Mein Leben schien perfekt, ich hatte tolle Eltern, die trotz Trennung immer für uns da waren. Mein Vater war alles für mich, er wusste immer alles, konnte alles und hat alles wie selbstverständlich erledigt. Er war Anfang 50, sportlich, gesund, keine Krankheiten und stand mitten im Leben. Freitags feierten wir meinen 22 Geburtstag mit den Omas, dem Opa meiner Mama und meinem Papa, sowie meinen Paten. Alles war perfekt, schönstes Wetter in unserem wunderschönen Garten jeder hat sich gut unterhalten. Mein Vater und ich sind nochmal ein paar Dinge durchgegangen, denn in der nächsten Woche waren größere Dinge geplant. Montags sollte ich meine Abschlussprüfung vom Studium haben, bei dem mich mein Vater in den letzten 3 Jahren sehr unterstützt hatte. Am darauffolgenden Dienstag sollte mein Umzug sein, ich hatte ab Oktober eine neue Stelle. Mein Vater einen kleinen Lieferwagen organisiert für meine Möbel. Mittwochs wollte er gemeinsam mit seiner Freundin ebenfalls in ein neues Haus umziehen, auch hier für war schon ein ganzes Umzugsunternehmen bestellt. Und am Wochende wollten beide bei vorbeikommen, um in der neuen Wohnung Lampen sowie Schränke anzubringen.
Auch mein Bruder wollte in der darauffolgenden Woche sein Studium Beginnen, das Gleiche welches mein Vater vor 30 Jahren auch begonnen hatte. Mein Vater war voller Vorfreude hatte seine ganzen alten Bücher raus geholt und wollte mit meinem Bruder nochmal alles aufarbeiten... Doch zu all dem kam es nicht mehr. Mein Vater muss Sonntags recht früh aufgestanden sein und ist runter in die Küche, dort hat er sich noch einen Tee gekocht und muss daraufhin aufgrund eines Herzinfarktes zusammengebrochen sein, als ihn seine Freundin fand war er schon tot.
Ich bin absolut dankbar für all die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte, für all die Ratschläge und Werte, die er mitgeben konnte. Aber jetzt niemanden mehr zu haben der einen all seine Fragen beantwortet, der immer und jederzeit ein offenes Ohr hatte macht mich sehr traurig. All die Erlebnisse, die ich nicht mehr mit ihm teilen kann. Er war das einzige Kind meiner Großeltern und hat sich immer um sie gekümmert, er war kurz davor ihnen eine Wohnung in der Nähe seines neuen Hauses zu kaufen, damit er sie mehr unterstützen kann. Jetzt gibt es keinerlei Unterstützung mehr weder für sie noch für mich. Und ich muss schlagartig Erwachsen werden und Verantwortung übernehmen, meine Großeltern bei Arztbesuchen begleiten, zu schauen, dass alles läuft bei Ihnen. Mein Geburtstag wird wohl der letzte glückliche Tag in ihrem Leben gewesen sein. Der neue Umgang fällt mir so verdammt schwer, banale Fragen am Telefon wie „wie geht es euch“ bringen sie und mich zum Weinen. Wahrscheinlich werde ich auf diese Frage nie wieder ein Gut hören.
Alles hat sich von einem aus dem anderen Tag verändert und trotzdem geht das Leben weiter, auch wenn es sich 6 Wochen nach dem Tod immer noch wie ein Alptraum anfühlt, der irgendwann wieder endet.