Wie gehe ich mit meinem Umfeld um, welche mir vorschreiben wollen wie ich weiter machen soll?

  • Es ist so schwer derzeit für mich mit anderen umgehen zu können. Dieses ständige "es wird alles wieder gut", "das leben geht weiter", "mach dir keinen Kopf alles wird wieder gut"... Ich kann es nicht mehr hören. Was bitte soll daran nun gut werden? Ich versuche diese Aussagen zu ignorieren, weil ich ihnen nicht weh tun will. Allerdings wäre es mir nur sehr recht wenn sie mich alle in ruhe lassen würden.


    Ich möchte nicht allein sein und ertrage keine Nähe, erstens weil keiner versteht was in mir vorgeht und weil ich derzeit keinen an mich ranlassen will. Ständig sterben Leute in meine Umgebung die mir wichtig sind. Mein Bruder 2006, ein sehr sehr guter Freund 2013, und nun mein "Beinahe" Schweigervater und mein Halt in meinem Leben ... mein Schatz.


    Die Angst es könnte wieder jemandem was passieren der mir wichtig ist ist zu groß...


    Aber ich möchte meinen Leuten auch nicht weh tun.. Aber ihr versuch mir zu helfen und mich auf zu bauen stößt bei mir oft auf konfrontation... Ich weiß sie wollen mir nur helfen aber gleichzeitig wird von aussern quasi ein Druck aufgebaut, dort weiter zu machen wo man vor dem Unfall aufgehört hat. so eine art schalter umlegen oder wie auch immer.


    Die beiden fehlen hier so,... Er fehlt mir so ... und gleichzeitig habe ich es noch gar nicht so richtig verstanden dass er nun wirklich weg sein solln. es fühlt sich derzeit oft so an als wäre er eben mal eine Weile weg... er kommt doch wieder.... und dann kämpft mein Kopf immer und immer wieder mit dem Wissen dass die beiden nicht mehr wieder kommen werden und dem nicht einsehen wollen. Und genau dieses Chaos in meinem Kopf würden meine Freunde, meine Familie nicht verstehen können..


    Einfach Chaos pur, im Kopf, im Herz und um mich herum...

  • hallo Kisa ....dieses Chaos im Kopf ,im Herzen ...ich verstehe dich und ich bin sicher das es jeder hier tut denn auch wenn es immer heißt jeder trauert anders ,geht anders damit um so ist der Schmerz ,die Hilflosigkeit ,dieser Stillstand bei jedem Trauernden da ....diese Gewissheit das trotz jeglicher aufkeimender Hoffnung die völlig unrealistisch ist ,derjenige den wir so sehr vermissen für immer gegangen ist und es keine Möglichkeit gibt ihn in diesem Leben jemals wiederzusehen ...


    Ich kann dir nicht mal sagen ob es jemals besser wird da ich mich gerade selbst in diesem Sumpf aus Trauer und Hilflosigkeit befinde ...aber ich denke hier gemeinsam darüber reden können ,sagen können was man denkt ohne sich Gedanken machen zu müssen das man nicht verstanden wird hilft sicher ...denn all diese Schicksale hier bilden eine Art Gemeinschaft deren Mitglied zwar niemand sein wollte ,man jedoch froh sein kann das es sie alle hier gibt .


    Liebe Grüße aus Wien



    "Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und als Brücke zwischen beiden steht unsre Liebe. Diese Brücke ist stark; sie wird lange halten; bei einigen von uns für alle Ewigkeit.



    Es ist eine Brücke, gebaut aus Steinen der Liebe, befestigt mit unseren Tränen, verfugt mit unseren Erinnerungen und unseren guten Gedanken. Lasst diese Brücke stark sein, als Verbindung zu ihm; als Verbindung über die Grenze hinweg, über die Grenze zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten.



    Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und da ist als Brücke zwischen beiden unsere Liebe."



    (Thornton Wilder)

    There's a land of the living and a land of the dead...
    in between is a bridge....
    our love......
    and love will never die...

  • Hallo Kisa,
    "Ratschläge sind auch Schläge", den Spruch kennst du doch oder? So ähnlich ist deine Situation mit den Forderungen bzw. Vorschlägen deiner Umgebung wieder an der Zeit vor den Todesfällen anzuknüpfen. Das funktioniert nicht. Schicksalsschläge verändern unser Leben und verändern uns als Menschen maßgeblich. Nichts ist so wie vorher. Und damit muss man leben lernen. Nur - das dauert! Und das dauert bei jedem Menschen unterschiedlich lange.
    Sätze wie "Alles wird gut!" und "Das Leben geht weiter!" nennt man Killerphrasen, wenn sie von außen an Betroffene herangetragen werden. Killerphrasen sind verletzend und werden geäußert, weil diejenigen, von denen sie kommen, ihre eigene Sprachlosigkeit nicht aushalten können und auch die Trauer der Betroffenen nicht aushalten. Menschen, die derartige Sätze äußern haben entweder völlig falsche Vorstellungen oder Informationen über den Traueprozess und wollen mit Killerphrasen trösten oder Ratschläge erteilen. Das Gegenteil ist natürlich der Fall. Oder aber hinter solchen Phrasen steht schlichtweg der Appell: "Lass mich in Ruhe, ich halte deine Trauer nicht aus."


    Es gibt 3 Wege damit umzugehen: Entweder du suchst die ehrliche Auseinandersetzung und versuchst im Guten zu erklären, warum dich diese Äußerungen sehr verletzen. Wenn du dazu die Kraft nicht hast oder Angst vor weiteren Verletzungen hast, dann meide diese Personen.


    Ich erlebe es bei fast jedem tragischen Todesfall, dass sich der Freundschaftskreis der Betroffenen drastisch ändert: Es bleiben nur mehr wenige Freunde und auch die Familienbande, die vorher traditionell und oberflächlich da war, wird gebrochen, weil man lernt, sich nur mehr mit jenen zu umgeben, die einem gut tun und die es ehrlich meinen.


    Der 3. Weg ist der schwierigste und der gelingt nur Menschen, die eine sehr hoge Frustartionstoleranz haben und außerdem leicht verzeihen können: Es gelingt ihnen, diese Killerphrasen beim einen Ohr hinein und beim anderen wieder hinauszulassen. Sie nehmen das nicht persönlich. Ich kenn auch solche Betroffene, aber es sind sehr wenige!


    Liebe Kisa, ich wünsche dir von Herzen, dass du einen für dich geeineten Weg findest mit diesen verletzenden Aussagen umzugehen!
    AL Christine