Bin ich ein schlechter Mensch?

  • Hallo,


    ich bin neu hier und hoffe, das ich hier ein paar Ratschläge oder Anhaltspunkte finde, mich in der aktuellen Situation besser zurecht zu finden.


    Mein Papa ist nach fast 2jähriger Krankheit im Juli 2013 gestorben. Ich war genau zu dieser Zeit in Karenz und habe ihn täglich mit meiner Mama gepflegt.
    Während dieser Zeit ging auch meine Ehe in Brüche und ich wurde im September 2014 geschieden.
    ich habe mich danach sehr um meine Mama gekümmert, da sie ein Mensch ist der sich sehr zurückzieht und keine Freunde hat.
    meine Schwester, die Teilzeit arbeitet genau wie ich, hat sich nie so viel gekümmert. War auch schon vor Papas Tod so. ich war die auf die man sich verlassen konnte und sie die die alles machen darf.


    Nun ja, seit Februar diesen Jahres bin ich nun mit meinem Mittlerweile Mann zusammen und wir sind sehr glücklich, er hat 2 Kinder (Mädchen mit 9 und Bub mit 11 Jahren) die wir regelmäßig sehen. Und meine kleine die bald 4 Jahre alt wird, liebt ihn über alles.
    Ich bin unter der Woche (Mo-Fr) fast täglich mit meiner Mama unterwegs, jedes 2 Wochenende fahren wir zu den Eltern von meinem Mann, gemeinsam mit seinen Kindern. Ich genieß das immer sehr, um aus dem Alltagstrott hinaus zu kommen.


    Am Beginn unserer Beziehung kam es mir vor als ob Mama eifersüchtig auf Roland (mein Mann) ist. Sie war auch immer in den Tagen bevor wir zu seinen Eltern fuhren immer sehr zurückgezogen und ging mit Traurigem Gesicht durch die Welt.
    Ich hab sie daraufhin angesprochen, doch sie meint es stört sie nicht und ich kann gerne mitfahren.


    Naja, in letzter Zeit kommt es mir so vor als müsste ich mich zerreißen. Überhaupt, jetzt wo Weihnachten kommt. Ich bat meine Mama, ob wir unser Familienfest um einen tag nach hinten verschieben könnten, weil wir einen tag vorher bei Rolands Eltern feiern. Sie hat es Akzeptiert, aber mir kam vor als wäre es ihr nicht recht. Silvester wird auch so ne Sache, weil wir wahrscheinlich auch seine Kindern haben werden und es sein kann das wir eher bei seiner Familie sind.


    Ich merke selber, das ich in letzter Zeit oft ohne Grund schlechte Laune habe und am liebsten losheulen würde... zudem hätte mein Papa in 3 Tagen Geburtstag..


    ich fühle mich als ob ich furchtbar egoistisch bin weil ich auch Zeit mit anderen verbringe bzw. mein Leben leben will.


    Manchmal sagt Mama Dinge, die mir ein schlechtes gewissen machen.... und wie gesagt, meine Schwester ( 8 Jahre älter als ich) ist außen vor, ein Pflichtbesuch am Wochenende recht. und ich sollte rund um die Uhr abrufbereit sein. Wenn ich mal nicht erreichbar bin und erst 2 Stunden später zurückrufe bekomm ich ein (na das du dich auch mal rührst) zu hören... wobei wir eh täglich!!! telefonieren


    Naja und dazu kommt, das ich vor 4 Wochen eine Fehlgeburt hatte... Trost bekam ich von meiner Schwiegermutter fast mehr als von meiner Mama, weil ich ja eh noch am Beginn der Schwangerschaft war...
    also ich bin die, die eh alles wegsteckt... mir kommt es vor als denkt meine Mama so... und das macht mich sehr traurig, weil sie niemals fragt wie es mir eigentlich geht


    Vielen dank schon im Vorhinein für eure Antworten und ich hoffe ich hab nicht zu viel geschrieben


    LG
    Marion

  • Jetzt kann ich erst wahrhaftig nur schreiben,


    liebe, liebe, liebe Marion,


    du bist eine wundervolle, sehr fürsorgliche Frau und Tochter und es ist wahrhaftig an der Zeit,
    dass du an dich denkst... SEHR SOGAR...
    und ...
    du musst !!! diesmal tatsächlich MUSST ...die Verantwortung , die deine Mutter für sich selber trägt , einfach von deinen Schultern laden...


    Du hattest eine Fehlgeburt... Das ist sehr traurig und bedarf einer längeren Zeit um das zu verkraften... Nicht körperlich , sondern seelisch...


    Weihnachten und Sylvester....


    DAS Thema im Moment bei allen... Ich schreibe jetzt einfach mal über Sylvester... Da ich meine Kinder und Enkel auch nicht um mich wohnen habe und es noch NIE so war, feiere ich immer Sylvester entweder alleine, oder mit Freunden zusammen...


    DU bist nicht für die NICHT FREUNDE deiner Mutter zuständig... Das schreibt dir eine Mutter und Grossmutter...


    Gut, Weihnachten verbringe ich bisher immer mit meinen Kindern und Enkeln und tatsächlich auch mit meinem geschiedenen Mann und seiner dritten Ehefrau... und anderen Freunden... Wir haben aber auch eine etwas "unkomplizierte Einstellung " zu Weihnachten...


    Ich bin dafür , dass du deiner Schwester einmal ganz klar sagst, dass du nicht alleine zuständig für Besuche bist... Ich weiss das solche Gespräche alles andere wie einfach sind... Selbige Erfahrung...


    Wenn du vielleicht schon einige meiner Beiträge gelesen hast,
    weisst du meinen anfänglichen Ratschlag, den ich immer absolut GERNE gebe, weil er meiner Meinung einem ausgesprochen gut hilft....
    Schreibe... schreibe... schreibe... alle deine Gefühle, alle deine Gedanken... und seien sie für dich erst einmal so "banal" ...
    Schreiben ist eine sehr HEILENDE THERAPIE...
    denn,
    auch wenn alles etwas länger her ist...
    die Trauer bleibt...


    sowohl bei dir als bei deiner Mama...Die durchaus auch mein Mitgefühl hat... durchaus...


    aber DU bist hier ins Forum gekommen und sie nicht...
    Vielleicht kannst du ihr eine Trauergruppe ans Herz legen ?...
    Selbst wenn sie erst einmal nein sagt, was leider viele Menschen machen, weil sie die ebenfalls notwendige Ruhe AUCH brauchen, aber auf die Dauer kannst
    Du nicht immer für sie da sein...


    DU hast ein Anspruch auf DEIN LEBEN...
    und deine Mama muss ihr "neues Ich -Leben" finden...


    Fühle dich von mir ganz herzlich umarmt :24:
    und schön , dass du dieses hilfreiche und aufbauende Forum gefunden hast
    Licht und Liebe und Kraft
    wünsche ich dir gerade für die nächste Zeit
    und
    ein carpe diem an dich
    von deiner Amitola

  • Liebe Marion,


    erst einmal ein sehr herzliches Willkommen unter uns, und mein ganzes Mitgefühl das Du Dein Kind verlohren hast. Auch wenn Du nicht viel dazu schreibst bin ich mir sicher das es ein großer Verlust und Schicksalschlag für Dich war.


    Was das Verhalten Deiner Mutter Dir gegenüber betrifft erinnert es mich leider sehr an Das der Meinigen. Viele Lieben hier im Forum haben es oft genug miterlebt wie oft ich mich mit unserer Beziehung herum gequält habe. Eben das große Spagat eine gute Tochter sein zu wollen, aber auch mein Leben selbstbestimmt leben zu können. Und all Das ohne ständige Schuldgefühle. So denke ich das ich Dir recht gut nach empfinden kann was Dich so sehr beklemmt.


    Lese ich Deine Zeilen befällt mich sehr stark der Verdacht das auch Deine Mutter sich nicht mehr verändern wird weil sie mit ihrem Verhalten ver-
    mutlich für sehr viele Jahre recht gut gefahren ist. Eben weil Du vermutlich schon für sehr lange Zeit stehts für sie erreichbar ein einsetzbar ge-
    wesen ist. Und jetzt wo Du gerne etwas Luft haben würdest setzt sie seelische Erpressung ein damit sich blos Nichts an Eurer Situation ver-
    ändert. Das Du nun in letzten Zeiten immer öfters schlechte Laune hast und leicht losheulst ist meiner Meinung nach nur ein sehr deutliches Zeichen das sie Dich überfordert und die Zeit gekommen ist klare Grenzen zu setzen.


    Liebe Marion, schließlich bist Du kein hilfloses Kleinkind mehr was von ihr noch abhängig ist sondern eine erwachsene Frau die mit beiden Beinen im Lebens steht und eine eigene Familie hat. Du bist absolut nicht egoistisch sondern willst Dir einfach nur Deine Privatsphere und Dein Familien-
    leben bewahren. Dein gutes Recht, besonders wenn man bedenkt das Deine Mama kein Pflegefall ist und warscheinlich einzig und alleine selber daran schuld ist das sie ein so sehr zurück gezogen und einsam lebt weil sie es möglicherweise verlernt hat das Beziehung nicht nur aus Nehmen sondern auch Geben besteht.


    Ich schicke Dir ein großes Kraftpaket auf das Du recht bald eine gute Lösung für Dich, Deine Mama und Deine Familie findest,


    Hanna

  • Liebe Marion!
    Fühl dich mal ganz herzlich gedrückt! :24:
    NEIN, DU BIST KEIN SCHLECHTER MENSCH!!!
    Verbanne Gedanken dieser Art aus deinem Kopf!!! Das kannst nur du, Gedanken ins positive verändern kann dir kein Mensch im Außen abnehmen!
    Mein tiefstes Mitgefühl zu der Fehlgeburt!
    Ich würde mir an deiner Stelle mal selber eine gehörige Auszeit verpassen, ich glaube du brauchst sie auch! Wenn du einfach so weitermachst, wie bisher, wird dein "Ohnmachtsgefühl" immer stärker und das kann sich auf DEINE Gesundheit negativ auswirken.


    Kläre die Beziehung zu deiner Mutter einmal für dich selbst. Schreibe dir auf, was du anders haben möchtest und präsentiere deiner Mutter die Tatsache, dass du selbst Mutter bist, eine erwachsene Frau die das Recht hat ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen und Lieben zu leben!!! Löse dich aus all den alten Verstrickungen! Du bist ihr Kind - nicht ihre Mutter!!!


    Feiere Weihnachten und Silvester, wie du es für richtig hältst! Sprich dich mit deinem Mann ab! Das hat höchste Priorität und nicht, was nahe Familienangehörige sich vorstellen. Du bist nicht für deren Träume verantwortlich!!! Sie sind ebenfalls erwachsen und dürfen für sich alleine entscheiden, wie sie leben wollen. Wenn deine Mutter sich gerne zurückzieht, dann brauchst du dir nicht einreden, dass du für ihre Stimmungsaufhellung zuständig bist! Bemerkungen ihrerseits, die bei dir Schuldgefühle auslösen, kannst du auch nur mit dir selbst klären. Warum fühlst du dich schlecht, wenn du 2 Stunden später erst zurückrufst???


    Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied!


    Gönn dir mal eine Auszeit - trauere über deinen Verlust - werde dir darüber bewusst, was dich glücklich macht im Leben und verfolge die Glückziele mit ganzem Herzen!


    Ich wünsche dir Kraft für eine klare Aussprache mit deinem Umfeld!
    Du wirst sehen, dass ist der einzige Weg zu DEINEM GLÜCK!
    Sei mutig - ändere deine Gedanken und du wirst sehen, alles andere wird sich nach deinen Vorstellungen zum Positiven ändern!
    Alles Liebe Marsue!

  • Liebe Marion,


    Du hast NICHT "ohne Grund schlechte Laune und möchtest gerne losheulen" - du hast dein Kleines verloren! Du hast doch allen Grund traurig und "unausgeglichen" zu sein!
    Es tut mir sehr leid, daß dein Sternchen nicht bei euch bleiben konnte, daß es den Weg ins Sternenkinderland ging.
    Ich schicke dir, wenn du es magst, eine liebe Umarmung.


    Was deine Mutter betrifft, kann ich mich den anderen nur anschließen. Du hast ein Recht auf ein "eigenes" Leben. Das heißt doch nicht, daß du deine Mutter vernachlässigst. Du bist ja weiterhin für sie da - nur nicht "24/7" non-stop.
    Ich wünsche dir, daß ihr - gemeinsam - einen für alle "guten" Weg findet.


    Kraft,Licht und Liebe schickt dir
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo meine Lieben,


    ich bin überwältigt!! Von euren lieben und offenen Antworten und Meinungen. Vielen dank dafür! Es ist schön zu wissen, das es Menschen gibt die einen Verstehen... <3


    Meine Fehlgeburt beschäftigt mich noch sehr, nur kommt das immer erst hervor, wenn ich zur Ruhe komme. Vor einigen tagen sind mein Mann und ich zusammen gesessen und haben geweint weil uns der Verlust sehr trifft... und wir uns nicht mehr wünschen als ein gemeinsames Engelchen..


    Wie gesagt, ich wirke vielleicht stärker als ich bin, da ich mir während der Krankheit von Papa ein "dickes Fell" zugelegt habe. er hatte A.L.S. das ist eine schlimme Nervenerkrankung. Ich konnte nicht jeden tag weinen und mich gehen lassen, da Isabella (meine Tochter) ja ein Baby war und ich mich um sie kümmern musste, da mein Ex-Mann sich leider überhaupt nicht um sie kümmerte.


    Ich muss auch erst lernen mich gehen zu lassen, ich bin immer sehr kontrolliert.. Roland hat das sofort erkannt und versucht immer die "alte" Marion rauszukitzeln. gestern hatten wir einen tollen Kinoabend.
    Da Isabella gestern und heute bei Ihrem Papa ist. das hat mir so gut getan, einmal Marion zu sein und nicht Mama.


    das ich mit Mama und auch mit meiner Schwester reden muss weiß ich, es ist schwierig, da die beiden über Probleme niemals reden wollen sondern alles totschweigen (Entschuldigung für den Ausdruck)
    mein Papa und ich haben alles "zerredet", das fehlt mir sehr. und habe auch Mama schon gesagt das sie reden soll. Ich habe ihr auch schon eine Trauergruppe bzw. Psychologin ans Herz gelegt. Sie meint dann immer "Was soll ich mit denen reden?"


    Naja meine Schwester hat sich in letzter Zeit auch ziemlich egoistisch verhalten, ihren Mann betrogen, im Sommer kam dann die Trennung, nach 30 Jahren und für meinen Schwager aus heiterem Himmel.. den Kontakt zu mir (der nicht wirklich innig ist) und zu Mama so gut wie abgebrochen. Und uns angelogen. Hat einen Mann kennengelernt der sie nur angelogen hat und sie hat sich dann bei uns ausgeweint, ich hab ihr dann meine Meinung gesagt und Mama war sehr enttäuscht. Mittlerweile ist wieder alles ok zwischen Mama und ihr...


    Ich kann ihr verhalten nicht verstehen. Aber Mama redet nicht darüber und alles läuft...


    Meine Schwester ist dann immer eingeschnappt, wenn man ihr mal sagt was man sich denkt. Das war schon immer so, deshalb auch das verhalten. "Lassen wir sie lieber, sonst ist sie wieder eingeschnappt"


    Marion ist dafür die normale und starke..


    Es ist für mich ein schwieriger Schritt mit beiden zu reden. Nur das ich was ändern MUSS das weiss ich weil so kann es nicht weiter gehen..


    eine Umarmung an euch alle und nochmal vielen Dank
    Marion

  • Mir ist noch was eingefallen.


    Das Warum.. also warum ich mich schlecht fühle wenn ich mich erst nach 2 Stunden melde.. ich denke dann, wer weiss wie lange Mama noch hier ist und dann der Gedanke das sie jetzt alleine daheim sitzt.. naja sowas kommt dann immer in mir hoch..
    Das wollte ich noch ergänzen

  • Liebe Marion,


    schön das Du Deine Trauer über Dein Kind mit Deinem Mann teilen und ausleben kannst. Leider jedoch löst das nicht die Probleme die Du mit Deiner Familie hast wo die Beziehung zu Deiner Mutter am Meisten zu drücken scheint.


    Was Dir auch nicht weiterhilft ist das sie Alles zu verdrängen scheint, und ich weiß wie weh das tut und wie frustrierend das ist da meine Mutter da nicht anders ist. Leider ein Mensch der gerne den Kopf in den Sand steckt und stehts hofft das sich Alles von ganz alleine lösen wird, bzw. das es immer Jemanden geben wird der für sie grade stehen wird. Leider ein Mensch der es sich in ihrer selbstgebauten Scheinwelt sehr bequem gemacht hat und folgedessen Alles verdrängt was nicht darein paßt.


    Liebe Marion, ich habe über 50 Jahre gebraucht um es endlich zu kapieren das meine Mutter sich nicht mehr verändern wird und das Tochter sein nicht automatisch dazu verpflichtet Mädchen für Alles zu sein. Ist mir sehr schwer gefallen Das zu verinnerlichen aber seit dem geht es mir deut-
    lich besser. Auslöser war das ich nicht mehr mit so viel Wut und Frust im Bauch leben wollte. Wo die Trauerverarbeitung um meinen Mann schon harte Arbeit genug ist und auch der Neuanfang mich jede Menge Kraft kostet.


    Naja, und was Deine Schwester betrifft ist auch sie echt nicht Dein Problem. Noch weniger das sie mutwillig ihre Ehe zerstöhrte. Für Dich ist die Zeit gekommen das Du Dich jetzt erst einmal voll und ganz darauf konzentrierst Deine Trauer zu verarbeiten und Dich DEINEM Leben zu widmen.


    Dir ein ganz dickes Kraftpaket und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Liebe Marion,


    Deinen Gedankenweg wegen Deines schlechten Gewissens kann ich sehr gut nachvollziehen da ich über viel zu viele Jahre hinweg genau mit selbiger "Angst" lebte. Blos um zu entdecken das es eine Angst ist die von unseren Müttern schon vor vielen Jahren in unser Unterbewußtsein eingeplanzt wurde um uns stehst abrufbar zu machen.


    Auch ein unterbewußtes Ventil um uns immer wieder zu Entscheidungen zu bewegen die im Sinne unserer Mütter wären - aber meist nicht im Unsrigen. Nach dem Motto ... man will ja Mutter glücklich und zufrieden wissen wo man nicht weiß wie lange sie noch lebt. Fragst Du mich ist das Alles ein riesen Humbug, denn letztlich wird das Schicksal entscheiden wann unsere Mütter gehen werden ohne das wir etwas daran verän-
    dern können. Und bedenke ... der Tod kennt kein Alter. Mit sehr großer Warscheinlichkeit befürchten unsere Mütter nie das es uns ein paar Stunden später oder am nächsten Tag nicht mehr geben könnte da wir noch so viel jünger und fitter sind. Und dennoch könnte es uns genauso ganz plötzlich erwischen. Ja, und wärend Du Dich von Schuldgefühlen auffressen läßt, lebt Deine Mutter ihr Leben ganz nach Lust und Laune ohne sich einen einzigen Gedanken darüber zu machen wie es Dir ergeht nachdem sie Dich ordentlich zusammen gestaucht hat.


    Dir noch einen schönen Tag und halt die Ohren steif,


    Hanna

  • Liebe Marion, <3


    zuerst einmal eine liebe Umarmung weil wir die hier alle brauchen... und sei es "nur virtuell"... :24:


    Also, ich kenne wirklich all deine Lebenssituationen. Das ist nicht überhenblich gemeint, sondern entspricht leider... oder nicht leider den Tatsachen.


    Zuerst einmal, wie GUT, dass dein jetziger Mann und du, so eine gemeinsame liebevolle Ebene habt, die es DIR und IHM ermöglicht GEMEINSAM zu trauern... Das ist ungemein wichtig und wertvoll in einer Beziehung... und es ist
    sehr gut... wenn du deine "Auszeit " von deiner Tochter "nutzt", was nicht das richtige Wort ist, aber leider fällt mir im Moment nichts anderes ein... dann die Marion zu werden...
    die weich und verletzlich und traurig ist...


    Bitte, lass diese Marion in dir wachsen. Ich hatte zwar ein anderes Verhältniss zu meinen Eltern, aber in der Pflegebedürftigkeit veränderten sie sich und damit ich auch...


    Gerade wenn ein Elternteil pflegebedürftig wird und tatsächlich der Hilfe bedarf, wobei es wichtig ist, dass man dabei auch professionelle Unterstützung einfordern MUSS... kommen wir schnell in den umgekehrten Modus...
    Wir sehen häufig dann unsere Eltern als diejenigen an, die im "Kindstatus " sind und wir sind im "Elternstatus"... Einesteils stimmt das...
    und im Trauerstatus passiert das unweigerlich... meiner Erfahrung nach... auch ERST EINMAL....
    aber es muss ein ERST EINMAL sein...


    Ich hatte einen 7 Jahre jüngeren , Zeit seines Lebens sehr gesunden Partner... und ich hatte durchaus mehrere sehr lebensbedrohliche Erkrankungen...Er ist gegangen, nicht ich...


    Was ich damit ausdrücken möchte, ist einfach, gerade wenn wir um einen Menschen ... und du gerade in der grossen Trauer um ein Sternenkind... verabschieden musste, kommt man immer in die Vorstellung:" wie lange habe ich noch den Menschen, den ich liebe, oder zumindest gern habe...
    Denn ich glaube trotz aller BEGREIFLICHEN Differenzen und Emotionen, dass du in der Tiefe deines Herzens deine Mutter liebst...


    Geschwister sind immer noch ein völlig anderer "Lebenspart"... Ich bin von meinen 3 anderen Geschwistern auch diejenige , die auf eine gewisse Art und Weise , das meiste und das kontinuierlich Wichtigste gemacht habe...


    Habe mich aber auch immer für einige Zeit "ausgeklinkt", weil es für MEINE Weiter entwicklung einfach notwendig war...
    Ja, manchmal kann man nicht mit einander reden...
    dann geht es eben für ALLE darum... insbesondere fürDICH...
    das du dein Leben mit deinem Mann und deinen/seinen Kindern lebst...


    Deine Schwester und deine Mutter sind genauso erwachsene Menschen wie DU...Gerade fällt mir das Sprichwort "jeder ist seines Glückes Schmid" ein...


    Wenn wir unser Leben , als das Hufeisen , welches ein Schmid herstellt sehen, prallen da auch heftige Elemente und Kräfte aufeinander... Das Feuer, der Hammer, der Ambos, die Kraft des Armes...


    damit will ich sagen, das DU, deine Mama und deine Schwester sich auch allen möglichen sehr starken und sehr emotionalen Gefühlen ausgesetzt sind, bis "das Glück " geschmiedet ist...
    und...
    DU bist FÜR DEIN GLÜCK ... zuständig...
    wie jeder ...
    Bitte schreibe weiter... Es erleichtert und hilft wirklich...
    und
    ich wünsche DIR und DEINER "neuen Familie" eine , trotz der begreiflichen , wirklich begreiflichen Trauer
    ein friedvolle nächste Zeit...
    Gehe nach DEINEM Gefühl...
    Ein schlechtes Gewissen ist für KEINEN förderlich... wirklich nicht..


    Ich habe auch schon Weihnachten gehabt , wo nicht immer alle Enkel und Kinder zuerst bei mir waren , sondern wir uns erst am 1.ten oder 2.ten Weihnachtstag sahen...Allerdings, wie schon geschrieben , sahen/sehen unsere Weihnachten schon immer etwas "anders aus"...
    Aber einen Weihnachtsbaum haben wir immer gehabt und fanden das auch wunderschön...


    Ich hatte NIE das Gefühl gehabt, dass ein "verschobenes Weihnachten " unserer Liebe einen Abbruch gegeben hat...
    Diese Liebe IST einfach... und das bedurfte auch manchem "Hammer /Ambos Schlag mit sehr viel
    Feuer"....
    sowohl zwischen meinen Eltern und Geschwistern , als auch zwischen meinen Kindern und ihren Vätern und mir...
    Am "Ende " war dann immer das "Glückshufeisen"... die LIEBE ...


    Diese dich STÄRKENDE LIEBE... du du SOOOOo brauchst... wünsche ich dir von Herzen...
    und sehe sie im Moment eher bei deinem Mann und seiner Familie...
    eine herzliebe Umarmung
    bekannter... unbekannter Weise...
    das geht hier bei längerem Schreiben einfach weg...
    sendet dir deine Amitola