Beiträge von RalfsHeidemarie

    Ich habe gestern unter einem voll erblühten Lindenbäume gestanden. Und ich traute meine Ohren nicht. Der ganze Baum summte leise. Ich konnte es hören, weil hunderte oder mehr Bienen in den Blüten unterwegs waren.

    Dieser Lindenbaume war

    sehr schön anzusehen

    Sehr gut zu hören

    Und duftete unübetroffen köstlich.

    3 Sinne wurden einfach nur wunderbar bedient. (Vielleicht ein Anker, die Natur)

    Ralfsheidemarie

    Liebe Anne,

    Ja das mit den Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern ist so eine Sache.

    Wir hier haben festgestellt, daß sich bei einem derartigen Verlust die Streu von Weizen trennt. Wie man so sagt.

    1. Ist es besonders schwierig mit uns, den Trauernden umzugehen und 2. Kann sich niemand, der es nicht selbst erlebt hat das Ausmaß des Dramas vorstellen.

    Wir sind anstrengend, wir weinen, wir werden getriggert und weinen, wenn wir nur ein Paar sehen oder andere nicht vorhersehbare Ereignisse und Erinnerungen.

    Wir sind sehr empfindlich und sehr emotional. Und das mit Recht. Nicht umsonst gibt es bestimmte Verhaltensregeln Trauernden gegenüber.

    Wenn man immer als Paar unterwegs war wird man vielleicht nicht mehr eingeladen. Oder die Leute wissen nicht was sie sagen sollen und meiden einen deshalb.

    Sie meiden einen aus vielerlei Gründen.

    Deshalb ist es so wichtig, daß wir als Witwen und Witwer zusammen halten. Uns austauschen und füreinander da sind.

    Das ist das Einzige, was mich die letzten Wochen aufrecht erhält. Das Miteinander unserer neuen Welt nach dem Verlust und den Glauben daran, daß der Liebste bei uns ist. Immerda. Überall.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Anne,

    Wenn Du Deinen Mann am 23.11.2020 beerdigt hast, dann ist das ja der Tag, an dem ich meinen Ralf verloren habe. Er vom Rettungswagen mitgenommen wurde und nie wieder zurück kam. Ich war ja "nur" 6 Jahre mit ihm zusammen, aber ihr ward ja Euer ganzes Erwachsenen-Leben miteinander.

    Das ist nicht vorstellbar dann getrennt zu werden.

    Es tut mir unendlich leid, Daß Du diesen Verlust erleiden mußtest.

    Du kannst gerne bei mir weiterschreiben, in meinem "Wohnzimmer".

    Aber natürlich kannst Du Dir auch ein eigenes "Wohnzimmer" anlegen. Zuerst weiß man immer nicht wie das geht. Solltest Du da Hilfe brauchen, schreib das hier rein.

    Wir hier im Forum empfinden den Austausch über alles was unser Trauer- leben ausmacht als sehr hilfreich. Es tut gut alles nieder zu schreiben und verstanden zu werden.

    Schön, daß Du uns gefunden hast.


    Ich habe während meiner Berufstätigkeit als Ergotherapeutin einlege Menschen erlebt, die nach einem Herzinfarkt überlebt haben. Ich finde:

    Das ist nicht wirklich erstrebenswert. Weder für den Betroffenen noch für die Angehörigen.

    Wenn das Leben es so entschieden hat. Daß es besser ist nicht wieder auf zu wachen, dann vertraue darauf, daß das so richtig war. Die Schäden, die ein Gehirn erleidet, wenn es keinen Sauerstoff mehr bekommt sind imens.

    Und so ein Arzt redet über das Retten.

    Was dann von dem Menschen noch übrig ist, den man mal kannte, daß kann sich keiner vorstellen.

    Aber ein Trost ist das ja auch nicht.

    Mach Dir bitte keine Vorwürfe weil Du "zu" fest geschlafen hast.

    Aber ich weiß ja aus eigener Erfahrung und von allen Anderen hier: egal wie es gelaufen ist, wir denken alle "hätte", "würde", "ob", "warum", "wenn".... Usw.


    Wir machen uns Vorwürfe, haben das Gefühl Schuld zu sein, nicht genug aufgepasst zu haben, nicht früh genug, nicht ernst genug, nicht vehement genug gewesen zu sein.

    Es ist so wie es ist. Wir sind Menschen, die nicht in die Zukunft sehen können, wir sind keine Zauberer und keine Allerwisser. Wir haben unsere Liebsten über alle Maßen geliebt und alles uns Mögliche für sie getan.

    Und nun sitzen wir da und leiden Qualen weil wir ohne sie leben müssen. Das ist genug an Schmerz.

    Wir wollen uns verzeihen, wenn es überhaupt etwas zu verzeihen gibt.

    Nochmal herzlich willkommen

    Ralfsheidemarie

    Allein sein.

    Zu dem Thema habe ich schon mal was geschrieben. Aber ich weiß nicht mehr wann.

    Ich bin ein Zwilling. Also war ich sogar im Mutterleib nicht alleine. Auch meine ganze Kindheit war ich nicht alleine.

    Ich war ein ADHS Kind und bin heute eine ADHS Erwachsene.

    Ich bin während meines Studiums in eine kleine Stdentenbude gezogen und habe es dort keine Stunde ausgehalten.

    Es ging einfach nicht. Ich konnte nicht alleine sein. Ich brauchte jemanden, der sich bewegt, der antwortet und auf den ich bezogen sein konnte.

    Ohne so eine Person habe ich mich nicht mehr gefühlt, habe ich mich verloren irgendwie. Ich bin trotz Wohnung eine Stunde nach Hause zu meinen Eltern gefahren. Immer. Dann habe uch die Wohnung aufgegeben. Als ich dann ganz weg gezogen bin aus beruflichen Gründen habe ich die Abende bei den neuen Freunden und Kollegen verbracht. Ich habe es nicht geschafft in meiner Wohnung alleine zu bleiben. Die Wochenenden fuhr ich wieder nach Hause. Mit 32 Jahren habe ich eine Verhaltenstherapie zum Thema alleine sein können gemacht. Ich sollte auf kleinen Kärtchen aufschreiben was ich gerne tun möchte aber alleine nicht machen will und kann. Ins Kino gehen, in den Zoo gehen, schwimmen gehen, malen, kochen usw.

    Dann sollte ich das rausnehmen, was am wenigsten schlimm war. Und als Hausaufgaben mußte ich bis zum nächsten Termin das machen. Ich bekam eine Tabelle in die ich dann abends eintragen sollte, wie es war, was ich gefühlt hatte, was ich gedacht hatte..... .


    Und siehe da, es funktionierte. Ich war im Zoo. Und dadurch, daß ich dann abends alles notieren konnte um es dann der Therapeutin zu zeigen und darüber zu berichten hat mir geholfen.

    Ich war alleine im Kino und stellte fest, daß es schöner war als zu zweit oder zu mehreren. Weil ich meine Aufmerksamkeit zu 100% auf den Film konzentrieren konnte. Wenn jemand mit mir im Kino war habe ich immer auch demjenigen Aufmerksamkeit übrig behalten.

    Wichtig war allerdings, daß ich es berichten konnte. Dadurch hatte ich einen Bezug.

    Ich habe mir dann einen Hund angeschafft. Und damit hatte ich einen lebenden Bezugspunkt um mich herum und habe mich nicht mehr verloren.

    Der Hund ist 12 Jahre alt geworden und ich dachte: jetz kann ich alleine sein.

    Pustekuchen. Als der kleine Schatz gestorben war ging das alte Problem wieder los.

    Dann kam ein neuer Hund in mein Leben. Und seitdem bin ich nie mehr ohne Hund gewesen. Was allerdings noch besser ist als ein Hund? Sind zwei Hunde. 😂

    Ich habe allerdings vor ca. 15 Jahren einen Sudiosusurlaub gemacht. Mit meinem Fotoapparat zusammen. Wir dutzen uns.

    Und seitdem habe ich auch Urlaub alleine gemacht, ohne Hund und ohne Mensch. Aber mit Fotoapparat.

    Das funktionierte gut.

    Ich habe bei dieser Verhaltenstherapie vor 35 Jahren gelernt alleine etwas unternehmen zu können.

    Wahrscheinlich muß man das lernen.

    Ralfsheidemarie

    Ja, die Sehnsucht bleibt erstmal. Zumindest ab und zu. Aber nicht mehr immer. Die Zeitspanne in denen man nicht dran denkt werden größer. Man hat nicht mehr so oft Sehnsucht. Zumindest ist das bei mir so.

    Und das Gefühl für ihn hat ganz oft jetzt nicht mehr dieses Traurige sondern eher so viel Zärtlichkeit für ihn.

    Das tut nicht weh, daß ist eher ein schönes Gefühl.


    Das ist bei mir das Andere.

    Ralfsheidemarie

    Ich dachte ich könne schon wieder Musik hören. Aber nach der Hälfte des Songs kamen mir doch die Tränen. Vielleicht weil ich in den Himmel geschaut habe und ein Herz gesucht habe. Und ganz intensiv an ihn gedacht habe. 💧