Thema-Beitrag "Zugunglück"

  • Hallo,


    heute um 21.05 Uhr ist im ORF 2 bei "THEMA" unter anderem das Thema jener Frau, die damals am Bahnhof ihre ganze Familie durch ein Zugunglück verloren hat.
    Es wird anscheinend ein Interview mit der Frau geführt, wie sie mit der Trauer umgeht und wie sie mittlerweile alles verarbeitet hat.


    Vielleicht interessiert es ja jemanden von euch.


    Lg. Petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • hallo ihr lieben,


    ich hab es mir gestern angeschaut.......wahnsinn.
    diese frau! ich hab großen respekt vor ihr.


    aber auch ihre wunderbaren erzählungen, wie sie sich fühlt und wie nah ihr ihre familie ist, hat mich zu tränen gerührt.
    es ist faszinierend, woher sie diese unheimliche kraft hernimmt und schon wieder bereit ist, das leben in die hand zu nehmen.


    ich saß gestern im bett und weinte den ganzen beitrag mit, aber ich konnte ihre positive kraft förmlich spüren.
    schon alleine der gedanke, dass ich meinen mann und meinen sohn verlieren würde, treibt mir tränen in den augen.
    doch diese frau zeigt einem, dass es einen sinn hat, auch wenn wir ihn noch nicht gefunden haben.


    ich bin noch ganz gefesselt von ihren worten.


    alles liebe
    eure petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Liebe ForumlerInnen,


    wie schon oben erwähnt, habe ich den Bericht bereits einmal gesehen und war danach irgendwie zwiegespalten. Doch vorneweg einfach ehrlichen Respekt vor dieser Frau, die uns an Ihrer Geschichte und an ihrem Leben teilhaben lässt. Auch die folgenden Sätze bitte ich unter diesem Aspekt zu sehen. Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob man solche Beiträge diskutieren kann und auch soll... Doch grundsätzlich denke ich, dass jemand, der die Öffentlichkeit sucht, auch damit rechnen muss, dass über die Geschichte diskutiert und geschrieben wird - ob es überhaupt ethisch gerechtfertigt ist, einen Menschen nach so kurzer Zeit vor die Kamera zu holen, ist wieder ein anderes Thema. Aber vielleicht sieht das von Euch auch jemand anders...


    Die positive Einstellung, die Du erwähnst Petra, habe ich auch gesehen und trotzdem war ich etwas hin- und hergerissen.


    Das Geschehene ist so tragisch, wirklich die größte anzunehmende Katastrophe, dass mir die Einstellung dazu etwas sonderbar erscheint. Vorallem - und das ist für mich der wichtigste Knackpunkt - nachdem erst so wenig Zeit vergangen ist; das erste Interview entstand knapp acht Wochen nach dem Unfall und das jetztige vier Monate danach - jeder von uns weiss, wie brutal wenig Zeit das ist, um so ein Geschehen zu begreifen, geschweige denn zu sortieren und ansatzweise mit der Bearbeitung zu beginnen.


    Auf der anderen Seite scheint Fr. Pachl-Eberharter sehr viel Kraft aus ihrer naturphilosophisch-esoterischen Weltdeutung zu nehmen, was ihr natürlich unbenommen ist.


    Wie habt Ihr das erlebt?


    Liebe Grüße,
    Markus

  • lieber markus,


    ich muss dir recht geben, mir kam die zeit auch sehr kurz vor und bin der meinung, dass die frau es einfach noch nicht realisiert hat.
    aber wie du schon geschrieben hast, es spaltet sich und auch ich weiß nicht, ob man so etwas diskutieren soll.


    für mich kann ich nur sagen, dass ich durch den tod meiner eltern sehr gelitten habe und alleine die vorstellung mann und famlie zu verlieren würde mich in den wahnsinn treiben.
    darum war ich so überwältigt von ihren worten, fast schon unglaublich ihre aussagen.


    aber ein wenig positive einstellung könnte ich mir von ihr abschneiden, auch wenn ich für mich den sinn noch nicht so gefunden habe.


    alles liebe
    petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Hallo Ihr Lieben!


    Also mich hat dieser Beitrag auch schwer ins Grübeln gebracht...
    Es stellen sich für mich folgende Fragen:


    1. Kann man nach so kurzer Zeit so ein Schicksal wirklich für einen selber so annehmen,
    wie es Fr. Pachl-Eberharter uns schildert?
    2. Wie ist es möglich, dass man so überhaupt keine Zweifel/Verzweiflung und kein Hadern spürt?
    3. Ist es realistisch, dass man Ehemann, Sohn und Tochter so "einfach" los-/gehen lassen kann?
    4. Was passiert, wenn das Medieninteresse und das Mitgefühl der vielen Menschen abreisst? - Kommt
    dann erst das "Loch", das wir alle nur zu gut kennen?


    Weiteres hat mich sehr irritiert, dass sie die Urnen im Keller aufbewahrt...unter den Pflaumenbäumen
    könnte ich mir das schon besser vorstellen...
    Wie habt Ihr das Interview mit den Grosseltern erlebt? Mich haben die Aussagen der Grossmutter sehr
    geschockt - von wegen der Enkel ginge ihnen am meisten ab, denn zur Enkelin hatten sie noch keinen
    so wirklichen Bezug aufgebaut....


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu hart, aber das sind so meine Gedanken zu diesem Thema...


    Eure Kate

  • Hallo zusammen!


    Ich habe den ersten Beitrag nicht gesehen,aber ich in einer Zeitung habe ich damals von der Verabschiedung gelesen.
    Da wollte Fr.Pachl-Eberharter das sich einige als Clowns verkleiden und nicht so eine Traurige stimmung verbreiten den das wäre sicher in seinen Willen gewesen von Ihrem Mann.
    Also ich kann dieser sache nicht ganz beistimmen.


    Was ich im Beitrag so gesehen hab,mit den Urnen,muss ich auch sagen das ich sie nicht im Keller aufbewahren würde sonder Ihnen im Garten den schönsten Platz aussuchen,mit Blumen schmücken usw.


    Wie ich schon gesagt habe was die Natur betrifft,sind Fr.Pachl-Eberharter und ich sicher der gleichen Meinung,man kann aus ihr viel Kraft und Energie gewinnen,aber..........................wie kann so eine Frau die eine Familie veliert nach so kurzer Zeit so darüber reden?
    Meine Frau Claudia hat gesagt das versteht Sie nicht.


    Ich habe vor den Tod auch keine Angst,was mir am meisten Angst bereitet ist,das ich hoffentlich nicht zu früh gehen muss wegen meiner Familie den ich will Sie nicht noch lange um mich haben.Ich brauche keinen Reichtum,will nur ein langes Leben für meine Familie und mich.
    Aber man hat darauf sowieso keinen Einfluss und ich denke mal das ist gut so.
    Aber man versteht trotzdem nicht wieso Gott sowas macht.


    Wie Kate auch schreibt,die Oma hat mit der Enkelin keinen richtigen Bezug aufgebaut..................das ist schon ein starkes Stück das Sie sich es gerade im Fersehen auch noch zu sagen traut.......................ich weiss nicht wie Ihr darüber denkt..............aber für mich war das etwas zuviel des guten,das hätte wirklich nicht sein müssen.......................das klingt gerade so als hätte Sie nur den Enkel bevorzugt,das ist meine meinung.



    NICHTS GIBT DIR SOVIEL KRAFT ,WIE GOTTES NATUR!


    Ich Umarme und Drücke Euch und wünsche Euch ein schönes Wochenende
    Hans-Peter

  • Hallo zusammen,


    da ich ja das erste Interview mit Frau Pachl-Eberharter verpasst hab, hab ich natürlich dieses (obwohl im Urlaub und weit ab von der Zivilisation ;-) nicht verpasst (dank Markus, der mich da drauf hingewiesen hat).


    Also Frau Pachl hat m.E. sehr deutlich von ihrem Schmerz und ihrer Trauer gesprochen, sie hat die Gefühle vor der Kamera nur nicht gezeigt oder das ist rausgeschnitten worden. Vor der Kamera bzw. in der Öffentlichkeit neigt man dazu, rational und reflektiert zu sein und Gefühle eher nicht zu zeigen. Man ist total auf den Interviewer, die Beleuchtung, den Kameramann konzentriert. Man muss immer wieder schon Gesagtes wiederholen, weil irgendwas nicht ganz genau gepasst hat (Ton, Licht, Formulierung etc.). Das Ganze ist sehr technisch und nicht unbedingt gefühlsfördernd. Außerdem dauert der Dreh für einen Thema-Beitrag 2 ganze Tage. Markus und ich haben das ja am eigenen Leib erfahren, da ist man extrem gefordert und hat keine Zeit zum Fühlen. Aus diesen 2 Tagen wird "man" dann auf ca. 15 Minuten zusammengeschnitten. Wir haben es hier mit einem Zusammenschnitt von Frau Pachl zu tun und nicht mit ihr als ganzer Person in ihrer Gesamtheit der Trauer.


    Jeder hat seine eigene Art zu trauern, jeder hat seine Strategien. Was hier passiert ist, ist besonders grausam und braucht vielleicht auch besondere Strategien: Es kann sein, dass der Weg über die Medien eine Möglichkeit von vielen ist, aktiv mit diesem brutalen Verlust umzugehen. Das kann eine Bewältigungsstrategie sein, warum nicht!


    Die "positive Einstellung" von Frau Pachl kann natürlich auch ein Zeichen dafür sein, dass sie noch nicht im vollen Ausmaß realisiert hat, was da passiert ist. Ich würde das in diesem Fall als Schutzmechanismus sehen, der dazu führt, dass die grausame Realität in bewältigbaren Portionen einsickert. Das ist zunächst einmal nicht pathologisch und auf keinen Fall würde ich hier wertend sein. Es ist Frau Pachls ganz eigene Trauerarbeit.


    Es stimmt, dass hier naturphilosophisch-esoterische Ansätze mitschwingen, aber ich denke, dass man als Clown auch eine ganz eigene Sicht der Dinge hat, die wir im Forum hier nicht haben, weil wir halt keine Clowns sind. Ich kann gut nachvollziehen, dass Frau Pachl auch Humor beim Abschied haben wollte, weil er ein wichtiger Teil in ihrem Leben mit ihrer Familie/mit ihrem Mann war.


    Zu den Urnen im Keller: Ich würde die Urnen meines Mannes und meines Sohnes wahrscheinlich vorübergehend auch in den Keller stellen. Im Keller sind sie "da" und doch nicht immer so "präsent" wie im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer. Letzteres wäre für mich eine so massive und permanente Konfrontation mit der Realität, die nicht auszuhalten wäre und somit vielleicht auch nicht gesund wäre. Wenn ich sie im Garten vergrabe, sind sie vergraben uns somit nicht mehr berührbar. Ich bin mir sicher, dass die Urnen - wenn Frau Pachl die Genehmigung dafür kriegt - irgendwann mal unter den Zwetschkenbäumen begraben werden. Aber grad am Anfang kann ich mir gut vorstellen, dass es wichtig ist, sie aus dem Keller zu holen, wenn ihr danach ist und sie berührend, halten etc. zu können, weil man dann einen direkteren "körperlichen" Kontakt zu den Verstorbenen haben kann.


    Zur Oma: Ich glaube, es ist ganz natürlich, dass man als Großmutter, Bekannte, Freundin ... der Familie mehr Bezug hat zu dem Kind, das man länger kennt und das "neue" Kind erst kennenlernen muss. Man hat mit dem älteren Kind einfach mehr gemeinsam erlebt. Das ist überhaupt nicht seltsam, das darf man auch sagen. Mir ginge es genauso.


    So, das war jetzt - knallhart wie immer :P meine Meinung dazu!


    Liebe Grüße


    Christine

  • Liebe Christine!


    Vielen Dank für Deine Meinung und für die möglichen Erklärungen
    auf unsere Fragen.


    In folgenden Punkten kann ich Dir aber nicht ganz zustimmen:


    Wir werden täglich massiv mit der brutalen Realität konfrontiert, dass unsere Lieben
    nicht mehr unter uns sind...
    Ich glaube nicht, dass die Anwesenheit der Urnen in welchem Zimmer auch
    immer dies in irgendeiner Weise noch verstärken kann.
    Mir kommen bei der Vorstellung - Urnen im Keller - immer Gedanken, wie
    "in den Keller verbannt", oder so ähnlich...
    Es muss doch einen würdevolleren Ort im Haus geben, die Urnen bis zur Bestattung
    aufzubewahren...


    Wir stellen doch auch nicht die Fotoalben oder Erinnerungen an unsere Lieben
    in den Keller, sondern haben all diese Dinge täglich um uns...


    Ausserdem stellt man sich oft vor, dass man dies oder jenes nicht aushalten könnte, aber wenn
    die Situtation dann wirklich da ist, sieht es doch meist anders aus als man sich das
    gedacht hat...ich denke da zb. an die Verabschiedung von Jan...


    Und nun zur Großmutter:
    Das Mädchen war bereits 2 Jahre alt! - ich glaube schon, dass das genug Zeit ist um
    eine Beziehung zu seinem Enkel aufzubauen...


    Das waren jetzt meine Meinungen :) - jetzt kannst Du über mich
    herfallen!


    Deine Kate

  • Liebe Kate,


    natürlich ziehe ich dir jetzt sofort eines über die Rübe :D :


    Hast du meinen Keller gesehen? Es ist ein sehr schöner Keller! :P


    Na, im Ernst, mein Keller ist nicht so, dass man hier verbannt wäre. "Keller" klingt immer so negativ, ich hab einen sehr schönen Raum dort. Vielleicht gibt es im Keller der Frau Pachl einen Hobbyraum oder einen Proberaum für Aufführungen, in dem ihr Mann für seine Aufführungen geübt hat ... es muss "Keller" nicht immer das modrige Regal neben den Erdäpfelkisten sein.


    (Jetzt, wo du den Keller anspricht, Kate, überleg ich grad, ob ich nicht dem Markus sagen soll, dass er dafür Sorge tragen soll, dass sie (wer immer auch das sein wird) mich dereinst in meinem Weinregal im Keller zwischen meinen Lieblingsflaschen einlagern sollen. Das würd mir echt irgendwie gefallen!)


    Zur Oma: Es gibt verschiedene Gründe, warum man zum einen Kind mehr und zum anderen Kind weniger Beziehung hat. Das ist sogar bei Eltern so und ich find, man kann darüber sprechen und es auch zugeben. Es könnte auch sein, dass beim 1. Kind die Oma noch viel in die Kinderbetreuung miteinbezogen wurde und beim 2. Kind nicht mehr so sehr. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben - zum Beispiel ein Umzug in ein neues Haus und die Oma ist plötzlich nicht mehr so nahe.


    Kate, du warst ja selber in unserem Thema-Beitrag und hast einen Drehnachmittag hinter dich gebracht. Da ist eine sehr reflektierte Kate und Mutter von Jan, die trauert, aber doch alles sehr gut im Griff hat, rübergekommen. So bist du ja auch. Ich kenn dich jetzt auch sonst - abseits vom "Thema-Beitrag" und da bist du dann auch eine extrem humorvolle und lustige Person mit haarscharfer Beobachtungsgabe. Hätte man dich im "Cafe R." mit Claudia, Manuela und mir gefilmt und die Szene am Friedhof nicht mitgeschnitten, hätte halb Österreich gedacht - wie kann die Frau nur so lustig sein und so einen Schwarzen Humor haben - nach so kurzer Zeit! :D


    Bei solchen "Zusammenschnitten" von Personen passiert folgendens: Wir erleben nur Bruchteile der dargestellten Person und aus diesen Bruchteilen machen wir uns ein Gesamtbild, indem wir die Einzelteile zusammenfügen, wie es uns persönlich sinnvoll/spannend vorkommt. Die Lücken (das, was wir nicht wissen, z.B. der Keller von Frau Pachl oder warum die Oma weniger Beziehung zum 2. Kind aufgebaut hat) füllen wir mit unseren Phantasien voll. Und da muss man verflixt aufpassen. Je weniger wir über eine Person wissen, desto mehr "leere Leinwand" bietet sie uns, auf die wir unsere wüsten Phantasien projizieren können. Und das tun wir halt gern (ich ja auch, ich gebs ja zu), aber eben, man muss da sehr vorsichtig sein.


    Das ist es, was ich sagen wollte.


    (Viel Spaß morgen beim Kampf-Tanzen! :D )


    Christine

  • Liebe Christine!


    Nächste Runde :D!


    Ich glaube ja nicht, dass wir hier zu vorschnell urteilen, oder Frau Pachl-Eberharter
    unterstellen, dass sie nicht trauert.
    Wie auch immer ein TV-Beitrag geschnitten wird - er soll Menschen erreichen –
    wie das dann aufgenommen wird, liegt natürlich im Auge des Betrachters und
    wer so den Schritt in die Öffentlichkeit wagt, muss aber natürlich auch mit Reaktionen rechnen…


    Den TV-Beitrag von Frau Pachl-Eberharter mit „unserem“ zu vergleichen finde ich
    schwierig, denn das Thema war nicht „Der Tod von Jan und mein Leben danach“,
    sondern „Abschied am offenen Sarg mit allem was dazu gehört“….


    Ich habe für mich einfach mehrere Dinge festgestellt, die mit meiner persönlichen
    Erfahrung einfach zu weit auseinanderdriften.
    Dabei spielt die Zeit die wesentlichste Rolle -
    2-4 Monate nach Jan’s Tod saß ich im tiefsten Loch das ich kenne
    gefangen – unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn das Geschehene irgendwie
    richtig realisiert zu haben, oder mit der Aufarbeitung bereits begonnen zu haben.
    Bis zur lustigen Kate im Café R. war es schon ein langer Weg und es war da auch bereits
    mehr als ein Jahr vergangen….
    Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass man innerhalb so kurzer Zeit ein solches Schicksal so annehmen kann,
    wie es Frau P. uns erzählt – es ist für mich einfach nicht realistisch…


    Bei der Großmutter hat es mir einen Stich versetzt, zu hören
    dass ein Kind so bevorzugt wird und das andere zurückgestellt wird….


    Die Kellergeschichte kann man drehen und wenden – irgendwie
    bleibt bei mir ein komisches Gefühl, wenn keine Zusatzinfos gegeben sind, dass vllt.
    ein extra schöner Raum dafür im Untergeschoß vorgesehen ist….
    Ich persönlich würde einen Raum wählen, wo sich die Person besonders
    gerne aufgehalten hat!


    Hmmm…somit klingt ein Ehrenplatz im Weinkeller gar nicht so schlecht – hicks….!


    Wünsch’ Dir einen schönen Tag!


    Kate

  • Liebe Kate,


    nächste Runde :P!


    Wie auch immer der Titel unseres "Thema"-Beitrages war, du bist als Mutter von Jan dargestellt worden und hast sehr eindrucksvoll geschildert, wie du nach seinem Tod damit umgegangen bist und was dir hilft. Ich glaube, damals war es auch erst ein halbes Jahr her ...


    Frau Pachl hat auch geschildert, wie sie damit umgeht, nur hat sie einen anderen Zugang dazu, der recht esoterisch anmutet und - zugegeben - nicht jedermans Zugang ist. Ich kann mit deiner pragmatischen und bodenständigen Art auch mehr anfangen, aber Menschen sind halt verschieden und damit auch ihre Art mit Trauer umzugehen.


    Was an dem "Pachl-Eberharter-Thema" und unserem "Thema" sicher vergleichbar ist, ist die Problematik des Zusammenschnitts, den ich erwähnt habe. Ich habe zahlreiche Feedbacks auf unser "Thema" gekriegt und für ganz viele Leute sind Markus und ich als "die Leichenschminker aus Tirol" rübergekommen, obwohl wir uns von Anfang an sehr dagegen ausgesprochen haben. Es ist trotzdem so rübergekommen und zwar, weil die Thema-Redaktion das so wollte: Sie haben - um diesen Effekt zu erzielen - einzig und allein den Schminkkoffer im Versorungsraum rauf- und runtergefilmt und daraus einen rosaroten Lippenstift in Großaufnahme gezeigt, obwohl dieser Schminkkoffer noch nie zum Einsatz gekommen ist und wir das beim Dreh auch immer wieder betont haben. Ich kann damit gut leben, weil da bei mir der Humor siegt und ich ja gern ein bissl provokant bin, aber dennoch war diese Darstellung von uns nicht repräsentativ und ist sicher bei vielen schräg angekommen.


    Und bei Frau Pachls Aussagen, Kellern etc. muss man hier eben auch vorsichtig sein.


    Zu deinen Erfahrungen, die für dich so weit von Frau Pachls Beschreibungen auseinandertriften: Ich denke, dass Menschen hier ganz unterschiedlich reagieren und unterschiedliche Erfahrungen machen können und dass du deine Erfahrungen und deine "Trauerzeit" nicht als Maßstab setzen kannst.


    Aber in einem Punkt bin ich ganz auf deiner Seite: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Frau Pachl noch nicht zur Gänze realisiert hat, was ihr an Katastrophe passiert ist. Ich werte das - wie gesagt - als Schutzmechanismus. Solche Schutzmechanismen sind einem ja nicht bewusst und damit kann Frau Pachl natürlich nicht realisieren, dass sie vielleicht noch nicht realisiert hat, ... und deshalb wirkt das, was sie über die Annahme ihres Schicksals sagt auch so unrealistisch.


    Zur Oma: Ich mag Menschen, die offen über so etwas reden können, weil es das einfach gibt. Ich kenne Mütter, die zum einen Kind eine sehr intensive Beziehung aufgebaut haben und zum anderen Kind eine weniger intensive. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und sehr interressant. Das heißt dann aber nicht gleich, dass sie ein Kind "nicht mögen".


    Den Keller lassen wir jetzt mal Keller sein, denn ich glaube, du brauchst ein paar wüste Phantasien ;)!


    Schönen Tag noch!


    LG Christine

  • Liebe Christine!


    Von mir aus nun FINAL ROUND :D!


    Ich bin ja schon froh, dass Du mir in EINEM Punkt zustimmen kannst....puhhh!


    Eines möchte ich noch klarstellen - "unser" Themabeitrag war fast 8 Monate nach Jan's Tod
    und ich habe lediglich die Verabschiedung kurz beschrieben und zum Schluss gesagt, dass
    ich froh bin, dass ich ihn diese 4 1/2 Jahre haben durfte....mehr war da eigentlich nicht :rolleyes: !


    Ich kann zum Thema wie Ihr in diesem Beitrag rübergekommen seid nichts sagen,
    weil ich Euch kenne und somit befangen bin.... :) !


    Die Kellergeschichte lass ich jetzt mal einfach so stehen, und gebe nun weiter,
    wenn sich überhaupt jemand traut :P !


    Alles Liebe!


    Kate

  • Liebe Kate, liebe Chris,


    alles, was Frau Pachl zu ihrer Trauerarbeit gesagt hat, hat sie sicher nicht gesagt, um irgendjemandem mitzuteilen: "Ätsch - ich bin schneller und besser als ihr!" Da bin ich mir sicher.


    Es gibt Menschen, die in der Bewältigung "schneller " sind als andere, das müssen wir akzeptieren und es wäre natürlich durchaus möglich, dass Frau Pachl so gestrickt ist, dass sie bereits alles sehr gut verarbeitet hat. Dann müssen wir das aber akzeptieren und sie nicht als personifizierten Vorwurf sehen. (Sei nicht so neidisch, Chris! ;) )


    Wie gesagt, ich glaube auch, dass Frau Pachl noch nicht im vollen Ausmaß realisiert hat, was da passiert ist und dass sie einfach kämpft. Was auch typisch ist für bestimmte Phasen im Trauerprozess, ist, dass gerade am Anfang der Verstorbene sehr stark idealisiert wird. Und das ist für mich ganz deutlich durchgekommen: Frau Pachl hat die Beziehung zu ihrem Mann und ihren Kindern (und dazu gehört auch das "Wir haben uns jeden Tag gesagt, dass wir uns gut sind" und das so pathetisch beschriebene Loslassen der Kinder) sehr stark idealisiert, was einfach eine Möglichkeit ist, den Schmerz zu verleugnen oder zu dämpfen - das ist wiederum ein Schutzmechanismus.


    Das "Wir haben uns jeden Tag gesagt, dass wir uns gut sind!" ist bei mir auch sehr schräg angekommen, einfach weil ich nicht der Typ bin, der sich am Morgen beim Frühstück mit Mann und Kind die Hände reicht und einen solchen formelhaften Satz sagt. Und ich glaube auch nicht, dass so ein Satz Konflikte löst, ich glaub eher, dass so ein Ritual sehr gut dazu geeignet ist, Konflikte unter den Teppich zu schieben (oder in den Keller ;) ).


    Chris: Bei unserem Thema-Beitrag kanntest du Markus und mich ja schon aus dem Forum, da hattest du eine Menge Möglichkeiten uns positiv zu sehen, weil wir beide ja bereits einen regen Mail-Kontakt hatten. Und bei dem haben wir uns blendend verstanden. Wenn du den Michael Gassner kennen würdest, dann würde dir die Totenmaske von seiner Oma auch überhaupt nicht mehr schräg vorkommen, da bin ich gewiss.


    Ich wollte nie Kate mit Frau Pachl in einen Topf werfen, sondern einfach drauf hinweisen: Was durch die Medien vermittelt wird, ist ein Zusammenschnitt und ist manipuliert. Und was wir von Kate zu sehen bekommen haben (oder von Markus, mir und dem "Totenmasken-Michl") sind Bruchteile unserer Persönlichkeit. Und auch bei Frau Pachl kennen wir nur einen Bruchteil. E basta!


    Kate, hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich eine Urne im Keller hab? Im Ernst! Die steht im Regal! :D


    Hach, ist es schön mit euch zu streiten, Mädels! Ich mag nämlich Dauer-Frieden nicht, das ist für mich immer so verdächtig! ;)


    Schönen Abend! Christine

  • Liebe Christine, liebe Chris!


    Na, Streiten schaut aber anders aus :cursing: !


    Gottseidank sind wir hier in einem Forum, wo es schon wichtig
    ist verschiedene Meinungen zu diversen Themen zu lesen!


    Hmmm....mit DEINER Urne im Keller hast mich aber jetzt neugierig gemacht, Christine!
    Ist sie leer *vorsichtigfrag*, und hast wenigstens ein schönes Regal dafür ;) ?


    Den Satz "es ist gut (so)!" werde ich wohl auch nie über die Lippen bringen können.
    Ich kann einen guten Weg finden, damit klarzukommen, aber gut wird es sicher nie sein,
    dass jemand in unserem Leben fehlt....denn das ist einfach nicht gut!!!!


    Und natürlich finden wir manchmal Dinge schräg, die wir nicht kennen!
    Wenn man sie dann kennt, verlieren sie ihren "Schrecken" und ich glaube schon, dass es
    dann auch kein Problem ist, sich täglich damit zu konfrontieren.
    Man macht das mit der Zeit ja nicht mehr so bewusst - es gehört einfach dazu - ich spreche
    hiermit nochmal die Urne oder zb. die Totenmaske an...


    Christine, Du selbst sagst dass man die Konfrontation nicht scheuen sollte - deshalb
    habe ich folgenden Satz von Dir nicht ganz verstanden:
    Im Keller sind sie "da" und doch nicht immer so "präsent" wie im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer.
    Letzteres wäre für mich eine so massive und permanente Konfrontation mit der Realität,
    die nicht auszuhalten wäre und somit vielleicht auch nicht gesund wäre.


    Wenn man sich auch mit unangenehmen Dingen konfrontiert, dann setzt man sich damit
    auseinander und kann meiner Meinung nach nur wieder weitere Schritte nach vorne setzen!


    So, jetzt sind wir nochmal in die Verlängerung gegangen!


    Wünsche Euch beiden eine gute Nacht!


    Eure Kate

  • Liebe Kate,


    Konfrontation mit der Realität geschieht meist in Raten und braucht Erholungspausen dazwischen. Da hat jeder so seine eigenen Strategien sich Erholung zu verschaffen. Du hattest die sicher auch, sonst wärst du jetzt in einem ganz anderen Zustand und sicher nicht so weit, wie du jetzt bist!


    Aus der Psychologie wissen wir, dass es für Trauernde gerade in der Anfangszeit hilfreich und auch gesund ist, zwischen dem Realisieren und der Abwehr/dem Verdrängen hin- und herzupendeln, um die Auseinandersetzung mit der harten Realität protionsweise verkraftbar zu machen.


    Problematisch ist es, entweder im Realisieren oder im Abwehren/Verdrängen/Verleugnen fixiert zu bleiben.


    Immer zu realisieren bedeutet dauerhafte emotionale Überwältigung, die weder psychisch noch physisch verkraftbar ist.


    Immer Trauer-Gefühle abzuwehren/zu verleugnen bedeutet, den Verlust nicht bearbeiten zu können.


    Ein Hin- und Herpendeln zwischen Realität und Abwehr macht Verarbeitung in verkraftbaren Portionen möglich.


    Urnen im Wohnzimmer oder Schlafzimmer zu haben, heißt, sie sehr präsent und im Blick zu haben, ohne Möglichkeit sich zu distanzieren und zu erholen. Urnen im Keller zu haben, heißt vielleicht, die Realität zu verleugnen. Das kann sein! Eine Urne im Keller ist aber da und ich kann sie hervorholen, wenn ich mich konfrontieren will. Wir können nicht genau sagen, warum Frau Pachl ihre Urnen im Keller hat, ob sie damit die Realität verdrängt oder einfach eine Strategie hat, sich die Realität (die Urnen) zu holen, wenn sie Kraft für den Schmerz und die Realität hat.


    Lassen wir die Frau Pachl einfach "gut" sein! Ich denke, dass dieser schräge Satz ursprünglich einfach mit ihrem Frühstücksritual zu tun hatte und dass sie ihn im Thema-Beitrag in pathetischer und idealisierender Stimmung einfach weitergesponnen hat. Ich glaube, dass das "es ist gut so" gar nicht so viel Bedeutung hat, wie ihr ihm beimesst. Aber zugegeben: Schräg fand ich das auch.


    Aber sind wir nicht alle ein bissl schräg!? Ich habe ja auch eine Urne im Keller und mehr verrat ich nicht, denn Geheimnisse machen interessant! :P


    Gute Nacht!


    Christine