Mutter und Freundin verloren

  • Guten Abend.


    Ich bin neu hier und weiß nicht ob ich überhaupt richtig bin.

    Meine Mom ist vor knapp 5 Monaten eingeschlafen. Sie war noch so jung. Ich selbst bin 31.

    Meine Mom war krank und "eigentlich" wusste ich, dass sie gehen wird. Nichts desto trotz kam es dann doch viel zu plötzlich! So vieles ist unausgesprochen.

    Meine Mom und ich waren sehr eng, haben nahezu alle Sorgen und Freuden miteinander geteilt und sie war mir zugleich eine Freundin.

    Ich habe mit meinem Mann zwei Kinder. Unsere Tochter ist knapp drei und unser Sohn wurde vor knapp sechs Monaten geboren. Noch als ich mit ihm schwanger wurde, war ich sicher, meine Mom würde mich als Oma meiner Kinder noch lange unterstützen.


    Ich komme nicht klar, dass sie nun weg ist. Jeder sagte, es würde leichter werden, aber das tut es irgendwie nicht. Ich habe das Gefühl depressiv zu sein und weiß nicht mehr was ich tun soll.


    Wie kann man denn nach vorne schauen, wenn nichts mehr wird wie es war. Ich fühle mich so alleine...

  • Meine Tanten erzählen mir immer wieder, wie meine Mom (deren Schwerster) ihnen begegnet. Die eine sieht meine Mom in weißen Schmetterlingen, die andere redet mit ihr und hat das Gefühl "Zeichen" zu bekommen...


    Ich würde auch gerne irgendetwas haben, das mir das Gefühl gibt, sie sieht mich...sie ist noch irgendwo...

  • Hallo Regentropfen,

    mein Freund ist vor mittlerweile 18 Jahren (!) gestorben und erst vergangene Nacht habe ich wieder von ihm geträumt. Zwar wache ich dann immer weinend auf, aber eher vor Wiedersehensfreude weinend als vor Trauer.

    Hab Geduld und höre in dich hinein. Deine Mutter wird Dir auch irgendwann solche Zeichen schicken. Man kann es nicht erzwingen.

    Gruß Ingrid

  • Liebe Regentropfen,

    herzlich willkommen hier bei uns.


    Da liegen die Geburt und der Tod nicht weit auseinander. Das ist immer schwer, denn die Freude über das neue Familienmitglied wird überschattet von der Trauer um die Mama und die Trauer um die Mama wird überstrahlt von der Freude um das neue Familienmitglied.


    Das Zeichen - hmm, manche haben das, andere nicht. Was die meisten Menschen haben, ist die Vorstellung: Mama würde jetzt,... Hast du das? Momente in denen du einfach weißt, was deine Mama sagen oder tun würde? Kannst du dir eine Umarmung deiner Mama vorstellen?


    Ich wünsche dir für heute einen der leichteren Tage und einen freudigen Moment mit deinen Kindern.

    Lg. Astrid.

  • Hallo Regentropfen,


    mein Beileid zum Verlust deiner geliebten Mutti. Ich kann dich so gut verstehen, auch ich bin 31 und vor drei Monaten ist meine Mum ziemlich plötzlich an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben, wobei ich ihr weitere Lebenserhaltene Maßnahmen erspart habe.

    Alles ändert sich und nichts ist mehr so wie es einmal war.

    Zu deiner Aussage, das jeder sagt das es leichter wird...5 Monate sind keine Zeit, es dauert lange bis man es überhaupt begreifen kann.

    Mein Dad ist diesen Monat vor zwei Jahren verstorben, auch ziemlich plötzlich an einem Herzinfarkt. Erst nach anderthalb Jahren hat es bei mir nachgelassen bei jeder Kleinigkeit an ihn zu denken. Beim einkaufen, oft habe ich gedacht, ach das würde ihm jetzt schmecken.

    Als mein Dad gestorben ist hatte ich zwei wunderbare Begegnungsträume, sie waren so real, er hat sich von mir verabschiedet. Ich hatte anfangs so viele tolle und eindeutige Zeichen von ihm.

    Bei meiner Mum warte ich noch drauf. Und ich glaube das liegt daran, das ich es einfach zu sehr erwartet habe das sie sich im Traum bei mir verabschiedet. Bis heute kein Zeichen von ihr. Wenn man sich zu sehr drauf versteift fällt es uns oft schwer die Zeichen zu erkennen oder überhaupt zu empfangen.


    Ich hoffe du kannst etwas Kraft aus deinem Mann und deinen beiden Kindern ziehen.

    Ich wünsche dir alles Gute Mausbeen

  • Vielen Dank euch für eure Nachrichten.


    Liebe Ingrid 74, ich war immer sehr geduldig...geduldig mit allen anderen und auch mit mir. Seit einiger Zeit scheine ich keine Geduld mehr zu haben ?. Ich bin ständig unzufrieden. Ich hoffe aber, dass es sich wieder gibt.


    Liebe Astrid, ich kann mich sehr gut an Umarmungen erinnern, auch an ihren Geruch und ihre Stimme. Mir diese Dinge aber vorzustellen fällt mir schwer. Es schmerzt so sehr.

    Zur Geburt unseres Sohnes...ich konnte ihn eine ganze Zeit nicht richtig annehmen. Er kam mir "ungelegen" von der Zeit. Gegen Ende der Schwangerschaft hielt er mich davon ab viel zu meiner Mom zu fahren und nach der Geburt ebenso...es war ihm gegenüber nicht fair, aber er war mir eher "Ballast". Erst ca einem Monat nach dem Einschlafen meiner Mom fing ich an ihn zu lieben wie es eine Mutter tut. Ich bin inzwischen sehr froh, dass ich ihn und auch unsere größere Tochter habe.

    Beide zwingen mich täglich aufzustehen und einen gewissen Alltag zu leben.


    Liebe Mausbeen.

    Mein Beileid auch an dich. Innerhalb so kurzer Zeit beide Eltern zu verlieren...nicht einfach.

    Mein Vater lebt zwar noch, aber unser Verhältnis ist nicht so toll.

    Fühlst du dich auch manchmal alleine? Ich weiß, dass ich meine eigene Familie habe und dennoch fühle ich mich so unglaublich alleine...

  • Bei meiner Mom wurde kurz vor meinem 30. Geburtstag Lungenkrebs diagnostiziert. An meinem Geburtstag hatte ich übers Telefon mit ihr gejubelt, weil keine Metastasen verhanden waren. Dann folgte Chemo und Bestrahlung. Auf die Chemo sprach sie super an - es war kaum noch aktives Tumorgewebe nach Abschluss nachweisbar. Ende November letzten Jahres (29.) wurde ihr dann operativ ein Lungenflügel entfernt. Wir waren so optimistisch und ich glaubte wirklich sie gehöre zu den wenigen glücklichen, die geheilt werden.

    Unser Glück hielt nicht lange...bereits Anfang Januar kamen neue Symptome und die erste Todesnachricht - multiple Hirnmetastasen ?.

    Bis zuletzt konnte meine Mom ihren Willen selbst äußern. Ich hatte von ihr eine Vollmacht erhalten und ich hatte immer damit gerechnet, dass ich sie irgendwann brauchen würde um ihren Willen durch zu setzen..aber sie schlief ein bevor es soweit kam.

    Viel zu früh für mich. Meine geliebte Mom, meine Zuhörerin und Versteherin in allen Lebenslagen - meine Konstante.

  • Guten morgen Regentropfen,


    Oh ja ich fühle mich auch allein. Als mein Dad gestorben ist, ist auch ein Teil von mir gestorben, jetzt wo auch noch meine Mum gestorben ist, habe ich mich gefragt ob ich überhaupt noch existiere.

    Sie fehlen einfach. Ich bin Einzelkind, niemand da mit dem man Erinnerungen teilen kann, den man fragen kann wie es damals war. Meine Tanten, ihre Schwerstern rufen mich oft an oder schreiben mir, aber es ist nicht das gleiche. Man fühlt sich trotzdem allein.

    Bei meiner mum wurde im September 2017 Lungenkrebs festgestellt, ein sehr früher Stadium, leider aufgrund der Lage inoperabel. Sie bekam nur eine Bestrahlung. Die Ärzte waren optimistisch, also waren wir es auch. Ich dachte wir haben noch ein paar schöne Jahre. Ich habe mich auf diesen Weg eingestellt und dann kann ein großer Schlaganfall.

    Ich weiß wie es ist, wenn man sich erst freut und hofft und dann doch alles ganz anders und plötzlich kommt.

    Ich habe auch eine eigene kleine Familie, stehe mit beiden Beinen fest im Leben und doch kommt das Kind in mir durch, das einfach seine Mama braucht.


    Ich wünsche dir und den anderen einen erträglichen Tag, wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen, denn das hätten unsere Lieben nicht gewollt.


    Mausbeen

  • Hallo Regentropfen,

    das mit deinem Sohn, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Es passt einfach nicht zusammen.

    Wichtig ist, dass du ihn jetzt so nimmst, wie er ist und ihm die Liebe schenkst, die du für ihn fühlst.


    Wie geht denn deine Tochter mit dem Tod der Oma um?


    Es mag seltsam klingen, doch vielleicht hat sie diesen Todeszeitpunkt auch ein bisschen gewählt, damit

    du gar nicht in die Situation kommst, für sie ihren Willen durchkämpfen zu müssen. Denn das ist kräftezehrend.

    Natürlich hättest du das geschafft und für sie gemacht, doch vielleicht hat sie geahnt, dass das mit Baby und Kind

    einfach zu viel wäre und hat sich für diesen Weg entschieden? Wie ist es, wenn du das liest? Ist es beruhigend oder

    aufwühlend, passend oder ganz fremd?


    Ich wünsche dir einen Tag, an dem du den Herbst mit deinen Kindern ein bisschen wahr nehmen kannst.

    Lg. Astrid.

  • Liebe Regentropfen,

    ich möchte Dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen- es tut mir so leid.

    Weißt Du, unsere Geschichten sind sich sehr ähnlich. Im November 2015 bekam meine Mutti ebenfalls eine Lungenkrebsdiagnose, alles verlief, so ja auch bei Euch, ganz gut: Chemotherapie, OP, Bestrahlung und dann schon der Termin zur Reha. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass sie es nicht schafft! Das war eine Sache der Unmöglichkeit; Sie, als meine Vertraute, als der Mensch der mich WIRKLICH kannte, konnte einfach nicht von mir gehen!!! Wir waren so furchtbar eng verbunden!

    Ich war im 3. Monat schwanger als ich ihre Diagnose hörte, Hirnmetastasen- und ich wusste was das bedeutet.

    Es begann eine Leidenszeit. Auf der einen Seite sollte ich mich über mein bald geborenes Baby freuen- aber ich war wohl die wohl unglücklichste Schwangere...Mein Herz war gebrochen und ich konnte nur warten und zusehen wie meine Mutti sich immer weiter und weiter von sich selbst entfernte. Zu Weihnachten 2016 wurde mein Sohn geboren und ich hatte überhaupt das erste Mal das Gefühl, dass da Hoffnung ist. Er war mein Geschenk, der Funke weiter an das Leben und an die Liebe zu glauben. Ich habe meine Mutti bis zu ihrem Tod im April 2017 eng begleitet, bin zu ihr ins Heim gefahren (wir wohnten 1 Fahrtstunde entfernt), nach Möglichkeit jeden Tag und so oft es ging mit unserem Kleinen. Zum Ende hin konnte sie ihn nicht mehr sehen, aber jedes Schreien oder Brabbeln hat sie uns immer mit einem Lächeln quittiert.


    Du fragst, ob der Schmerz nachlässt- ich glaube nicht dass das passiert, aber du wirst lernen damit besser leben zu können. Ein und ein dreiviertel Jahr ist es jetzt her, dass meine Mutti, zumindest körperlich nicht mehr bei mir ist, und es gibt Tage, da ist es so schlimm wie an ihrem ersten Todestag...ich glaube wenn man einen Menschen wirklich liebt, ist das auch normal und in Ordnung. Nimm die Trauer an- es ist ok dass sie da ist! Das Du Sie vermisst ist auch normal, du wirst sie ja immer lieben!

    Vielleicht lauscht du manchmal einfach auf Kleine Zeichen. Viele andere haben hier davon geschrieben. Es gibt sie! Man muss nur aufmerksam sein. Ich habe mich nach dem Tod meiner Mutti intensiv mit dem Leben nach dem Tod auseinandergesetzt. Literatur besorgt, wissenschaftliche Abhandlungen gelesen..

    Das war meine Art der Trauerbweältigung und auch ein Stück Trost. Das danach noch etwas kommt, sogar einige hochrangige Fachleute des Wissenschaft- Jet-Sets. ..schließen derartige Theorien nicht aus...;)

    Du bist nicht alleine, viele Liebe Menschen hier können Dir nachfühlen. Ich weiß genau wie es Dir jetzt geht. Vertrau auf Dich und die Liebe zu denen die da sind und auch nicht da sind. Schau auf deine Familie sei Dankbar dafür und lächle dann und wann mal.

    Ich wünsche dir von Herzen alles alles Liebe!!!!

  • Woelfchen

    Vielen Dank für deine Worte! Ich versuche dankbar zu sein und ich weiß im Inneren auch, dass ich es sein müsste...dennoch bin ich irgendwie unglücklich, unzufrieden und ich weiß nicht genau warum...


    Astrid.

    Ich glaube manchmal auch, dass meine Mom diesen Zeitpunkt selbst gewählt hat um zu gehen. Allerdings eher aus anderen Gründen...

    Nach der Geburt unserer Tochter ging es mir sehr schlecht. Es waren Komplikationen und ein hoher Blutverlust Schuld daran. Ich glaube, meine Mom wollte wissen, dass es mir dieses Mal gut geht.

    Und das andere - sie wollte selbst entscheiden. Sie hat deutlich weniger Schmerzmittel genommen als sie hätte dürfen und als ich sie fragte warum, meinte sie, dass sie "klar" bleiben will.


    Mit Fortschreiten des Wachstums der Metastasen fiel es ihr aber gewiss immer schwerer.




    Ich mache mir zum Teil auch sehr große Vorwürfe. War ich zu wenig für sie da? Eigentlich wollte sie bei mir sein, aber dies ließ sich vom derzeitigen Haus her leider nicht umsetzen. Zumindest nicht ohne ihr die letzte Möglichkeit zur Selbstversorgung auch noch zu nehmen.

    Meine Mom hatte eine Hündin. Ein so tolles Tier. Ich hatte ihr eigentlich versprochen, dass ich mich um die Hündin kümmern würde. Hier hatte sich allerdings früh schon mein Vater in den Vordergrund gedrängt und er hat die Hündin dann "weggegeben"...

  • Liebe Regentropfen

    Klarheit und tiefe Trauer passen nur selten wirklich zusammen. Dafür schreibst du sehr verständlich und nachvollziehbar. Mach dir deswegen also keine Sorgen.


    Das mit der Hündin tut mir leid.


    Du warst so da, wie du es konntest. Ich glaube, das weißt du auch. Doch das Gefühl du hättest mehr tun können, öfters da sein, sie trotzdem zu dir nehmen, dieses Gefühl ist da. Wenn das Gefühl kommt, wie wäre es mit einem Brief an deine Mama? Ihr nochmal alles schreiben, was so in dir los ist. Und wenn du dann den Brief zur Seite legst, dann lass ihn eine Nacht ruhen. Am nächsten Tag lies ihn nochmal mit den Augen deiner Mama und schreib zurück, so wie sie antworten würde.


    Vielleicht ist das eine Möglichkeit mit diesem schlechten Gewissen umzugehen, was meinst du?


    Ich wünsche dir ein feines Wochenende und sende dir liebe Grüße

    Astrid.

  • Es klingt blöd, aber ich habe das Gefühl, gar keine Zeit für Briefe oder sogar Worte an sie zu haben. Die Tage sind im Moment so voll und auch irgendwie kräftezehrend, dass ich froh bin die Kinder, Haushalt und Einkäufe unter einen Hut zu bekommen und falle dann abends früh ins Bett.


    Ich weiß nicht, ob das Verhalten unserer Tochter mit dem Verlust der Oma zusammen hängt, aber sie bekommt seit einiger Zeit immer wieder "Ausraster". Sie ist dann total provozierend, schreit wie am Spieß und lässt sich kaum raus holen.

    Unser Kleiner ist zwar zum Glück kein Schreikind mehr, meine Nächte sind allerdings noch immer sehr oft unterbrochen und so "wandle" ich oft mehr durch den Tag als dass ich diesen wirklich lebe...

  • Guten Abend.

    Am Freitag kam Post vom Amtsgericht bzgl Nachlass meiner Mom. Ich wusste was in dem Schreiben stehen wird und dennoch fiel es mir schwer den Brief überhaupt zu öffnen.

    Meine Eltern haben kein Eigenheim weswegen es sich beim Erbe um Ersparnisse auf Konten und Sparbüchern dreht. Meine Mom hatte eigene Konten, weil mein Vater in ihren Augen spielsüchtig war bzw ist und sie so versuchte Geld auf die Seite zu schaufeln.


    Als im Januar klar wurde, dass es keine Chance auf Heilung mehr gibt, wollte meine Mom, dass mein Vater nicht alles bekommt, sondern lieber mein Bruder und ich bzw unsere Kinder.

    Sie hat einfach nichts hinterlegt, sodass es der normalen Erbfolge nach läuft. 1/4 also nun an mich.

    Ich weiß, dass sie wollen würde, dass ich dieses Geld nutze oder für meine Kinder anlege, dennoch dreht sich mir der Magen um bei dieser Vorstellung...

    Ich fühle mich mit diesem Schreiben überfordert ?.


    Auch kam sofort der Wunsch hoch, sie zu besuchen. Aber meine Mom liegt ziemlich weit weg von mir, sodass ich sehr sehr selten hin fahren kann.

  • Liebe Regentropfen,

    zuerst zu der Erbschaft. Du musst heute noch nicht entscheiden, was du damit machst. Lege es irgendwo auf ein Sparbuch (auch wenn das keine Zinsen mehr gibt) und lass die Zeit kommen, in der du weißt, was du mit dem Geld machen willst.


    Das Grab, das weit weg ist. Kannst du dir in der Nähe nicht einen Erinnerungsort schaffen? Vielleicht einen schönen Baum, eine Parkbank, einen Platz an einem Bach oder Fluss. Dort könntest du Blumen hin bringen, eine Kerze anzünden, .... Was denkst du?


    Dass dir die Zeit fehlt und du froh bist, wenn dein Tagespensum geschafft ist, das kann ich verstehen. Es ist anstrengend, neben der Trauer auch noch so funktionieren zu müssen. Lass dir Zeit und nimm Tipps oder Ideen von mir nur dann auf, wenn sie dem entsprechen, was du gerade brauchst.


    Zu deiner Tochter: Wenn ich mich recht erinnere, ist sie um die 4 Jahre alt? Ich möchte dir hier eine Folge: "tabuFREI über Leben und Tod sprechen" ans Herz legen. Mechthild Schroeter-Rupieper, die Gründerin der Familientrauerbegleitung in Deutschland spricht mit mir über Kindertrauer. Vielleicht magst du es dir anschauen. Ich stelle die Links zu Teil 1 und Teil 2 hier mal ein.




    Vielleicht hast du die Muße es dir anzuschauen. Vielleicht ist es hilfreich. Freue mich auf deine Rückmeldung.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Astrid.

    Vielen Dank. Ich werde mir die Videos gerne anschauen. Meine Tochter wird bald drei.

    Zu einem Ort als Erinnerungsplatz...ich habe mir so etwas ähnliches auch schon überlegt, bin aber auf kein Ergebnis gestoßen. Wir sind erst vor zwei Jahren hier her gezogen (was für meine Mom damals sehr sehr schlimm war) und somit verbinde ich hier nichts mit ihr oder sogar eher Negatives... ich habe auch hier in der Gegend noch nicht mal für mich selbst einen "Lieblingsplatz" gefunden. Im Ort in welchem wir vorher gewohnt hatten (aber noch weiter weg) würden mir sofort Plätze einfallen :(.


    Ich hab Zuhause Gegenstände von ihr oder welche, die mich an sie erinnern...bisher fällt es mir aber noch sehr schwer, diese bewusst zu betrachten.

  • Liebe Forenmitmenschen...

    Morgen ist wieder so ein Tag - morgen vor 5 Monaten ist meine Mom von uns gegangen.

    Ich habe Angst vor morgen. Ich mag diese Tage nicht und diesen Monat kommen gleich mehrere...am 29. letztes Jahr hatte sie ihre OP und wir dachten, dass wir dieses Datum zukünftig als zweiten Geburtstag von ihr feiern würden. Sie fing mit so einer "Tradition" bei meinem Bruder an...

    Am Donnerstag dieser Woche ist der "11. Geburtstag" meines Bruders (er hatte 2007 einen schweren Motorradunfall und wir bangten 24h um sein Leben - meine Mom gratulierte ihm ein Jahr später zu seinem zweiten 1. Geburtstag und seither ist dieser Tag ein "Geburtstag" zusätzlich).


    Ich versuche mich zu erinnern was sie sagen würde...zu verschiedenen Situationen.

    Ich kann es nicht - ich breche heulend auf dem Boden zusammen und dann kommt Wut, unglaubliche Wut! Ich bin stinksauer (und egoistisch), dass MEINE Mom gehen musste.


    Ich habe Angst vor morgen ?.

  • Liebe Regentropfen,


    ich bin DA, an deinem schweren Tag.


    Kannst du ihn irgendwie würdigen? Eine besondere Kerze anzünden, deinen Kindern eine Oma-Geschichte erzählen,

    den Lieblingskuchen von Mama machen oder kaufen und in Erinnerung an sie essen?


    5 Monate, das klingt so lange und ist doch so kurz. Und doch sind diese Monatstage sehr wichtig.


    Du hast schon 5 Monate geschafft. Nimm als Vergleich zur Trauer eine Geburt. Nur genau anders herum:


    Zu Beginn sind die Wellen schmerzhaft, dass man es kaum aushält, die Abstände kaum mehr fühlbar.

    Und mit der Zeit werden die Abstände länger und der Schmerz weniger tief. Meine Hebamme sagte zu

    mir einmal in der Geburtsvorbereitung:


    "Und jede Wehe, die du hinter dir hast, hast du geschafft. Die kommt nicht mehr.

    Es kommen noch mehr und es ist nicht vorbei, doch diese Wehe, die hast du geschafft.

    Und darum erhole dich in jeder Pause, atme tief aus und denk dir, die ist geschafft und

    jetzt ist Zeit für die Erholung"


    So ähnlich ist es mit der Trauer auch.

    Jede Trauerwelle, die hinter dir liegt, hast du geschafft. Sie wird so nicht mehr kommen.

    Es wird noch andere geben und es ist noch nicht vorbei. Doch diese Welle hast du geschafft.

    Und darum erhole dich in jeder Wellenpause, atme tief aus und lass dir Zeit.


    Wenn du den Monatstag deiner Mama irgendwie gestalten kannst, dann ist vielleicht irgendwann die

    Angst vor diesem Tag nicht als Vorbote einer Welle schon da. Sondern du kannst dich erholen, bis die

    nächste Welle kommt. Und vielleicht ist es dann auch gar nicht mehr ganz so schlimm, wie noch vor einem

    Monat. Ich weiß es nicht.


    Doch ich wünsche es dir.


    Ich bin auf jeden Fall in Gedanken bei dir.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Hallo Zusammen.

    Der Tag ging vorüber und der "11." Geburtstag meines Bruders gestern auch.


    Vielen lieben Dank Astrid. für die Idee der besonderen Würdigung. Meinen Kindern etwas über ihre Oma zu erzählen - soweit bin ich wohl noch nicht. Ich habe mich allerdings mit dem Lieblingsgetränk meiner Mom eine Weile für mich alleine zurückgezogen, was auch gut tat.


    Ich blicke allerdings mit sehr gemischten Gefühlen in die kommenden Tage und bin froh, wenn auch der Jahreswechsel vorüber gezogen ist.

    Die erste Weihnachtszeit, die ich regelrecht mit "Hass, Wut und Angst" angehe.

    Letztes Jahr war dies eine Zeit voller Hoffnung. Ende November die komplizierte aber erfolgreiche OP...


    Ich wünsche euch allen ein erträgliches Wochenende mit Sonnenschein der die Seele ein wenig berührt.