Ich kann es immer noch nicht glauben, es ist alles wie in einen schlimmen Film, welchen man in Zeitlupe ansehen muss. Anfang November habe ich mein kleiner Bruder gestorben, passiert ist das ganze auch noch ausgerechnet an meinem Geburtstag. Es war kein Unfall, es war ein "natürlicher" Tod, mein Bruder wurde nur 22 Jahre alt.
Als ich manchmal schlecht geträumt hatte, hatte ich schon oft geträumt das ihm etwas zustösst und manchmal bin ich völlig verschwitzt aufgewacht und hatte Herzrasen und jetzt ist es wirklich. Mein Bruder hatte es in seinem Leben nicht leicht, er kam mit einen seltenen Gendefekt auf die Welt er hat aber aus seinem Leben das beste gemacht. Er saß sein ganzes Leben im Rollstuhl, war aber geistig vollkommen normal. Durch seine Krankheiten hatte er in seinem kurzen Leben ca. 40 Knochenbrüche (wir haben irgendwann mal aufgehört zu zählen) ca. 15 Operationen und einem Darmdurchbruch. Er hat aber nie aufgegeben und sich immer wieder aufgerappelt. Nach seinem Darmdurchbruch war es schon einmal sehr knapp gewesen. Jetzt vor 3 Wochen war es zu viel und der Körper hat Schlussendlich gesagt es ist genug.
Ich habe ihn das letzte mal gesehen, da war er noch "da", wurde aber schon beatmet und man sagte uns schon dass er es nicht schaffen wird und nach 8 Stunden kam dann der Anruf und ich konnte von ihm das letzte mal Abschied nehmen, ein sehr komisches Gefühl, was man nur beschreiben kann wenn man so etwas durchgemacht hat
Die Stunden danach hat man es alles garnicht so wahrgenommen, ihr kennt das bestimmt. Die nächsten Tage ging es dann eigentlich, auf der Beerdigung hat man natürlich Rotz und Wasser geweint auch wegen der Trauerrede. Die Woche danach ging es mir schon besser, aber jetzt ist es wieder ganz schlimm, man denkt jetzt so oft an ihn. Hatte er Schmerzen? Hat er noch an mich gedacht? Wo ist er jetzt? Manchmal wache ich dann in der Nacht auf und kann dadurch nicht schlafen.
Ich bin zwar nicht gläubig, aber ich denke schon dass es trotzdem ein Leben nach dem Tod gibt und er trotzdem noch irgendwo bei uns ist. Ich stelle es mir so vor wie bei "Interstellar" als der Vater eigentlich "weg" ist aber trotzdem im gleichen Raum mit seiner Tochter kommuniziert. So kann ich mir die komischen und merkwürdigen Dinge die hier geschehen erklären :-).
Ich versuche meinen Vater und meine Mutter so oft es geht zu trösten, damit sie sehen das jemand da ist. Ich habe zum Glück meine Freundin die auch für mich da ist.
Ich weiß nicht wie es jetzt so weitergehen soll, zur Zeit fühlt man sich eben so verklemmt, das einfach irgendwas fehlt. Manchmal denke ich er kommt irgendwann wieder und einem Moment später denk ich er kommt nie wieder, ich habe irgendwie so komische Stimmungsschwankungen, aber ich denke das ist sicher ganz normal?
Eigentlich gehört der Tod zum Leben, genau wie eine Geburt oder eine Hochzeit, nur dass es so plötzlich geschieht, das ist eben das schlimme.