Seit über 20 Jahren zerreißt es mein Herz jeden Tag . Er ist jeden Tag bei mir und wenn ich ihn dann berühren will entsteht eine große Leere die ich dann mit einem Tränensee fülle.
Und ich schäme mich nicht für diese Tränen. meine Zeitrechnung ist zweigeteilt, vor dem 9.11. und nach dem 9.11. Danach hab ich die Trauer 7 Jahre in mich reingefressen, bis ich
2005 wegen einer neuen Hüfte ins Krankenhaus musste und dort ist meine Trauer explodiert. Es war mir nicht mehr möglich sie zu verstecken. Überhaupt war ich in Punkto Trauer davor
sehr verstockt. Nur keine Gefühle zeigen, nicht weinen, niemand soll auf die Idee kommen das ich schwach werden könnte. Sein Tod hat mich umgekrempelt. Er war LKW Fahrer wie ich
und ist durch einen Anhänger gegen eine Mauer gedrückt worden. Sämtliche Rippen waren rundum in kleine Stücke zerbrochen und Teile haben sich in die Lunge gebohrt. Der Unfall ist am
30.Oktober 1998 passiert. Tags vorher hatte ich mit ihm noch nachts telefoniert. Er war vielfach nachts unterwegs wie ich auch. Mach mir auch manchmal Vorwürfe das ich ihn ermutigt habe zu fahren
und überhaupt den LKW-Führerschein zu machen. Und mich hat jeden Tag nach seinem Tod ein böses Gefühl beschlichen wenn ich in meinen LKW eingestiegen bin! Warum hab ich ihm nicht den Tag vorher gesagt das er an diesem Freitag zu Hause bleibt? In der Jugend waren wir eher wie Hund und Katze aber das Verhältnis hat sich sehr verbessert als ich nach Bochum gezogen bin und dort geheiratet habe, Aber das größte Leid war für mich das ich vor seinem Tod nicht sagen konnte: Rudolf ich hab dich lieb!