Na klar lieber Frank, das mache ich gerne.
Meine Trauer ist erträglicher geworden, ganz langsam. Sie schmerzt nicht mehr so sehr.
Sie lässt mir mittlerweile Pausen zum erholen und nimmt mir nicht mehr die Luft zum Atmen.
Aber die Trauerwellen kommen nach wie vor, auch manchmal sehr heftig.
Ich habe in der Zeit, in der ich hier nicht so präsent war, versucht meine Trauer zu akzeptieren, gegen die ich mich vorher immer gewehrt hatte.
Ich wollte ihn nicht loslassen und unser gemeinsames Leben festhalten. Ich habe irgendwann begriffen, dass das nicht funktioniert. Es war nur Quälerei und hätte nie irgendetwas geändert. Nicht an seinem Tod, nicht an meiner Einsamkeit und meinem Leben ohne ihn.
Außerdem war das ständige weinen sehr kräftezehrend und zog mich immer tiefer runter.
Ich habe mich total von allem zurückgezogenen, wochenlang, um eine Lösung für mich zu finden. Ich kann mich schlecht anderen Menschen gegenüber öffnen, versuche es immer erst ohne Hilfe, obwohl die Telefonnummer eines Psychiaters in meiner Nähe schon auf meinem Schreibtisch lag.
Ich habe versucht, meinen krankmachenden Feind „Trauer“ irgendwie in den Griff zu kriegen, mich nicht von ihm zermürben zu lassen. Ich habe versucht die Trauer zu akzeptieren, weil sie mir hilft seinen Tod zu verarbeiten. Ich lebe jetzt mit der Trauer, sie ist keine Freundin, aber eine akzeptierte Bekannte, die ich nicht abschütteln kann und will. Das weinen ist sehr viel weniger geworden und wenn es wieder losgeht, dann lasse ich es zu solange es eben dauert.
Und ich habe auch akzeptiert, dass für mich die Trauer nie aufhören wird, weil auch die Liebe nicht aufhört. Ich will es aber soweit schaffen, dass ich nicht mehr so stark unter der Trauer leide. Das ist zur Zeit besonders bei Fotos und Erinnerungen der Fall. Aber ich bin guter Hoffnung, dass ich auch das irgendwann in den Griff bekomme.
Gegen die Einsamkeit ist wohl der Kontakt zu anderen Menschen unerlässlich. Ich habe das Glück schon sehr lange liebe Nachbarn und ganz enge Freunde zu haben. Aber auch die will und kann ich nicht ständig nerven.
Wie ich auch bei Josh geschrieben habe, verschicke ich z.B. Mails an bestimmte Menschen, ganz unverbindlich, mit lieben Grüßen zum Wochenende, und immer antwortet irgendjemand und fragt, wie es mir so geht usw.
So konnte ich Kontakte zu ehemaligen Kollegen, sogar Vorgesetzten und alten Bekannten wieder aktivieren. Es sind keine Freundschaften, aber man bleibt in Kontakt, besucht sich auch mal und das hilft gegen Einsamkeit. Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Lieber Frank, ob dir mein Geschreibsel jetzt hilft, weiß ich nicht. Es klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Jeder ist anders und muss für sich eine Lösung finden, mit der Trauer umzugehen. Das hat lange gedauert bei mir. Vielleicht ist ja das eine oder andere für dich hilfreich. Eine Patentlösung gibt es ja leider nicht.
Unser Schicksal ist und bleibt schlimm.
Ich wünsche dir, dass du langsam deinen Weg findest, dich mit der Trauer zu arrangieren, damit sie auch für dich erträglicher wird.
Ganz liebe Grüße nach Bremen
Petra