Nicht mehr dieselbe nach dem Tod des Seelenverwandten

  • Liebe Leser

    Ich hatte keine gute Kindheit und eine stürmische Jugend.

    Ich war verschlossen und vertraute niemanden.

    Doch dann habe ich diesen wunderbaren Menschen kennengelernt im Internet mit 17 Jahren und fühlte sofort eine starke Verbundenheit.

    Er nahm mir die Maske ab und fühlte schon übers Telefon, wann ich mich verstellte.

    Mit 18 Jahren besuchte ich ihn das erste Mal und was soll ich sagen, er zog mich in seinen Bann, so wie ich ihn.

    Trotz seiner Behinderung spinale Muskelatrophie (Volksmund: Muskelschwund), seinem elektrischen Rollstuhl und seiner kurzen Lebenserwartung, schreckte es mich nicht ab und ich habe meine Ausbildung abgebrochen, sowie zog zu ihm vom hohen Norden in den Süden Deutschlands.

    Meine Familie wollte mich davon abhalten, doch ich wollte es zu 100 Prozent.


    Wir verschmolzen zu einer Person und wussten obwohl der Andere nichts sagte, genau was der Andere dachte oder fühlte.

    Ich war seine Beine und zeigte ihm unbeschwert vieles, was er nie geglaubt hatte sehen zu können und er war meine Rückenstärke, mein Vertraute und er arbeitete meine Familiengeschichte und so auch meine Psyche auf.

    Wenn seine Mutter mir nicht das Leben schwer gemacht hätte und sich lieber für uns gefreut hätte, wäre ich nach 5 Jahren nicht ausgezogen, weil ich als junger Mensch diese Streitigkeiten/Belastungen aushielt.


    Seiner Psyche & körperlichen Verfassung ging es dann innerhalb von einem halben Jahr rapide bergab.

    Er spielte mir etwas anderes vor.

    Aber nach dem halben Jahr bekam ich einen Anruf, dass er im Krankenhaus lag.

    Lungenentzündung - 2 Tage später inhalieren und Ablauf aus der Lunge - 2 Tage später Intensivstation - 2 Tage später künstliches Koma - 2 Tage später unbemerkter Hirnschlag (ich schlief in der Nacht schlecht und stand mit dem Auto weinend vor der Klinik)


    Mutter entschied dann Geräte abschalten ohne es mit mir (seiner Verlobten) abzusprechen.

    Ich brach zusammen.

    Meine Mutter kam und ich verspürte den Drang zu ihm ins Krankenhaus zu müssen.

    Seine Mutter verbot mir zu ihm zu gehen.

    Der Arzt hatte Mitleid und ließ mich zu ihn, denn er tat alleine seine letzten Atemzüge.

    Während ich sprach konnte ich an der Schnelligkeit seines Herzschlages sehen, er verstand mich.

    Ihm lief eine Träne runter, als ich sagte er dürfte gehen und dann tat er seinen letzten Atemzug.


    Diese Geschichte ist nun 13 Jahre her und trotz Beziehungen danach und einem Kind, fühle ich mich noch einsam und nicht mehr vollständig.

    Es fehlt etwas und jede Beziehung vergleicht man damit unbewusst und die Männer kommen mit diesem Schmerz nicht zurecht.

    Ich fühle mich auch immer noch schuldig, denn ich bin ausgezogen und dass hat ihn meiner Meinung nach gebrochen.


    Immer wieder überkommt mich der Schmerz und Trennungsangst.

    Was soll ich sagen, ich setze wieder eine Maske auf und lächele, trotz das ich mich eigentlich sehr traurig fühle und ich vertraue niemandem 100 prozentig.

    Freundschaften halten somit auch nicht, denn ich glaube meine Art verschreckt sie.


    Therapie versucht kein Psychotherapeut.

    Sie empfehlen stationäre Aufenthalt aufgrund meiner Geschichte.

    Doch das kommt nicht in Frage, als alleinerziehende Mama.

    Ich Kämpfe mich durch das Leben für meine Tochter.


    Entschuldige für meinen langen, traurigen Text, doch ich hoffe hier Zuhörer zu finden und ich denke Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten, haben einfach mehr Verständnis.


    DANKE!

  • Liebe OhneDich,

    ein herzliches Willkommen in diesem Forum.

    Dir geht es gar nicht gut, das tut mir sehr leid.

    Ich glaube, nach all dieser Zeit, fühlst du dich mit der Schuldfrage sehr alleine und das solltest du noch mal angehen, denke ich.

    Ich würde weiter nach Psychotherapeuten suchen, sie sind sicher nicht alle der Meinung, dass du in eine Klinik solltest.

    Es gibt natürlich die langen Wartezeiten, trotzdem. Manchmal kann man ja per Mail schon Anfragen stellen und seine Situation vorab schildern.

    Du solltest nicht zeitlebens mit dieser Schuldfrage alleine bleiben.

    Du hast keine Schuld am Schicksal deines verstorbenen Partners, wie die Mutter sich verhalten hat, geht auf ihr Konto. Du hast sicher das bestmögliche getan, das musst du für dich klären.

    Es ist gut, dass du hier schreibst, du wirst hier gehört und nicht alleine gelassen.

    Ich wünsche dir eine gute Nacht, versuche zu schlafen.

    Liebe Grüße von Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,

    Ich weiß, dass ich Hilfe brauche, doch ich habe alle tiefenpsychologischen Psychotherapeuten hier abgeklappert (immer mit der Bitte nach zumindest einer Tagesklinik).

    Diesen Platz hatte ich dann auch, doch dann bekam ich einen Anruf, das im Vorgespräch meiner Geschichte schwerwiegende Dinge sind und somit eher eine stationäre Aufnahme in Frage kommt.

    In der Tagesklinik sind wohl leichtere Geschichten...

    Es macht mich traurig und wütend, denn ich hatte endlich den Mut und den Willen Hilfe anzunehmen.

    Dieser wurde mir genommen mit dieser Bedingung...


    Gute Nacht und danke für dein Gehör!

  • Das tut mir alles so leid aber wenn dich diese Gefühle immer wieder einholen und du sie nicht verarbeiten kannst, musst du dich vielleicht mal bei Familienhilfsstellen beraten lassen, was es für Möglichkeiten gibt, dass du tatsächlich stationär gehst, wenn du keinen Psychologen findest und wie das mit deiner Tochter in der Zeit zu lösen ist.

    Gib nicht auf und halte durch. Ich wünsche dir alles Gute dafür