Oh, das ist wirklich eine verzwickte Geschichte. Ein Versprechen nicht einlösen zu können. Mist.
Da hätte ich auch dran zu knacken.
Aber Du hast es versprochen um ihm den Weg ins Hospitz leichter zu machen.
Und dieses Versprechen hat ihm gut getan beim Wechsel.
Was dann alles passierte, wußtest Du ja zum Zeitpunkt des Versprechens nicht. Und selbst wenn Du es versprochen hast und wußtest, daß Du es nicht halten kannst hast Du dadurch es ihm leichter gemacht. Du hast etwas schweres auf Dich genommen um es ihm leichter zu machen.
Und Du hast dafür gesorgt, daß Du Dich gut kümmern konntest weil Du Schlaf gekriegt hast und nicht so überfordert warst als wäre er zuhause gewesen.
Er konnte die ganze Situation ja nicht mehr in voller Tragweite begreifen. Und Du mußtest entscheiden, was das Beste für Euch war. Und ich finde Du hast es richtig entschieden.
Manchmal ist das so, daß man ein Versprechen nicht einlösen kann und das sitzt dann wie ein Stein in einem fest. Jedes Denken und Fühlen stößt dort an und macht sich dort Verwirbelungen.
Aber wie wird man den Stein wieder los? Ich denke, daß gehört in die Rubrik Schuldgefühle und "hätte", "wenn".....
Das wir alle uns quälen mit Schuldgefühlen ist echt mühsam und traurig.
Ich denke Dein Liebster hat Dir das längst verziehen und ist dankbar für Deine Tat es ihm leichter zu machen. Es geht ihm jetzt gut und er ist stolz wie Du das alles gemeistert hast. Und er möchte auf keinen Fall, daß Du Dich deshalb weiter quälst.
Er meint es ist schlimm genug, daß er gehen musste und Du jetzt alleine zurecht kommen mußt und er nicht mehr helfen kann alle Aufgaben zu erfüllen.
Er sagt:
" liebste, ich nehme Dir das nicht übel, im Gegenteil. Wie lieb von Dir mir den Gang ins Hospiz zu erleichtern. Du hattest mir die Hoffnung geschenkt wieder zurück zu können. Wenigstens für eine kurze Zeit.
Und das Du es dann nicht konntest und entscheiden mußtest es nicht einzulösen war sehr weitsichtig und klug. Du hast für uns Beide richtig entschieden als ich schon nicht mehr erfassen konnte was geht und was nicht geht. Es tut mir leid, daß ich Dich immer wieder gebeten habe mich nach hause zu holen ohne dabei an Dich und Deine Kräfte zu denken.
Hätte ich unsere Lage noch richtig einschätzen können, dann hätte ich Dir das Versprechen zurück gegeben. So wie es war war es gut.
So ein Liebes Dienst, so ein blödes nicht eingelöstes Versprechen soll nicht zwischen uns stehen.
Ich danke Dir dafür und ich möchte diesen Stein von Deiner Seele nehmen.
Ganz vorsichtig und sacht werde ich ihn entfernen, Du wirst schon sehen.
Halt den Stein bitte nicht fest und mach es mir nicht schwer.
Deine Seele soll leicht sein und fliegen können. 
Dein Jürgen"
Ralfsheidemarie