Plötzlich ist Papa weg

  • Hmm ich habe gar nicht gewußt das es in Österrech üblich ist den Leichnahm zu konservieren. Oder besser gesagt ich habe es noch bei keiner Beerdigung erlebt. Was kann ich mir unter Konserviern genau Vorstellen? Das irgend jemand meien Körper mit einer antiseptischen Flüssigkeit vollpumpt? Da wäre mir persönlich der natürliche Veränderungsprozess meines Körpers doch lieber und wahrscheinlich auch günstiger.

  • Hallo Muhkuh,


    als Standard machen wir eine Hygienische Grundversorgung, obwohl ein "Modern embalming" durchaus auch seine Berechtigung hat.


    Nähere Informationen zur Modernen Verstorbenenversorgung findest Du hier .


    Gute Nacht,
    Markus

  • Hallo Markus,
    die Bestattung hat in Österreich stattgefunden. Läuft das bei uns hier anders? Ich weiß nicht. Habe einen Beitrag im Feedback Forum geschrieben. Du kannst ruhig etwas hinzufügen, wenn du möchtest.
    Um so öfter ich über diese Situation nachdenke um so wütender werde ich. Anfangs war ich eigentlich nur geschockt aufgewühlt etc. Leider kann ich die Zeit nicht mehr zurückdrehen.
    In den letzten Tagen kam mir die Idee daß es eigentlich gut wäre eine außenstehende Person mitdabei zu haben, die die Anliegen und Wünsche der Hinterbliebenen mit Nachdruck zum ausdruck bringt. Man selber ist dazu nicht wirklich in der Lage, obwohl ich mich sehr diszipliniert habe. Aber ich hatte nicht die Kraft mich wirklich durzusetzten? Sonst wäre das nicht alles passiert.
    lg Gaby

  • Hallo Gaby,


    leider sind in Österreich wenige Bestatter ausgebildet, um Versorgungen durchzuführen. Mit unserer Fortbildungsabteilung der TrauerHilfe versuchen wir die Situation zu verbessern, aber das geht nur langsam. Was mich an deiner Geschichte am meisten stört, ist, dass der Bestatter dich Glauben gemacht hat, dass er sich um eine Versorgung kümmert. Auch wenn wir nur wenige Thanatopraktiker in Österreich haben, hätte er dich drüber informieren können, dass 1. er selber keine Versorgung durchführen kann, er aber 2. einen Thanatopraktiker beauftragen kann, wenn ihr euch verabschieden wollt. Das Mindeste wäre gewesen, wenn er euch auf den Anblick vorbereitet hätte. Wie gesagt, wenn ich das alles höre, macht es mich traurig und wütend!!! Danke auch für deinen Eintrag im Feedback-Forum für Bestattung! Das regt sicher zum Nachdenken an - hoffe ich!


    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo Gabi!


    Lass dich auch von mir ganz fest drücken. Auch mir läuft es bei deinen Sätzen extrem kalt über den Rücken. Bei uns ist ja auch heuer mein Papa gestorben und als meine Mutter sagte, dass wir uns noch am offenen Sarg von ihm verabschieden können, hätte ich nicht gedacht, dass einem so etwas wie dir passiert. Da muss ich ja von Glück sagen, dass mein Papa ganz friedlich da lag und sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Bei uns war auch mein kleiner Bruder dabei, der am Anfang auch sehr zurückhaltend war, aber als wir in die Totenkapelle gegangen sind, ist das auch von ihm abgefallen. Das einzige, das mich bei unserer Verabschiedung gestört hat war, dass man den Leichnam in eine Plastikhülle mit Reissverschluss gegeben hat und der dann aufgeschlagen da lag. Aber wir hatten alle Zeit der Welt uns von ihm zu verabschieden. Auch hat man den Deckel erst drauf gemacht, als wir mit dem Auto wieder weg gefahren sind, als es fix war, dass wir nicht noch mal zurück wollen.


    Aber du hast vollkommen Recht, das letzte Bild prägt sich ein, in Herz, Hirn, Verstand, in den ganzen Körper einfach.


    Drück dich nochmal
    Diana

  • Hallo Diana,


    auch wenn dein Vater friedlich aussah und dein kleiner Bruder mit dabei war, auch wenn ihr alle Zeit der Welt hattet ... ein Abschied vom Verstorbenen in der Hygienehülle zeugt natürlich auch nicht von einem kompetenten und einfühlsamen Umgang mit Leichnam und Angehörigen!


    Liebe Grüße
    Christine

  • Hallo Chris,
    rückblickend hatte die lange Zeit etwas positives aber auch etwas negatives für mich. Positiv war, daß ich doch Zeit hatte mich vorzubereiten bzw. die Verabschiedung vorzubereiten. Wenn ich daran denke was alles schief gegangen ist, wohl nicht gut genug vorbereitet. Negativ war, daß ich mir selber die ganze Zeit eine starke "Selbstdisziplin" auferlegt habe. Wobei ich gegen Ende schon etwas Angst bekam, die "Starre" nicht mehr ablegen zu können. Erst bei der Verabschiedung selbst, als ich den von mir verfassten Lebenslauf hörte viel der Panzer plötzlich von mir ab und ich konnte wirklich hemmungslos weinen. Ich konnte meinen Schmerz akzeptieren und zulassen. Das hat mir wirklich sehr geholfen.
    Und ich denke auch am Mittwoch wird es mir wieder möglich sein etwas von dem "Panzer " loszuwerden.
    Der Grabstein... Letzten Montag war ich mit Mama am Grab (owohl eigentlich ist Papa ja noch nicht dort), wußte selbst nicht, daß der Stein schon aufgestelle war... Meine Mama ist in Tränen ausgebrochen, sie hat sich wahnsinnig gefreut, sie war völlig fassungslos. So standen wir da, fest umarmt und haben gemeinsam geweint.
    Eigentlich habe ich Friedhöfe noch nie gemocht, bin nie hingegangen. Aber jetzt....?? Kann es schwer in Worte fassen... fühle mich fast heimelig dort, es gibt mir irgendwie Trost und ich fühle mich Papa nahe..
    Danke für deine Gedanken lg Gaby

  • hallo gaby,


    schön, wieder von dir zu lesen!


    das mit dem grabstein kenne ich sehr gut!
    für mich war das ein sehr wichtiger teil in meiner trauerarbeit. bin aber erst danach drauf gekommen, wieviel mir dad bedeutet. als der stein dann fertig gelegt war, stand ich am grab und weinte einfach drauf los. ich wurde von solchen starken gefühlen ummannt, dass ich es selber nicht mehr glaubte und richtig überwältigt war. es freut mich sehr, dass sich deine mama riesig gefreut hat. anfangs war ich ja recht skeptisch, denn wenn ich das damals gemacht hätte, als meine mama gestorben ist, wäre mein papa schon enttäuscht gewesen, wenn er nicht mitgeholfen hätte, den stein auszusuchen.


    friedhof - ohja, das kenne ich. vor 2 jahren brachten mich keine 10 pferde dorthin, warum denn auch. und jetzt? ich fühle mich so wohl dort, bin in der nähe meiner eltern und keiner kann sie mir von dort mehr nehmen. es ist ein sehr beruhigendes gefühl. mein kleiner sohn sagt dann immer "mama psssst!! oma und opa schlafen!!" und deutet auf das bild meiner eltern. er schickt ihnen auch bussis und wenn schnee drauf liegt, wischt er ihn weg, denn sie könnten ja kalt haben.


    da verstehe ich sehr gut, dass du gerne dort bist. für mich war das auch lange sehr unverstellbar.


    ich wünsche dir für die nächsten tage alles liebe und denk an dich!
    deine petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Hallo Petra,
    ich wußte ungefähr wie der Stein aussehen sollte bzw. wußte ich wie er auf keinen Fall aussehen soll. War mit Mama bei einem Steinmetz. Aber ich habe gemerkt, daß es ihr ganz einfach zu viel war, aber ich wußte auch daß es für sie wichtig ist das da kein "leeres" Grab ist. Sie wollte sich im Frühjahr darum kümmern.
    Es war für mich eine "Herzensangelegenheit".
    lg Gaby

  • hallo gaby,
    ich kann mir vorstellen, dass es für deine mama eine sehr große erleichterung war. für mich war dies schon ein kraftakt, aber auch sehr wichtig, kein leeres grab bzw. ein grab mit dem ich mich nicht idenitifizieren kann, vorzufinden. als es dann fertig war, fielen so viel emotionen von mir ab, dass mir das erst zu diesem zeitpunkt bewusst war.


    alles liebe!
    petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!