Hallo zusammen,
ich lese schon seit einiger Zeit bei euch mit und hab jetzt beschlossen, doch auch etwas zu schreiben.
Heute vor 7 Wochen (fast auf die Minute) ist mein geliebter Lebensgefährte verstorben - wir hatten nur knapp 1 1/2 gemeinsame Jahre, doch er war mein Leben und meine große Liebe.
Ich war vor 30 Jahren seine Schülerin und hab ihn über FB wiedergefunden - ich war damals schon in ihn verknallt und auch von seiner Seite war da eine gewisse Aufmerksamkeit - aber nicht mehr, ich war 16 und superschüchtern und er 38 und bereits Vater von 4 Kindern und glücklich verheiratet. Kein Thema. Nach der Schulzeit haben wir uns aus den Augen verloren und vor ziemlich genau 2 Jahren hab ich ihn auf FB entdeckt, wir haben ein paar Monate miteinader geschrieben und es war als wären wir uns total vertraut. Bin ihn dann besuchen gefahren und gleich geblieben ...Muss dazu sagen er wohnte leider 200 km entfernt, aber durch eine "glückliche Fügung" hab ich mir dann die Hand gebrochen und war 6 Monate in Krankenstand, von denen wir jeden Tag miteinander verbracht haben. Er hat seine Frau am 5.10.09 verloren und immer gesagt ich bin ein Engel den ihm seine Frau geschickt hat. Es ging ihm zu dem Zeitpunkt, als wir begannen einander zu schreiben sehr schlecht, (er hatte damals als ich seine Schülerin war einen Herzinfarkt und genau an dem Tag, an dem ich ihm das erste Mal schrieb, haben sie ihn auf die Liste für Herztransplantationen gesetzt - ich hab immer gesagt, ich borg ihm mein Herz bis er ein neues bekommt....). Mit jedem Tag den wir zusammen waren ging es ihm besser, er blühte richtig auf, seine Werte wurden besser, wir haben total viel unternommen, Fremde haben ihm nicht geglaubt, dass er herzkrank ist... er war ein neuer Mensch. Heuer im Mai haben sie ihn gefragt, ob er überhaupt auf der Liste bleiben will....seine Freunde (und davon hatte er viele, er war so ein geselliger, liebenswerter Mensch) haben mich alle geliebt, weil ich der Grund dafür war, dass es ihm so gut ging.
Anfang August ging es ihm dann das erste Mal schlecht, er bekam auf einmal keine Luft mehr und sein Defi ist angesprungen (er hatte einen Schrittmacher mit Defibrilator). Das war der Beginn - wollte dann unbedingt nach Hause, weil ich Geburtstag hatte und wir eine Feier geplant hatten, war auch sehr schön, er hat wie bei jedem Fest mit unseren Freunden Gitarre gespielt und gesungen....leider musste ich ihn dann 2 Tage später wieder ins Spital bringen, weil er wieder keine Luft bekam. DAnn kam das Wasser in den Beinen dazu und es ging ihm immer schlechter. Er musste Sauerstoff nehmen zum Schlafen und laufend haben sie seine Medikamente umgestellt. Er durfte immer für 2-3 Tage nach Hause und dann musste ich ihn schon wieder reinbringen.
Endlich wurde er dann auf der Transplant aufgenommen, sie wollten seinen Status erheben und dafür sorgen, dass er auf der Liste vorgereiht wird - leider war es da schon zu spät. Am 5.10 hab ich mich abends von ihm verabschiedet und um 1.25 Uhr am 6. ist er verstorben (der selbe Todestag wie seine Frau ist sich grad nicht ausgegangen). Irgendwie wussten wir alle, ich und seine Kinder, wenn er zu dem Datum noch drinnen ist, dann geht er nicht mehr nach Hause...aber keiner wollte es aussprechen oder wahrhaben.
Um 2.00 hat mich seine Tochter angerufen (seine Kinder sind in etwa in meinem Alter und gute Freunde von mir) - ich soll mir ein Taxi nehmen und zu ihnen kommen. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, ich hab mir eingeredet, er ist aus dem Krankenhaus abgehauen und sitzt jetzt bei seiner Tochter und will mich überraschen...lauter so blöde Gedanken hatte ich während ich mich anzog und mit dem Taxi zu ihr fuhr. Als ich hinkam waren schon alle Kinder da und natürlich brauchte es niemand mehr auszusprechen...aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Ich blieb dann noch 2 Wochen in seiner Wohnung - da ging es mir einigermaßen gut, ich hab zwar schon geheult aber es ging mir nicht so schlecht dabei. Die meisten haben nicht verstanden, dass ich dort allein sein wollte, aber ich war ja nicht allein, er war ja bei mir und ich konnte mich zumindest ein bisschen verabschieden. Danach musste ich mein Arbeitsleben in Wien wieder aufnehmen und heimfahren. Die Wohnung wird verkauft, die Kinder haben schon begonnen, die ganze Deko usw. zu entfernen. Als ich das letzte Mal dort war, konnte ich nicht dort übernachten, die Wohnung war total kalt und unpersönlich. Ich hab zwar etliche persönliche Dinge von ihm mitgenommen aber es ist einfach nicht dasselbe, wie wenn man in der Umgebung trauern kann, wo man zusammen gelebt hat.
Außerdem verstehen seine Kinder nicht, wieso ich noch immer so stark trauere - ich glaube ihnen ist nicht bewusst, dass ich nicht meinen Vater sondern meinen Partner und meine große Liebe, mein Leben verloren habe.
Ich wusste, dass es nicht ewig dauern wird, aber ein bisschen mehr Zeit hätte ich mir mit ihm gewünscht.
Ich verdanke ihm soviel, ich hab so viele neue Leute kennengelernt, so viele neue Freunde gefunden, so viel unternommen - ich war davor eine Stubenhockerin und ziemlich introvertiert...
ich bin zwar froh, dass ihm mehr körperliche Leiden erspart blieben, die mentalen waren schon schlimm genug, aber wir hatten noch so viel vor, Urlaub gebucht, Wellness Urlaub, Ausflüge, Konzerte - all das hätt ich ihm noch so sehr gegönnt.
Ich kann seither schlecht einschlafen, bin immer bis um 2 oder 3 Uhr früh wach, muss um diese Zeit immer an ihn denken...Gott sei dank hab ich Schichtdienst und arbeite momentan nur Nachts, da ist um diese Zeit nicht viel los und es stört niemanden wenn ich hier sitz und mir die Tränen übers Gesicht laufen.
Bitte entschuldigt mein wirres Geschreibsel, ich seh fast nichts weil ich nur heule - vielleicht war das ganze jetzt zu auführlich und passt nicht hierher...ich weiß es nicht - er fehlt mir so und es tut so entsetzlich weh. Ich hab so viele Filme von ihm, von jedem Fest wo er gesungen hat - ich kann sie mir noch nicht anschauen. Ich schaffs einfach nicht.
Danke fürs Lesen
Lg Endless love ♥