Beiträge von RalfsHeidemarie

    Liebe Alexa,

    Es wird nicht wieder gut / so wie es war weil Dein Schatz ja tot bleibt. Das WIEDER ist es, was nicht kommen kann.

    Aber gut kann es trotzdem werden.

    Neu gut. Anders gut. Und nicht schlechter gut. Einfach GUT.

    Irgendwann kommt der Tag an dem die Erinnerungen zärtlich werden. An dem die Dankbarkeit überwiegt ihn getroffen und lieben gelernt zu haben.

    Auch wenn es sich jetzt so anfühlt als müssen wir für immer leiden.....

    Nein, irgendwann verwandelt sich die Trauer.

    Davon bin ich überzeugt. Meine Trauer hat sich schon sehr stark verändert. Wochenlang konnte ich keine Bilder von ihm anschauen. Und wenn ich ausversehen im Handy auf eins gestoßen bin habe ich sehr geweint.

    Heute morgen habe ich die Fotos auf meinem Handy durchgesehen um die Bilder von ihm an meine Schwester zu schicken. Das habe ich getan um sie auf alle Fälle noch wo anders zu haben. Erstmal, als Sicherungskopie.

    Und ich habe nicht geweint. Ich habe bei manchen Bilder zärtliche Gefühle gehabt, bedauern und Sehnsucht gespürt. Aber es war nicht hauptsächlich Schmerz sondern nur ein bißchen.

    Viele von uns haben schwierige und problematische Zeiten erlebt und überstanden. Nun ist das Schlimmste was man sich nur denken konnte passiert mit dem Liebsten, der Liebsten.

    Das macht erstmal nur ein Überleben möglich. Aber ich hoffe doch sehr, daß es irgendwann wieder ein Leben werden kann.

    Das es wieder ein Leben wird.

    Dieses Buch erscheint neu im September. Der Titel lässt mich hoffen.


    Das Buch gab es schon mal. Ist bei medimops oder als Kindl zu kriegen. Ich warte bis zur Neuerscheinung.

    Ralfsheidemarie

    Mischi, Da hat Dein Papa aber 2 wirklich tolle Sätze drauf gehabt.

    Die will ich mir merken.

    Nicht gleich schon vorher in Ohnmacht fallen

    Und

    Wieder ein Sieg.


    Ich bin begeistert. Ich merke gerade, daß ich begeistert geschrieben habe.

    Ein Erfolg für mich. Meine Begeisterungsfähigkeit war völlig weg.

    WIEDER EIN SIEG!

    Heidemarie

    Oh wie wunderbar. Jetzt sind sie da. Die Bilder. Die Blumen.

    Und so schön. Glockenblumen. Und diese andere violette Blüte mit den grünen Punkten. Großes Kino.

    Ein Wunder, 2 Wunder. Viele Wunder.

    Danke Mel, danke Robin!

    Ralfsheidemarie

    Hallo Charly,

    Das finde ich gut, daß Du Dich wieder meldest. Wenn Du solche privaten Informationen rausgibst wie Deine mailadresse, dann wäre es glaube ich besser Du machst das über KONVERSATION.

    Dann liest das nur die eine Person. Man weiß nie, wer hier so als Gast unterwegs ist. Vielleicht löscht Du Deine Mail Adresse wieder?


    Wie ist es denn in der Schule?

    Kommst Du da klar? Ich kann mich in diesem Trauer Zustand nur sehr schwer konzentrieren und bin oft durch den Wind. Ich könnte mir vorstellen, daß es Dir ähnlich geht.

    Gibt es in Deiner Schule eine Psychologie oder sowas?

    Es wäre schon gut, wenn Du Hilfe bekommen würdest.

    Dein Papa und Dein Bruder genauso.

    Deinem Papa geht es jetzt ja auch sehr schlecht. Er kann Euch wahrscheinlich kaum oder gar nicht helfen.

    Hast Du selber eine Idee an wen Du Dich wenden könntest?

    Gibt es vielleicht ein Hospitz in Deiner Nähe? Die Leute da kann man auch einfach mal fragen. Die wissen meistens recht gut über die möglichen Hilfesysteme bescheid.

    Und wenn Du reden willst und niemand da ist, dann kannst Du auch bei der Telefonseelsorge anrufen. Die gibt es überall.

    Und eventuell kennen die auch Adressen und Hilfsangebote bei Trauer.


    Es kann doch nicht sein. Daß ihr jetzt ganz allein dasteht.

    Melde Dich ruhig immer hier und Du kannst auch Fragen stellen.

    Ich denke an Dich und warte auf Deine Beiträge und Deine Antworten.

    Ralfsheidemarie

    Ach Alexa,

    Ich nehme auch Antidepressiva. Und zwar einen Serotoninaufnahmehemmer. Das bedeutet, daß ich dadurch mehr Serotonin habe. ( Wohlfühlhormone ).

    Frag mal bei Charlott hier im Forum, die hat die totale Ahnung davon.

    Zum Beispiel gibt es auch ein Bindungshormon oder Kuschelhormon das Oxytocin. Das haben wir wenn wir kuscheln. Es wird auch gebildet wenn ich mit meinen Hunden kuschel. Bei den Hunden und bei mir.

    Vielleicht klappt es auch wenn man mit einem Kuscheltier schmust. Wäre einen Versuch wert.

    Und dann das Cortisol, das Stress Hormon, was uns nicht gut tut. Und was wir ganz viel haben weil das Trauern der pure Stress für uns ist.


    Ich war ja vor 2 Jahren bei einer psychosomatischen Reha. Das war eine sehr intensive und gute Zeit. Ich war in Bad Kreuznach. 5 Wochen.

    Das würde ich jedem gönnen und empfehlen. Man kann auch in eine psychosomatische Klinik gehen wenn der Arzt es verschreibt. Das ist dann ein Krankenhaus Aufenthalt. Wird von der Krankenkasse bezahlt. Reha von der Rentenkasse. Zur Reha muß man einen Antrag stellen. Zur Klinik braucht man eine Einweisung.

    Wenn ich nicht 4 Hunde hätte würde ich das sofort versuchen zu bekommen. Besser kann einem nicht geholfen werden. Vor allem wenn Du Depressionen kennst und zusätzlich noch trauerst.

    Vielleicht hast Du einen kompetenten Arzt, mit dem Du sprechen kannst.

    Es gibt Rehas in denen man Kinder mitnehmen kann. Allerdings wahrscheinlich keine Älteren.

    Ich bin Ergotherapeutin gewesen. Und ich kenne Therapie von der Therapeutenseite als auch von der Patientenseite.

    Mir haben am meisten die kreativen Therapien geholfen. Und ich lese sehr viel.

    Du kannst mir auch in Konversation schreiben, wenn Dir das unangenehm ist.

    Geb den Mut nicht auf.

    Ich empfehle ganz besonders das Buch Option B. Das lese ich gerade und finde es sehr hilfreich.

    Ralfsheidemarie

    Beschimpft Dich bitte nicht selbst.


    Das mit dem Idealisieren habe ich auch. Ralf war ein sehr suchtkranker und sonst auch noch kranker Mann. Und er war schwierig, völlig verschuldet, oft betrunken mit allen möglichen Ängsten belastet. Er war vorher obdachlos und ein "Knacki". Ich war vor ihm auch allein, sogar ca. 20 Jahre. Ich habe meine beiden Eltern versorgt bis zu ihrem Tod. Und ich hatte mich sehr gut an das Alleinsein gewöhnt. Ich habe 3 Kreuzfahrten allein gemacht und war 3 mal mit Studiosus in Italien. Mit 60 Jahren einen Mann zu treffen, der mich mag so wie ich bin, damit hätte ich niemals gerechnet.

    Mein Umfeld war natürlich gegen diese Verbindung und es dauerte auch 5 Monate, bis ich sein Werben annehmen konnte und mich auch verliebte.

    Ich kann Dich so so gut verstehen.

    Vorher konnte ich alles alleine. Fühlte mich auch allein nicht einsam.

    Und heute? Die schwierigen und stressigen Momente unserer Beziehung scheinen plötzlich nicht mehr wichtig zu sein. Ich würde ihn auch mit all diesen Schwierigkeiten sofort zurück nehmen...... Aber, das fragt ja niemand.

    Diese Sehnsucht nach ihm, diese selbstverständliche Gegenwart, unsere Gespräche, unser Vertrauen, das gemeinsame Lachen, seine Stimme....... ach ich komme ins schwärmen.

    Natürlich fehlt mir das Alles sehr.


    Mein Gehirn ist abgänig geworden von seiner Gegenwart. Meine Botenstoffe haben mich erfreut wenn ich seine Stimme hörte, wenn wir uns an den Händen hielten,....... eben einfach immer.

    Und jetzt bin ich entzügig. All das fehlt.

    Mein Hormon Serotonin, das Wohlfühlhormon wartet auf seinen Duft, das Dopamin wartet auf sein Lachen, das Melatonin wartet auf seinen Gutenacht-Kuss. Das Belohnungszentrum scheint stillgelegt worden zu sein. Oder mindestens Betriebsferien. Meine Synapsen laufen leer.

    Und nun? Jetz müssen wir uns alle umgewöhnen. Die Haut, die Muskeln, die Gehirnzellen, die Hormone, die Synapsen...... Usw.

    Das braucht Zeit und Geduld. Und Selbstliebe.

    Schau Dir mal die Klopftechnik an. Ich mache das fast täglich.

    "auch wenn ich kaum Antrieb habe, mein Haushalt so aussieht als habe eine Bombe eingeschlagen...... Ich akzeptiere mich so wie ich bin voll und ganz und hab mich lieb."

    Schau mal bei Dr. Bohne Göttingen bei youtube. Und gib bei Google mal ein: Klopfen bei Trauer.

    Vielleicht hilft Dir das auch.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Alexa,

    Vor einigen Tagen las ich hier im Forum einen Beitrag in dem sich eine Frau vom Forum verabschiedete. Und sie berichtete, sie hat jemanden gefunden und ist glücklich.

    Ich habe in meinem Leben bei mir und auch bei anderen erfahren, daß es möglich ist 2 Menschen zur gleichen Zeit zu lieben. ( geht nicht ohne Probleme zu kriegen ) aber es geht.

    Warum sollte es da nicht gehen nochmal jemanden zu lieben und geliebt zu werden? Dann ja hintereinander.

    Das ist genauso möglich. Biologisch und Hirntechnisch wie auch herzmäßig.

    Ralfsheidemarie

    Eine Tür geht zu, eine andere auf.

    Für unsere Liebsten ging die Erdentür zu und die Jenseits Tür auf.

    Für uns ging die Zweisamkeitstür zu oder eine Liebestür und ja, welche Tür ging auf?

    Einfällen tut mir da erstmal nur unser Forum. Denn niemand wäre hier, wenn die Türe nicht zugefallen wäre.

    Ob das nun ein Trost ist?

    Für mich ist es einer. Auch wenn ich gut hätte drauf verzichten können oder es sofort rückgängig machen würde, würde das gehen.

    Ich muß über diese Türensache 🚪 noch länger nachdenken.

    Ralfsheidemarie

    Ich betrachte sein Sterben auch nicht als Niederlage für ihn.

    Aber ich empfinde sein Sterben als Niederlage für mich. Ich konnte ihn diesmal nicht retten.

    Da muß ich noch drüber nachdenken.

    Habe ich den Kampf verloren? Welchen Kampf? Welcher Feind? Gegen wen?


    Ich glaube ich habe ihn eher begleitet. Ihm geholfen. Ihn unterstützt.

    Ob er gekämpft hat? Weiß ich gar nicht.

    Er hat erduldet. Er hat ausgehalten.


    Gekämpft habe ich eher gegen ihn, weil er sich nicht untersuchen lassen wollte. Und dann weil er sich nicht behandeln lassen wollte. Und zum Schluß weil er nicht ins Krankenhaus wollte. Und dann war es zu spät.

    Niederlage: etwas nieder legen? Weglegen? Etwas hinlegen? Aufhören.

    Ich habe damit aufhören müssen ihn zu retten......

    Ich musste mein Vorhaben und meinen Wunsch weiterhin mit ihm leben zu dürfen abgeben, weglegen, beenden.

    Ralfsheidemarie

    Ihr lieben Traurigen, Verzweifelten,

    mein Schatz starb 6 Wochen vor seinem 57ten Geburtstag. Viel, viel zu früh.


    Ich bin erst mit 60 Jahren mit ihm zusammen gekommen. So lange hat es gedauert, bis ich meinen Deckel gefunden und erkannt habe.

    So ein gewaltiges Glück. Nach ca. 20 Jahren ohne Herzensbindung begannen wir zueinander zu finden.

    Und 5 Jahre später wird durch Zufall Lungenkrebs bei ihm diagnostiziert. Voller Angst hat es Wochen gedauert bis es klar war. Es ist Krebs. Das ganze Jahr 2020 waren wir damit beschäftigt. Angst, Hoffnung, Angst, Hoffnung, Chemo, OP.

    Keine Metastasen, Krebs raus.

    Die Hoffnung hatte erstmal gesiegt. Dann nochmal Chemo um sozusagen als Vorsichtsmaßnahmen. 4 Chemos sollte er bekommen. 48 Stunden nach der Ersten hat er einen septischen Schock nicht überlebt.

    Ihn getroffen zu haben, von ihm geliebt zu werden hat mir unendlich viel gegeben.


    Und schwups bin ich wieder da wo ich mit 60 war? Allein mit meinen Hunden.

    Was hat dieser viel zu kurze Zeitraum verändert?

    Ich fühle mich geliebt. Anders als mit 60. Ich war angekommen bei ihm. Und im Geliebtwerden. Im Leben.

    Dieses Gefühl ist mir geblieben. Ich fühle mich immernoch geliebt.

    Ich fühle immer noch ein WIR.


    Und seitdem kann ich auch fühlen, daß meine Eltern mich lieb hatten. Warum habe ich es vorher nicht gesehen und gefühlt?

    Sie haben es ja nie gesagt. Ich hab es irgendwie nicht wirklich gefühlt.


    Ralfs Liebe hat mich geadelt.

    Mein Titel ist nicht Lord oder Herzog sondern "WIR" .


    Viel zu kurz, viel zu früh

    aber daß es ihn überhaupt gab ist ein Wunder. Ich übe Dankbarkeit zu empfinden.


    Ich bin eigentlich immer da wo ich mit ihm auch war. Zuhause oder im Auto oder auf der Hundewiese. Wir sind nie weg gewesen weil er eine Sozialphobie hatte und viele Menschen nicht ausgehalten hat.

    Ich meide allerdings immer noch die beiden Räume im Haus in denen wir zusammen waren. Sein Zimmer und den Wintergarten.

    Ob ich es schaffen werde mit unserem Wohnmobil ohne ihn unterwegs zu sein wird sich im Juli herausstellen.


    Ich habe das Buch "Option B" nochmal angefangen. Und es ist sehr hilfreich! Finde ich. Das kann ich empfehlen. Die Erzählerin könnte eine von uns sein.

    Sie beschreibt Ihren Schmerz in so tiefer Art, daß ich geweint habe beim Lesen. ABER sie beschreibt auch die Versuche wieder mit weniger Leid zurecht zu kommen und zu leben.


    Ralfsheidemarie

    Ein sehr guter Text.


    Nicht nur er hat gekämpft. Ich auch mit ihm zusammen. Um sein Leben.

    Er hat ihn nicht gewonnen und ist gegangen.

    Ich habe den Kampf verloren

    und

    Ich habe ihn verloren.

    Und nun muß oder darf (?) ich mit der Niederlage leben.

    Und mit der Liebe.


    Ralfsheidemarie