Oh Alexa, das ist eine lange Geschichte. Er war krank. Er war eigentlich dauernd mal krank. Er war Alkoholiker und das schon sehr lange. Trank seitdem er 15 Jahre alt war. Er hat es immer mal wieder versucht aufzugeben. Ohne Erfolg.
Wir kennen uns seit seiner letzten längeren Therapie. Ich war seine Arbeitstherapeutin. ( 2013 ) in einer Einrichtung für wohnungslose Suchtkranke. Wir waren uns sympatisch. Aber mehr nicht. Eine gewisse Distanz wird erwartet. Private Kontakte nicht erwünscht.
Wenn ich sah, daß sein Fahrrad draußen stand habe ich mich gefreut. Und wenn er sah, daß mein Auto auf dem Parkplatz stand, hat er sich gefreut.
Nachdem er eine eigene Wohnung bezogen hatte Anfang 2014 ist er ziemlich abgestürzt. Und er wurde ab und zu noch von uns betreut. ( Nachsorge) Das war eigentlich nicht meine Aufgabe aber am Telefon bat er darum daß er nur mich rein lassen würde als es ihm besonders schlecht ging.
Ich habe dann dafür gesorgt, daß er ins Krankenhaus kam zur Entgiftung.
Einige Zeit später hatte ich in meiner Wohnung einen Wasserschaden und brauchte Hilfe. Er hat mir geholfen. Bis dahin haben wir uns gesietzt.
Es dauerte bis wir die Wände trocken hatten und die Tapete dran war.
Da meine Arbeitsstelle 1 Stunde Autofahrt von meinem Haus entfernt war wohnte Ralf in der Zeit bei mir. Wir haben viel gelacht und uns gut verstanden. Er wollte mehr, ich aber nicht.
Erstmal.
5 Monate später war ich 10 Tage im Urlaub und er hat aufs Haus und auf meine Hündin aufgepasst.
Als ich zurück kam hatte er Tränen in den Augen und hat sich so sehr gefreut. Da haben wir uns in die Arme genommen und es funkte doll bei mir. Seitdem liebe ich ihn. Weihnachten 2014.
Im Februar 2020 hatte er einen Zufallsbefund: Lungenkrebs.
Er wollte sich nicht behandeln lassen. Trank zu viel Alkohol.
Aber dann im Sommer hat er doch eine Chemo gemacht. Dann eine OP. Mittlerer Lungenlappen wurde entfernt. OP gut verlaufen. Eine Erholungspause. Und dann nochmal Chemo. Für alle Fälle.
1 Chemo hat er gemacht am Freitag. Am Samstag hab ich ihn abgeholt und am Sonntag ging es ihm nicht gut.
Montag Nachmittag habe ich gegen seinen Willen den Rettungswagen gerufen.
Sie haben ihn schon im Haus reanimiert. Da hat er es noch geschafft. Aber 3 Stunden später rief das Krankenhaus an. Er hat es nicht geschafft. Eine Entzündung im Körper. Septischer Schock. Tot.
Seitdem möchte ich die Luft anhalten.
Das war am 23.11.
Und wir hatten geglaubt jetzt ist alles gut. Er hat kaum noch getrunken. War wochenlang bei der Chemo und der OP abstinent. Nur noch 3 mal Chemo und dann geheilt.
Sein Allgemeinzustand war zu schlecht.
Er war sehr dünn geworden.
Er fehlt mir unendlich.
Ralfsheidemarie