Sarg aus Karton

  • Die letzten Beerdigungen, denen wir beigewohnt haben, waren wirklich sehr steril und haben uns gar nicht angesprochen.
    Ich habe jetzt im Internet gesurft und bin auf Kartonsärge gestoßen, die man individuell gestalten kann.


    Darf ich denn in Österreich mich in einem Kartonsarg beerdigen lassen?
    Die Gesetze sagen eigentlich nur, verrottbares Material ....


    Liebe Grüße
    Michi

  • Guten Morgen :D


    Sehr interessant ... hab ich vorher noch nie gehört. Hab jetzt auch mal ein wenig gegoogelt


    http://www.postmortal.de/Medie…ZPappsarg/wzpappsarg.html


    Echt total interessant! Zwar schon ein alter Artikel, aber immerhin ;)


    Würde mich jetzt auch brennend interessieren, was unsere Forumseltern - vom Fach - dazu sagen.

    Notwendig ist im Augenblick des Todes ein unbesiegbarer Glaube voll höchster geistiger Gelassenheit.

  • Lieber Michi,


    dass die letzten Beerdigungen, bei denen du warst, so steril und unansprechend waren, tut mir leid. Ich denke aber, dass das gar nicht so sehr an den Särgen lag, sondern viel mehr an der "sterilen" Gestaltung dieser Beerdigungen. Die traditionellen Trauer- und Abschiedsrituale passen oft nicht mehr in unsere Zeit und wirken "leer". Angehörige werden zu wenig eingebunden, sie fungieren als "Publikum" bei der Trauerfeier und Kommunikation zwischen Angehörigen und Verstorbenen (Abschied ist ja eigentlich "Kommunikation") findet kaum statt.


    Zum Papp-Sarg, der auch "Öko-Sarg" heißt, hat mein Kollege Klaus Wagner, Bestatter in Bitburg DE einiges zu sagen und ich möchte seine Erfahrungen hier einfach zitieren:


    "So ist es richtig, dass sich das Grab bei einer Erdbestattung schneller setzt, da der Pappsarg sofort zusammenbricht. Das wird sich allerdings bei sehr vielen Böden äußerst negativ auf die Verwesung der Leiche auswirken, da die Sauerstoffzufuhr direkt unterbrochen wird und so wichtige Bakterien und Mikroorganismen ihr Werk nicht mehr vollziehen können. Wenn ich nach 25 oder 30 Jahren noch ein paar Holzbohlen finde, ist das nicht schlimm, bei einer nicht vollständig verwesten Leiche sieht das schon anders aus.


    Bei Krematorien kann es auch zu dem Problem kommen, dass sich der Pappsarg schon bei der Öffnung des Ofens entzündet und bereits im Raum brennt, anstatt erst im Ofen. Zudem rechnen viele Krematorien mit dem Eigenbrennwert des Holzes, was natürlich die künstliche Zufuhr von Energie entsprechend senkt und somit durchaus auch zu einer vernünftigen Ökobilanz führen kann. (Laut Auskünften die ich von Krematoriumsmitarbeitern erhalten habe)."

    Die Aussagen von Klaus Wagner kann ich nur unterstreichen: Ein einfacher unbehandelter Fichtensarg ist ebenso preisgünstig wie ein Pappsarg und kann genausogut - sogar besser! - gestaltet werden. Bei uns in Österreich ist der "Öko-Sarg" zwar nicht "verboten", aber in unseren Gesetzen haben wir Vorschriften bezüglich der Stabilität eines Sarges für den Transportweg eines Verstorbenen. So ist für den Transport ausdrücklich ein stabiles, dicht schließendes Behältnis vorgeschrieben, bei dem keine Flüssigkeit und keine Grüche austreten können. Bezüglich der Stabilität habe ich da beim Pappsarg meine Bedenken.


    Kurz: Er ist weder bei der Feuer- noch bei der Erdbestattung "hilfreich" und also kann er so "öko" auch nicht sein ...
    Und "schön" sind die Pappdinger auch nicht und sie haben außerdem Plastik-Klammern mit denen man sie zusammenbasteln muss ...


    Liebe Grüße


    Christine



    Zum Bild:
    Foto von Kartonsarg aus Amerika - wollen wir wirklich einen Sarg, der an eine Videorekorderschachtel erinnert?

  • Wir haben halt diskutiert und fanden, dass man zB in einer Messe ein neues Element einbauen könnte.
    Wenn der Sarg aus Karton ist (vielleicht mit weißer Farbe drauf, dass es nicht so nach Videoschachtel aussieht), dann könnte man ihn ja in einer ganz zauberhaften Zeremonie von allen Trauernden beschriften lassen. Wie so ein Gipsbein.
    Man schreibt praktisch seine Abschiedsgrüße auf den Sarg (irgendwie habe ich bei Begräbnissen immer das Bedürfnissen dem Verstorbenen noch was zu sagen). Ich fände die Idee ganz zauberhaft.
    Deshalb sind wir auf Karton gekommen ...


    Kennt ihr sowas schon? Geht das auch auf Holz?


    MIchi

  • Liebe(r) Michi,


    wir unterstützen jede Idee, die einen Abschied etwas abseits des üblichen Rahmens ermöglicht. Die Botschaft an den Verstorbenen finden wir auch sehr wichtig - bei der Abschiednahme am offenen Sarg ermutigen wir die Angehörigen, dem verstorbenen Menschen noch einen Brief mitzugeben - wir haben das aber auch schon so gemacht, dass die FreundInnen die Botschaften auf Zettel geschrieben haben, die wir dann am Sarg befestigt haben. Natürlich spricht aber auch nichts dagegen, direkt auf den Holzsarg zu schreiben. Feiner sind kleine Zettel deshalb, weil jeder die Botschaft für sich schreiben kann und dass man den Zettel falten kann, bevor er auf dem Sarg befestigt wird, damit nicht jeder eine u.U. intime Botschaft lesen kann.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Natürlich sieht nicht jeder Pappsarg wie eine Bananenschachtel aus, aber es gibt in jedem Fall die beschriebenen Probleme mit den Pappsärgen. Das kann man natürlich nicht wissen, wenn man nicht von der Branche ist. Es gibt viele Möglichkeiten Holzsärge zu gestalten oder bei einem Abschied individuelle Elemente der Kommunikation mit dem Verstorbenen einzubinden. Am offenen Sarg geht das natürlich am besten, aber auch für den Abschied am geschlossenen Sarg gibt es viele schöne Möglichkeiten. Man kann auch auf einen lackierten Holzsarg (und es gibt natürlich auch weiß lackierte Holzsärge) mit Permanent-Stiften Worte des Abschieds schreiben. Man kann Särge mit wasserlöslichem Akryllack bemalen. Ein weiteres schönes Beispiel: Nach dem Tod einer jungen Frau, haben sich deren Freundinnen vor der Beerdigung getroffen. Jede hat eine Blume mitgebracht und diese Blumen haben die Frauen dann auf ein weißes Leintuch genäht und bei der Trauerfeier über den Sarg gelegt. Beim Aufnähen der Blumen wurde ganz sicher viel geweint, aber es wurden auch schöne und lustige Erinnerungen ausgetauscht. Da ist sicherlich schon ein gutes Stück Trauerarbeit getan worden!


    Liebe Grüße, Christine