Mein Opa ist gestorben - Kaum trauer

  • Hallo,
    vor 3 Tagen ist mein Opa gestorben.
    Er war schon Krank und ich(wir) wussten das er nichtmehr solange zu Leben hat,
    habe auch damals paar mal geweint, weil er halt so Krank war und ich ihn sehr mag.


    Als er gestorben ist und ich die Nachricht bekommen habe, wurd mir sofort Kalt, das kam ziemlich unerwartet.
    Ich reagierte eig. ganz ruhig, ging dann in ein anderes Zimmer und hab dann auch wieder kurz geweint.



    So, nun Spüre ich aber iwie kaum noch Trauer, mach mir deshalb auch vorführe. Ich hab ihn echt gern gemocht und werde Ihn auch vermissen, aber ich weiß nicht warum ich kaum noch
    Trauer verspüre. Ich lenk mich in letzer Zeit gut ab, mach mir deshalb auch vorführe weil ich soviel Spaß habe.



    Das ist irgentwie komisch.




    Was denkt ihr darüber? Ist das Okay ? Hat das evtl. geholfen das ich vorher schon wusste das er so Krank ist und nichtmehr altsolang zu Leben hat ?





    lg

  • Hallo liebe Anonym,


    ein liebes Willkommen hier im Forum. Es tut mir sehr leid, daß dein Opa nun nicht mehr bei dir ist.


    Der Tod eines geliebten Menschen ist immer ein Schock. Egal ob man (vom Verstand her) "wußte", daß es wahrscheinlich bald geschehen wird, oder nicht.
    Und sehr oft bringt dieser Schock mit sich, daß man das Gefühl hat, nicht "wirklich" zu trauern. Es ist sozusagen ein Schutz, um nicht alles auf einmal verarbeiten zu müssen.
    Mach dir keine Vorwürfe - deine Reaktion ist ganz "normal". Und sowieso reagiert jeder Mensch anders, und jeder muß seinen eigenen Weg gehen.
    Auch weil du Spaß haben kannst mußt du dir keine Vorwürfe machen - lachen ist gesund ;) und sehr hilfreich. Und dein Opa hätte sicher nicht gewollt, daß du nur mehr zu Hause sitzt und um ihn trauerst.
    Aber versuch trotzdem auch, die Trauer nicht ganz aus deinem Leben auszuschließen. Denn dann kommt sie wahrscheinlich irgendwann ganz fies wieder zu dir, wahrscheinlich grade dann, wenn du schon gar nicht mehr damit rechnest.
    Was ich meine - laß es zu, wenn du grade traurig bist. Und genieße die Zeit, in der du "Spaß haben" kannst. Beides ist okay und beides tut gut.
    Wenn du magstund kannst schreibe weiter hier - als mein Vater starb war es für mich immer "meine Trauerzeit" hier zu schreiben oder zu lesen, das hat mir immer sehr geholfen.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Anonym80,
    es ist so wie Jutta schreibt, am Anfang ist der Tod eines Menschen schwer zu begreifen, das braucht Zeit und die Zeit bringt auch die Traue und die Traurigkeit. Andererseits warst du ja schon auf das Ereignis vorbereitet, ihr habt gewusst, dass er sterben wird und da hat ja auch schon Trauerarbeit stattgefunden, man spricht von Vor-Trauer. Es kann sein, dass auch deshalb bei dir ein milder Prozess der Trauer stattfindet.


    Mir ist es beim Tod meiner Großväter ähnlich gegangen. Der eine war lange Zeit schwer krank und als er starb, war da wenig Trauer, zumal er auch ein recht schwieriger Mensch war. Der andere Opa, zu dem ich eine engere emotionale Bindung hatte, war schon sehr alt und starb zwei Monate nach einer Krebsdiagnose. Wir waren beim Sterben dabei, er durfte zu Hause gehen. Es war traurig, zugleich wunderschön und ich trauerte, aber es war ein milder Prozess. Mit meinen Cousins und Cousinen hatten wir auch richtig Spaß, in dieser Zeit, weil uns die Krankheit und der Tod wieder zusammenbrachte, obwohl wir uns schon länger voneinander entfernt hatten.


    Also hab kein schlechtes Gewissen, wenn du Spaß hast und Freude empfindest, Trauer ist, wenn sie gesund verläuft, niemals ein Prozess der durchgängigen Traurigkeit,sondern einer, in der alle Gefühle Platz haben dürfen.


    Alles Liebe
    Christine