Hallo meine Lieben,
habe die letzten Tage nur mit-gelesen.
Euer Leid auf-genommen, aber nicht fähig, mich mit-zu-teilen und richtig Trost zu senden.
Mir geht es nicht besser als EUCH, habe das Gefühl, das Trauern zieht mich mehr und mehr abwärts.
Müdigkeit in jeder Faser meines Körpers.
Das Wochenende, ab Freitag, als Geburtshelfer, die Nächte verbracht.
Immer mehr über den Sinn des Weiter-Lebens nachgedacht.
Falls überhaupt noch von einem Sinn gesprochen werden kann.
Die Nächte verbrachte ich bei den Mutter-Schafen, die das erste Mal ihr Lamm zur Welt bringen wollten.
In der Stallung brannte die Notbeleuchtung, diffuses Licht, komische Schatten, komische Gedanken, "Halluzinationen".
Ich schaute, in der Nacht, der Boxen-Gasse entlang.
Kein vertrautes Schnauben der Pferde, keine Köpfe der Gross-Pferde, kein lockender Ruf der Ziegen nach ihren Zicklein.
Keine Maus, die sich unbeobachtet am verschütteten Futter der Pferde labte.
Selbst die Schleier-Eule, die zufällig im Stall auftauchte, schaute verdutzt auf die leeren Boxen und verschwand wieder so
lautlos, wie sie herein-kam.
Ich sah im Geiste Rosi durch die Gassen eilen, beruhigend auf die "Jung-Mütter" einsprechen. Für jedes Tier ein liebevoller Satz.
Ein leichtes Kraulen an den aufrecht-stehenden Ohren, dann verschwand Rosi wieder.
Ein Mutterschaf brachte leider eine Tot-Geburt zur Welt. Wie immer, gab ich ihr die Zeit zur Verabschiedung. So hielten Rosi
und ich es immer für richtig. Ein Muttertier muss "begreifen". Es schmerzt zu-zu-schauen. Das geborene Jungtier wird abgeleckt,
angestupst, lockende Rufe. Nach Stunden erst kommt das "BEGREIFEN". Erst wenn die Mutter anfängt, dass sie Stroh und Heu auf ihr
totes "KIND" schiebt, dann ist diese leidvolle Verabschiedung vollzogen. Ihr könnt denken was ihr wollt, aber so sind Rosi und ich. Andere
Landwirte nehmen die "TOT-GEBURTEN" sofort vom Muttertier weg.
Und meine weiteren Gedanken.
Hier in den Stallungen werden die letzten Tiere bald abgeholt sein.
Wie beim Ladenschluss, werden dann Gang für Gang die Lampen ausgeschaltet.
Menschen- bzw. Tier-Leer.
Es tritt Ruhe ein.
Wieder ein Abschnitt erledigt, ein Abschnitt aus dem Leben ROSI & Uwe.
Kein pulsieren von Leben auf dem Hof.
DER LETZTE ATEMZUG UNSERES LEBENS-INHALTES DANN VOLLZOGEN !!!!
Ein toter Hof.
Abschied, schmerzhafte Erinnerungen, die bleiben werden.
Schöne Erinnerungen, die schmerzen werden.
ALLES SCHÖNE aus der Vergangenheit schmerzt.
Die große Frage: "SINN DES LEBENS IST ?????"
Meine Antwort: "Der Sinn des Lebens war !!!"
jedenfalls für mich.
Daher meine Ohnmacht.
Liebe Grüße,
Uwe & Prinz.