Beiträge von Ute76

    Liebe Nordlys,


    Du hast so schön Deine Gefühle beschrieben. Ich kann mir nur im Ansatz vorstellen, wie grausam und furchtbar die Situation für Dich ist.

    Du brauchst Dich nicht schuldig zu fühlen wenn Du Dir wünscht, dass dieser Alptraum endlich vorbei sein möge. Ich habe meine Mama "nur" 4 Tage gepflegt, sie war "nur" 4 Tage nicht mehr in der Lage selbstständig aufzustehen, sich zu bewegen, auch das Sprechen fiel ihr schwer und ich hatte das Gefühl, dass sie durch die Metastasen im Kopf gar nicht mehr in der Lage war wie bisher mit uns zu kommunizieren. Auf der Einen Seite wollte ich sie noch ganz lange bei mir haben, auch in dieser Situation. Es ist mir schwer gefallen los zulassen. Andererseits hab ich für uns, für sie gehofft, dass sie bald stirbt. Ich war da auch hin und her gerissen. Immer wenn sie mich mit ihren lieben Augen angeschaut hat, habe ich mich schlecht gefühlt. Ich hatte Angst, dass sie das Gedachte in meinen Augen sehen kann. Sie hatte sowieso immer so ein Gespür, sie wusste immer wie ich mich fühle. Ich konnte ihr da nie was vormachen.

    Was Du, was Ihr als Familie erleben müsst, das muss so unheimlich grausam sein. Auch für Deine Mama.... es ist überhaupt nicht egoistisch, dass Du Dir "Dein" eigenes Leben zurückwünscht. Es dreht sich einfach ganz viel um die Krankheit. Schön, dass Dein Mann so verständnisvoll ist und Dir Kraft gibt.

    Ich weiß nicht, ob Dir meine Zeilen überhaupt Trost spenden können. Ich möchte einfach das Du weißt, dass ich ganz fest an Dich denke.

    Ich denke sowieso sehr viel an Euch alle hier, ich bin glücklich, dass ich dieses Forum gefunden habe. Der Schmerz über das, was wir alle erleben müssen wird dadurch nicht weniger aber zu wissen, dass man nicht alleine mit seiner Trauer ist, tut gut.


    Liebe Regentropfen,


    ich hoffe, es geht Dir heute wieder etwas besser. Es tut mir unheimlich leid, dass Du zu der Trauer noch so großen Kummer hast.

    Fühl Dich gedrückt.


    Liebe Grüße


    Ute

    Liebe Nordlys,


    ich wollte Dir doch auch noch etwas Liebes schreiben....

    Ich finde nicht, dass Du keine Berechtigung hast "offiziell" hier zu trauern. Du verlierst Deine Mama in vielen kleinen Schritten, Tag für Tag.... Woche für Woche.... Es ist ein Abschied in langen Etappen und Du trauerst auch..... um die vielen kleinen und großen Dinge, die Du mit Deiner Mama nicht mehr erleben kannst, einfach weil sie dazu nicht mehr der Lage ist. Ich finde es schön und richtig, dass Du Deine Trauer mit uns teilst und Du stehst mit Deinem Leid nicht abseits. Du trauerst, und dafür ist dieses Trauer Forum auch da, dass Du Dich mit uns austauschen kannst und Trost findest.


    Fühl Dich ganz fest gedrückt.


    Ute

    Liebe Ros,


    Du hast überhaupt nicht zuviel von Dir geschrieben :-) mir tut es so gut, von Euch allen zu lesen um zu wissen, wie es Euch allen hier geht und wie ihr es schafft, gerade die Weihnachtsfeiertage irgendwie zu überstehen. Ich fühle mich hier bei Euch so unheimlich gut aufgehoben, irgendwie auch beschützt. Ich glaube ihr wisst, wie ich es meine.

    Die Weihnachtszeit kann ich nicht genießen. Alles ist anders als sonst. Morgen ist Mama einen Monat tot. Ihr Verlust kommt nun langsam so übermächtig über uns... gestern Abend haben meine größere Tochter (sie ist 14) und ich nur geweint....

    Aber es stimmt schon, man muss irgendwie für die Kinder funktionieren. Weihnachten ist für sie -trotz das sie schon 12 und 14 sind- einfach noch wichtig. Dazu kommt noch, dass ich am 26.12. Geburtstag habe. Ich habe tatsächlich Freunde eingeladen... aber nicht viele. Wir haben eh keinen so großen Freundes- und Bekanntenkreis. Aber ich habe auch festgestellt, dass sich zumindest ein Pärchen ziemlich zurück gezogen hat. Ich glaube sie haben Angst, dass ich über meine Trauer und die Krankheit von Mama reden will. Das passt nicht in ihr Konzept, und es ist anstrengend für sie, über "solche Themen" zu reden. Dabei betrifft es doch uns alle irgendwann- den einen früher oder später.

    Das Deine beste Freundin sich zurückgezogen hat tut mir sehr leid für Dich. Ich kann sowas auch nicht verstehen. Hast Du sie mal darauf angesprochen? Die Kraft hat man jetzt aber nicht wirklich, gell? Mir geht es gerade so. Ich versuche jeglichem Konflikt aus dem Weg zu gehen, ich habe einfach nicht die Kraft, mich auf Konflikte einzulassen. Ich habe Angst, dass es mich dann noch mehr herunterreißt.


    Wir haben Papa an Heiligabend eingeladen. Auch für ihn muss ich stark sein. Eigentlich halten wir uns gegenseitig. Ihm geht es gar nicht gut, die Wohnung ist so leer. Heute habe ich ihn gefragt, ob er denn gerne einen kleinen tierischen Freund hätte. Mit Hunden hat er es nicht so, aber Wellensittiche hat er gerne, sie füllen die Wohnung etwas mit Leben. Ich glaube ich werde da noch mal nachhaken, er klang nicht abgeneigt.


    Ich wünsche Dir liebe Ros und allen anderen hier viel Kraft für die kommenden Tage. Es wird nicht einfach für uns alle hier.


    Liebe Grüße


    Ute

    Liebe Geraldine,


    Du hast das sehr schön beschrieben wie Du die Gegenwart Deiner Mama spürst. Ja, so ähnlich ist es bei mir und es ist trotz all der Trauer ein tröstliches Gefühl. Sie sind nicht mehr hier bei uns, aber sie sind nicht weg.


    Ich habe keine Geschwister, aber meinen Mann und meine zwei Töchter ( 12 und 14). Sie geben mir Kraft und fangen mich auch auf, wenn es mir mies geht.

    Mein Papa ist sehr tapfer, aber man spürt und sieht wie er leidet. Sie waren 50 Jahre verheiratet, ich glaube nicht, dass sich die Lücke noch schließen lässt. Wir geben ihm Lebensmut, das hat er mir so auch gesagt. Ich weiß nicht, wie es wäre wenn wir nicht da wären. Ich mache mir da natürlich auch so meine Sorgen. Papa ist herzkrank und der Verlust seiner Frau wirkt sich auch auf sein Herz aus. Er spürt es... bei seiner Kardiologin war er die Tage. Soweit ist alles noch im grünen Bereich. Ich hab aber trotzdem Angst, ihn auch noch bald zu verlieren. Ich weiß auch nicht, ist irgendwie so ein Gefühl aber ich kann es nicht beschreiben.


    Kurz bevor Mama die Diagnose Ende Januar 18 bekommen hat, hatte ich geträumt, der Krebs von Mama ist zurück. Und so war es auch. Auch 2011 war das so, kurz bevor der Blasentumor festgestellt wurde. Ich bin damals aufgewacht und war zuerst froh: puh nur ein Traum, aber es fühlte sich so real an so das ich die Traurigkeit nicht ganz abschütteln konnte. Und dann kam die Diagnose... deshalb hab ich irgendwie Angst, dass meine Angst um meinen Papa doch nicht ganz so unbegründet ist.


    Zu der Trauer kommen die ganzen Formalitäten... ich kann mir vorstellen, dass das auch für Dich sehr belastend ist. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen. Ich bin im öffentlichen Dienst beschäftigt und kenne mich mit Sozialhilfe, Wohngeld und so aus, weil ich selber jahrelang im Leistungssachbearbeiterin im SGB II war. Allerdings wohne ich in Deutschland und kenne mich daher nur mit deutschem Recht aus.


    Wie geht es Dir mit Weihnachten? Ich hab ein bisschen Angst vor den Festtagen. Es wird das erste Mal ohne unsere Mamas sein....Wer hätte sich das Letztes Jahr um diese Zeit gedacht? Ich weiß, so ist das Leben aber ich brauche noch etwas Zeit um mit dem Verlust irgendwie umgehen zu können. Es gibt Tage, da geht es besser und Tage, da ist es richtig schlimm. Heute ist so ein Tag... heute hat das Bestattungshaus angerufen und gefragt, wann wir Mamas Bild das wir für die Trauerfeier abgegeben hatten wieder abholen. Die Dame hat es nicht so gemeint, aber ihr Tonfall und die Wortwahl " das Bild steht nun ja schon seit geraumer Zeit bei uns im Büro rum" haben mich verletzt. Sie klang irgendwie vorwurfsvoll. Ich kann es nicht beschreiben; die Trauer kam wieder hoch wie eine Welle. Einfach so, mitten beim Arbeiten. Danach war es irgendwie aus mit meiner Konzentration, dabei ist eigentlich gar nichts Schlimmes passiert.

    Ich bin das von mir nicht gewohnt, normalerweise bin ich immer "Herrin meiner Gefühle" und hab mich im Griff.


    Fühl Dich gedrückt


    Liebe Grüße


    Ute

    Liebe Ros,


    das mit den "Wurzeln", das hast Du sehr schön geschrieben. Genau so fühle ich mich, aber der Gedanke ist irgendwie tröstlich, das sich neue Wurzeln bilden werden. Der Baum der bleibt, nur ein Teil davon ist verloren.....

    Ich habe auch gerade das Gefühl, die Dinge anders zu sehen als früher. Ich habe mir tatsächlich überlegt, meine Kamera wieder auszugraben und wieder zu fotografieren. Heute war ich wieder auf dem Friedhof. Die Dämmerung kam, aber das restliche Tageslicht hat noch die Gräber angeleuchtet. Wir haben hier einen "Waldfriedhof" er ist also nicht so steril wie manch andere Friedhöfe. Ich fand die Stimmung unheimlich tröstlich (ich muss dazu sagen, dass ich Friedhöfe noch nie gruselig fand, sondern sie immer recht schön fand).


    Ich muss noch was loswerden, was mich heute auf der Arbeit total traurig gemacht hat. Es ging um die Weihnachtsferien. Ein ganz lieber Kollege, mit dem ich mich auch super austauschen kann hat mir im Vertrauen gesagt, dass mehrere Arbeitskolleginnen doch tatsächlich der Meinung waren, dass ich dieses Jahr über Weihnachten wohl eh nicht frei nehmen werde, da ich ja erst vor kurzem "frei hatte". Ich war zwei Wochen von meiner Hausärztin krank geschrieben. In der ersten Woche habe ich meine Mama beim Sterben begleitet und in der zweiten Woche die Beerdigung und alles drumrum organisiert. Ich hab mich heute gefragt, ob das einfach nur Gedankenlosigkeit war, oder ob manche Menschen wirklich so kaltschnäuzig unterwegs sind. Vielleicht sollte ich es mir nicht so zu Herzen nehmen, aber ich bin so dünnhäutig zur Zeit. Bei mir hat sich aber keiner so direkt geäußert. Im Gegenteil, ich solle mir die Zeit nehmen die ich brauche... und so weiter und so fort. Da war ich jetzt echt enttäuscht und auch verunsichert, ob die ganzen Beileidsbezeugungen auch wirklich ernst gemeint sind.


    Liebe Grüße


    Ute

    Liebe Geraldine,


    Dein Verlust tut mir unendlich leid.

    Ich bin hier sozusagen auch ein "Neuling", aber ich kann Dir schon jetzt sagen das Du hier mit Deinem Schmerz und Deiner Trauer richtig aufgehoben bist.

    Ich habe meine Mama, mein Seelenmensch und beste Freundin am 23.11. verloren. Wir hatten "das Glück" das wir uns langsam auf den Abschied vorbereiten konnten, und doch hat es mich dann irgendwie völlig unvorbereitet getroffen. Ich hasse das Gefühl auch, nicht "Herrin über der Lage" zu sein. Diese abgrundtiefe Traurigkeit, so etwas habe ich bisher auch noch nie erleben müssen. Es fällt mir noch schwer, damit umzugehen. Ich bin zur Zeit auch so unglaublich müde, aber selbst 10 Stunden Schlaf machen mich irgendwie nicht fitter. Mir ist, als ob ein Teil von mir fehlt..... ich glaube den Verlust kann man nie überwinden, aber man kann lernen damit irgendwie umzugehen.


    Wie geht es Deinem Vater? Wie verkraftet er das alles?


    Du fragst, ob sich unsere Mamas irgendwie bemerkbar machen oder gemacht haben. Ich bin nicht religiös und ebenfalls ziemlich rational veranlagt. Bis vor Mamas Tod habe ich "Nahtoderfahrungen" auf die Abläufe des Gehirns während des Sterbeprozesses reduziert. Auch Erlebnisse von Angehörigen im Sinne einer "Nachtoderfahrung" habe ich mir so nicht vorstellen können. Ich muss aber sagen, dass sich meine Einstellung dazu geändert hat.

    Als Papa und ich die Mama noch ein letztes Mal aufgebahrt beim Bestatter sehen durften, habe ich schlagartig begriffen und gespürt, was da liegt ist nur noch ihre Hülle, Mama ist fort. Ich wurde unheimlich traurig, das war ein Gefühl... aber das muss ich Euch nicht beschreiben, ihr wisst was ich meine. Alles war so Schwarz und Leer. Plötzlich wurde es mir aber ganz warm ums Herz, es war ganz komisch. Irgendetwas war plötzlich anders. Ich habe sie in diesem Moment so deutlich gespürt, ich hatte plötzlich eine Kraft in mir und habe einen inneren Frieden in mir gespürt. Total krass. In diesem Moment wusste ich, sie ist da, in diesem Raum. Ich hatte die Tage noch eine ähnliche Erfahrung und ich denke es gibt tatsächlich Dinge zwischen "Himmel und Erde", die wir tatsächlich nicht erklären können. Mir ist das dann auch letztendlich egal, das Gefühl ist schön und tröstet. Ich rede auch mit meiner Mama. Nicht nur auf dem Friedhof..... da ist einfach eine ganz tiefe Bindung da, die- denke ich- auch über den Tod hinaus existiert.


    Ich drücke Dich aus der Ferne


    Liebe Grüße


    Ute

    Hallo Ihr Lieben,


    nun sind schon ein paar Tage seit der Beerdigung in´s Land gegangen.

    Ich danke Euch, dass Ihr an uns gedacht habt.

    Ich hatte Angst vor diesem Tag. Aber jetzt kann ich sagen, es war eine schöne Trauerfeier. Mama wollte keine große Beerdigung, so waren nur mein Papa, mein Mann, unsere Kiddies und mein Schwiegervater da, um Abschied zu nehmen. Meine Schwägerin konnte aus beruflichen Gründen nicht und meiner Schwiegermama geht es gesundheitlich auch nicht wirklich gut. Ich war aber ganz froh, dass wir so Wenige waren.

    Als wir in die Trauerhalle gekommen sind, hat mich der Anblick von Mamas Urne erst mal nur unendlich traurig gemacht. Ich wollte eigentlich stark sein und nicht weinen, aber ich hab´s nicht geschafft. Papa ging es auch so. Alles in Allem war die Trauerfeier wunderschön, die Lieder die wir uns ausgesucht hatten, die Trauerrede... alles hat gepasst. Und ich hab mich irgendwie so gefreut, dass wir für sie eine so schöne Urne gefunden haben. Sie ist viereckig, aus Kiefernholz mit einem Herz aus lauter kleinen Ästen auf der Vorderseite. Das waren so die letzten kleinen Liebesbeweise, die wir ihr mitgeben konnten.

    Seit der Beerdigung waren wir fast jeden Tag an ihrem Grab. Es ist ein wunderschöner Waldfriedhof.... so friedlich alles. Es tut mir/uns gut. Ich merke, wie sich die Trauer bewegt, sich verändert.... es stimmt; die Beerdigung ist nochmal ein ganz wichtiger Schritt um allmählich zu begreifen das sie nie wieder kommt.


    Seit Donnerstag arbeite ich wieder, es ging besser als erwartet. Es lenkt mich auch ab. Wenn der Abend kommt, dann wird es schlimm. Diese Sehnsucht, die tut so unglaublich weh. Ich fühle mich auch so unglaublich müde, ich gehe immer schon recht früh ins Bett. Ich mag nicht lesen, nicht fernsehen, ich mag einfach nur schlafen. Geht es Euch auch so? Schlafen kann ich gut, aber das liegt auch daran, dass meine Medikamente gegen meine Nervenschmerzen sowieso müde machen. Mir graust es schon vor Weihnachten. Ich muss viel an das Letzte Jahr um diese Zeit denken. Mama und ich sind zusammen einkaufen gegangen und haben es genossen, Geschenke auszusuchen....

    Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass die Sehnsucht nach meiner Mama irgendwann weniger wird, bzw. nicht mehr so weh tut. Ich weiß, ich muss mir und meiner Trauer Zeit lassen. Jetzt sind es erst zwei Wochen her und doch kommt es mir schon wie eine kleine Ewigkeit vor.

    Ich würde so gerne wieder ihre Stimme hören.... Tonaufnahmen habe ich leider keine. Ich hab Angst, zu vergessen, wie ihre Stimme geklungen hat...

    Ich weiß, Ihr versteht mich, es geht Euch allen so. Zu wissen, dass man ist mit seiner Trauer nicht alleine ist hilft mir unheimlich.


    Liebe Grüße Ute

    Hallo Ihr Lieben,


    vielen herzlichen Dank für die einfühlsame Aufnahme hier. Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine mit seiner Trauer sein muss und das ich mich hier mit Euch austauschen kann.

    Liebe Vilja, meine Mama war 72 Jahre alt, Geschwister habe ich leider keine. Meine Mama hat mir vor ihrem Tod erzählt, dass ich eigentlich zwei Geschwister hätte. Sie hat leider beide Kinder bereits in der frühen Schwangerschaft verloren. All die Jahre konnte, bzw. wollte sie nicht darüber reden. Zum Schluss war es ihr aber wichtig, dass ich Bescheid weiß. Für sie und meinen Papa war meine Geburt ein Geschenk, sozusagen ein kleines Wunder, so hat sie sich ausgedrückt. Nun weiß ich auch warum, auch die Schwangerschaft mit mir lief nicht komplikationslos und ich kam ziemlich untergewichtig auf die Welt.


    Liebe Nordlys, Deine Geschichte hat mich sehr ergriffen. Es muss absolut grausam sein, die eigene Mama, den Herzensmensch 4 lange Jahre beim Sterbeprozess zu begleiten. Ich hatte ja wenigstens das Glück, mit meiner Mama bis kurz vor ihrem Ende noch kommunizieren zu können.

    Im September nach der Diagnose mit den Wirbelsäulenmetastasen wurde mir klar, dass wir vielleicht tatsächlich nicht mehr viel Zeit miteinander haben werden. Mir wurde schmerzlich bewusst, dass dieser heiße Sommer wahrscheinlich der letzte Sommer war, den sie erlebt hat. Ich wollte diese Gedanken zurückdrängen aber sie kamen immer wieder. Und auch meine Mama hatte ähnliche Gedanken, hat es aber sehr selten durchblicken lassen. Ich habe all die Monate schon eine gewisse Art Trauer verspürt über das, was Einmal war, was nie mehr zurückkommen wird. Da war ich dann richtig wütend auf mich und auf meine Gedanken. Ich habe aber irgendwo im Internet einen interessanten Artikel gelesen, dass Trauer schon vor dem Tod beginnen kann. Durch eine Krankheit wie Krebs oder beispielsweise der Nervenkrankheit, an der Deine Mutter leidet, verliert der Betroffene ja auch immer mehr Lebensqualität und muss sich mit immer mehr Einschränkungen im Tagesablauf abfinden. Der Betroffene selbst bekommt das mit und auch wir, die Angehörigen. Das hat mir dann ein bisschen geholfen. Ich habe ein bisschen begriffen, dass ich meine Mama durch diese Gefühle ja nicht aufgegeben habe sondern einfach nur traurig bin, über das was jetzt gerade passiert.

    Das ich noch meinen Papa habe und wir uns gegenseitig trösten und Halt geben können macht mir glücklich. Es tut mir unheimlich leid für Dich, dass es bei Euch nicht so ist. Mein Papa ist sehr sensibel, er hat es aber nie gelernt, Gefühle offen zu zeigen. Ich habe ihn bisher auch noch nie weinen sehen. Zu weinen, über seinen Verlust zu sprechen traut er sich jetzt auf einmal vor mir und das hat mich auch tief berührt.


    Morgen ist ihre Beerdigung. Davor habe ich Angst. Ich kann die Angst gar nicht genau beschreiben. Viele Freunde haben mir gesagt, nach der Beerdigung wird es noch schlimmer und man falle in ein tiefes Loch. Ich habe davor Angst, dass der Schmerz noch größer wird und ich mich vielleicht selbst nicht mehr aufrappeln kann. Ich muss dazu sagen, dass ich vor einigen Jahren mal eine depressive Episode hatte. Ich habe mich damals beruflich total ausgebrannt gefühlt und war auch sonst körperlich ziemlich fertig. ( ich habe von Geburt an eine schwere Wirbelsäulenverkrümmung und die WS wurde zu großen Teilen in einer OP versteift; jetzt habe ich mit Spätfolgen der Versteifung zu kämpfen und bin leider auch nie wirklich schmerzfrei). Ich war damals so froh, als ich wieder aus diesem Loch rausgekommen bin, deshalb habe ich jetzt Angst wieder in dieses Loch zu fallen. Wisst Ihr wie ich meine?


    Liebe Grüße


    Ute

    Hallo zusammen,


    Meine Mama ist am 23.11.2018 gestorben. Sie hatte Krebs...

    Bereits im Sommer 2011 bekam sie die Diagnose Blasenkrebs. Sie war schon damals so unglaublich tapfer. Ihr wurde die Blase entnommen und sie hat ein Urostoma bekommen. Es waren nach der OP keine Tumorzellen nachweisbar und bis zum Januar 2018 waren alle Nachsorge Untersuchungen ohne Befund. Ende Januar 2018 wurde im linken Lungenflügel eine 10 cm große Metastase entdeckt. Das war für uns alle ein riesen Schock, wobei ich mir schon seit Ende November 17 um meine Mum Sorgen gemacht habe. Sie hatte an Gewicht verloren und nächtliche Schweißausbrüche. Ich hab sie oft darauf angesprochen aber sie hat mich immer beruhigt und meinte das sei schon nix Wildes.

    Bei der Biopsie hat man festgestellt, dass es sich um eine Metastase vom Blasenkarzinom handelt und das obwohl die Blase und das Karzinom schon 2011 entfernt wurden. Die Ärzte haben uns gleich zu Anfang gesagt, dass man aufgrund der Lage und der Größe der Metastase diese nicht entnehmen könne und das eine palliative Therapie nur noch Sinn mache. Eine Chemo kam auch nicht in Frage, da Mama nur eine Niere hatte und man diese durch die Chemo nicht unnötig belasten wollte. Es folgten daraufhin Bestrahlungen der Lunge; die ganze Zeit war sie so positiv, hat nie gejammert und war so überzeugt, noch genügend Lebenszeit geschenkt zu bekommen. Mein Papa hat sie die ganze Zeit immer unterstützt, zu den ganzen Arzt Terminen bin aber mmer ich mit. Ich wollte sie in ihrem Kampf begleiten, ihr eine Stütze sein und das war ich für sie auch. So hat sie das oft zu mir gesagt....


    Ab Juni 18 kam dann eine Horrordiagnose nach dem anderen... Knochenmetastasen im Schädel die teilweise operativ entfernt werden konnten... weitere Bestrahlungen.... im August zwei Wirbelsäulenmetastasen und Ende Oktober 18 dann die Mitteilung das sich mehrere Metastasen im Kleinhirn gebildet haben. Ab da wurden keine weiteren Bestrahlungen mehr gemacht und ihre letzte Hoffnung -die Immuntherapie- wurde auch beendet. Ihr ging es zu diesem Zeitpunkt total schlecht, ihr war dermaßen übel und schwindelig, zudem wurde sie immer weniger; wog zum Schluss nur noch 46 kg. Sie hatte so einen enormen Überlebenswillen und sie hat es doch noch geschafft, dass sie wieder nach Hause durfte. Wir, mein Papa und ich, haben ihr versprochen sie Zuhause auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Und so kam es auch. Am 19.11.2018 hat sich dann ihr Zustand total verschlechtert. Sie konnte nicht mehr laufen und war nur noch bettlägerig. Die Metastasen im Gehirn haben Sie immer schläfriger werden lassen... am 23.11.18 um 21 Uhr 30 ist sie dann friedlich eingeschlafen.


    Ich sage mir immer wieder welches Glück wir eigentlich hatten, uns langsam von ihr verabschieden zu können. Zumindest sagt das mein Kopf... mein Bauch sagt mir etwas anderes. Ich kann es noch nicht begreifen, dass sie nicht mehr da sein soll.

    Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis. Sie war mein Seelenmensch, meine beste Freundin. So oft kam es vor, dass sie an mich gedacht hat und ich sie keine Minute später angerufen habe. Da haben wir immer gelacht und gemeint wir hätten einen unsichtbaren Draht zueinander..... Meine Eltern und ich wohnen in der gleichen Stadt, keine 200 Meter voneinander weg. Ich habe noch zwei Töchter im Alter von 12 und 14 Jahren und bin verheiratet. Unter der Woche haben wir jeden Tag zusammen gegessen, sind zusammen in den Urlaub gefahren...Eigentlich gab es keinen Tag an dem ich sie nicht gesehen habe....


    Die ersten Tage waren wie im Nebel, die Eindrücke der letzten Tage und Stunden waren noch so präsent. Ich fühle für mich, dass wir alles richtig gemacht haben... wir waren alle da bei ihr, bis zuletzt. Das gibt mir auch ein gutes Gefühl. So langsam beginne ich aber zu begreifen was passiert ist und die Sehnsucht nach ihr gewinnt irgendwie die Oberhand. Ich versuche für meinen Papa da zu sein- sie waren schließlich 50 Jahre mit einander verheiratet-, ich versuche meine Töchter zu trösten, kurzum ich versuche zu funktionieren. Aber das alles finde ich so anstrengend. Viele meiner Freund und Bekannten meinen, es sei für sie eine Erlösung gewesen. Das mag es am Schluss auch gewesen sein, rational betrachtet. Ich habe jetzt einfach das Gefühl, dass die ganze Angst und Anspannung der letzten Wochen und Monate auf mich einprasselt, ich glaube ich habe viel an Gefühle wie Angst oder so versucht zu verdrängen. Da sind wir uns ziemlich ähnlich- meine Mum und ich-. Ich bin wie meine Mama ein kleiner" Kontrollfreak", nach außen wirke ich stark und gefasst, auch auf der Arbeit. Mir fällt es immer sehr schwer, meine Gefühle zu zeigen.

    Das ist nun auch der Grund, weshalb ich mir hier in diesem Forum angemeldet habe. Ich habe hier schon vor ein paar Tagen still mitgelesen und mich nun getraut mich anzumelden. Ich glaube es hilft vielleicht, die eigene Trauer mit anderen Teilen zu können und vor allem darüber zu sprechen, bzw. schreiben zu können.


    Danke für´s Zuhören. Ich freue mich auf den Austausch mit Euch.


    Liebe Grüße


    Ute