Hier ist mal wieder meine Art von Tagebuch:
erstmal tut es mir furchtbar leid, egal, wer es hier liest, daß ich für andere keinen Trost, keine Nachricht sende. Ich komm mir wie ein Egoist vor.
Als ich am Todestag von meinem Jürgen ruhelos im Auto umherfuhr, dann endlich eine Stelle fand, wo ich von weitem das Robert-Bosch-Krankenhaus sah, dieses Fenster, wo wir drin waren, wo er drin lag. Ich spürte beim Fahren eine Wärme, das beruhigte mich.
Es ist ein Elend in dieser Welt, aber vielleicht hilft manchem, der grad verloren hat, folgende Sätze:
Im Oktober ist ja mein Jürgen wegegangen, seitdem ist mein Halt, mein Beschützer, alles weg. Ich hab aber noch, gott sei dank, meine Tochter Pia, meine Mutter und Götz, unserem Freund.
Gestern abend hat Götz gekocht, das Gemüse war nicht wirklich gar, ich schimpfte, dann war ich ruhig. Ich weinte und sehnte mich nach meinem Jürgen, bin seither wie ein Blatt im Wind, wie vorher, bevor ich ihn, mein Leben, kennengelernt hab. Bin so was von weinerlich.
Heut wollt ich, wie jeden Tag, wieder zu meiner Mutter an den Sandplatz , wo wir immer, jeden Tag sitzen, mit der Hündin meiner Pia. Aber Götz hatte wohl noch zu arbeiten am Computer. Es war mittlerweile zwei Uhr. Ich drehte fast durch. Denn diese zeit ist meine ganze Zeit, wo ich mal unter Menschen bin, die mir wichtig sind. Mir ist es wichtig, mit meiner Mutter und Pia durch den Wald zu laufen,
Aber ich fuhr ihn ins Büro, natürlich tut mir Götz jetzt leid (fast blind) aber ich mußte so weinen, weil ich dachte: meine Güte, alles was mir doch bleibt, ist dieser tägliche Gang mit meiner Pia und meiner Mutter (wer weiss, wie lang ich sie noch hab, obwohl ich niemals versteh, wie sie mit mir als Kind und auch danach umging, ganz schlimm, darunter leid ich noch heute, aber ich bin ein Mensch, der einfach verstehen will, aber auch verzeihen)
Es war so schön, ich hab sie alle im Wald getroffen und bin mit ihnen noch viel gelaufen.
Ich denk, sie haben gemerkt, wie es mir ging, denn mir laufen die Tränen, wenn ich immer dann am KH Robert Bosch vorbeifahr, wo mein Jürgen zum Schluss gelegen ist.
Ich bin froh, daß ich diesen Jenseitskontakt haben darf, ohne diesen, ich glaub kaum, wie ich das alles überleben würde.
Heut abend, als ich wieder meine Serie anschaute, mit diesem Glauben, daß mein Jürgen dabei ist, für den ich ja immer dieses kurzes Lied mitsing, da bin ich zwar wieder in Tränen ausgebochen, aber plötzlich hab ich diese Wärme, wie ein Mantel um mich gespürt, und genau das möcht ich euch allen hier sagen: unsere Liebe ist da, besonders wenn wir fast am Ende sind. Und man braucht dazu nichts, einfach reinspüren, ihr werdet es selbst merken!!!!!
Ich werd plötzlich ruhiger, so oft inletzter Zeit merk ich, wie mein Jürgen mich ablenken will und auch schafft (das hat er immer wieder damals versucht, und ich mochte das gar nicht). Aber jetzt hilft es mir!!
Am Donnerstag hat meine Pia Geburtstag, sie will niemand sehen, aber ich hab ihr ja vor kurzem eine großé Laterne gekauft, darauf steht: Pia und Mia (das ist ihre geliebte Hündin).
Heut hab ich durch eine Firma bestellt mit 'Garantiezustellung für ihren Geburtstag: eine Flasche Sekt mit der Aufschrift: Liebe Pia, herzlichen Glückwunsch, Deine Ange-Mum. Dazu noch eine Torte mit weihnachtlichem Inhalt. Ich find, Sekt mit Schokolade: wunderbar!
Ich weiss, dieses nie mehr, dieses furchtbare NIE MEHR, das macht mich immer noch völlig fertig. Ich kann immer noch nicht irgendwo leben, bin immer noch wie ein Blatt im Wind ohne meine Seele, meinen Jürgen. Aber dieser Jenseitskontakt durch unsere Susanne Hanf hat mich gelehrt, daß sie nicht weg sind, aber leider nicht mehr körperlich anwesend. Oh Gott, wie gern würd ich zu meinem Jürgen gehen, durch dieses elendige Grab bis zu ihm, ich möcht doch nur in seine Arme. Aber genau dieses muß man verdrängen! Es geht net mehr, basta. Ich will so gern in seine Arme, bin grad so am Weinen, aber ich weiss, auch bei Euch ist es so.
Wie hab ich seine Finger, seine Lippen, seine Zehen, alles, so geliebt.
Vor allem: als er nach seinem Mittagsschalf aufwachte, bin ich zu ihm, hab meinen Kopf über seine Schenkel gelegt und sagte nur: ach, Jürgen, könnten wir uns nicht einfach verstecken, in irgendeine Ecke, und nur wir bei für immer zusammen sein. Da hat er seine Hand auf mich gelegt.
Ich wein und wein, aber niemand ist da.
Jeden Tag, wenn ich hier von unserem Götz weggehe, steht vor dem Haus immer noch der Tisch und der Stuhl, wo mein Jürgen gesessen ist, da darf niemand hin oder was wegschieben. Ja, und jeden Tag, wenn ich raus geh, sag ich ihm, wohin ich gehe, und immer wieder wisch ich über den Stuhl und dem Tisch, weil ich weiss, es muss sauber für ihn sein.
Meine Kraft fehlt, komischerweise hab ich die Kraft, für unseren Götz einzukaufen, ( er war für meinem Jürgen und mich unser bester Freund) , für meine Mutter behilfiich zu sein, für meine Pia zur Post zu gehen, aber wenn die wüssten, daß mir für mich selbst absolout keine Kraft mehr da ist, ich hab nun seit vielen, vielen Wochen, mal meine Haare gewaschen. Wem willst das erzählen?? Es ist ja schone große Anstrengung für mich, für unseren Götz zu kochen, schaff ich fast nicht, oder in aufzumunternd, weil es ihm eben so schlecht geht.
Es ist grad mal ein Jahr,.
Ange