Beiträge von Ange

    An mein Tagebuch:


    ich dreh fast durch, wegen Termine machen für Götz, will alles richtig machen, schreib tausend Zettel, will für ihn akkurat jeden Zettel für den jeweiligen Arzt richtig schreiben, damit er nichts vergisst, usw. Heut war ich den Tag mit ihm in Tübingen bei seiner Schwester, die jetzt in Tübingen im KH ist, ich muss sagen , bei meinem Jürgen hab ich es immer geschafft, alles unter einem Hut zu bringen, aber jetzt, mein Herz rast, ich bin krass zu Götz, völlig ausser mir. Macht das alles diese Trauer??


    Absolut überhaupt nicht mehr für was fähig, was ein mehr ist wie normal. Sobald Schwierigkeit kommt: Ich spinn und dreh wirlich fast durch und reagier sogar gemein, danach wein ich für mich selbst und verabscheu mich, weil ich so sein kann, obwohl ich doch nur es gut meinte.

    Ich will doch nur, daß alle sich gutfühlen. Ange


    Ich bemüh mich so sehr, allen recht zu machen, damit sie sich gutfühlen, aber ich will endlch glaub ich, wieder zu meinem Jürgen, damit ich endlich wieder mal zuhause bin, und das geht nur in Deinen Armen, so wie immer.


    Übrigens: ich hatte gestern, als ich dachte, ich bin allein im Haus von Götz, da hab ich mal wieder laut mit mir geredet und so was von geweint, laut, da war plötzlich Götz in der Tür und meinte: was ist denn los mit dir Ange? Ich redete mich raus und sagte: Nein, nichts, ich hab nur mal wieder irgendwie was laut gesagt, war Spaß.


    Und genau so ist grad mein Leben, immer wieder versuchen, den Menschen zu lachen zu bringen, aber wenn ich allein bin, dann brech ich zusammen!!!


    Eure Ange

    Liebe Renate, ich versteh all Deine Worte, irgendwie sind wir beide uns sehr ähnlich. Auch ich kann mich oft nicht so ausdrücken (oft ein Übermaß an inneren Gefühlen bei mir), deshalb kann ich Dein Schreiben auch so gut verstehen, empfinden. Auch mein Jürgen war sehr konservativ. Ich konnt ihm leider nicht so oft meine unendlich tiefe Liebe zu ihm zeigen, er hat sich als gesträubt, aber ich kannte den Grund bei ihm, ach, ich kannte ihn in und auswendig, deshalb verstand ich jede Reaktion von ihm. Aber wenn er mich ansah, wenn wir uns öfters so tief und lang in die Augen sahen (er sagte als: ich kann bis in Deine Seele schauen) oder er mal wieder sagte: ach Herzele, oder meine Hand hielt, egal was, ich spürte seine tiefe Liebe zu mir. Als er mal wieder in einer Notaufnahme lag sagte er: Du bist meine einzigste Liebe, oder früher mal: Ange, ich lieb Dich mehr wie mein eigens Leben, es ist mehr wie Liebe.

    Oh ja, ich glaub wir alle, alle wollen wieder das zurückhaben, was uns so genommen wurde! <3

    Dir auch einen erträglichen Tag. Ange

    Bei vielen les ich hier, daß sehr oft durch Ärzte vieles falsch gemacht wurde und bin der Meinung, diese Menschen sind auch nur Menschen, leider irren sie sich sehr oft, und das geht auf die Gesundheit eben dieser in dem Moment hilflosen Menschen, die oft in einer Akut-Situation ins KH geliefert werden, um Hoffnung zu haben und so vieles mehr.... Und dieses verstaubte Krankenhaus Leonberg hat meinem Jürgen den Anfang von seinem Ende vorbereitet, durch falsche Operation, stundenlang, nach seinem Aufwachen: nur noch Schreie von ihm. Ein überforderter Arzt sagte: ja, was soll ich denn jetzt geben, nach der Narkose, daß er wieder ruhig wird usw..... Aber mein Jürgen hat so gekämpft, er wollte mich niemals allein lassen....


    Mein Jürgen könnt auch heut noch leben, ja!! Wär er gleich ins richtige KH gekommen, hätt ich besser und durchgreifender reagiert, als der Notarzt kam, er könnt heut noch leben.


    Er hat mir öfters gesagt: 2016 haben sie mich durch drei krasse Narkosen in Folge kaputt gemacht, 2019, nach der Zahnnarkose, die hat mir den Rest gegeben. Und er war so was von energievoll, einfach ein Hamburger Kerl, mein Herz. Ja, da haben sie ihm den Rest gegeben, und trotz seiner ganzen Kraft, seinem Immensen Willen, den ich immer so geschätzt hab, sie haben ihm wirklich den Rest gegeben, dagegen hat er sich einfach nimmer wehren können, geht nicht. Dadurch immer wieder Deliren, plötzlich Rollstuhl, plötzlich Pflegestufe 4, all das hat er mitbekommen und hat sich so so sehr gewehrt!! Nicht nur seine Gangfähigkeit, auch sein Sprechen wurden undeutlicher, schlechter.


    2016, nach diesen endlosen Narkosen wurde er für eine Zeit in den Pflegebereich gebracht. Ich war immer bei Dir, mein Herz. Ich hab Dir wieder versucht zu lernen, wie gut ein Essen schmeckt, hab Dir mit Löffel Essen gegeben, Tag für Tag, hab Dir Pflanzen gezeigt und Dich gefragt, wie die heissen. Als Du endlich wieder bei Dir daheim warst, hab ich Dich mit so viel Liebe gepflegt und Dich aufgemuntert, daß Du fast, fast wieder wie früher warst, das haben wir geschafft, bis eben diese elendige nächste Zahnnarkose kam.


    Wie oft war ich in den letzten Monaten mit ihm in der Notaufnahme, kanns nicht mehr zählen, alles eben nach diesen Narkosen, wie oft hat er geschriehen dort auf der Trage, wir er lag immer stundenlang dort und so unruhig, dann wurde er mit Tabletten vollgestopft, dann wurds noch schlimmer, es war dann auch für mich sehr sehr Streß, ihm nicht helfen zu können, außer ihn immer wieder über Kopf zu streicheln, dieses komische Laken hochzuziehen, damits ihm nicht kalt wurde. Ich sagte zu ihm: Ich bin doch da, er sagte: ich weiss, mein Herzele, aber das reicht nicht.


    Nach der Zahnnarkose letztem Jahr, er war im ganzen Gesicht blau bis schwarz, sagte er mir unter Tränen (und mein Jürgen hat niemals geweint): Ange, ich hab Angst, ich: warum, wegen Deinem Kopf? Er nickte. (er meinte damit, daß er nicht mehr vom Kopf her so sein wird). Aber er war bis zum Schluss vom Kopf her klar, er hatte mir sogar die letzten Tage den Uhrzeigersinn aufgemalt, absolut korrekt. Auch mit mir noch diskutiert, es waren einfach diese schlimmen Durchblutungsstörungen, durch diese ganzen unnötigen Narkosen (denn einmal richtig gemacht, hätt es niemals so oft sein müssen), waren halt diese Gang- und Sprachstörungen.


    Nur zum Schluss, Ende Sptember, da hat ihn sein Willen fast verlassen, und dann auch meiner. Da haben wir beide nicht mehr gekonnt. Ich hab ihn kaum mehr heben können daheim, auch die intime Pflege war schwierig, aber so schön, denn ich hab doch meinen Jürgen, wir haben uns ja immer noch. Jeden Abend fragte ich: was magst Du und hab ihn jeden Tag viele Sachen gezeigt zum essen, was er so mag, hab wunderbare Schnittchen gemacht, Mozarella, seine Leberwurst, ein Glas Rotwein dazu und und und.


    Morgens: Radio angestellt, alles gerichtet auf Tisch: Butter, seinen geliebten Quark, Marmelade, die er mochte, aber auch Wurst und Käse, beim Brot zum Schluss eben die Rinden abgeschnitten, aber immer verschiedene Sorten. Dann gabs Kaffee, hab die Milch im Kännchen heiss gemacht. Ja, das war schön, erinner mich gern daran. Und jeden Abend sind wir vor dem Edeka zum Automat, er hat mir von seinem Korb die leeren Flaschen gegeben. Dann beim Einkaufen, ich fuhr ihn im Rollstuhl, fragte ständig, Schatz, was magst Du, was soll ich kaufen. Er zeigte mir natürlich immer, wo was war und immer halt das günstigste, er war halt sparsam.


    Ich hab erst angefangen, aufzugeben, also keine Kraft mehr zu haben, als am letzten Wochenende, Ende September letzten Jahr, zu mir der Notarzt kommen mußte, er schrieb mir einen Schein aus: psychische und pysische Überlastung und Schlafmangel, war ja klar, da war halt an Schlaf nicht mehr zu denken (seit ca. 1 Jahr war jede zweite Stunde oder jede Stunde das Klingeln, daß mein Jürgen unruhig wurde und ich bin sofort hochgeschnellt von der Couch, um bei ihm zu sein), aber meine Güte, warum erwähn ich das, das war überhaupt kein Problem für mich, weil es besser wurde!) Aber jetzt bin ich halt mal am schreiben, da muss halt vieles raus.


    Ein paar Tage später, ich hab dann sogar vergessen, meinem Jürgen Schuhe oder Socken anzuziehen, und da merkte ich selbst, jetzt kann ich nicht mehr, er saß nur noch da im Rollstuhl, plötzlich auch Vorhofflimmern, alles plötzlich, blaue Hände, konnt auch kein Essen mehr pürieren, ging nichts mehr. Dann ab ins Krankenhaus, wir beide, Ja, und ab da gings bergab.


    Im letzen Krankenhaus: Bin mit ihm im Rollstuhl den Gang entlang, bis ans Fenster, hab gefragt: siehst Du dort das Riesenrad in Stuttgart, er nickte, vorher hat ich versucht, daß er selbständig mit Rollstuhl trippelt, sagte noch: ja, bitte, gut so, mach weiter, aber ich sah, wie bleich er wurde, dann hab ichs gelassen. Beim Essen hat er schon nicht mehr richtig gekaut, hab gesagt: Jürgen, komm, richtig kauen. Am nächsten Tag, wie umgewandelt, innerhalb eines Tages : Nichts mehr, nur noch dieses schlimme Stöhnen, dieser starre Blick nach oben. Aber ich hab die zwei letzten Tage viel mit Dir gesprochen, auch darüber, daß Du ja weisst, daß ich nicht ohne Dich leben kann, immer wieder bei Dir am Krankenbett: Deine hand gehalten, die am letzten Tag tatsächlich plötzlich so feucht war und gar nicht mehr so kraftvoll (wir haben uns immer an den Händen gehalten, mein Liebling). Dein so weit geöffneter Mund ,am Hals sah ich Dein Herzschlag, sehr schnell, dann wieder ganz ganz langsam. Ich hab Dir soviel erzählt, während ich aus dem Fenster schaute, immer Deine Hand in meiner. Einmal sagte ich wohl zu Dir: mach doch bitte nochmal Deine Augen auf, bitte, ja, Du hast versucht, ein Auge, das rechte, aufzumachen, aber es war so wässrig, mein Herz. Die Schwester meinte: Hier spürt man sehr viel Liebe. Das war schön. Ich ging, um Dich etwas in Ruhe zu lassen, eine halbe Stunde später ,oh Gott, Jürgen, dann hat man mir gesagt, Du bist gegangen. Als ich zurückkam, sahst Du aus wie vorher. Ich stand sehr lange bei Dir, hab Dich gehalten am Arm, an Deiner Schulter und schaute durchs Fenster. Ab da hab ich kaum noch Erinnerung


    Ich liebe Dich, mein Herz, bis in alle Ewigkeit und drüber hinaus. Ange





    Ich war grad so sehr berührt, danke Dir Renate und danke Dir, Sommermond. Ja, es war Vollmond, Renate, ich glaub, da kann man ganz schön narrisch ticken und es kommt so viel Dreck von früher in mir hoch, aber jetzt ist: Basta!

    Ja, Sommermond, ich wundere mich, ich wunder mich so sehr, wie kann ich so viel Liebe, Mitgefühl, Mitleid aber auch Frohsinn und solch eine (nur sehr sehr kurz) Übermütigkeit empfinden, woher kommt das??? Aber mei, ich bin doch so froh und dankbar, daß ich diese Empfindungen noch habe und bitte immer wieder: Lieber Gott, laß mir diese Empfindungen beibehalten.


    So, genug von mir, schon während des Schreibens jetzt denk ich immerzu: jetzt schreibst schon wieder nur von Dir..... und das ist mir sehr unangenehm, andere leiden und ich... Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, ständig von mir zu schreiben.


    Danke Euch.


    Eure Ange<3

    Danke, Gabi, ich bin so froh, daß Du mir so schreibst, es tut mir wirklich unendlich gut, fühl mich gleich besser.


    Ich kenn solche positiven, lieben Nachricht gar nicht, die ich als von Dir und auch von den anderen bekomme! Ich kenn keine Umarmungen, keinen Trost, keine liebevollen Worte, aber so bin ich aufgewachsen. Es ist irre, daß ich diese kindliche, freudige Art mir bewahren konnte, trotz allem, darüber bin ich Gott dankbar und das möcht ich niemals vermissen: eben daß ich mich noch so freuen kann wie ein Kind und im Moment der Freude spring ich sogar rum und sag z.B. meiner Mutter: jetzt noch ein Glas Piccolo, eine tolle Musik, dann einfach abtanzen, durch die ganze Stadt und dabei Lametti werfen... genau das hab ich meiner Mutter letzten Sonntag beim Spaziergang gesagt. Sie schaute nur Götz an, der auch dabei war und sie meinte nur: oh je, jetzt ists soweit, jetzt muss sie eingeliefert werden. Und genau das macht mir Spaß: meine Mutter zum Lachen bringen, wenn ich mal so übermütig werd, da ist mir das so egal, wie sie denkt, aber ich weiß, es tut ihr gut!!

    Ja, so verrückt war ich sehr, sehr oft bei meinem Jürgen. Oh Gott, hätt er gesagt, jetzt spinnt meine Ange wieder. Und genau so hab ich ihn immer wieder und immer wieder zum Lachen gebracht. Ich vermiss ihn so unendlich und hab so Sehnsucht nach ihm!


    Ich bin so sehr dankbar, daß ich, wie am Sonntag, doch noch als dieses Gefühl vom Frohsinn haben kann, wie früher, ich weiss auch nicht, woher das kommt, es kommt einfach über mich, aber leider währt es nur sehr kurz und es ist so sehr selten, aber ich weiss, mein Jürgen wird es mir wieder öfters beibringen, er liebt es nämlich, wenn ich lache!!


    Ich kann tatsächlich drüber stehen und lächeln, wenn ich abgewunken werd (grad von meiner Mutter, wenns mal wieder darum geht: was hab ich denn geleistet in meinem Leben usw.), denn sie sieht es nicht oder will es nicht. Aber egal, ich bin so aufgewachsen und es auch gewöhnt, nicht so gute Kindheit, sonst hätt ich nicht zweimal versucht, mein Leben zu nehmen oder mit meiner Hündin Wera abzuhauen, aber das war damals. Immer diese entsetzliche Sehnsucht und Traurigkeit und hilfesuchend nach jemand. Aber:


    Dann lernte ich meinen Jürgen kennen, 2005, nach vielen Träumen zuvor, daß ich endlich einen Menschen kennenlernen darf, aber er kommt von weitem, über ein Meer, das haben mir meine Träume gesagt. Viele Träume vorher von ihm, unbekannterweise. Er anscheinend auch: wir trafen uns zum ersten Mal im Traum in einer Waldlichtung. Ich war so unruhig, ich liebte dieses Wesen in meinem Traum, ich wollte einmal sogar ein Ring von ihm, daß ich nach dem Aufwachen was von ihm hab, damit ich weiss, es war Realität. Es war einfach irre, unsre Vorgeschichte. Aber: wir haben uns ja dann in diesem Leben treffen dürfen, er halt zwanzig Jahre älter wie ich, aber von Anfang an spürten wir eine so immense Zummengehörigkeit. Diese Sehnsucht hatte ab diesem Zeitpunkt ein Ende, ich hab aufgehört zu suchen, nach diesem endlosen Suchen mein ganzes leben, ja seit meiner Kindheit suchte ich, und wußte gar nicht, wonach, als er da war, hab ich aufgehört zu suchen.


    Danach Klebte ich fast an ihm, meinem Jürgen, wir hatten als die gleichen Fleecejacken abends an, er hat mich immer gehalten und wir schauten oft Komödienstadel an. Aber immer eng aneinander, er hat mich als so schön eingepackt in meine Decke, damit ich gut schlafen kann. Als er damals kurz ins KH kam, hab ich ihn unter Tränen gefragt: Jürgen, wer soll mich denn jetzt abends zudecken?? Er hatte Tränen in den Augen.


    Und ich hab zum Schluss seine Hand gehalten, sie war so feucht plötzlich, der Mund weit geöffnet, aber zuvor sah ich auch sein Gesicht, als er so stark an die Ecke starrte und immer wieder sein Stöhnen, plötzlich formte sein Mund: Mama und plötzlich ein Lächeln um seinen Mund: seine Mama hatte ihn abgeholt.


    Jürgi, wir haben uns an der Hand gehalten, so sehr, wie wir uns kennengelernt haben. Fast bis zum Schluß. Denn als ich kurz ging, dann bist Du gegangen.


    Ange (Dein Butzele)


    Mich kann heut nichts mehr erschüttern, weil ich den schmerzlichsten Verlust ( außer meinr Pia) erlitten hab.

    Ich hab zum Glück meinen Humor noch nicht verloren, so find ich diese Trauerticks richtig gut und werds sie einfach von der lustigen Seite ansehen.;)


    (Jetzt geht es auch noch Schwester von Götz gesundheitlich sehr schlecht, wohnt in Tübingen, da fahr ich als Götz hin, hab auch schon für sie eingekauft, jetzt wird mein kleines gelbes Auto noch mehr gebraucht!, aber ich machs sehr gern, schon immer, wenn ich helfen kann, dann freu ich mich. Und eine Bekannte hat sich gemeldet, ist grad in einer psachiatrischen Klinik und hälts dort fast nicht mehr aus, ich werd sie besuchen, sobald ich dorthin darf. Also irgendwie wirds grad immer mehr an Menschen, die Hilfe brauchen. Aber es stimmt, ich hätt schon gern eine Freundin, die auch mich mal auffängt und etwas Halt gibt, aber ich hab doch Euch, das hilft mir auch!


    Ange:|

    Es ist als so furchtbar haltlos, so unendlich hoffnungslos. Was soll ich noch hier? Für meine Tochter bleib ich da, ja, auf jeden Fall. Aber sonst? Ich mag bald nimmer, kann kaum noch. Das ist doch kein Leben mehr, egal was das Medium sagt. Sonst sagt ja niemand was mehr zu mir. Ich hab schon angefangen, mit mir selbst zu reden, ich merk das, aber auch das ist mir egal geworden. Ich bin auch als so unruhig, versuch, Serien anzuschauen, nicht mal das mehr reicht mir, bin wirklich fast am ausrasten, aber will keinen Blödsinn machen. Nur immer für andere da sein, warum? Hab doch selbst keine Kraft mehr, die war zu Ende, als mein Jürgen ging. Komm morgens kaum mehr hoch, aber ja, morgen geh ich mit Göetz zu meiner Mutter, dann ist wieder eine Zeit geschafft. Aber wozu das alles??? Nirgendwo mehr was positives! Ich war so stark, mein Leben lang. Aber jetzt denk ich tagsüber, ja, abends, dann kann ich Schorle trinken, das beruhigt, wenns net hilft, dann nehm ich Opripamol, so gehts grad weiter, Tag für Tag, dann noch diese ganzen Gliederschmerzen, wo ich kaum gehen kann, hatt ich früher kaum. Meine Sachen sind entweder im Auto oder bei Götz im Bad in einem Müllsack. Wasch grad die Wäsche, hab vorher gekocht für ihn, ich selbst brauch nichts mehr, will nichts mehr. Heut kann ich mich nicht mal ablenken mit diesen Serien. Einfach kaputt, so fühl ich mich. Mein Jürgen hat mir so sehr viel Stärke gegeben, jetzt ist er nicht mehr da. Er ist weg! Hab wie immer Angst vor dem Schlaf, fast immer Albträume. Die machen mir Angst, aber sprechen kann ich mit niemand, mit wem auch? Götz ist am Boden, meine Pia hat genug Stress und meine Mutter kann und darf ich nicht belasten. Deshalb ja hier!!! Ich hab abends oft kaum Kraft, mich umzuziehen, schlaf dann auf der Couch meist so, wie ich am Tag war, Haare waschen oder oder Duschen: Keine Frage. Aber wasch mich wenigstens am Waschbecken, was nötig ist, mehr geht nicht. Es ist so leicht, morgens auf dieser alten -Couch aufzustehen und man muss sich nicht groß anziehen., Das ist mein Leben. Ja. Das ist mmeine Realität und ich bewundere, wie andre damit besser umehen können. Ich schäm mich nicht mal mehr, das hier so zu schreiben.


    Eure Ange

    An Alle:


    Überall wo man hinhört, hinsieht, fast nur noch negative Nachrichten, egal, wo.... Und dann noch unser trauerndes Herz, unsre Seele. Nicht gut.


    Aber ich wollt Euch mal was positives erzählen:


    Bin ja täglich bei meiner Mutter (dann komm ich endlich raus u. auf andere Gedanken). Wenn ich dann die Haustür bei ihr aufmach und Hallo sag: dann kommt die Hündin von meiner Pia jedesmal zu mir hergerannt, freut sich wie irre, nimmt meine Hand in ihr Maul (sie ist eine Mischung aus Schäferhund und Dobermann, also schon ganz schön relativ riskante Rasse), es ist so herrlich, wie sie mich begrüsst, mir geht da das Herz auf, sie ist so herrlich unbedarft, unbekümmert und voll Freude, wenn ich komm. Dann plötzlich vergess ich kurz allen Kummer und ich spinn wirklich so richtig mit ihr rum, knuddel sie, spring umher mit ihr, weil ich mich einfach so freu, wenn ich sie seh!!! Da fang ich als sogar wieder laut zu singen an, vor lauter Übermut, und das hab ich bei meinem Jürgen oft gemacht (obwohl er das nicht so mochte, er sagte als: furchtbar, Ange, aber manchmal, wenn ich leiser sang, gefiel ihm es sogar) Bis meine Mutter schimpft und meint: meine Güte, ihr zwei Verrückten!


    Dieses kurze Intermezzo hab ich mir grad vorhin wieder ins Bewußtsein gerufen, als ich unseren Götz so auf seinem Sessel sah, mit seinem wirklich hartem Schicksel, denn eine Sehkraft plötzlich auf 10 Prozent, das ist eine Härte! (dann noch damals die Krebsdiagnose, wo er immer wieder eine Immuntherapie bekommt, aber alles gut grad) und als ich ihn so dasitzen sah, ich hab zwar Essen hauptsächlich für ihn gemacht, schenk ihm als einen guten Wein ein, zünd seinen Holzofen an und such für ihn ein für ihn geeignetes TV-Programm aus, damit er sich einfach ein bisschen gut fühlen kann, auch immer eine Schale mit Knabberzeug bei seinem Platz. Aber mei, ich kann ihm doch sonst überhaupt nicht helfen, außer ich fahr ihn als ins Büro, mach Botengänge oder andre Termine für ihn, was er so nicht mehr kann. Auch hab ich das im " Jemen" in den Nachrichten verfolgt und dachte mir: meine Güte, ich hab zu essen, zu trinken, ein Dach überm Kopf, woanders verhungern Menschen, vor allem Kinder, vor Augen der andern und können nicht helfen....


    Auch wenn ich mal wieder eine eigene Wohnung habe, ich werd trotzdem nach Götz schauen und werd ab freitags immer bei ihm sein, nach ihm schauen, Wocheneinkäufe machen, Wäsche, vor allem, daß er nicht so allein ist.


    Jetzt bin ich wieder abgeschweift, aber mein Kopf ist so voll mit so vielem und ich hab auch niemand, mit dem ich reden kann.


    Auf jeden Fall:


    solche Momente, wie ich bei Mia (so heisst die Hündin meiner Tochter) empfinde, solche kurze Glücksmomente, wo sich unsre dermaßen gequälten Seelen ein bisschen erholen können, genau das wünsche ich allen Menschen, die leiden!


    Eure Ange, und dies aus vollstem Herzen <3 (mit meinem Jürgen, der immer an meiner Seite ist)

    Liebe Anja, auch ich schliesse mich den obigen Schreiben an und sende Dir, ich weiss gar nicht wie ich das ausdrücken soll, dafür gibts keine Worte, so unsäglich ist das alles, aber bitte, wie Sverja schrieb, schreib hier, es ist wichtig! Auch ich sende Dir Grüße mit den mitfühlendsten Gefühlen, die ich hab.

    Ange

    Ach liebe Sommermond: ich weiss gar nicht, daß ich kraftvoll bin. Aber vielleicht ja doch, andre merken es wohl eher besser, wie man selbst. Danke, Sommermond. Es ist für mich so sehr fremd, diese Worte: "schön, daß es Dich gibt". Hab ich glaub noch niemals gehört, doch: ich mein, mein Jürgen hat es zu mir gesagt.

    Heut bin ich wieder so am Weinen, eigentlich die ganzen letzten Tage, es ist zum verrückt werden, brauch viel Nasenspray zum Luft bekommen.


    Ja, diese Vorstellung, diese irrsinnige Sehnsuncht, in seinen Armen zu sein, zu verschmelzen und nie nie wieder loslassen müssen.


    Deine Ange

    Liebe Sverja,


    erstmal so sehr ein Danke für Dein Schreiben. Doch jedesmal, wenn ich hier schreib, hab ich furchtbar schlechtes Gewissen: Oh je, war das falsch, schon wieder schreib ich nur von mir, wird man mich deshalb irgendwie angehen. Jedesmal hab ich da Angst, wenn ich was geschrieben hab. Oder: am besten ich lösch es gleich wieder und und und. Aber wenn ich danach solche "ich versteh Dich" bekomm, bin ich am Weinen, weil ich merk, man hat mich doch irgendwie gern und man versteht mich (grad wein ich auch schon wieder, nur weil ich das schreib).


    Ich denk, ich bin wirklich ganz schön am Ende, aber mir hilft so einiges, weiterzumachen.


    Danke. Deine Ange

    Ich schreib jetz wieder als mein Tagebuch:


    sehr selten schreib ich im geschlossenen Bereich, lieber schreib ich hier, in meinen Wohnzimmer, das ich auch nicht wechseln werd, weil ich einfach keinen Grund dazu hab. Mir gehts wie Dir, liebe Sverja.


    In letzter Zeit gehts sehr schlecht mit mir, bin absolut down, ja,am 07. Oktober ist mein Jürgen gegangen, letzten Jahresl


    Wir waren wie zusammengeklebt. hatten die gleichen schwarzen Fleecejacken als an, abends, auf der Coch, immer wieder mussten wir uns halten. Er sagte mal: Es ist mehr wie Liebe.. Einmal sagte er mir, ich lieb Dich mehr wie mich selbst, aber ich hab viel kaputt gemacht durch meine irrsinnige Eifersucht. Aber trotzdem, wir mussten uns immer wieder sppüren, wenn wir nur unsre Hand halten konnten, sogar beim Autofahren.


    Hatte vor kurzem einen Traum (ich selbst hab ständig leider schlimme Albträume), da war jemand, der einen Menschen reingeholfen hat, nicht selbst gehend könnend, er saß dann in einer Ecke.( Ich hab meinen Jürgen die letzten Jahre immer stützen müsse,, es war zwar sehr schwer, aber ich hatte so viel Kraft für ihn, weil ich ich so liebe, nur jetzt kann ich fast nicht mehr laufen, weil mein Rücken einfach nicht mehr mitmacht, nach zehn Minuten kann ich mich nur noch an irgendwas festhalten, so viel Schmerzen) In meiner Nähe war meine Pia, meine Mutter. ich arbeitete da irgendwas, aber ich wuß´te, ich werd beobachtet. Irgendwann schaute ich mal nach links in diese Richtung. Da sah ich diesen Menschen mit Tränen in den Augen. Es könnte sein, daß es mein Jürgen war, der so traurig ist, weil ich so traurig bin.. Aber das werd ich noch erfahren, wenn ich beim Medium nächstes Mal bin. Denn sie hatte auch meinen letzten Traum erklärt: da sah ich auch einen Menschen, vollgepackt mit einem Gepäck, zwar schwer körperlich dahinkommend, und ich wollte ihm helfen zu gehen, wie ich es die ganzen Jahre über gemacht hab, ihn gestützt, damit er laufen konnte aber es ging. als er die Treppe hochkam, sah ich ihm in die Augen und ich spürte eine wahnsinnige Liebe, nichts negatives, nur ein irres Gefühl. Das Medium sagte mir danach, es war mein Jürgen, und dieses große Gepäck war das Zeichen seiner Liebe zu Dir.


    Wir beide hatten nie einen Urlaub in unseren vierzehn Jahren, ich selbst hatte auch nie einen Urlaub, nur durchgearbeitet selbständig, und jetzt bekomm ich Geld vom Jobcenter und find keine Wohnung,, leb von der Tasche, hab aber ein Auto, wir hatten auch keine so tolle Zeit, um irgendwas zu erzählen, aber Momente, die tiefgreifend für uns waren.


    Auf dem Weg zum Kölle sagte er mir z.B., ich lieb Dich mehr wie mein Leben. Oder wenn wir uns tief in die Augen sahen, sagte er als: ich kann bis in Deine Seele sehen.


    Wenn wir Streit hatten und er nicht bei mir war, dann fuhr ich, egal, wo er grad war, in seine Nähe, ohne daß er es wußte, nur um ihn von weitem zu sehen, daß alles gut ist, danach konnte ich wieder zurücik.


    Jetzt, Jürgen, bin ich zurückgeblieben, wie soll ich denn da noch froh werden??


    Ich hab noch nie Liebe kennengelernt, mein Leben war entweder Schläge, Vergewaltigung, Härte. Plötzlich lern ich meinen Jürgen kennen, jetzt ist er weg. Ich weiss, es gibt wirklich schlimmeres, da versuch ich ja zu helfen, die Schwester von Götz, die schon abschliesst mit dem Leben, der ich nun eingekauft hab, Götz, fast blind, dem ich versuch, daß er sich gut fühlt, obwohl es nicht immer so gut ist, und ich oft krass ihm gegenüber reagier, meine Mutter, mit ihr ich niemals einen guten Draht hatte, aber jetzt bin ich froh, bei ihr sein zu dürfen, allein schon, weil sie mir leid tut, weil sie so viel schon hat mitmachen müssen, aber ich glaub, ihr tut es gut, daß ich täglich bei ihr bin, mir natürlich auch. Aber vor allem für meine Pia hab ich weiterzumachen.


    Es ist ein endloses Problem, Götz (fast blind) bei Stimmung zu halten, seine Schwester Schwester, die aufgegeben hat (hab hab für sie am Wochendene eingekauft, versuch eben, wenigestens was für sie zu machen, meine Mutter, bald 82 Jahre, die sehr negativ eingestellt ist, aber sich wohl freut, wenn ich täglich bei ihr bin (obwohl sie mich früher sehr, sehr verletzt hat, wohl weil sie vergewaltigt wurde und ich nun das Ergebnis bin), aber sie ist ein Mensch, deer viel verloren hat und viel, viel durchgemacht hat. Sie ist eine so viel durchgemachte Seele, sie tut sogar wasser am Sandplatz hin, damit die Vögel Wasser haben, sie hat ihre Angehörigen bis zum Ende gepflegt und jedes Röschen hegt sie. Aber sie ist speziell. Mehr werd ich zu ihr nicht schreiben.. Ich versuch halt immer, sie zu verstehen, ich glaub, ein anderer Mensch hätt sich schon längst von ihr abgewandt. Es kostet grad sehr viel Nerven für mich, aber ich will verstehen, sie ist meine Mutter! Obwohl Liebe niemals, wirklich niemals ich gespürt hab, nicht mal ein Hand geben. Aber das war damals. Es ist wie es ist.

    Aber meine Pia, absolut meine Tochter!. Einfach nur wunderbar, auch sie ist täglich bei meiner Mutter und hilft ihr. So ein schönes Mädchen, Frau, Assistentin beim Chef, auch da ist sie wohl der Liebling. Tja, das ist es doch wert, weiter zu leben.


    Und Du, mein Jürgen, ich wart nur noch drauf auf den nächsten Kontakt im Januar, denn dann werd ich weiterleben können, ohne diesen Jenseitskontakt, weiss nicht, wo ich jetzt wäre. Das baut mich auf und macht Hoffnung. Hab mir schon wieder einige Fragen aufgeschrieben. Sonst, ich halt es kaum aus, mein Jürgi, hab Dir doch immer gesagt: ich kann ohne Dich nicht leben, mein Herz.


    So wie ich Deine Hand, Jürgen, die letzten Stunden gehalten hab, so werd ich sie immer in Gedanken halten.


    So wie wir, Jürgi, uns immer zu Lebzeiten gehalten haben, so werden wir uns immer in die Ewigkeit, halten, bis zum Schluß, bis Du mich abholen wirst, und kein kein einzigster Mensch kann unsre Liebe nehmen und niemals könnt ich ein Stück unserer Liebe einem anderen Mann geben, egal wie lange es daurern wird.


    Ange