Ilse und Manfred - meinen lieben Eltern ...

  • Hallo,


    ich bin hier neu hier und muss mir einfach mal von der Seele schreiben.


    Meine lieben Eltern Ilse und Manfred, - die ich auch immer beim Vornamen genannt hatte und zu denen ich eine ganz enge Beziehung hatte - sind vor ein paar Monaten kurz hintereinander gestorben. Meine Mama Ilse am 26.04.2014 nach einer kurzen, schweren Krankheit im künstlichen Tiefschlaf und mein Papa Manfred ca. am 09.07.2014 an Herz-Kreislaufversagen ... allerdings in Folge einer Alkoholvergiftung - er hielt den Schmerz einfach nicht aus.


    Die letzten Tage ist er wieder sehr heftig da - der Schmerz. Immer noch verstehe ich es nicht - warum mussten sie genau jetzt und auf diese Weise gehen?
    Es war so schön in der Zeit bevor das ganze Chaos anfing ... ich hatte gerade eine wunderschöne Wohnung in der Nähe von ihnen gefunden. Wir hatten schon darüber geredet, wie wir uns zum spazieren gehen treffen würden .... Beide waren auch noch eigentlich so jung: Ilse 63 und Manfred wäre im November 60 geworden.
    Natürlich muss jeder mal sterben - darüber haben sogar ich und Manfred nach dem Tod von Ilse gesprochen ... er meinte auch noch: "Im Verhältniss zum Unsiversum und der menschlichen Evolution bedeutet unser / ihr Tod eigentlich nichts". Aber er hatte da sicher auch nur versucht, sich das mit dem Tod von Ilse leichter zu reden. Natürlich - und ich denke jeder der jemanden verloren hat empfindet das genau so - stellt das einen ganz persönlichen und tiefen Schmerz dar, den man in dieser Vielfältigkeit der Gefühle nicht für möglich gehalten hätte ... Und natürlich hatte man sicher schon mal im Vorfeld darüber nachgedacht, wie es denn wohl sein wird, wenn dann mal irgendwann!!! das Unvermeidliche eintrifft ... komischerweise hatte ich schon seit Jahren immer wieder darüber nachgedacht und jedesmal eine extreme Angst davor gehabt. Ilse hatte auch immer wieder mal - ganz so nebenbei - gesagt: "Wenn ich nicht mehr da bin, musst du das so und so machen". Das hat mich immer sehr wütend gemacht.


    Bei Ilse - Ok, sie war unheilbar krank (was sie zum Glück nie erfahren hat, denn sie starb im künstlichen Tiefschlaf). Bei Manfred - und daran hab ich echt zu knabbern - war es jetzt so im Nachhinein betrachtet ein Selbstmord auf Raten durch Alkohol. Aber - und das sehe ich jetzt erst - er konnte wohl wirklich nicht anders.


    Mein Leben ist seit dem total aus den Fugen: nach 10 Jahren vor ein paar Wochen das endgültige Beziehungsaus mit meinem Lebensabschnittgefährten, meine Arbeit habe ich auch gekündigt... wobei hier zwei Anmerkungen wichtig sind: 1. die Beziehung war schon vor dem Tod meiner Eltern so ziehmlich am Ende und 2. in der Arbeit wollte ich mich sowieso schon auch vorher verändern (nun kam halt "sozusagen" der Tod meiner Eltern dazwischen)...
    Jetzt hab ich natürlich Angst, wie es weitergehen soll ... und die Einzigen, die mir wirklich mit gutem Rat beistehen würden, sind nicht da.
    Wobei: sehr wahrscheinlich wäre das alles ja auch nicht so ein Chaos, wenn sie nicht gegangen wären!!!???


    Natürlich habe ich Freunde und Bekannte ... aber ich weiss nicht warum - ich tue mir extrem schwer über das Ganze bei ihnen zu reden. Habe alle seit dem Todestag von Ilse irgendwie nicht an mich ran gelassen ... und jetzt, wo ich eigentlich bereit wäre, darüber zu reden, schaffe ich es nicht, bzw. hört mir auch - wenn ich es denn mal versuche - niemand richtig zu. Sie alle haben so etwas zum Glück noch nicht erlebt und können wohl desshalb auch nicht alles nachvollziehen (ode sie haben einfach Angst!??). Auch fühle ich mich irgendwie "abartig" - weil eben noch nie jemand in meinem Umfeld so etwas und in so einer krassen Anhäufung von Unglücksfällen erlebt hat. Ja - ich fühle mich sehr einsam damit.


    Und hier sind wir wieder: die Einzigen, die mir zu 100% beistehen würden, sind tot.


    Jetzt möchte ich nicht den Eindruck erwecken, das ich ein Mama-Papa-Kind war ... im Gegenteil: ich hatte schon sehr früh (mit 18 die 1. eigene Wohnung, selbst finanziert) angefangen, mein Leben selbstbestimmt zu leben. Meine Eltern waren - und ich glaube, das ist dass was am meisten fehlt - immer im Hintergrund für mich da ... nun greife ich einfach ins Leere...


    Sie waren - wenn man das so Klischeehaft bezeichnen möchte - "Alt-Hippis ... und meine besten Freunde.


    Ich vermisse euch so!

  • Liebe Mirasunny,


    ich habe gerade Deinen Bericht gelesen und es tut mir wirklich unfassbar leid.Ich kann Dich so gut verstehen. Auch meine Mama ist im letzten Jahr mit 61 Jahren nach nur 13 Wochen an einen Hirntumor verstorben.
    Nichts ist mehr so wie es war von einem Tag auf den anderen.
    Was bei Dir wirklich unfassbar traurig und auch tragisch ist, ist der Tod Deines Vaters.


    Ich denke dass dieses Forum hier ein guter Ort für uns Trauernde ist. Für jemanden der so etwas , glücklicherweise, nicht erlebt hat, ist es nicht möglich sich vorzustellen wie es uns geht.
    Schreib gerne hier im Forum wenn es Dir schlecht geht.


    Sverige

  • Liebe Mirasunny,


    ein liebes Willkommen hier.
    Es tut mir sehr leid, daß du deine Eltern so kurz nacheinander gehen lassen mußtest.


    Manfred hat da ein wahres Wort ausgesprochen. Für das Universum bedeutet das Sterben eines/einer Einzelnen nichts.
    Doch für unser eigenes kleines "Universum" ist es wie der Urknall. Nichts ist mehr, wie es war. Und es dauert, das realisieren zu können.


    Daß du über das Geschehene nicht mit deinen Freunden reden kannst muß dich nicht wundern, das geht vielen so. Oft ist es leichter mit "Außenstehenden" zu reden.
    Für die meisten Menschen die (noch) nicht um einen gelieben Menschen trauern ist es meist "schon wieder gut", wenn wir grade erst die Kraft dazu finden darüber zu reden.
    Hier findest du immer jemanden, der dir zuhört, wir wissen alle, daß nach nicht einmal einem Jahr die Welt sich noch immer nicht weiterdreht - zumindest nicht so wie vorher.
    Also schreib dir gerne hier von der Seele was immer dich auch bedrückt.


    Alles Liebe und ein Kraftpackerl auch für dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Mirasunny,


    auch von mir, obwohl wir uns ja alle nicht "kennen", eine gedanklich ganz liebevolle Umarmung und mein tiefes Mitgefühl erreicht dich hoffentlich ein bisschen.


    Jutta´s Aussage mit ihrer Ansicht von Freunden kann ich auch nur bestätigen. Obwohl in der "Welt draußen" ja eigentlich auch fast jeder um einen Menschen trauert, ist doch ein Forum, eine so gute Möglichkeit sich "auszusprechen", da wir uns alle zu unserer Trauer bekennen.


    Dass macht sie uns dann zwar bewußter, auch durchaus schmerzhafter für eine Zeit...wie lange und in welchen Zeitabständen kann ja keiner genau sagen...aber meiner Meinung nach, können wir dann Schritt für Schritt , unterstützt und begleitet mit mehr Mut und Hoffnung in unser "neues Leben" gehen...


    Eine für mich ganz wichtige Einstellung möchte ich dir aber ans Herz legen. Vielleicht hilft es dir auch in deiner Trauerbewältigung...
    Für mich gibt es keinen Selbstmord... auch nicht auf Raten... auch nicht durch Alkohol...


    Es gibt für mich ein selbstbestimmtes Beenden des eigenen Lebens... nach längerer , tiefer , innerer "Lebensschau, Lebenseinstellung" entscheiden sich manche Menschen zu diesem Schritt... und für mich gehört ein ungeheurer Mut dazu, dies zu "machen", da es der tiefe Wunsch des menschlichen Wesens ist.. zu leben...


    Wenn Manfred sich dazu entschlossen hat, für mich durch die Liebe zu deiner Mama, auf welchem Wege auch immer, sich mit ihr "wieder zu vereinen" gebührt ihm durchaus von "unserer" Seite einen gewissen Respekt ....


    Mord... und das Wort ist ja leider ein Teil des Wortes "Selbstmord", drückt ... für mich, das möchte ich noch einmal betonen... so etwas heimtückisches,verletzendes , brutales, aus niederen Beweggründen handelnd... aus...


    Das denke ich, war dein Papa Manfred ja nicht, wie eigentlich kein Mensch, der seinem Leben eine Ende auf dieser Erde gesetzt hat..


    Deine Trauer, dein schmerzliches Verlassenheitsgefühl, dein "Da-Stehen" ohne Eltern kann hier jeder verstehen und jeder wird dich unterstützen... Weil wir ein "Ja" zu unserer Trauer haben, wie du auch...


    Schreibe, schreibe, schreibe... es ist auch eine gute Therapiemöglichkeit in der Trauer.....


    Eine ganz liebe Umarmung
    und mitfühlend an dich denkend
    Claudia/Amitola (means rainbow)


    (da sind deine Eltern und all unsere Lieben "hinübergeschritten... zu neuen Ufern... zu anderen geliebten Gegangenen)

  • Liebe Mirasunny,


    es wäre so schön und würde , glaube ich, hier viele "etwas beruhigen", wenn du dich hier "melden" würdest... Du hast wirklich so viel in der letzten Zeit zu verkraften gehabt, das man immer doch ein wenig in Sorge ist... jedenfalls geht mir das so... wenn kein Zeichen von dir kommt. :huh:


    Fühle dich liebevoll und mitfühlend gedanklich umarmt
    von deiner Amitola