Bei vielen les ich hier, daß sehr oft durch Ärzte vieles falsch gemacht wurde und bin der Meinung, diese Menschen sind auch nur Menschen, leider irren sie sich sehr oft, und das geht auf die Gesundheit eben dieser in dem Moment hilflosen Menschen, die oft in einer Akut-Situation ins KH geliefert werden, um Hoffnung zu haben und so vieles mehr.... Und dieses verstaubte Krankenhaus Leonberg hat meinem Jürgen den Anfang von seinem Ende vorbereitet, durch falsche Operation, stundenlang, nach seinem Aufwachen: nur noch Schreie von ihm. Ein überforderter Arzt sagte: ja, was soll ich denn jetzt geben, nach der Narkose, daß er wieder ruhig wird usw..... Aber mein Jürgen hat so gekämpft, er wollte mich niemals allein lassen....
Mein Jürgen könnt auch heut noch leben, ja!! Wär er gleich ins richtige KH gekommen, hätt ich besser und durchgreifender reagiert, als der Notarzt kam, er könnt heut noch leben.
Er hat mir öfters gesagt: 2016 haben sie mich durch drei krasse Narkosen in Folge kaputt gemacht, 2019, nach der Zahnnarkose, die hat mir den Rest gegeben. Und er war so was von energievoll, einfach ein Hamburger Kerl, mein Herz. Ja, da haben sie ihm den Rest gegeben, und trotz seiner ganzen Kraft, seinem Immensen Willen, den ich immer so geschätzt hab, sie haben ihm wirklich den Rest gegeben, dagegen hat er sich einfach nimmer wehren können, geht nicht. Dadurch immer wieder Deliren, plötzlich Rollstuhl, plötzlich Pflegestufe 4, all das hat er mitbekommen und hat sich so so sehr gewehrt!! Nicht nur seine Gangfähigkeit, auch sein Sprechen wurden undeutlicher, schlechter.
2016, nach diesen endlosen Narkosen wurde er für eine Zeit in den Pflegebereich gebracht. Ich war immer bei Dir, mein Herz. Ich hab Dir wieder versucht zu lernen, wie gut ein Essen schmeckt, hab Dir mit Löffel Essen gegeben, Tag für Tag, hab Dir Pflanzen gezeigt und Dich gefragt, wie die heissen. Als Du endlich wieder bei Dir daheim warst, hab ich Dich mit so viel Liebe gepflegt und Dich aufgemuntert, daß Du fast, fast wieder wie früher warst, das haben wir geschafft, bis eben diese elendige nächste Zahnnarkose kam.
Wie oft war ich in den letzten Monaten mit ihm in der Notaufnahme, kanns nicht mehr zählen, alles eben nach diesen Narkosen, wie oft hat er geschriehen dort auf der Trage, wir er lag immer stundenlang dort und so unruhig, dann wurde er mit Tabletten vollgestopft, dann wurds noch schlimmer, es war dann auch für mich sehr sehr Streß, ihm nicht helfen zu können, außer ihn immer wieder über Kopf zu streicheln, dieses komische Laken hochzuziehen, damits ihm nicht kalt wurde. Ich sagte zu ihm: Ich bin doch da, er sagte: ich weiss, mein Herzele, aber das reicht nicht.
Nach der Zahnnarkose letztem Jahr, er war im ganzen Gesicht blau bis schwarz, sagte er mir unter Tränen (und mein Jürgen hat niemals geweint): Ange, ich hab Angst, ich: warum, wegen Deinem Kopf? Er nickte. (er meinte damit, daß er nicht mehr vom Kopf her so sein wird). Aber er war bis zum Schluss vom Kopf her klar, er hatte mir sogar die letzten Tage den Uhrzeigersinn aufgemalt, absolut korrekt. Auch mit mir noch diskutiert, es waren einfach diese schlimmen Durchblutungsstörungen, durch diese ganzen unnötigen Narkosen (denn einmal richtig gemacht, hätt es niemals so oft sein müssen), waren halt diese Gang- und Sprachstörungen.
Nur zum Schluss, Ende Sptember, da hat ihn sein Willen fast verlassen, und dann auch meiner. Da haben wir beide nicht mehr gekonnt. Ich hab ihn kaum mehr heben können daheim, auch die intime Pflege war schwierig, aber so schön, denn ich hab doch meinen Jürgen, wir haben uns ja immer noch. Jeden Abend fragte ich: was magst Du und hab ihn jeden Tag viele Sachen gezeigt zum essen, was er so mag, hab wunderbare Schnittchen gemacht, Mozarella, seine Leberwurst, ein Glas Rotwein dazu und und und.
Morgens: Radio angestellt, alles gerichtet auf Tisch: Butter, seinen geliebten Quark, Marmelade, die er mochte, aber auch Wurst und Käse, beim Brot zum Schluss eben die Rinden abgeschnitten, aber immer verschiedene Sorten. Dann gabs Kaffee, hab die Milch im Kännchen heiss gemacht. Ja, das war schön, erinner mich gern daran. Und jeden Abend sind wir vor dem Edeka zum Automat, er hat mir von seinem Korb die leeren Flaschen gegeben. Dann beim Einkaufen, ich fuhr ihn im Rollstuhl, fragte ständig, Schatz, was magst Du, was soll ich kaufen. Er zeigte mir natürlich immer, wo was war und immer halt das günstigste, er war halt sparsam.
Ich hab erst angefangen, aufzugeben, also keine Kraft mehr zu haben, als am letzten Wochenende, Ende September letzten Jahr, zu mir der Notarzt kommen mußte, er schrieb mir einen Schein aus: psychische und pysische Überlastung und Schlafmangel, war ja klar, da war halt an Schlaf nicht mehr zu denken (seit ca. 1 Jahr war jede zweite Stunde oder jede Stunde das Klingeln, daß mein Jürgen unruhig wurde und ich bin sofort hochgeschnellt von der Couch, um bei ihm zu sein), aber meine Güte, warum erwähn ich das, das war überhaupt kein Problem für mich, weil es besser wurde!) Aber jetzt bin ich halt mal am schreiben, da muss halt vieles raus.
Ein paar Tage später, ich hab dann sogar vergessen, meinem Jürgen Schuhe oder Socken anzuziehen, und da merkte ich selbst, jetzt kann ich nicht mehr, er saß nur noch da im Rollstuhl, plötzlich auch Vorhofflimmern, alles plötzlich, blaue Hände, konnt auch kein Essen mehr pürieren, ging nichts mehr. Dann ab ins Krankenhaus, wir beide, Ja, und ab da gings bergab.
Im letzen Krankenhaus: Bin mit ihm im Rollstuhl den Gang entlang, bis ans Fenster, hab gefragt: siehst Du dort das Riesenrad in Stuttgart, er nickte, vorher hat ich versucht, daß er selbständig mit Rollstuhl trippelt, sagte noch: ja, bitte, gut so, mach weiter, aber ich sah, wie bleich er wurde, dann hab ichs gelassen. Beim Essen hat er schon nicht mehr richtig gekaut, hab gesagt: Jürgen, komm, richtig kauen. Am nächsten Tag, wie umgewandelt, innerhalb eines Tages : Nichts mehr, nur noch dieses schlimme Stöhnen, dieser starre Blick nach oben. Aber ich hab die zwei letzten Tage viel mit Dir gesprochen, auch darüber, daß Du ja weisst, daß ich nicht ohne Dich leben kann, immer wieder bei Dir am Krankenbett: Deine hand gehalten, die am letzten Tag tatsächlich plötzlich so feucht war und gar nicht mehr so kraftvoll (wir haben uns immer an den Händen gehalten, mein Liebling). Dein so weit geöffneter Mund ,am Hals sah ich Dein Herzschlag, sehr schnell, dann wieder ganz ganz langsam. Ich hab Dir soviel erzählt, während ich aus dem Fenster schaute, immer Deine Hand in meiner. Einmal sagte ich wohl zu Dir: mach doch bitte nochmal Deine Augen auf, bitte, ja, Du hast versucht, ein Auge, das rechte, aufzumachen, aber es war so wässrig, mein Herz. Die Schwester meinte: Hier spürt man sehr viel Liebe. Das war schön. Ich ging, um Dich etwas in Ruhe zu lassen, eine halbe Stunde später ,oh Gott, Jürgen, dann hat man mir gesagt, Du bist gegangen. Als ich zurückkam, sahst Du aus wie vorher. Ich stand sehr lange bei Dir, hab Dich gehalten am Arm, an Deiner Schulter und schaute durchs Fenster. Ab da hab ich kaum noch Erinnerung
Ich liebe Dich, mein Herz, bis in alle Ewigkeit und drüber hinaus. Ange