Hallo Chrisi,
ich bin ganz neu hier und auch ziemlich verzweifelt. Laß Dich aber mal erst in den Arm nehmen.
Ich kann Dich sehr gut verstehen, obwohl, die Vorzeichen bei uns etwas anders waren, letztes Jahr im März ist mein Vater nach langer Krankheit verstorben und ich konnte nicht dabei sein, denn ich saß 500 kg weiter im Krankenhaus am Bett meiner Tochter, die dieses Jahr am 03.06. an ihrer Krebserkrankung im Alter von 22 gestorben ist. Auch hier sind 2 Geschwister vorhanden 8 und 30 Jahre alt.
Zur Zeit glaube ich, versuche ich einfach Stunde um Stunde zu überleben. Es gibt auch Stunden, die ganz gut gehen und die andere Zeit versuche ich einfach zu überstehen.
Ganz wichtig ist für mich 'Achtsamkeit' Ich bin auch viel im Garten und glaube, wenn Dein Sohn die Natur so sehr geliebt hat, dann ruht er auch darin, damals wie heute. Meiner Erfahrung ist, daß Menschen, die mit Pflanzen achtsam und liebevoll umgehen, sind fast immer sehr weit und, wenn sie jung sind, erwachsener als Andere.
Ich tröste mich immer mit dem Gedanken, den der Pfarrer vor 26 Jahren, als mein neugeborenes Kind an seine schweren Mißbildungen starb, in der Predigt vortrug. Es gibt Menschen, die müssen nur ganz kurz auf die Erde kommen, weil sie hier nur eine kleine Aufgabe zu erledigen haben, dann können Sie wieder in die ewige Heimat zurückkehren. Vielleicht war es bei unseren Kindern so.
Stellt sich die Fragen, was all das mit uns macht. Ich hoffe immer, daß die ganzen Erlebnisse mir helfen zu einem besseren, netteren und milderen Menschen zu machen. Irgend einen Sinn muß das doch haben. Noch hab ich ihn nicht gefunden.
Was die Geschwister angeht, so versuche ich ganz normal zu reagieren. Mein Großer arbeitet sehr viel um damit fertig zu werden und der Kleine stellt sich seine Schwester noch auf einer Wolke sitzend vor, zusammen mit ihrem Opa.
Mein Mann, der nicht Lara's Papa war, hat in meinen Augen auch wenig Verständnis, aber ich bin mir ganz sicher, daß ich in meiner Trauer vieles falsch interpretiere. Männer trauern nicht weniger, aber anders. Ich versuche über vieles hinwegzusehen, denn ich will meine Ehe nicht in den Sand setzen. Es ist das Recht eines Jeden mit seiner Trauer anders umzugehen, als ich es gerade tue. Man kann da beim besten Willen keinem eine Vorschrift machen.
Wahrscheinlich konnte ich Dir jetzt auch nicht gerade viel helfen, aber sei gedrückt
Sulamith