Hallo zusammen,
Meine Mama ist am 23.11.2018 gestorben. Sie hatte Krebs...
Bereits im Sommer 2011 bekam sie die Diagnose Blasenkrebs. Sie war schon damals so unglaublich tapfer. Ihr wurde die Blase entnommen und sie hat ein Urostoma bekommen. Es waren nach der OP keine Tumorzellen nachweisbar und bis zum Januar 2018 waren alle Nachsorge Untersuchungen ohne Befund. Ende Januar 2018 wurde im linken Lungenflügel eine 10 cm große Metastase entdeckt. Das war für uns alle ein riesen Schock, wobei ich mir schon seit Ende November 17 um meine Mum Sorgen gemacht habe. Sie hatte an Gewicht verloren und nächtliche Schweißausbrüche. Ich hab sie oft darauf angesprochen aber sie hat mich immer beruhigt und meinte das sei schon nix Wildes.
Bei der Biopsie hat man festgestellt, dass es sich um eine Metastase vom Blasenkarzinom handelt und das obwohl die Blase und das Karzinom schon 2011 entfernt wurden. Die Ärzte haben uns gleich zu Anfang gesagt, dass man aufgrund der Lage und der Größe der Metastase diese nicht entnehmen könne und das eine palliative Therapie nur noch Sinn mache. Eine Chemo kam auch nicht in Frage, da Mama nur eine Niere hatte und man diese durch die Chemo nicht unnötig belasten wollte. Es folgten daraufhin Bestrahlungen der Lunge; die ganze Zeit war sie so positiv, hat nie gejammert und war so überzeugt, noch genügend Lebenszeit geschenkt zu bekommen. Mein Papa hat sie die ganze Zeit immer unterstützt, zu den ganzen Arzt Terminen bin aber mmer ich mit. Ich wollte sie in ihrem Kampf begleiten, ihr eine Stütze sein und das war ich für sie auch. So hat sie das oft zu mir gesagt....
Ab Juni 18 kam dann eine Horrordiagnose nach dem anderen... Knochenmetastasen im Schädel die teilweise operativ entfernt werden konnten... weitere Bestrahlungen.... im August zwei Wirbelsäulenmetastasen und Ende Oktober 18 dann die Mitteilung das sich mehrere Metastasen im Kleinhirn gebildet haben. Ab da wurden keine weiteren Bestrahlungen mehr gemacht und ihre letzte Hoffnung -die Immuntherapie- wurde auch beendet. Ihr ging es zu diesem Zeitpunkt total schlecht, ihr war dermaßen übel und schwindelig, zudem wurde sie immer weniger; wog zum Schluss nur noch 46 kg. Sie hatte so einen enormen Überlebenswillen und sie hat es doch noch geschafft, dass sie wieder nach Hause durfte. Wir, mein Papa und ich, haben ihr versprochen sie Zuhause auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Und so kam es auch. Am 19.11.2018 hat sich dann ihr Zustand total verschlechtert. Sie konnte nicht mehr laufen und war nur noch bettlägerig. Die Metastasen im Gehirn haben Sie immer schläfriger werden lassen... am 23.11.18 um 21 Uhr 30 ist sie dann friedlich eingeschlafen.
Ich sage mir immer wieder welches Glück wir eigentlich hatten, uns langsam von ihr verabschieden zu können. Zumindest sagt das mein Kopf... mein Bauch sagt mir etwas anderes. Ich kann es noch nicht begreifen, dass sie nicht mehr da sein soll.
Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis. Sie war mein Seelenmensch, meine beste Freundin. So oft kam es vor, dass sie an mich gedacht hat und ich sie keine Minute später angerufen habe. Da haben wir immer gelacht und gemeint wir hätten einen unsichtbaren Draht zueinander..... Meine Eltern und ich wohnen in der gleichen Stadt, keine 200 Meter voneinander weg. Ich habe noch zwei Töchter im Alter von 12 und 14 Jahren und bin verheiratet. Unter der Woche haben wir jeden Tag zusammen gegessen, sind zusammen in den Urlaub gefahren...Eigentlich gab es keinen Tag an dem ich sie nicht gesehen habe....
Die ersten Tage waren wie im Nebel, die Eindrücke der letzten Tage und Stunden waren noch so präsent. Ich fühle für mich, dass wir alles richtig gemacht haben... wir waren alle da bei ihr, bis zuletzt. Das gibt mir auch ein gutes Gefühl. So langsam beginne ich aber zu begreifen was passiert ist und die Sehnsucht nach ihr gewinnt irgendwie die Oberhand. Ich versuche für meinen Papa da zu sein- sie waren schließlich 50 Jahre mit einander verheiratet-, ich versuche meine Töchter zu trösten, kurzum ich versuche zu funktionieren. Aber das alles finde ich so anstrengend. Viele meiner Freund und Bekannten meinen, es sei für sie eine Erlösung gewesen. Das mag es am Schluss auch gewesen sein, rational betrachtet. Ich habe jetzt einfach das Gefühl, dass die ganze Angst und Anspannung der letzten Wochen und Monate auf mich einprasselt, ich glaube ich habe viel an Gefühle wie Angst oder so versucht zu verdrängen. Da sind wir uns ziemlich ähnlich- meine Mum und ich-. Ich bin wie meine Mama ein kleiner" Kontrollfreak", nach außen wirke ich stark und gefasst, auch auf der Arbeit. Mir fällt es immer sehr schwer, meine Gefühle zu zeigen.
Das ist nun auch der Grund, weshalb ich mir hier in diesem Forum angemeldet habe. Ich habe hier schon vor ein paar Tagen still mitgelesen und mich nun getraut mich anzumelden. Ich glaube es hilft vielleicht, die eigene Trauer mit anderen Teilen zu können und vor allem darüber zu sprechen, bzw. schreiben zu können.
Danke für´s Zuhören. Ich freue mich auf den Austausch mit Euch.
Liebe Grüße
Ute