Meine Mama wurde mir geraubt

  • Ich habe meine Mama am 28.12.2019 verloren.

    Plötzlich und völlig unerwartet. Sie hatte einen Herzinfarkt und ist (leider, leider) alleine gestorben. Ich war mit meinem Mann und meinen Kindern für 4 Tage in Prag. Meine Mama wollte eigentlich mit, hat aber dann - schließlich kurzfristig abgesagt. Sie sagte, sie fühle sich nicht so agil und es wäre ihr zu kühl für einen Städtetripp. Als ich am 28.12.19 in der Seilbahn in Prag stand rief mein Bruder mich an und stammelte wirres Zeug in mein Ohr. Wirres Zeug, das mich aber doch in die Knie zwingte, mir Atemnot verschaffte, sodass ich nur noch nach Luft ringen konnte. Unsere Mama sei gestorben????!
    - ich stehe jetzt jeden Morgen an meiner Kaffeemaschine und schaue raus durchs Fenster und denke- wie lange noch? Wie lange werde ich dich noch vermissen müssen? Deine Haut. Deine Hände. Dein laut schallendes Lachen.
    -ich möchte zu meiner Mama und ich kann ihren Tod nicht begreifen.

    Meine Kinder ziehen mich täglich in die Gegenwart. meine Aufgaben und Pflichten als Mutter lenken mich von meiner Trauer ab- doch ich möchte eigentlich nur zurück. In den Dezember 2019 und in die Zeit davor. - Ich sehe mir den Kassenzettel meiner Mutter vom 27.12.2020 an und stelle mir vor, wie sie die Sachen alleine in Ihren mitgebrachten Rucksack einräumt und wie ich sie überrasche, ich neben ihr auftauche und sie mich überrascht anlacht, ich ihr die Tasche abnehme und wir zusammen nach hause schlendern. Wir reden, reden, lachen und reden. Ich sehe sie immer lachen.

    Ich stelle mir vor, wie ich nicht von ihrer Seite weiche, damit sie am darauffolgenden Tag nicht stürbe.
    meine Mama hat mit uns im Haus gewohnt, wir haben uns täglich gesehen und gesprochen.
    ich bin absolut unvorbereitet und hilflos ohne meine mama zu leben. Ich bin 43 und ich möchte mir keine nächsten 20-30 Jahre ohne MEINE mama vorstellen.
    es ist öde ohne sie. Ich stelle mein Wohnzimmer um und kann es ihr nicht zeigen . Ohne ihre Anerkennung erscheint mir alles wertlos. Ich brauche das Gespräch, Ihre Meinung und Ihr Verständnis für mich.
    ich glaube es zerbricht alles - jetzt wo sie nicht mehr da ist. Es ist alles so schwer. Es ist alles so leer. Ich fühle mich so einsam. Meinen Verlust kann ich nicht durch etwas anderes kompensieren. Einfach ein großes Loch in der Hosentasche und mein Schatz ist für immer weg. Ich wurde ausgeraubt, als ich im Urlaub war. Das habe ich ja schon als Kind oft im Fernsehen gesehen. Die Familie ist im Urlaub, und zu Hause wird erstmal eingebrochen und der Familienschatz gnadenlos geraubt. So fühle ich.
    niemand stand mir so nahe.... was mache ich jetzt mit meinem Scherbenhaufen und der schweren Verantwortung für meine Kinder.... das macht mir Angst...

  • Liebe Rote Nelke...lass dich einfach nur einmal fest in den Arm nehmen...

    Aus tiefstem Herzen kann ich verstehen wie du dich fühlst... Meine Mama musste am 25.9.19 für immer gehen.

    Wir werden ihre Hände, ihr Lachen, ihre Ratschläge, ihre Wärme, ihre großen Herzen, ihre Liebe ... IMMER vermissen! Immer immer immer...

    Aber der Schmerz lässt irgendwann nach - ganz langsam...er wird sich verändern... Es wird Tage geben, da erträgst du den Schmerz und dann kommen Tage, da kannst du nur weinen und der Schmerz schnürt dir das Herz ab...

    Und alle Tage sind SO dann in Ordnung!

    Unsere Mamas sind so fest in unseren Herzen verankert und irgendwann spürst du sie auch wieder ganz anders...

    Sie begleiten uns für immer... Bewahre dir ihr Lachen - es wird dir Kraft und Mut geben...


    Alles was wir sind, sind wir durch sie geworden - sie haben uns geprägt als Menschen und das lebt in uns weiter...und erfüllt uns irgendwann mit einer tiefen Dankbarkeit. Die Traurigkeit bleibt - sie überzieht unser Herz, hüllt es ein. Aber die tiefe Liebe zu unseren Müttern, die begleitet uns unser restliches Leben.

    Lass alle Gefühle zu...du musst dich vor nichts und niemandem verstellen.
    Es ist gut dass du deine Kinder hast - sie holen dich ins Leben hinein aber du darfst auch bei ihnen und mit ihnen traurig sein und weinen!


    Das Gefühl, alles was man tut, zerbricht, funktioniert nicht... auch ich dachte, alles geht nur noch schief ohne sie! Wer gibt mir denn jetzt Ratschläge, bei wem kann ich mich ausheulen, wer versteht mich, wer lacht mit mir so wie sie es tat...? Das alles kann keiner so gut wie eine Mama...

    Und DU wirst für deine Kinder auch so eine Mutter sein!

    Hab keine Angst...

    Du wirst den Weg schaffen - aber gib dir Zeit. Kinder sind robuster als man denkt und du darfst ihnen ruhig auch etwas zutrauen. Hab Mut!

    Ich schicke dir ein großes Mut- und Kraftpaket... sei umarmt von Mirachen

  • Liebe Mirachen,

    dem kann ich nichts dazu fügen. Das hast Du so wunderschön geschrieben, dass ich nun weinen muss. :13:

    Danke. Mir fehlt meine Mama auch immer noch und das nach 7 Jahren. Sie war einfach die Beste und wird es

    auch bleiben, in meinem Herzen. Sie war für mich der wichtigste Mensch hier auf Erden. Sie war meine

    Familie. Ach manno :13:

    Ich wünsche Dir und Rote Nelke weiterhin viel Kraft und Gottes Segen auf Euren schweren Weg

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Liebe Rote Nelke!

    Mein Beileid,und schön das du hier im Forum bist.Ja es ist sehr schwer die Mutter zu verlieren,

    auch ich habe meine Eltern beide früh verloren.Und sie hat auc noch bei dir im Haus gewohnt,

    da hast du sie täglich gesehen.Es ist gut,das deine Kinder dir Halt geben.Ich wünsche dir ganz viel

    Kraft.Liebe Grüße Helga

  • Liebe Rote Nelke,

    Mein Mitgefühl zu deinem Verlust. Mirachen hat wirklich wunderbare Worte gefunden!


    Es ist anfangs unbegreiflich. Und es braucht Zeit um das Unfassbare zu begreifen. So nach und nach tropft es ins Bewusstsein. Seit deinem Verlust ist noch nicht viel Zeit vergangen. Alles was du empfindest ist ganz normal.


    Komm erstmal hier in Ruhe an, und schreib jederzeit wenn dich etwas beschäftigt. Wenn du magst. und wann du bereit bist, kannst du uns gern von deiner Mama erzählen...


    Alles Liebe <3

    Isabel

  • Liebe rote Nelke,

    du sprichst mir aus dem Herzen. Jedes deiner Worte hätte von mir stammen können. Ich bin auch in deinem Alter - 41 mittlerweile und denke immer, dass ich irgendwie früher dachte, dass man in dem Alter auch ohne Mama zurechtkommt. Aber es ist nicht so. Es geht mir genau wie dir. Alles scheint wertlos, wenn ich es nicht mit meiner Mutter teilen kann. Die kleinen "Siege" meiner Kinder, das Seepferdchen, der erste Wackelzahn... ich frage mich, was sie wohl dazu gesagt hätte. Es wäre irgendetwas schönes, liebevolles gewesen, etwas das meine Freude verdoppelt hätte. Mir fehlt jeden einzelnen Tag ihr Rat, ihre Meinung, ihr Verständnis. Die Art, wie sie mich aufmunternd und zuversichtlich anlächelt. Die unendliche LIebe, die sie für meine Kinder empfindet und mit welcher Begeisterung sie Oma ist...

    Ich kann dir nichts raten, nur sagen, ich weiß genau was du meinst. Man fühlt sich, als sei man nur noch halb. Und alles fühlt sich falsch an.

  • Liebe Rote Nelke,


    ich kann so sehr nachempfinden wie es dir geht. Meine Mutter ist auch vor 4 Wochen gestorben. und es bringt mich beinahe um.

    Ich bin genauso alt wie du, habe auch zwei Kinder die Ihren Alltag einfordern.

    Aber ich fühle so wie du. ich kann mir die nächsten Jahre nicht ohne Sie vorstellen und will sie einfach wieder bei mir haben.


    Ich hoffe es wird irgendwann erträglicher. Ich wünsche dir viel Kraft mit dem Verlust umzugehen.

    Liebe Grüsse