hat lange gedauert, bis ich dir schreiben konnte, aber ich wollte mir bewusst die Zeit nehmen, deinen langen Thread zu lesen. Du bist für mich eine bewundernswerte Frau und ich wünsche dir und Rudi alles Liebe und viel Kraft.

    Sonerl

    Liebe Petra,


    es tut mir so leid zu lesen, wie und wo dich die Nachricht erreicht hat. Getrieben ist das Wort, das mir einfällt. Man möchte einfach nur schnellstmöglich heim und hat immer die Sorge im Gepäck, wie es ihm genau in diesem Moment wohl geht und ob man es rechtzeitig zurück schafft.


    Wie gut, dass du dich noch später beim Bestatter von Michael verabschieden konntest. Für mich war das immens wichtig. Erstens musste ich ihn sehen, um es zu begreifen können und zweitens gehört es für mich einfach dazu, mich von ihm verabschieden zu können. Wir haben unser Leben miteinander geteilt, haben uns geliebt und füreinander gekämpft. Ich hätte es mir niemals verziehen, nicht von ihm Abschied genommen zu haben.

    Ihm etwas mitzugeben finde ich eine so schöne Geste. Für euch hatte der Tannenzapfen eine Bedeutung, für uns ein kleines rotes Glasherz. Ich habe ihm meines in die Urne gegeben, sein Glasherz trage nun ich in meinem Geldbeutel.


    Heute weiß ich auch nicht mehr, wie ich die Tage geschafft habe. Rückblickend denke ich, ich war nicht ich selbst, hab einfach funktioniert. Bin nachts alleine 40 km zur Klinik gefahren und in den frühen Morgenstunden wieder zurück. In solch verheerenden Situationen leistet der Körper eine Menge. Eben auch das Aufräumen der Notarzt-Reste.

    So schlimm wie es war - ich bin überzeugt, dass alles menschenmögliche vor Ort getan wurde, um ihm zu helfen. Sonst hätten wir nicht so viel dort vorgefunden.


    Alleine das nun zu schreiben schmerzt mich unglaublich.


    Sei lieb gegrüßt,

    Sonja

    Hallo Firefly,


    Ich wollte dir noch kurz schreiben, bevor ihr nach Strassburg aufrecht.

    Das weiße Fahrrad, eine schöne und gleichzeitig so traurig stimmende Idee. Ist die Unfallstelle in der Nähe von euch?

    Ich kann verstehen, dass du an Sie erinnern magst, dass sie niemals vergessen wird. Bestimmt tragen neben dir noch viele eurer Freunde und Familie deine Frau in ihrem Herzen. Für manche mag sie vielleicht nicht immer so präsent in ihren Gedanken sein, wie für dich/euch. Schließlich hat sich euer Leben durch den Unfall massivst verändert, ihr habt alles verloren - ich denke mir manchmal, wie sollen wir nach so einem Verlust je wieder an andere Dinge denken?


    Du hast geschrieben, dass deine Frau dein Anker war. Mir ist spontan folgendes Bild eingefallen: wenn es keinen Anker gibt, hält nichts das Boot fest, es treibt auf dem Wasser, wird von den Wellen hin- und hergeworfen, ist immer in Bewegung - eben rastlos - wie du über dich schreibst.

    Es dauert, bis wir wieder ankern können, und bis dahin sind wir leider wie das Boot den Gezeiten ausgesetzt.


    Ich wünsche dir schöne Tage mit deinem Sohn... Deine Frau begleitet euch sowieso immer in euren Gedanken.


    Sonja

    liebe Julia,


    ich möchte dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen - es ist noch alles so frisch bei dir, so wenig Zeit ist erst vergangen.


    Durch den Trauerschmerz muss leider jeder alleine und auf seine Weise durch. Aber es ist schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast - für mich persönlich ein wichtiger Schritt zur Verarbeitung.


    Alles Liebe für dich

    Guten Morgen Petra,


    dann hattest du auch eine aufwühlende Woche...tut mir leid zu lesen... Kann gut nachvollziehen, dass du wütend bist...heimtückischer Schlaganfall!


    Den Gedanken, warum mein Mann nicht zum Arzt gegangen ist, hatte ich auch schon desöfteren. Er war mitten in seinem Training für seinen zweiten Triathlon, kurz vor seinem 50.

    Vielleicht hätte er sich ärztlich begleiten lassen sollen.... Ich war ja am Tag seines Todes auch nicht bei ihm (was eigentlich sonst am Geburtstag seiner Schwägerin immer der Fall war). Mir war diese Woche zu viel und wir haben deshalb besprochen, dass er alleine rausfährt. Ich kann im Nachhinein nur sagen, dass es vielleicht wirklich so hat sein sollen - wir wären sicherlich an der Stelle vorbei gefahren -mit meinen Kindern.... Dieses Trauma blieb ihnen und auch mir zum Glück erspart. Wir (sein Bruder und ich) haben am nächsten Tag die Spuren des Rettungseinsatzes beseitigt. Es war grausam. Unzählige Kanülen, Verpackungen, Schläuche und die Beatmungsmaske...Ein halber Müllsack voll, was muss das für ein Kampf gewesen sein...


    Es ist dir leider kein Trost, aber ich denke oft (eigentlich schon mein Leben lang), dass nichts umsonst passiert. Vielleicht ist dir auch einiges erspart geblieben, was dich später traumatisiert hätte...


    Zum Thema Ablenkung durch die Arbeit wollte ich dir gerne noch etwas mitgeben. Dein Michael ist, wenn ich richtig zurückrechne, im August gestorben. Bei uns war es der 5.7.

    Ich bin 1 Woche zu Hause geblieben. Dann ging es mir wie dir - ich musste raus, ich wollte unbedingt wenigstens das Stück Normalität Arbeit zurück. Viele haben mich verständnislos gefragt, warum ich nicht länger zu Hause bleibe. Zu Hause wäre ich verrückt geworden (dachte ich zumindest). Heute, fast 4 Monate später muss ich leider zugeben, dass ich mich der Trauer auch nie vollumfänglich gestellt habe. Warte nicht so lange wie ich, hör gut auf dich und zieh rechtzeitig die Reißleine, wenn du merkst, dass sich bei dir zu viel aufstaut...<3<3<3


    Du schreibst, du hast selbst auch Kinder: wie alt sind sie denn?

    Liebe Grüße, Sonja

    Liebe Petrella, liebe Astrid,


    entschuldigt, dass ich erst jetzt antworte, die letzten Tage haben mich sehr viel Kraft gekostet. Ich in abends so erschöpft, dass ich am liebsten gleichzeitig mit den Kindern ins Bett fallen würde. Aber die Verlockung trügt, denn ich schlafe zwar sofort ein, wache aber meistens gegen 2, halb 3 wieder auf und bin total wach, weil sich in meinem Kopf so viele Gedanken drehen.


    Der Geburtstag hat unzählige Erinnerungen wach gerufen, eine schmerzhafter als die andere. Allerdings kam am Dienstag auch alles anders als gedacht. Wir hielten erst an der Stelle, an der mein Mann zusammengebrochen ist. Die Jungs haben einen neuen Steckbrief geschrieben, den ich wie schon die letzten Beiden laminiert hab. Das Wetter, Sonne und Regen bleichen ihn jedes mal leider zu schnell aus. Der Steckbrief wird an dem Kreuz, das mein 'Schwager' aus Edelstahl gefertigt hat, befestigt. Er hat extra nachträglich eine Schiene auf der Rückseite des Kreuzes angebracht, weil die Jungs und einige Freunde ihre Botschaften damals auf den Boden gelegt haben, aber der Wind diese sofort davon getragen hat. Dieses Mal haben wir alle ein paar Worte auf dem Steckbrief hinterlassen. Dann sind wir zum Grab gefahren und haben unseren bemalten Herzstein und das Blumenherz niedergelegt. Die Jungs waren dieses Mal sehr gefasst.

    Auf dem Rückweg wollten wir noch kurz bei seiner Familie vorbei schauen und das Fotobuch abgeben. Aus kurz wurden dann doch 2,5 Stunden, aber es war wider Erwarten stimmig. Sehr traurig, aber der Familienzusammenhalt hat mich beeindruckt und die gemeinsame Trauer hat doch gut getan.


    Als wir dann zu hause angekommen sind und die Jungs im Bett waren, kam bei mir eine neue Riesentrauerwelle hervor und die hält sich diesmal leider sehr hartnäckig. Ich hatte mich bislang im Büro relativ gut im Griff aber die Tage hab ich bei den kleinsten Kleinigkeiten zum weinen angefangen. Egal, ob eine Kollegin erzählt hat, dass ihr Mann ihr zur Zeit soviel Arbeit im Haushalt abnimmt oder mich irgendjemand mitfühlend ansieht, geschweige denn,ich gefragt werde, wie es mir geht - die Tränen kommen sofort ohne Ankündigung. Und sie lassen sich nicht wie sonst einfach unterdrücken, nein, sie wollen mit aller Macht heraus. Es ist ja nicht so, als würde ich zu hause nicht schon genug weinen... Ich bin so froh, dass ich nächste Woche Urlaub hab. Mein Chef hat unglaublich empathisch reagiert und mir vorgeschlagen, mich jederzeit für ein paar Wochen aus der Arbeit rauszuziehen, falls ich das möchte...

    Also Grund genug, dankbar zu sein.


    Ich hasse die Einsamkeit abends, in Gesellschaft zu sein aber momentan ach. Bin sehr zerrissen...

    Traurige Grüße

    Sonja

    Ach Petra, es war schrecklich, alles zu räumen und den Schlüssel seinem Bruder in die Hand zu drücken. Ein Stück die Verbindung zu ihm lösen, zwar nur die Räumliche, aber ich ließ dort auch einen Teil meiner Seele zurück. Einerseits kam es mir wie ein Rückzug vor (was Blödsinn ist), denn formal waren wir nun mal nicht verheiratet, und dann ist das Ausräumen die logische Konsequenz. Andererseits schmerzte aber auch das Bleiben dort.

    Du hast es ganz treffend ausgedrückt: irgendwie fühlte auch ich mich dort überflüssig...

    hallo Firefly,


    ich noch mich nur Blaumeise und Medina anschließen. Ein geliebter Mensch wird aus dem Leben gerissen - ohne die Möglichkeit eines Abschieds. Ein unvorstellbares Leid, mit dem wir jetzt konfrontiert wurden - JA, wir dürfen selbst-Mitleid mit uns haben.

    Ich traf heute zwei sehr liebe Freunde von mir. Gemeinsam mit ihren und meinen Kindern sind wir wandern gegangen. Irgendwann kam dann natürlich das Gespräch auf meinen Schönen und der Mann meiner Freundin erzählte, dass er damals weinend im Büro saß, als er von der Nachricht über den Tod von ihm erfahren hat. Meine Augen füllten sich sofort mit Tränen und ich meinte entschuldigend, dass mir die ständige Heulerei, meine Trauer und mein Selbstmitleid im Beisein Anderer langsam selbst auf die Nerven geht. Er antwortete nur: "wenn du dir nach all der Sch... nicht selbst leid tun darfst, wer dann? Weine, wenn dir danach ist, dafür sind wir Freunde da, wir weinen mit dir." Und meine Freundin weinte mit mir und nahm mich in die Arme.


    Ich habe heute gelernt und erfahren, dass es Menschen gibt, die tatsächlich mitfühlen können, auch wenn sie selbst noch nie in diesen Dimensionen der Trauer steckten. Und dass ich mir selbst leid tun darf, eben weil es -wie sagt Astrid so schön, sch... im Quadrat ist.

    Es geht mir wie dir - ich finde den Schmerz leider auch größer und mächtiger werdend.


    Ich wünsche dir, dass du deine Trauer in den Vordergrund stellen kannst, wenn dir danach ist. Und dabei die Kraft findest, einen weiteren Tag nach vorne zu schauen.

    Liebe Petrella,

    Ja, ich bin mächtig stolz auf meine Jungs.

    Der Geburtstag ist übermorgen. Ob es für mich okay ist, wie seine Familie seinen Geburtstag feiert, ist für mich wirklich schwierig zu beantworten. Losgelöst von meinen Bedürfnissen denke ich, dass sie den Tag so verbringen sollen, wie er für sie stimmig ist. Denn auch sie haben einen Sohn, Bruder, Onkel verloren. Gewünscht hätte ich mir, dass wir gemeinsam den Tag verbringen. Das wäre bestimmt auch in seinem Sinn gewesen. Allerdings ist es sehr schmerzhaft, an den Ort zurückzukehren, an dem wir so viele Wochenenden verbracht haben. Mich verbinden daran Erinnerungen der Unbeschwertheit, des Glücks, voll von Liebe und Geborgenheit. Wie er mir morgens Kaffee ans Bett gebracht hat, wie wir seine Terrassenüberdachung gemeinsam montiert haben oder wie wir Sonntag Abend den Tatort zusammengekuschelt geschaut haben.


    Mittlerweile haben wir all unsere Sachen aus dem Haus geholt, ich hab den Schlüssel abgegeben. Ich weiß, dass seine Geschwister angefangen haben, das Haus zu räumen. Mir würde es vermutlich das Herz zerreißen, es so leer zu sehen.

    Meinen Kindern wird der Anblick sicherlich auch nicht wirklich gut tun, von daher fühlt es sich für mich richtig an, zum Grab zu fahren und unser Herz und Blumen dort abzulegen.


    Leider hab ich auch immer noch nicht meinen Seelenfrieden mit der Handy-Aktion geschlossen. Alle zwei Tage sehe ich nun eine neue "zuletzt online"-Zeit. Ich bin traurig und wütend auf mich, dass ich das Vorgehen nicht vorhergesehen und den Chat gelöscht hab. Aber auch immer noch wütend auf seine Geschwister, die mir ihr Wort gegeben haben, es auf Werkseinstellung zurückzusetzen.

    Ich schlafe seitdem wieder schlechter und bin dadurch ziemlich dünnhäutig. Trägt sicher nicht dazu bei, einen spannungsfreien 50. Geburtstags-Tag gemeinsam zu verbringen...


    Wie geht es dir?

    Alles, Sonja

    Guten Morgen zusammen,


    Danke, liebe Indian summer, für deinen lieben Gruß.


    Meine Woche war voll mit Terminen und ich innerlich ziemlich leer und erschöpft.

    Mein Kleiner hatte die Tage Geburtstag, jetzt haben wir je einen Geburtstag der Kinder ohne unseren Lieblingsmenschen an unserer Seite hinter uns gebracht. Sein leerer Platz war und ist erdrückend. Obwohl wir uns immer abgestimmt haben, welches Geschenk die Kinder bekommen, hätte er immer noch irgendetwas Kleines besorgt, von dem auch ich nichts wusste.

    Er fehlt...


    Die Kinder und ich haben nun unsere Entscheidung bzgl seines 50. Geburtstag gemeinsam getroffen: wir gestalten morgen den großen Herzstein, den wir in unserem Urlaub gefunden haben, mit Farben und unseren Fingerabdrücken und legen ihn dann zusammen am Grab ab. Besuchen auf dem Rückweg seine Familie, bleiben aber nicht zur Feier. Ich war überrascht und gleichzeitig beeindruckt, wie die Jungs reagiert haben, als ich ihnen erzählt habe, wie seine Familie den Tag begehen möchte (sein Wohnzimmer räumen und alles so herrichten, wie mein Schatz immer gefeiert hat).

    Der Große: Mama, wir machen das so, wie Du das möchtest.

    Der Kleine: Mama, das schaff ich nicht, dort zu sitzen, das macht mich traurig zu sehen, wie sehr er an dem Tag fehlt.


    Ansonsten kann ich mich nur anschließen an das, was fast alle hier (leider) schreiben:

    Seit sich der Nebel des Schocks verzogen hat und der Schmerz über unseren Verlust ungehindert in mein Bewusstsein durch dringt, geht es mir eigentlich schlechter als zu Beginn. Er vergehen kaum 10 Minuten, in denen ich nicht an ihn denke. Dadurch bin ich unkonzentriert in der Arbeit, mir rutschen privat die ersten Dinge durch, weil ich einfach nicht bei der Sache bin. Mein Umfeld reagiert hilflos bis verständnislos, es sind doch jetzt schon fast 3,5 Monate vergangen, da kann man doch langsam wieder am Leben teilnehmen. Den Hammer hat mein Laufpartner (bin jogge im Verein mit einer großen Gruppe), gebracht, der selbst verheiratet ist und 1 Kind hat:

    Er hätte mich ja schon immer toll gefunden, wir könnten doch jetzt ein Verhältnis anfangen, ich wäre ja jetzt frei. Hab ihn fassungslos angesehen und dann mit all meiner mir möglichen Verachtung geantwortet, dass er dorthin gehen soll, wo der Pfeffer wächst, dass er hat keine Ahnung, wie wertvoll seine Familie ist und wenn er der Meinung ist, mehr Abwechslung in seinem Leben zu brauchen, er sich gefälligst um seine Frau bemühen soll.

    Bin so sprachlos und war auch ein Stück weit wütend, was ich mir so alles anhören muss. 'Nur die Harten kommen in den Garten' war auch von einer Kollegin dabei.


    Ich würde gern auf die anderen Threads antworten, da waren diese Woche so wunderbare Erzählungen und Beiträge dabei, aber ich darf jetzt gleich auf den Fußballplatz und später Kindergeburtstag feiern. Das Leben geht weiter, und ich hinke immer drei Schritte hinterher...

    Euch einen guten Start in den Samstag

    Sonerl

    Hallo Firefly,

    Eine Freundin hat mir ein Buch über Trauerarbeit in der Familie geschenkt. Ein großes Kapitel beinhaltet auch den Punkt 'Trauerreaktionen' bei Kindern und Jugendlichen. Hast du dazu eine Lektüre?

    Wenn ich ehrlich bin, bin auch ich leichter reizbar, lange nicht mehr so belastbar für alle Themen wie man es sonst von mir gewohnt war.

    Jugendliche können oft nicht 'richtig' aus ihrer eigenen Haut raus.

    Dass deine Kinder schneller selbständig werden, nachdem sie ihre Mama so aus dem Leben gerissen bekamen, ist vermutlich ein Entwicklungsprozess, der den Umständen geschuldet ist. Vielleicht ist es auch für deine Kinder schwer, dich trauern zu sehen, schließlich sind Eltern in ihrer Vorstellung doch immer stark und richtungsweisend?

    Ich wünsche dir, dass du dich und deinen Sohn nicht als 'übrig' geblieben sehen kannst (auch wenn es sich bestimmt so anfühlt). Die Kinder werden so schnell groß und flügge, versuche die Zeit so gut es geht, bewusst mit Ihnen zu verbringen.

    Denn das ist es doch, was wir hier gerade schmerzlich lernen müssen - die Zeit ist so kostbar und vergeht einfach für manche Lebenslange viel zu schnell...