Beiträge von RalfsHeidemarie

    Yolanda, ja, Dein Sohn hatte nicht nur kein Glück, sonder Pech.

    Er hatte nicht damit gerechnet, daß da aus der Kurve die S-Bahn so schnell ist und nicht mehr bremsen kann.

    Er glaubte alles unter Kontrolle zu haben. Unverletzlich zu sein. Mutig und ein Held.

    Leider ist er da einem Trugschluß aufgesessen. Und das hat ihn sein Leben gekostet und Dich Deine Ruhe, Deine Zuversicht, Deine Hoffnung und überhaupt. Was noch Alles.

    Er hat nicht nur sein Leben verwirkt sondern Deins gleich mit.

    💩💩💩


    Das ist alles so unendlich traurig, entsetzlich und ungerecht.

    Wir leben ja nicht im wilden Westen. Da kommt ja niemand drauf, daß junge Leute so einen Mist machen und die Gefahren nicht wirklich einschätzen.

    💩💩💩


    Zufall! Pech! Waghalsigkeit! Alkohol!

    Alles zusammen ein tödlicher Cocktail, zumindest in diesem Fall.

    Würdest Du ihn heute treffen, dann würde er sagen: Ja Mama, Du hast Recht gehabt, ich war unvorsichtig! Leichtsinnig und dumm. Es tut mir soooo Leid, Dir das angetan zu haben.

    Nie wollte ich mit meinem Mist Dir weh tun. Und nun ist es doch passiert.

    Liebe Mama. Verzeih mir.

    Ralfsheidemarie

    Hallo, guten Abend Yolanda,

    Ich habe folgende Geschichte gefunden. Diese ging gut aus - anders als die von Deinem Sohn. Aber da sieht man mal wie merkwürdig das Alles sein kann. :


    "In München hat sich am Wochenende ein junger Mann aus Moosburg an der Isar auf ein Gleisbett gelegt, um zu schlafen - dann kam die S-Bahn.

    MÜNCHEN Seinen Rausch kann man ja an vielen Orten ausschlafen – aber muss es gleich ein Gleisbett sein? In der Münchner Innenstadt hatte sich am Wochenende ein 22-Jähriger auf die Schienen gelegt und dort geschlafen. Eine S-Bahn kam angebraust und fuhr über den jungen Mann hinweg.

    Der Lokführer hatte zwar „etwas“ auf den Gleisen entdeckt, aber nicht erkannt, dass es sich dabei um einen Menschen handelt. Der Lokführer hielt die S-Bahn an der Haltstelle an, stieg aus und schaute nach. Unter der S-Bahn lag der schlafende 22-Jährige. Nicht einmal durch die S-Bahn war der Münchner aufgewacht. Die alarmierte Bundespolizei weckte den Betrunkenen auf. Nach Angaben der Beamten hatte der junge Mann Glück im Unglück. Hätte sich der Münchner quer über die Schienen gelegt, hätte die Geschichte ganz anders geendet.

    Der 22-Jährige konnte sich an fast nichts mehr erinnern, außer, dass er in einer Disko war. Der junge Mann hatte knapp zwei Promille Alkohol im Blut."

    Ralfsheidemarie

    Ja, da bist du hier im Forum nicht die Einzige. Ich habe heute zu meiner Zwillingsschwester gesagt, wenn ich nicht die Hunde hätte, dann würde ich ihm nachgehen. Ich lege keinen Wert mehr auf die folgenden Jahre.

    Aber ich sehe, wie gerne meine Hunde leben. Wie gerne sie Buddeln und rennen und jagen. Und da kann ich mich nicht gegen stellen. Nur weil ich mit 66 Jahren meine genug erlebt zu haben? Nein, meine Fellnasen haben Vorrang. Und Ralf würde sehr mit mir schimpfen, wenn ich bei ihm auftauchen würde und sie blieben hier zurück. Nein, das geht gar nicht.

    Meine Freundin hat schon überlegt, ob sie mich einweisen lassen kann weil ich sowas komisches im What's app status hatte.

    Nein! Man muß mich nicht einweisen lassen. Ich werde nicht gehen. Auf keinen Fall bevor nicht der letzte Hund in meinen Armen zu Ralf rüber gewechselt ist.

    Das steht schon mal fest.

    Meine Zwillingsschwester erhebt auch noch Anspruch auf mich als lebende Person. Das kann ich verstehen aber ich weiß nicht ob das ein Argument für mich wäre. Klar wäre das für sie ziemlich traurig - aber da bin ich Ralf näher als ihr.

    Es wäre schön, wenn Du nochmal ein Leben weiterleben könntest ohne Trauer und Pein. Auch wenn es dauert. Du hast noch viel Zeit.

    Wir erleben bei mehreren Trauerbegleiter, daß sie mit ihrer Erfahrung eine Aufgabe gefunden haben, die uns hilft.

    Vielleicht können wir uns irgendwann mal ein Beispiel nehmen und auch unsere Erfahrungen dazu nutzen zu helfen. Das wünsche ich mir.

    Ralfheidemarie

    Liebe Nadine,

    Es ist schon eine verzwickte Sache, wenn man nicht alleine sein will oder kann.... geht man zu Freunden an Weihnachten.

    Manchmal ist es eben besser bei anderen Menschen zu sein als alleine. Selbst wenn man alleine aber nicht einsam ist weil der Partner in der anderen Welt ist.

    Und dann bekommt man seine Sehnsüchte vorgelebt indem alle anderen als Paar auftreten.

    Ich habe das viele Jahre als Single so erlebt. Und da hatte ich Sehnsucht nach Mr. Irgendwer.

    Heute bin ich wieder allein. Aber jetzt habe ich Sehnsucht nach Mr. RIGHT / Ralf.

    Das ist ein anderes Gefühl von Sehnsucht.


    Besser ist, wenn man das vorher durchschaut und dann mit Menschen zusammen ist, die eine ähnliche Situation erleben wie man selbst.

    Also ohne Partner sind und jemanden bestimmten vermissen.

    Ich könnte mir vorstellen, wenn einige von uns sich Weihnachten 2021 irgendwo treffen um Kerzen für ihre Liebsten anzuzünden, um sich aus zu tauschen und miteinander zu sein, daß das ein besseres Weihnachten werden könnte als dieses Jahr.

    Bei Dir ist es erst so kurz her. Bei mir war es am 23.11.

    Aber Du bist viel jünger als ich, Dein Schatz ist viel jünger als meiner.

    Und wenn sie auch beide fehlen und wir sie über alle Maßen vermissen so ist solch eine Gewalttat unbegreiflich und überaus unnütz und scheiße überflüssig.

    Ralfsheidemarie

    Oh ja, das glaube ich auch. Sie warten dann am Eingang und es wird ein super Wiedersehen.

    Wahrscheinlich sagte Dein Vater zu ihm, "was machst Du denn schon hier? Das war aber nicht so gedacht."

    Und Dein Vater wird gleich gewußt haben, ebenso wie seine Mutter was jetzt auf Dich zukommt.

    Hast Du von Deinem Vater etwas gespürt? Daß er sich um Dich kümmern will?

    Diese Reihenfolge ist verkehrt. Nun schon das 2. mal. Erst die Eltern, dann die Kinder.

    Welch blöde Ereignisse so viel Leid verursachen können.

    Ich weiß nicht, wie ich das überleben sollte, was Du da aushalten musst.

    Ich wünsche Dir eine gehörige Portion Narkosemittel um wenigstens einigermaßen weiter leben zu können.

    Da es ja auch noch andere Menschen gibt, die sehr leiden müßten, wenn wir uns entscheiden würden hinterher zu gehen um dem Schmerz nicht länger ausgeliefert zu sein........ bleibt uns nichts anderes übrig als es durchzustehen. Auszuhalten.

    Gut wäre wenn es immer nur kleine Häppchen wären, die wir überstehen müssen.

    Ralfsheidemarie

    Nein Yolanda,

    welcher 21jährige Sohn lässt sich durch eine vorsichtige und ermahnende Mutter von so einem Mist abhalten? Keiner.

    Je öfter sowas gut geht um so unverletzlicher fühlt sich so ein junger Mann.

    Wie spannend das ist mit der Gefahr zu spielen. Adrenalin und andere Botenstoffe überschwemmen das Gehirn.

    Und so ein junger Mensch meint alles unter Kontrolle zu haben.

    Hat er ja oft auch.

    Aber leider nicht immer.

    Da hättest Du ihn schon anbinden müssen um ihn in Sicherheit zu wissen.

    Ein bißchen war es ja auch Pech.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Mel,

    Du bist noch ganz neu unter uns. Willkommen möchte ich Dich heißen hier in dieser Paralelwelt.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich inzwischen, daß die Anwesenheit hier im Forum einem das Überleben ermöglicht. Vielleicht manchmal nur ganz knapp aber durch das Ausdrücken der Sehnsucht, der Gefühle, durch das Beschreiben der Verzweiflung und des Schreckens und vor allem durch das verstanden fühlen.

    Bisher kannte ich diese Paralelwelt nicht. Hatte keine Ahnung was das Trauern um Kinder oder Partner mit einem macht.

    Hätte auch gern drauf verzichtet.

    Aber nun sind wir alle hier und können uns gegenseitig unterstützen. So hat meine Trauernde Seel eine Heimat gefunden. Ich hoffe daß Dir das auch gelingt.

    Ralfsheidemarie

    Hallo Yolanda,

    Einkaufen kann ich. Nur bei den Zigaretten zucke ich zusammen.

    Diese 8 Euro jedesmal spare ich jetzt. Dafür kaufe ich viel zu viel Fleisch für meine 4 Hunde. Chelsea und Romeo sind viel zu dick. Aber ich möchte sie verwöhnen. Mambo wird langsam auch etwas dicker weil ich nicht mehr so lange draußen bin. Nur Jack, der kleine Windhund, der immer mit "Papa" nachts gegessen hat, der ist zu dünn.

    Nun brauche ich nicht mehr über die Alkoholika zu diskutieren, die er kaufen wollte. Nein, ich kann sie einfach kaufen und auch was davon trinken ohne sie verstecken zu müssen.

    Jetzt werde ich langsam noch zum Trinker. Wenn ich nach Hause komme und nicht mehr raus muß trinke ich "mit ihm zusammen" einen Weinbrand oder einen Jägermeister, seine Lieblingsmedizin gegen Alles.

    Meine eigene Gesundheit ist mir ziemlich egal geworden.

    Hauptsache ich kann mich um meine hunde kümmern solange sie hier sind. Wenn sie dann zu "Papa" aufgebrochen sind...... Ist es mir egal was mit mir ist. Jack ist erst 5 Jahre alt. Er wird sicher noch 8 Jahre oder mehr leben.

    Wenn die Bilder und Erinnerungen jetzt nach 4 Wochen schon verblassen, wie soll das erst in 8 Jahren sein?

    Davor habe ich Angst.

    Yolanda, ob es dort im Anderland wohl auch Schienen gibt?

    Auch wenn Du ihm geglaubt hättest, daß er das macht, hättest Du ihn davon nicht abhalten können.

    Jetzt ist er so unverletzlich wie er sich hier gefühlt hat.

    Was machen die im Krankenhaus mit Dir? Wenn Dein Immunsystem runter ist?

    Ralfsheidemarie, die heute aus dem Weinen nicht herauskommt

    Nun ist Weihnachten so gut wie vorbei. Mein Ralf fand Weihnachten ganz doof. Er fand auch Ostern, Geburtstage und Feiertage doof. Ich war immer ein Weihnachtsfan. Habe aber 2013 den letzten Weihnachtsbaum geschmückt. Für meine Mutter.

    Jetzt war es hilfreich, daß Ralf Weihnachten doof fand.

    Dadurch machte es mir die Feiertage kaum schlimmer als die anderen Tage.


    Aber mir ist übel. Mir ist schlecht vor Trauer. Kennt Ihr das auch?

    Ich habe eben das Trauer Mail des Trauer-Seminars gelesen. Und nun ist mir wieder übel.

    Sie hat geschrieben, daß der Partner aus meiner Mitte rausgerissen wurde.

    Und ich kann das nur bestätigen. Ohne Narkose. Und nun fühle ich eine große Wunde in mir.

    Obwohl ich ihn immer noch liebe. Eher mehr als vorher.

    Und durch diese Liebe sind wir verbunden. Aber die Wunde bleibt.


    Und nun sehe ich vor meinem inneren Auge zwar immer ihn auf dem Totenbett, aber die Erinnerung an ihn in lebendig wird schwächer.

    Und bis jetzt konnte ich noch keine Fotos von ihm anschauen um die Erinnerung auf zu frischen. Ich habe furchtbare Angst davor und wünsche es mir - beides gleichzeitig. Das Anschauen der wenigen Fotos, die ich habe.

    Das ist ja der eigendliche Schatz, den ich habe, seine Fotos. Auch wenn ich ihn noch nicht anschauen kann. Schade, daß er nicht gerne fotografiert wurde. Und ich habe das meistens beachtet. Heute denke ich: leider.

    Habt ihr das auch so gefühlt, ihr die ihr schon länger trauert? Das mit den Fotos?


    Ralfsheidemarie

    Guten Abend nochmal Birgit,

    warum und wieso ich das weiß wie es unseren Liebsten im Anderland geht?


    Eigentlich weiß ich es natürlich nicht!

    Wie wir alle.

    Aber mein Ralf hat mir in den ersten Nächten, nachdem er gegangen wurde oder war einiges mitgeteilt.

    Ich habe das schon mal aufgeschrieben hier im Forum aber versuche es nochmal kurz zu erklären.

    Ich bin nachts wach geworden so um 3 oder 4 Uhr. Und konnte nicht einfach wieder einschlafen. Da ich es kaum ertragen konnte im Wachzustand, da mir sofort wieder klar war, daß Ralf wirklich gestorben ist, habe ich meine Hände gefaltet so fest bis es weh tat und immer wieder gedacht:

    Meine Hand - Deine Hand - meine Hand - Deine Hand...... immer wieder immer weiter. Und dann begann wie von selbst eine fließende Gedankenwelt,

    es war kein Traum!

    Es war kein Tagtraum,

    es war kein Grübeln,

    nachdenken oder

    ausdenken oder überlegen.

    Es war eine neue Erfahrung.

    Und meine Gedanken floßen wie fremdgesteuert durch mich hindurch.

    Und ich empfand das und interpretierte das nachträglich als Kontakt zu Ralf.

    Er vermittelte mir, daß es ihm sehr gut gehe. Das er sein "Gehirngefängnis" nicht mehr hätte. Daß er befreit sei. Daß er alle Prägungen der Kindheit, alle schlimmen Erlebnisse im Unterbewußtsein nicht mehr hat. Und die haben ihn sein Leben lang gequält. Haben ihn zum Alkoholiker gemacht.

    Er fühlte sich frei, unbelastet und sauwohl. Er Hätte Bäume ausreißen können.

    Nicht mehr schwach, nicht mehr krank, ohne Schmerzen.

    Er hatte keine Ängste mehr, brauchte keinen Alkohol mehr um die Gespenster der Vergangenheit in Zaum zu halten.

    Er fühlte sich leicht, mutig, locker, selbstsicher und einfach nur wohl und das ohne Alkohol.

    Und er vermittelte mir, daß er das Licht und die angenehme Sorglosigkeit und Leichtigkeit gefühlt habe als er nur für kurz weggegangen war.

    Durch die Reanimation war er zu uns zurück gekommen.

    Das 1. Mal,

    das 2. Mal und

    beim 3. Mal Reanimation wollte er nicht mehr hier bei uns bleiben.

    Er sagte er habe sich fest gehalten um dort bleiben zu können. 40 Min. lang.


    Was das nun war, was ich da erlebt habe? Da hab ich keine wirkliche Ahnung.

    Ich nehme meine Interpretation also als gegeben hin.

    Vielleicht ist das alles nur in meinem verletzten und verwirrten Entzugsgehirn passiert. Ich weiß es nicht wirklich.

    Ralfsheidemarie

    Das ist schon eine besondere Gnade, die Euch da widerfahren ist.

    Eine so große Liebe. Gegenseitig.

    Ich habe auch schon groß geliebt, aber gegenseitig war das erst mit 60 Jahren mit Ralf.

    Du mußt bedenken, daß unser Gehirn und unsere Biologie geprägt wird durch die vergangenen Jahre.

    Je früher und je länger um so fester ist die Prägung.

    Wenn wir also mit einem Partner so viele Jahre unser Leben geteilt haben hat unser Gehirn verlernt ohne denjenigen Leben zu können.

    Das gilt sogar für unglückliche Zusammenstellungen. Geschweige denn für so glückliche.

    Das bekannte Unglück ist für viele Menschen einfacher auszuhalten als ein eventuelles unbekanntes Glück.


    Isabel, unsere Trauerbegleiterin hier im Forum hat mir bestätigt, daß der Verlust eines nähen Menschen mit dem Entzug bei Alkoholentzug oder Drogenentzug vergleichbar ist.

    Wir sind entzügig. Unser Gehirn ist auf entsprechende Botenstoffe angewiesen, die nur ausgeschüttet werden wenn unsere Person anwesend ist.

    Wir sind nicht Alkohol abhänig oder Drogenabhängig sondern Du Helmutabhängig und ich Ralfabhängig. Wobei meine 6 Jahre nicht wirklich vergleichbar sind mit Deinen vielen Jahren. Deine Abhänigkeit ist verfestigter als z. B. meine.

    1. weil sie viel länger war und

    2. Weil sie in einem Alter begann als Dein Gehirn noch viel mehr Plastizität hatte und somit fester sitzt.

    Süchtige habe Rehakliniken. Professionelle Hilfen und Therapeuten.

    Was haben wir Trauernden?

    Psychosomatische Kliniken. Trauerbegleiter oder Trauercafes, Trauerseminare, Trauerurlaube, Trauerforen, Trauerliteratur.

    Leider gibt es keinen Ersatz wie bei Drogensüchtigen Metadon.

    Wir entziehen kalt. (Fachjargon)


    Unser Gehirn muß sich daran gewöhnen die nötigen Botenstoffe auch in unseren Synapsen zu haben ohne unseren Liebsten.

    Sag das bitte mal jemand meinem Gehirn.


    Ralfsheidemarie

    Liebe Birgit,

    Dein Helmut ist auf keinen Fall allein. Auch nicht einsam. Keine Schmerzen, keine Sorgen, kein Grübeln..... Usw. Dort hinter der Brücke der Liebe im Anderland, hinter dem Licht hat keiner mehr solche Gefühle wie sie hier auf Erden nötig sind. Da sind sie eins mit der Natur, dem Universum und dem Licht.

    Nur wir hier haben noch all diese Gefühle, Sehnsüchte und Bedürfnisse. Wir haben Sorgen und Schmerzen und Leiden.

    Dein Helmut schickt Dir Mut, Zuversicht und Heilung, immer so viel wie Du verkraften kannst in Deiner Trauer.


    Er weiß wie es Dir geht, er weiß wie sehr ihr aufeinander angewiesen ward.

    Und vielleicht erhofft er sich auch für Dich, jetzt in der verbleibenden Zeit auf dieser Welt, daß Du selbständiger wirst und ohne Sorge und Kümmern um ihn noch ein wenig Freude haben wirst an Möglichkeiten, die Dir durch seine Pflege all die Jahre verwehrt waren.


    Natürlich möchtest Du nur bei ihm sein, möchtest weder Selbständigkeit noch Freude.

    Es würde ihm gefallen, wenn Du nach und nach lernst nicht immer traurig zu sein.

    Er unterstützt Dich, er hält zu Dir, er liebt Dich. Und auch die Gefühle der Liebe, die er Dir hier als Mensch hat geben können adeln Dich als eine "WIR" .


    Und dieses WIR bleibt. Erzähle ihm was Du so erlebst. Versuche ihm mitzuteilen wofür Du dankbar sein könntest.

    Auch wenn es schwer fällt, fällt Dir bestimmt was ein. Vielleicht führst Du ein "was ich Dir Helmut erzählen möchte Dankbarkeitstagebuch".

    Und zeige ihm Deine Fortschritte aus der Trauer heraus. Auch wenn es nur ganz kleine und kurze Momente sind.

    Es gäbe auch ein "was ich Dir Helmut erzählen möchte lächel oder Lachtagebuch" .

    Er wird Dich loben und sich für Dich freuen.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Anja, daß ist ganz doof alleine sein. Das kann man nicht unbedingt einfach so. Das ist sehr schwierig.

    Irgendwie müssen wir für nächstes Jahr ein alternatives Weihnachten planen. Wir könnten uns treffen. Einige von uns, die sonst keine Möglichkeit haben für ein paar Tage bei Freunden oder Familie unter zu kommen. Das wäre doch schön. Wie findest Du die Idee?

    Ralfsheidemarie

    Gestern Abend war ich Weihnachtsengel Der Zufall machte mich dazu.

    Ich fuhr zur Hundewiese. Es war schon ziemlich dämmerig und meine Bande hatte Leuchtis an.

    Da stand ein Paar mit Kind und Hunden im Regen neben ihrem Auto und warteten auf einen ihrer Fellnasen, der ihnen im Wald jagend entwischt war.

    Als ich von meinem Spaziergang zurück kam standen sie immernoch da. Inzwischen voller Sorge.

    Am vergangenen Montag mußten sie einen ihrer 4 Hunde einschläfern lassen und jetzt war einer weg. :13:

    Ich bin dort geblieben, habe geholfen zu suchen, habe Taschenlampe ausgeliehen und dann Wache gehalten während die Familie kurz nach Hause gefahren ist. Die Frau kam nach 10 min allein zurück um solange im Auto zu warten bis der Hund zurück kam.

    Und ihr werdet es nicht glauben, wenige Minuten bevor sie zurück kam stand Nelli plötzlich hinter mir. Durchgefroren, nass und ausgepowert. So ein kleiner Hund, kleiner als ein Dackel. Und hat es faustdick hinter den Ohren.

    Alle waren sehr froh. Die Mama nahm ihren Hund in die Arme und sagte, sie brauche kein Weihnachtsgeschenk mehr. Daß ich geholfen habe und dann auch noch mit so glücklichem Ausgang wäre Weihnachten für Sie.

    Ja, mein Ralf wäre auch da geblieben und hätte mit gesucht. Ich glaube er hat sich mit mir gefreut über so ein schönes Erlebnis. :8:

    Ralfsheidemarie

    Hallo und willkommen Birgit ( bimi6566),


    Es ist gut, daß Du uns gefunden hast.

    Hier bist Du genau richtig. Leider. Hier bist Du gut aufgehoben.

    Auch ich habe meinen Partner hergeben müssen, wie alle hier.

    Und ich hätte es nie für Möglich gehalten wie schmerzhaft es ist. So über alle Maßen tut es weh.

    Ich bin sehr froh, daß es dieses Forum gibt und ich muß sagen, daß ich Stunden am Tag damit verbringe.

    Und nur das hält mich am Überleben. Der Austausch, das Lesen und vor allem das Schreiben ist wie das Ventil eines Dampfkochtopfes. Es zischt heraus um nicht verrückt zu werden, zu Platzen vor Sehnsucht.

    Mir hat mein Ralf in der Nacht nach seinem Tod mitgeteilt, daß es ihm gut geht. Er war richtig fröhlich und erleichtert. Endlich keine Angst mehr, keine Schmerzen und kein Unwohlsein. Und meine Liebe hat er ja nicht verloren. Das wußte er genau.

    Es geht ihm gut und wir lieben uns. Was will er mehr?

    Nur ich will mehr.

    Ich will ihn sehen, fühlen und seine wunderschöne Stimme hören.

    Dir geht es bestimmt genau so.

    Ich habe den Körper meines Ralfs verloren am 23.11. Die Reanimationsversuche waren 2 mal erfolgreich und beim 3. Mal ist er auch nach 40 Min nicht wiedergekommen.

    Er war also innerhalb weniger Stunden weg.

    Wäre es für mich besser gewesen er hätte so wie Dein Liebster überlebt? In der Corona Zeit wahrscheinlich auf keinen Fall.

    Er hat mir in den ersten Nächten noch mitgeteilt, daß es so schön dort war wo er gelandet war, bei den beiden ersten Reanimationen, daß er sich bei den 40 Min festhalten mußte um dort bleiben zu können.

    Insofern bin ich beruhigt, weil es ihm gut geht. Sie scheinen die körperliche Anwesenheit nicht mehr zu brauchen. So wie wir. Ihnen genügt die gegenseitige Liebe und die seelische Zusammengehörigkeit.

    Es wird ihm nicht gefallen, daß mir das nicht genügt und ich sehr unglücklich bin.

    Bin ich egoistisch?


    Wir alle hier sind für Dich da. Tag und Nacht.

    Ralfsheidemarie

    Ach Birgite, das Problem mit dem Alleinsein hatte ich mein Leben lang.

    Ich konnte das nie.

    Manche Menschen sind dafür nicht geschaffen.

    Ich bin ja als eineiiger Zwilling aufgewachsen. War also erstmal nie alleine. Meine Schwester war immer bei mir - oder ich bei ihr.

    Dann als ich studieren gehen wollte und mußte hatte ich eine kleine nette Studentenbude in Essen Werden. Aber ich konnte dort nicht übernachten. Es ging einfach nicht. Wenn ich nach dem Unterricht in die Wohnung kam habe ich es nur ganz kurz ausgehalten und bin 1 Stunde Fahrt mit dem Auto zu meinen Eltern gefahren.

    Das ist jetzt mehr als 50 Jahre her. Ich habe dann die Wohnung aufgegeben. Es hatte keinen Zweck. Ich konnte es nicht.

    Ich bin bis 26 Jahre bei meinen Eltern geblieben. Mein damaliger Freund studierte 300 km weit weg.

    Und dann bin ich wegen des Jobs nach Bad Pyrmont gezogen. Da war ich dann alleine abends. Aber Freitags fuhr ich entweder zu meinem Freund oder zu meinen Eltern. Und in der Woche ( 4 Abende) war ich oft bei Kollegen bis es Schlafenszeit war.

    Nach 5 Jahren bin ich nach Münster gezogen. Mein Freund hatte mich inzwischen nach 10 Jahren verlassen. In Münster hatte ich eine sehr nette hübsche Wohnung gemietet. Aber ich konnte dort nicht sein. Ich bin jeden Abend zu meinen Eltern gefahren. 1 Stunde Fahrt. Dann habe ich es in einer WG versucht. Nein, hat auch nicht geklappt.

    Kurze Zeit später habe ich gekündigt und bin wieder zu meinen Eltern gezogen.

    Ich konnte nicht allein sein.

    Ich habe dann kurzfristig wieder einen Partner gehabt. Ich habe mir dann einen Hund angeschafft. Den habe ich sehr geliebt. Der hat mich auch nicht verlassen bis zu seinem Tod.

    Mit ihm konnte ich in meiner Wohnung sein. Aber als er tot war nicht mehr. Ich habe dann viele Jahre mit dem neuen Hund zusammen gelebt und bin sehr oft bei meinen Eltern gewesen. 2002 bin ich ganz zu ihnen gezogen. Sie brauchten meine Hilfe und ich war sowieso immer bei ihnen. 2006 ist dann mein Vater gestorben und 2014 meine Mami. Dann war ich mit 3 Hunden alleine im Haus meiner Eltern. Das ging merkwürdiger Weise recht gut. Aber nur 5 Monate war ich alleine und dann kam Ralf in mein Leben. Und das war endlich endlich endlich so wie ich es mir immer gewünscht habe.

    Zum Schluß hatten wir 4 Hunde und uns.

    Daß ich mit 60 Jahren nochmal meinen Mr. RIGHT finden würde hätte ich nie für möglich gehalten.

    Er war nicht einfach. Es war nicht immer einfach weil er Alkoholiker war.

    Und trotzdem........ Zeitweise war ich glücklich. Zeitweise verzweifelt. Aber ich wußte, er verlässt mich nicht.

    Und das war wunderbar.

    Ich bin dankbar, daß ich ihn 6 Jahre bei mir haben durfte. Und alle, die jetzt meinen froh für mich sein zu müssen, daß er mich nicht mehr belasten kann..... können mich mal am A....... .

    Und nun lebe ich in meinem Elternhaus, was immer mein Zufluchtsort war, ohne ihn. Mit unseren 4 Hunden.

    Er hat sich hier sehr wohl gefühlt. Obwohl ich fast glaube, daß es ihm jetzt besser geht im Anderland hinter der Brücke der Liebe.

    Und wie das nun weitergeht mit dem ALLEINSEIN? Im Moment geht es. Ich habe ja Euch. Vielleicht lerne ich es noch. Vielleicht auch nicht.

    Ralfsheidemarie