Beiträge von RalfsHeidemarie



    Ich war schon recht lange nicht in meinem eigenen Wohnzimmer. Heute wird es aber mal Zeit.

    Ich sitze in meinem Sessel und lese in einem Buch, was ich schon mal angefangen hatte. Erinnern kann ich mich ganz schwach. Aber am Lesezeichen konnte ich sehen wie weit ich war.

    Es heißt: OPTION B


    Im Text taucht dieser Titel öfter auf.

    "Die Option A steht nicht mehr zur Verfügung." Sie wird nicht wiederkommen. Also machen wir das Beste aus OPTION B.

    Option A war mein Leben mit Ralf. Und Option B ist das was übrig geblieben ist.


    Eigentlich bleibt mir ja auch nichts anderes übrig als mit B weiter zu leben.

    Schritt 1:

    ich nehme es nicht mehr persönlich.

    Ich habe es nicht ändern können. Es war aus der Sicht der damaligen Situation von mir nicht änderbar. Ich personalisierte nicht mehr. Ich entschuldige mich nicht mehr, wenn ich weinen muß. Ich streiche Sorry, Entschuldigung oder tut mir Leid aus meinem Sprachgebrauch. Es ist nicht ungerecht, wenn einem Leid wiederfähr. Leid gibt es solange es Menschen gibt. Das Leben kann so sein. Ist so. Ich frage nicht mehr warum ich? Da gibt es keine Antwort drauf. Viele Menschen erleben Leid und es ist gar nicht sichtbar. Es gehört zum Leben dazu. Deshalb haben wir in tausenden von Jahren die Fähigkeit zum Trauern entwickelt, das Immunsystem der Seele beginnt seine Arbeit.


    Schritt 2:

    Nicht Alles ist schrecklich. Es gibt auch bei der Option B Schönes oder Gutes.

    Vielleicht erst nur winzig wahrnehmbar.

    Aber doch da. Eigene Kinder, Enkel, Hunde, Blumen.......


    Schritt 3:

    Ich vertraue darauf, daß es nicht ewig und immer so ist. Ich streiche das Wort IMMER aus meinem Sprachschatz.

    Auch wenn es 7000 Tage dauern wird irgendwann wird es besser werden. Besser sein. Es bleibt nicht stehen.


    Das sind meine Erkenntnisse aus dem Buch. Bis jetzt.

    Es tut mir gut es zu lesen.

    Am Anfang des Buches, wenn die Erzählerin vom Tod ihres Mannes erzählt habe ich geweint. Sie schildert es sehr gut und es ist so unglaublich schrecklich......


    Ralfsheidemarie

    Die es heute das erste Mal geschafft hat sich länger zu konzentrieren und bis Seite 40 gelesen hat. Und auch weiter lesen würde, wenn die Hunde nicht raus wollten.

    Eine Daunendecke auf meine Erinnerungen. Das gefällt mir sehr.

    Ich würde gern noch eine Daunendecke als Untergrund für meine Erinnerungen legen wollen. Damit sie geborgen und weich liegen.

    Meine Erinnerungen an Beziehungen der Vergangenheit sind mir eigendlich nicht wichtig. Weil sie mich verlassen haben. Aber die Erinnerungen an Ralf, der mir "gestorben wurde" sind mir wichtig, er hat mich nicht verlassen.

    Und trotzdem ist ja alles mein Leben.


    Ich habe das Ende von 2 großen Lieben überlebt, von mehreren kleinen Lieben, den Tod meiner Eltern, den Tod von 4 geliebten Hunden und nun versuche ich einen Weg zu finden den Tod eines geliebten Gefährten, der mich nicht verlassen hat, der mich auch nicht verlassen hätte als durch den Tod, zu....... was eigentlich?

    Zu überleben? Zu verarbeitet? Zu verdauen? Zu erleben? Zu überstehen?


    Das Wort ÜBER kommt fast in jedem fraglichen Wort vor.

    ÜBER wie über eine Brücke. Von hier nach dort. Von WIR nach ICH.

    AUF DEM WEG

    RALFSHEIDEMARIE

    Lieber Yoda, liebe Karin,

    gern möchte ich wieder zum Leben dazu gehören. Ich weiß nur nicht wie es geht?


    Trauere ich jetzt weiter und warte bis es von selbst einfacher wird oder kann ich auch aktiv etwas tun?

    Habt Ihr da vielleicht einen Tipp oder eine Karte auf der man den Weg raussuchen könnte?

    So ganz habe ich nicht verstanden welchen Weg Ihr gegangen seit.

    Dankbar für jede Idee

    Ralfsheidemarie

    Mein Schatz ist einige Wochen nach der erfolgreichen Lungenoperation nach einer Chemo, die nur noch "auf Nummer sicher gehen" gemacht wurde an einen septischen Schock gestorben. Es ging alles ganz schnell.

    Und nun hab ich alles was ich ihm geschenkt habe wieder. Alle seine Sachen sind noch da, nur er nicht.

    Das Leben ist stehen geblieben. Ich habe die Orientierung verloren.

    Es ist 6 Monate her. Wann höre ich auf zu warten das er wieder kommt?

    Ralfsheidemarie


    PS ich kann Euch sooooo gut verstehen.

    Ja, der Freundeskreis löst sich auf. Überlegt mal ob ihr in Euren Freundeskreises Singles oder Witwer hattet. Gab es zwischen den Paaren auch Einzelmenschen?

    Ich war sehr lange Single bevor ich mit Ralf zusammen kam. Feiern und Urlaub, alles Mögliche war schwer auszuhalten alleine. Ich habe dann, wenn ich hauptsächlich mit Paaren konfrontiert wurde besonders darunter gelitten ein Einzelmenschen zu sein.

    Bei der Arbeit sind alle Einzelmenschen und beim Hundespaziergang treffe ich meistens auch nicht auf Paare.

    Aber selbst beim Einkaufen muß ich tagsüber gehen und wochentags damit ich nicht nur Paare sehe.

    Wenn nun ein Mensch einen Paar-Freundeskreis hat und wird Witwer oder Witwe, dann ändert sich das.

    Es passt nicht mehr.

    Man selbst leidet wenn man die Paare erlebt und die Paare wollen von der Möglichkeit selbst Witwe zu werden nichts wissen.

    Ich will versuchen Gleichgesinnte zu finden. Andere Witwen und Witwer.

    Ich passe nicht in diese Paarwelt.

    Ralfsheidemarie

    Lieber Je-nn,

    den Tod eines geliebten Verwandten oder geliebten Gefährten zu überstehen ist schwer und braucht viel Zeit. Und eigentlich ist es wenn man geliebt hat immer ein überleben nicht ein überstehen.

    Aber das was Du erzählst macht das Trauern besonders schwer und schwierig.

    Daß man sich bei einer geliebten Person verabschieden kann und diese auch noch bei Bewußtsein ist gibt es fast nie.

    Aber einen Abschied zu haben ist sehr wichtig. Wie immer der aussehen könnte.

    Ich weiß jetzt nicht, wie Du Dir einen Abschied gewünscht hast?

    Vielleicht wie das, was die Freunde übernommen haben? An seinem Bett sitzen und bei ihm sein?

    Ob da ein richtiger Abschied möglich ist???

    Für mich war der Abschied von meinem Lebensgefährten, der von zu Hause mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren wurde und dort 2 Stunden später starb, daß ich ihn nochmal sehen konnte. Ich durfte ins Krankenhaus kommen und ihn sehen und berühren. Und da habe ich mich verabschiedet.


    Zum Abschied dazu gehört eigentlich auch die Beerdigung oder Bestattung. Das Begleiten auf seinem letzten Weg. Bei der Feier vielleicht Abschiedsworte sagen.

    Wenn es Wichtiges gab. Was nicht mehr ausgesprochen werden konnte, dann ist es gut wenn man Briefe an ihn schreibt. Oder daß man an einem Ort, der vielleicht beiden gefallen hat mit ihm spricht. In der Natur oder einer Kirche.


    Mann könnte auch innerhalb einer GesprächsTherapie mit Hilfe eines Therapeuten den Abschied nachholen. Vielleicht im Rollenspiel oder bei der Gestalttherapie indem man mit ihm spricht.


    Es gibt eine Phantasiereise bei Youtube von Eva Terhorst in der sie einen in einen Park mitnimmt in dem man den Verstorbenen trifft und dann kann man in seiner Phantasie mit ihm sprechen und sich auch verabschieden.


    Oder man schreibt wie eine Geschichte den gewünschten Abschied auf. Oder ein Gedicht. Oder man malt Bilder davon.

    Ich glaube es ist am Besten wenn Du den Abschied nochmal zelebriert. Ihn nach außen bringst.

    Ralfsheidemarie

    Oh doch Alexa,

    hier verstehen Dich ( ich denke mal ) alle.

    Wahrscheinlich ist Dein näheres Umfeld nich scharf darauf Deinen Kummer zu hören. Denn das, was uns passiert ist, ist mit das Schlimmste, was passieren kann.

    Wer befasst sich freiwillig mit so einem Angst machendem Thema?

    Und Hineinversetzen schon gar nicht.

    Wir hier, die unfreiwillig drin sitzen in ihrem eigenen Drama, wir können von dem Thema nicht lassen. Das trennt uns von vielen Menschen.

    Wir erwarten zu viel, wenn wir denken man könnte uns verstehen. Bevor mir das passiert ist habe ich es auch nicht verstanden. Ich hatte eine große Scheu vor solchen Menschen, die einen derartigen Verlust erlitten haben.

    Lass uns das Gefühl 'das es uns gut tut' haben weil wir hier einander haben.

    Und ein bißchen Dankbarkeit fühlen.

    Ralfsheidemarie

    Oh, Michaela,

    wahrscheinlich ist es ihm gar nicht schlecht gegangen.

    Wahrscheinlich hat er gar nichts davon gespürt. Es ist ihm nicht ungewöhnliches aufgefallen. Nichts besorgnisserregendes gewesen.

    Und doch gibt es sowas. Daß mit einem Mal alles aufhört. Ohne Vorzeichen. Ohne Warnung. Ohne Ahnung.

    Das ist soooo schwer zu verstehen und noch schwerer zu akzeptieren.

    Um das zu begreifen wirst Du viel Zeit brauchen.

    Hast Du manchmal das Gefühl er ist nah bei Dir?

    Kannst Du ihn fühlen?

    Schickt er Dir Zeichen?

    Ralfsheidemarie

    Liebe Muckel,

    Ich kann Dich verstehen. Bei mir ist erst mein Vater gestorben ( mit 86 Jahren) und 8 Jahre später meine Mutter ( mit 92 Jahren). Und als ich Deinen Text las, habe ich gedacht oh um Gottes Willen, wie schrecklich wäre es andersherum gewesen.

    Von meiner Mutter habe ich mich geliebt gefühlt, mein Vater hat Befehle gegeben. Heute weiß ich, daß er mich auch geliebt hat, sogar besonders doll. Aber ich habe es nicht gefühlt.

    Eine Mutter ist schon etwas Besonderes. Stelle ich mir vor, es käme jemand und würde fragen auf wen ich am ehesten verzichten könnte, dann hätte ich auch immer den Vater gewählt.

    Daß Du ihm das übel nimmst, daß er noch lebt und Deine Mama nicht, daß ist ein blödes Hassgefühl. Ich glaube ich würde versuchen eine Therapie zu machen um das auseinander zu klamüsern. Denn verdient hat es Dein Papa wahrscheinlich nicht?

    Es gibt ja auch die Möglichkeit eine Reha zu machen in einer psychosomatischen Klinik um sich selbst besser zu verstehen und irgendwelche Knoten zu lösen.

    Ich wünsche Dir, daß Du herausfindet wie das Gefühlschaos bei Dir entsteht.

    Ralfsheidemarie

    Wo wart ihr unterwegs? Es hört sich traumhaft an. Aber das Haus nur für sich zu haben..... Ohne ein Gegenüber. Sehr traurig. Das erlebe ich auch im Moment.

    Ralfsheidemarie