Hallo,
eigentlich weiß ich nicht so recht wie ich anfangen soll...
Vielleicht mal mit einer kurzen Vorstellung: Bin 41 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, 2 Hunde, 2 Pferde, 1 Kaninchen, 1 Meerschwein.
Am Do 15.11. abends läutete das Telefon.. Meine Mutter schluchtzte bitte komm bitte komm Papa ist tod...
Es war als würde mich eine eiskalte Hand ergreifen, zittern schluchtzen das Gefühl der Boden wird einem weggezogen. Leonhard mein 9 jähriger Sohn schlief schon, Adrian (19J) war gott sei dank zu Hause. Mein Mann war auf einer Veranstaltung. Kann ich die beiden alleine lassen. Meinen Mann am Telefon erreicht konnte nur flüstern komm sofort nach Hause, mein Papa ist tod ich muß weg. Es war alles so unwirklcih eigentlich ist es das auch noch jetzt. Adrian und ich umarmten uns ganz fest und er flüsterte fahr vorsichtig und pass auf dich auf... Ich fuhr los. Seit Mittag schneite es stark. Schneechaos auf den Straßen. Fahrzeit ca. 40 Minuten. Habe all meine Willenskraft zusammen genommen um mich auf die Straße zu konzentrieren. Es war mehr ein rutschen als fahren.
Als ich in die Straße meiner Eltern einbog sah ich Blaulicht. Kurzer hoffnungsschimmer vielleicht lebt er doch noch .... Ich lief los... wurde von der Polizei aufgehalten.. 3 Meter entfernt auf dem Boden lag... mein Papa mit einer dünnen Decke zugedeckt. Ich dachte immer nur ich träume nur und gleich werde ich wach und es ist alles nicht wahr. Papa hat beim Schneeschaufeln einen Herzinfarkt erlitten . Eine Frau hat ihn gefunden, versucht wiederzu beleben, Notarzt gerufen. Alles zu spät. Bin zu meiner Mutter ins Haus gelaufen. Wir sind uns weinend um den Hals gefallen. Es dauerte Stunden bis Papa abgeholt wurde. Da lag er von Blaulicht beleuchtet am kalten Boden und wurde immer mehr von Schnee bedeckt. Dieses Bild werde ich nie wieder vergessen. Ich wollte mich so gerne zu ihm legen und ihn wärmen.... Aber ich konnte nur neben ihm stehen und ihn anschauen.. Seine Gesichtszüge wirkten friedlich als würde er schlafen.
Es geht mir schlecht aber ich versuche meine Trauer einzuschließen. Es müssen so viele Dinge erledigt werden. Mama ist dazu nicht fähig. Habe Angst das mir die Kraft ausgeht. Meine Welt ist stehengeblieben aber der Rest dreht sich weiter.. Leonhard weint furchtbar um seinen Opa. Und ich weiß nicht wie ich mein Kind trösten soll...Geht das Leben wirklich weiter???
lg Gaby
Plötzlich ist Papa weg
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Hallo Chris,
danke für deine mitfühlenden Worte. Wir haben noch "alles "vor uns. Die letzte Woche war sehr schlimm. Als ich bei der Pathologie anrief (wegen freigabe) gab es diesen "Akt" nicht. Ich wurde von Stelle zu Stelle weitergereicht. Es dauerte fast einen Tag bis ich herausgefunden habe wo Papa hingebracht wurde. Dann der nächste Schock. Da der Tod an einem öffentlichen Ort (Straße) eingetreten ist, wurde untersucht, ob es sich eventuell um Fremdverschulden handeln könnte. Der "Akt" wurde an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Es dauerte eine ganze Woche bis Papa von der Gerichtsmedizin freigegeben wurde. Der einzige "Mensch" in dieser Bürokratie war der Laichenbeschauer, er notierte sich meine Tel. Nr. und hielt mich auf dem laufenden. Am 3. Dezember ist Verabschiedung, am 7.12. Seelenmesse und am 19.12. Urnenbeisetzung. Papa wollte eine Feuerbestattung. Leider ist er auch aus der Kirche ausgetreten.... Nächstes Problem. Für Leonhard und mich ist es von großer Bedeutung das Papa / Opa noch einen letzten Segen mit auf den Weg bekommt. Habe jetzt einen altkatholischen Pfarrer gefunden. Ich glaube sogar das Leonhard den Tod besser begegnet als ich. Er setzt sich intensiv damit auseinander. Er hat begonnen zu malen, hat im Garten ein Holzkreuz für Opa aufgestellt. Fotos eingeklebt, Opas Lieblingsspeisen aufgeschrieben. So in einer art Gedenkbüchlein. Gestern war ich mit Leonhard am Friedhof und habe ihm das Grab gezeigt in dem die Urne beigesetzt wird. Wir haben uns auch andere Gräber angesehen und überlegt wie wir Opas Grab gestalten könnten.
Ich werde hier sicherlich noch oft schreiben. Es tut gut verstanden zu werden. Für die Umwelt ist man im Moment sowieso wie ein Aussetziger. Es gibt nur wenige Menschen die mit Gefühlen umgehen können. In unserer heutigen Welt muß alles lustig toll und cool sein. Angst Wehmut Trauer wird nicht anerkannt.
lg Gaby -
Liebe Gabi
Zunächst mein herzliches Beileid zum Tode deines Vaters.
Ich möchte dir gleich zu Beginn sagen, daß du in diesem
Forum hier gut aufgehoben bist und du schreiben kannst,
wann und was immer du willst. Hier sind Menschen, die
dich verstehen und alle haben mit dem gleichen Schicksal zu
kämpfen.
Und was dein Sohn zur Zeit macht ist vielleicht nichts
anderes, als seine Art sich von seinem geliebten Opa zu
verabschieden.
Mir ist es ähnlich wie dir ergangen. Meine über alles
geliebte Mutti starb vor 1 1/2 Jahren von einer Minute
neben mir im Bett liegend. Ich konnte es nicht glauben,
ich wollte es nicht glauben und es geht mir heute noch nicht
wesentlich besser.
Gabi, ich weiß zwar nicht, welches Verhältnis du zu deiner
Mutti hast. Aber ich glaube, daß sie sicher sehr,sehr
froh wäre, wenn du in nächster Zeit für sie da wärst, ihr
euch gegenseitig vielleicht stützen und trösten könntet.
Und für dich wäre ich glaube ich wichtig, um etwas Kraft
zu schöpfen, daß du hier immer wieder schreibst und deinen
Gefühlen freien Lauf lassen kannst. Und das kannst du hier.
Es ist entsetzlich, was du erlebt hast und es wird einige
Zeit dauern, bis die Bilder auch nur ein klein wenig verblassen und du das Geschehene halbwegs annehmen und verarbeiten kannst. Ich habe mich deshalb für mich entschlossen, an einem Trauerseminar teilzunehmen. Es ist
aufwühlend, anstrengend aber es tut mir für mich gut.
Ich habe das Trauerseminar und dieses Forum, wenn es mir
sehr,sehr dreckig geht. Und ich bin unter Leuten, die meinen
Kummer,meine Trauer und meine Fassungslosigkeit verstehen
und nicht sagen, ja bei deinem Vater ist es 15 Jahre und
bei deiner Mutter 1 1/2, jetzt nimm dich endlich zusammen.
Ich wünsche dir jedenfalls für die nächste Zeit alles,alles
Liebe, und sehr,sehr viel Kraft. Du wirst sie brauchen.
Ich umarme dich ganz vorsichtig.
Alles Liebe Claudia -
Liebe Gaby,
auch von mir noch ein herzliches Willkommen in unserem Forum und schön, dass Du den Weg hierher zu uns gefunden hast. Deine minutiöse Schilderung der Geschehnisse und Deiner Gefühle rund um den Tod von Deinem Vater sind sehr eindrücklich und haben mir wieder einmal richtig bewußt gemacht, wie Angehörige sich in dieser Situation fühlen und was alles auf sie einstürzt. Es ist nicht so, dass ich nicht daran denke, aber als Profi hat man das trotzdem nicht alles so präsent - vielleicht wäre es dann auch einfach zuviel.
Die Unglaublichkeit dieser Situation kann ich so gut nachvollziehen - vorallem wenn in der Situation dann so eine harte und völlig unnachgiebige Plötzlichkeit da ist, die Realisierung fordert.
Wann die Beisetzung stattfindet, respektive stattfinden soll, ist immer so eine schwierige Frage. Ich bin wirklich der Meinung, dass bei uns die Beisetzung oft zu schnell stattfinden. Manche Angehörige glauben, wenn sie die Beisetzungen hinter sich haben oder sich den Abschied am offenen Sarg nicht zumuten, werde es besser, doch die Realität sieht anders aus. Es wird uns in der Trauerarbeit nichts erspart und je vorsichtiger, langsamer und überlegter man in der Situation handelt, um so eher ist es so, dass man "positiv" in die Trauerarbeit hineingehen kann. Die Engländer lassen sich mehr Zeit - die Feier findet erst ca. 14 bis 21 Tage nach dem Tod statt. Bis dahin ist viel Zeit, dass die Angehörigen aus der ersten Betäubtheit kommen und überlegen, wie sie den Abschied stimmig gestalten können. Dann kann man auch öfters zum Bestatter gehen, muss nicht alles sofort entscheiden, kann Dinge mal überschlafen...
Berührt an Deinem Beitrag hat mich Dein Umgang mit Deinem Sohn und der Ermutigung zur Trauerarbeit, die Du Ihm angedeihen lässt.
Ich freue mich, wieder von Dir zu hören und wünsche Dir und den anderen hier für diese Tage, dass Ihr trotz Eurer Trauer die eine oder andere freudige Situation erleben dürft,
Markus
-
Hallo Gaby,
ich kann Markus' Aussagen nur unterstreichen. Dass eine Beisetzung später stattfindet, ist an und für sich gut (wir sind es nur nicht gewohnt): Ihr habt jetzt Zeit zu überlegen, wie ihr den Abschied bzw. die Abschiede (wer sagt denn, dass alles unter einmal geschehen muss?) gestalten wollt.
Ich möchte noch etwas zum Kirchenaustritt sagen: Man braucht nicht notwendigerweise einen Pfarrer. Abschiede, die von Angehörigen selber gestaltet werden, sind besonders hilfreich und auch schön. Was den "Segen" betrifft: Auch der kann von euch selbst gesprochen werden.
Ihr habt ja jetzt einen altkatholischen Priester und also jemanden, der das Ritual leitet. Lasst euch aber nach Möglichkeit nicht alles aus der Hand nehmen! Überlegt, was jeder von euch beitragen kann und vor allem, was deine Söhne tun können, dass auch für sie der Abschied hilfreich ist. Ich denke, 9 und 19-Jährige haben da unter Umständen unterschiedliche Bedürfnisse.
(Und da sind ja schon einige Ideen da: Vielleicht gibt es ja vor oder nach dem Abschied eine der Lieblingsspeisen, die Leonhard aufgeschrieben hat?)Alles Liebe
Christine -
Hallo an alle die mir so liebevoll geantwortet habt,
danke,danke,danke.
Es tut unendlich gut zu wissen da gibt es Menschen auch wenn sie mich gar nicht kennen, daß sie mich verstehen und mit mir fühlen.
Leider habe ich keine Geschwister. Bin fast jeden Tag mit meiner Mama zusammen. Eine sehr große Stütze ist mir mein Mann. Ich empfinde im Moment eine noch viel stärkere Liebe für Ihn als bisher, es tut eigentlich schon fast weh. Aber es ist schön. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen Mama gegenüber. Ich habe meinen Mann sie hat ihren verloren...
Im Augenblick habe ich den Eindruck, daß durch die Erlebnisse der letzten Tage jedes Gefühl wesentlich intensiver erlebt wird. Kann es nicht richtig in Worte fassen.
Über die Verabschiedungsfeier habe ich mir schon viele Gedanken gemacht, nur bin ich mir noch nicht im klaren wie ich es umsetzten kann bzw. ob ich es nervlich schaffe. Ich werde einen na,ja Lebenlauf von Papa verfassen. Und eigentlich möchte ich ihm noch einen Brief schreiben. Weiß aber nicht ob ich es schaffe ihn auf der Feier vorzulesen. Aber das ist etwas das ich gerne machen würde. Sollte ich es nicht schaffen werde ich den Brief in den Sarg legen.
Unter den vielen Fragen die mir durch den Kopf gehen ist eine die mir besonders am Herzen liegt, vielleicht habt ihr einen Rat für mich:
Ich möchte Papa auf jeden Fall nochmals sehen. Soll ich Leonhard auch dazu ermutigen. In der Verwandtschaft sind alle darüber schockiert. DAS könnte ich doch meinem Kind nicht zumuten? Adrian wird diese Entscheidung für sich selbst treffen. Ich denke Leonhard wird es auch wollen. Warum mich dieser Gedanke so beschäftigt? Als ich meine Oma verlor war ich 11 Jahre alt. Ich durfte mich nicht von ihr am Sarg verabschieden. Das tut mir bis heute noch leid. Und ich möchte meinem Kind die Möglichkeit dazu geben, falls er es möchte.
Es ist wunderbar das es dieses Forum gibt. An alle Trauernden mein tiefstes Mitgefühl.
lg Gaby -
Liebe Gaby,
es ist sehr wichtig, dass ihr alle nochmal die Gelegenheit habt, euch am offenen Sarg zu verabschieden.
Gerade für Leonhard ist das wichtig, er kann so viel besser begreifen, was passiert ist. Gar keine Frage!
Dein Vater war auf der Gerichtsmedizin, d.h. er wurde obduziert. Es wäre wichtig, dass ihn der Bestatter/Thanatopraktiker noch einmal versorgt. Kann er das?LG
Christine -
liebe gaby,
auch von mir ein herzliches willkommen, es ist schön, dass du hier bei uns bist!
ich habe deine zeilen sehr genau gelesen und muss gestehen, dass ich erst heute in der lage bin, dir zu schreiben. manchmal tut es soooo weh und ich fühle so richtig mit, was du erlebt hast, dass ich alles erst einmal sitzen lassen muss.
stimmt, ihr habt noch einiges vor euch. aber andererseits ist es sogar besser, sowie christine es geschrieben hat. wenn ich da an den tod meiner mama denken, ich war so ferngesteuert und froh, dass alles vorbei ist und heute wäre mir eine verabschiedung die wirklich von MIR durchdacht wurde um einiges lieber gewesen. auch ich habe keine geschwister, die mir helfen hätten können, nur mein papa, und der war gelähmt vor trauer.
ich finde es toll, dass du deinen papa nochmal sehen möchtest. das habe ich bei meiner mama versäumt und ich bereue es unendlich, dass ich mich nicht verabschieden konnte. gib dir die zeit, es ist wirklich wunderschön!!! von meinem papa konnte ich mich verabschieden und ich fand diese zeremonie für mich so eindrucksvoll, er war sie friedlich und sah so glücklich aus!!
ich würde es leonardo auch zutrauen, ich bin mir sicher, dass kinder da ganz anders damit umgehen, als wir erwachsenen. auch er muss sich von opa verabschieden, das würde ich für sehr wichtig finden. mach, was dein herz sagt und lass dich nicht beirren, du machst das richtige!!
auch ich finde das mit dem gedenkbüchlein wunderschön, gerade erinnerungen lassen unser liebe nie sterben. ich finde, du machst das wirklich sehr gut. gerade diese schwere zeit, wie du schon schreibst, die gefühle sind so überwältigend, ist wirklich nicht einfach.
auch ich hab noch unzählige fragen an meine eltern, leider weiß ich selber nicht, wie und wann mir diese fragen beantwortet werden. ich schaue viele fotos von ihnen an und mustere genau ihre gesichtsausdrücke - waren sie glücklich, hatten sie sich so ihr leben vorgestellt?? du findest bestimmt auch einen weg, eine antwort auf deine fragen zu finden.
das mit dem brief finde ich wunderschön!!!
sowas hab ich auch gemacht, jedoch hat mein mann diesen brief in der kirche vorgelesen, ich war leider nicht dazu fähig. sowas ist eine sehr schöne geste und ich bin mir sicher, dein papa ist stolz auf dich!fühl dich auch von mir vorsichtig umarmt!!
es würde auch mich sehr freuen, wieder von dir zu hören, und du weißt - wir sind immer für dich da!alles liebe!
petra -
Guten Abend liebe Gaby!
Ich kann dich sehr,sehr gut verstehen, daß du im Moment
alle Gefühle, die auf dich einstürmen sehr,sehr viel
intensiver erlebst. Man ist in dieser Zeit (und bei mir
hat sich das bis heute nicht wesentlich geändert), besonders sensibel und hat besonders feine "Antennen" für
alles, was man sieht und hört.
Ich finde deine Idee, deinem Vater einen Brief zu schreiben
wunderschön und hoffe, es möge dir doch noch gelingen.
Bei uns war das so, daß meine Nichte einen Brief in der
Kirche bei der Verabschiedung für ihre alles geliebte Omi
vorlas. Weder ich noch meine Schwester wären dazu in der
Lage gewesen. Ich war bis oben hin voll mit Beruhigungsmitteln.
Ich habe alles, was mich bewegte versucht, in das Kondolenzbuch zu schreiben bzw. meiner Mutti noch zu sagen,
solange sie bei uns zu Hause lag (das war von 2.30 früh bis
11.30 vormittag. Immer wieder ging ich ins Schlafzimnmer,
und hoffte, sie würde gleich aufwachen - aber nichts geschah. Aber ich habe ihr noch einigen Dinge gesagt und
gehofft, sie würde es irgendwie hören und mich verstehen.
Irgendwie scheint es geklappt zu haben, denn es ist jetzt
1 1/2 Jahre her und es geht mir zwar nicht gut, aber ich lebe und hätte mir niemals gedacht, daß ich diese Zeit überstehe. Auch fände ich es ganz,ganz wichtig, daß sich
dein Sohn von seinem Opa verabschieden kann und daß du
gerade jetzt verstärkt (soweit es deine Kräfte zulassen) für deine Mutti da bist.
Wir hatten bei meinem Vati (er verstarb vor 15 Jahren in
der Klinik) leider nicht mehr die Möglichkeit, uns von
ihm zu verabschieden, ausser dann am Sarg.
Mein "lieber" Bruder hat das verhindert und wir waren alle
so "daneben", daß keiner von uns, weder Mutti noch meine
Schwester noch ich reagiert haben. Aber mein "lieber" Bruder wollte es nicht und aus pasta. Mutti hat es ihr Leben lang bereut, daß sie nicht mehr bei Vati in der Klinik war, nachdem er gestorben war, und meine Schwester
und ich kämpfen auch damit. Denn das letzte Bild was ich
von Vati habe ist nicht, wie er einigermaßen friedlich da
liegt, sondern ich habe ständig daß Bild vor Augen, ala
Vati auf der Tóilette durch einen Blutsturz (er hatte Krebs) zusammenbrach. Ständig sehe ich diese riesengroße
Blutlache vor mir, wenn ich an Vati denke.
Also nutze, wenn es dir geht, für dich und deinen kleinen
Sohn die Möglichkeit, sich verabschieden zu können.
Alles Liebe und viel Kraft wünscht dir
Claudia -
Hallo zusammen,
ich möchte Chris' Worte noch einmal unterstreichen: Wir trauen unseren Kindern zu wenig zu und wollen Schmerz und Trauer von ihnen fernhalten und natürlich auch Angst. Leider funktioniert das auf Dauer nicht, denn auch diese Dinge sind Teil des Lebens und es ist eine Lebensaufgabe, auch damit leben zu lernen. Wenn wir von unsern Kids alles fernhalten, was sie verstören oder auch verletzen könnte, nehmen wir ihnen die Möglichkeit Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die sie irgendwann brauchen werden.
@ Gaby & alle anderen
Gaby, noch was ist mir wichtig: Wenn du mit deinen Söhnen zu deinem Vater gehst, ist wichtig, dass ihr alle genug Zeit habt und dass der Rahmen diese Zeit auch zulässt. Totenkapelle und Leichenhallen sind meist keine Orte, die einladend sind, um länger bei einem Verstorbenen zu sein. Ich weiß nicht, wo du her bist, aber du kannst den Bestatter fragen, ob er einen Raum hat, der eine intimere Atmosphäre ermöglicht. Bei uns ist es im Prinzip möglich, den Verstorbenen noch einmal für ein paar Stunden nach Hause zu bringen. Das hängt natürlich von den räumlichen Voraussetzungen zuhause ab. Es gibt natürlich Wohnungen bzw. Häuser, wo das nicht geht. Was ich nicht weiß, ist, ob ein Abschied zu Hause bei euch von Gesetzes wegen möglich ist.
Abschiednehmen bedeutet nicht, den Sargdeckel zu öffnen, um "nochmal reinzuschauen", sondern, es bedeutet, dass man sich die Zeit gibt, die man braucht, um dem Verstorbenen noch etwas zu sagen bzw. mitzugeben. Es ist ja die allerletzte Möglichkeit. Bei manchen Abschieden dauert das 2 bis 3 Stunden. Das ist o.k. Besprich das vorher mit dem Bestatter, wie der zeitliche Rahmen aussieht. Ganz wichtig ist auch: Ihr könnt deinen Vater ruhig noch streicheln oder - wie auch immer - berühren. Ein Abschied von lebenden Personen, die uns etwas bedeuten, hat immer mit Körperkontakt zu tun. Bei einem Verstorbenen sollten wir das nicht anders machen, es ist ja die letzte Möglichkeit ihn nochmal zu spüren. Das ist wichtig. Wenn euch das gelingt, habt ihr nicht das Gefühl tatenlos um den Sarg herumzustehen. Aber das alles braucht Zeit. Ihr werdete erschrecken, weil der Verstorbene sehr kalt ist, aber das Erschrecken legt sich bald. Hör nicht auf deine schockierte Familie und falls dir irgendjemand etwas vom "Leichengift" erzählen sollte - das ist ein Ammenmärchen. Tu das, was du für richtig hältst und lass deine Söhne tun, was sie für richtig halten. Wenn Leonhard seinen Gameboy neben dem Opa rauszieht (oder etwas anderes dergeleichen) und zu spielen beginnt - lass ihn. Kinder halten solche Situationen kürzer aus distanzieren sich durchs Spiel. Das ist gesund und normal und du gewinnst an Zeit, weil er nicht nervig wird. Bei uns im Institut, ist es auch möglich, zwischendurch mal rauszugehen und sich im Vorraum zu distanzieren und Fassung zu gewinnen. Das kannst du wahrscheinlich bei deinem Bestatter auch machen. Du musst nicht lange in dem Raum mit dem Verstorben bleiben, wenn du das Gefühl hast, du musst raus, geh raus und dann später wieder rein. Das gleiche gilt für deine beiden Söhne.
Ich wünsche euch, dass es ein guter Abschied wird! Alles, was ihr bisher gemacht habt, deutet darauf hin, dass es so sein wird!
LG
Christine -
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Liebe Christine,
mein tiefstes Mitgefühl für Dich und Deine Familie.Die eiskalte Hand die sich da um einem legt die ist glaube ich jedem von uns bekannt.Im Moment funktionierst Du nur und die eigentliche Trauer kommt noch nicht richtig zu Dir durch.Das dauert noch ein paar Tage.Wenn es auf einmal leiser um Dich wird so wirst Du von einem Gefühl überfallen das Dich dermaßen auf den Boden zwingt.Du glaubst Du wirst diesen Tag nicht überleben.Aber glaub mir dieser erste Tag wierd vorrüber gehen.Wie viele von diesen Tagen.Mein Bruder starb am 20.Sep. und seit dem ist mein leben nimmer wie es war.
Du wirst in dem heillosen durcheinander einen Weg finden,das weiß ich.Man sieht ihn als kaum,dennoch spürt man ihn.Irgendetwas treibt einem vorwäerts.Was Deine Kids betrift,rede mit ihnen.Meine Kids 6 und 9 Jahre alt haben alles von anfang an bewußt miterlebt.Von dem mal abgesehen bin ich vor ihnen zusammen gebrochen.Meine kleine Süße Lena hat gerade heute nach ihrem Onkel gefragt.Das sind Moment da möchte ich einfach nur schreien.Ich weine mit ihr und es geht weiter.Das Karussel des Leben dreht sich einfach weiter und fragt nicht nach uns.
ABER Christine,du wirst sehen,DU findest Deinen eigenen Weg um mit diesem Schicksalschlag umzugehen.Bleib hier bei uns,wir werden Dich soweit es geht unterstüzen.
Paß auf Dich auf,
Liebe Grüße Patricia -
Hallo Patricia,
ich glaube, dass du deine Worte grade an Gaby richten wolltest und nicht an mich
Ich habe noch eine Bitte: die Verwechslungen passieren - und für mich wirds jetzt auch immer schwieriger euch alle auseinanderzuhalten -, weil viele sich unter einem best. Nickname angemeldet haben und dann aber mit ihrem richtigen Namen unterschreiben und auch mit richtigem Namen angesprochen werden wollen. Das Forum hat jetzt aber eine Größe, in der es richtig schwierig wird, sich Nicknames und Vornamen zu merken. Vielleicht wäre es wirklich in Zukunft besser, sich für eine Variante zu entscheiden. Entweder für den Nickname oder für den Vornamen.
Was meint ihr?
LG
ChristineLG
Christine -
Hallo Patricia,
mein tiefes Mitgefühl für den Verlust deines Bruders. Obwohl es dir selbst im Augenblick so schlecht geht findest du tröstende Worte. Danke.Ich wünsche Dir Kraft, ganz viel Kraft um Deinen Weg weiterzugehen.Liebe Christine,
auch dir herzlichen Dank. Gestern ging es mir sehr schlecht. Der Körper beginnt schön langsam zu rebellieren. Es wird offensichtlich Zeit sich meiner Trauer zu stellen . Aber noch zwinge ich mich zur "Vernunft".
Heute habe ich endlich begonnen den Nachruf zu verfassen. Es ist eine sehr aufwühlende und schmerzliche Sache. Ich bin noch lange nicht fertig. Aber im Moment kann ich nicht weiterschreiben. ...
Am Montag ist es soweit. Ich habe sehr gemischte Gefühel. Einerseits schrechkliche Angst, total die Fassung zu verlieren, andererseits freue ich mich fast auf den Tag um endlich wirklich Abschied nehmen zu können, oder wird das erst bei der Urnenbeisetzung sein?? Ich weiß es nicht.
Am Mittwoch habe ich einen Grabstein ausgesucht. Er ist wunderschön. Es wird eine Überraschung für Mama sein. Sie wollte sich erst im Frühjahr darum kümmern. (Im Augenblick zu viel auch finanziell).Am Tag der Urnenbeisetzung wird er in seiner ganzen Pracht samt Innschrift am Grabe stehen. lg Gaby -
Hi Gaby,
ich denke an Dich und wünsche Dir, dass Du am Montag trotz allem Schmerz und den ganzen damit verbundenen Gefühlen Dich gut von Deinem Vater verabschieden kannst. Berichte uns, wie Du den Tag erlebt hast.
Markus
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Hallo,
mußte erst mal alles "setzten lassen" ehe ich schreiben kann. Am Montag war Papas Verabschiedung. Ehrlich gesagt, geht es mir seit heute etwas besser. Obwohl wir ja vom Sterbetag bis zur Verabschiedung einige Zeit hatten lief doch nicht alles so wie geplant. Ich glaube in so einer Situation ist es auch nicht möglich alles zu planen. Ich war schon sehr zeitig am Friedhof in der Aufbahrungshalle. Der Sarg war schon da. Die Kränze wurden geliefert. Ich stand lange Zeit nur da un nahm dieses Blumenmeer in mir auf. Ich liebe Blumen und sie spendeten ein bißchen Trost. Ich mußte auch nochmals mit dem Pfarrer sprechen und ihm den verfaßten "Lebenslauf" geben.
Ich habe ja darauf bestanden Papa nochmals zu sehen. Der Moment als der Sargdeckel gehoben wurde war für meine Mama zu viel. Wir mußten sie weinend wegführen. Im ersten Augenblick war ich auch richtig geschockt. Es war bei Gott kein friedlicher Anblick. Papas Mund war weit aufgerissen. Die Haut fleckig und ein Teil des Gesichts war stark geschwollen. Trotzdem blieb ich stehen und blickte ihn an. Es war ungeheuer wichtig für mich. Ich merkte wie die auferlegte Disziplin der letzten Woche abfiel und ein wahnsinnig tiefer Schmerz überkam mich. Es tat so schrecklich weh....
Mein Mann kam mit den Kindern und ich versuchte sie darauf vorzubereiten daß ihr Opa nicht friedlich schlummernd im Sarg lag. Sie wollten ihn daraufhin beide nicht mehr sehen. Vielleicht besser so?
Die Anteilnahme am Tod meines Vaters von vielen Kollegen und Freunden hat mich überweltigt. In der Aufbahrungshalle war nicht mal mehr Platz für eine Maus. Auch das hat geholfen. Bei der Trauerfeier selbst bin ich haltlos weinend zusammengesunken. Es tat gut meinen Schmerz freien lauf zu lassen.
Eine liebe Bekannte die bereits Vater und Mutter verloren hat, nahm mich in den Arm und sie sagte ich weiß wie weh es tut. Der Schmerz wird dir bleiben aber er wird weicher im laufe der Jahre.
Papa ich vermisse dich wahnsinnig... Gaby -
Hallo ,
habe bei der Verabschiedung ein Gedicht geschenkt bekommen, es berührt mich sehr und ich lese es meinem Sohn jedesmal vor wenn der Schmerz zu groß wird:Seid nicht traurig
went nicht, weil ich gegangen
vorausgegangen bin.Ich lebe in Freude
bin aufgewacht zum Fest
des Lebens.Spürt ihr es denn nicht?
Ich bin der Wind,
der sanft in deinem Haar spielt.Ich bin im Schnee,
der Spuren deiner Füße zeichnet.Ich bin im zwitschern der Vögel,
das dich weckt.Ich bin im Morgenlicht,
das dich streicht.Ich bin der Stern,
der über dir leuchtet in der Nacht.Ich bin im Schmetterling,
der dir von Verwandlung erzählt.Seid nicht traurig
Ich bin zwar gestorben,
aber nicht tot,
bin bei euch nahe
in einer anderen Gegenwart.Vielleicht hilft es auch euch. lg Gaby
-
Hallo Gaby,
ich dachte, der Bestatter hätte gesagt, er kümmert sich um die notwendige Versorgung deines Vaters? Das war anscheinend überhaupt nicht der Fall. Ich würde mich wirklich beschweren. Den Sargdeckel zu öffnen, wenn Angehörige dabei sind, ist überhaupt nicht professionell. Der Sarg muss bereits geöffnet sein, dass sich Angehörige langsam annähern können. Ich bin wieder mal sehr ernüchtert (um nicht zu sagen schockiert), wie inkompetent in diesem Bereich gearbeitet wird!
Ich möchte dich trotzdem noch mal fragen: Auch wenn der Anblick nicht schön war, war es dennoch gut und wichtig für dich oder hast du das Gefühl, du hättest dir dieses Bild nicht mitnehmen sollen?
So wie du die Situation beschreibst, hattest du nicht wirklich genügend Zeit deine Kinder gut vorzubereiten und auf sie einzugehen, auch der Rahmen dürfte das nicht zugelassen haben. Was du im Rahmen des Möglichen getan hast, war absolut gut und richtig: Du hast ihnen das Aussehen beschrieben, sie haben sich kurzfristig dagegen entschieden. Das ist gut so. Wichtig ist: Sie hätten zum Opa an den offenen Sarg können, es wurde ihnen nicht verboten oder abgeraten und sie haben sich selber entscheiden können.Wie geht es deiner Mutter jetzt?
Alles Liebe
Christine -
Hallo Christine,
ja ich dachte auch wir hätten die "Versorgung" besprochen. Aber offensichtlich muß man gerade in solchen Situationen nachhaken bzw. mehr druck machen. Nur dazu hat mir leider die Kraft gefehlt. Ich habe mich quasi auf den falschen Verlassen.
Aber trotzdem für mich war es ungemein wichtig und nach dem ersten Schrecken war er ganz einfach mein heißgeliebter Papa. Ich habe zwar dieses "unschöne Bild" immer wieder vor Augen, aber es ist nicht abstoßend für mich.
Ich denke auch, wenn mehr Zeit gewesen wäre, hätte sich zumindest Leonhard dazu entschieden seinen Opa nochmals zu sehen.
Ich muß sagen meiner Mama ging es heute den umständen entsprechend gut. Für sie wäre es jedoch besser gewesen sie hätte ihn nicht nochmals gesehen. Habe ihr auch versucht zu erklären, warum er so ausgesehen hat.
Liebe Grüße Gaby -
Hallo Gaby,
ich bin wirklich froh, dass du den Abschied für dich trotz allem als wichtig und positiv bewertest.
Wir versorgen Verstorbene grundsätzlich vor einem Abschied am offenen Sarg immer! Ein offener Mund oder offene Augen etc. sind bei uns ausgeschlossen. Wenn der Abschied zeitlich verzögert ist, wie nach dem Tod deines Vaters, führt Markus konservierende Maßnahmen durch, dadurch können Verfärbungen, Flecken, Fäulnisgeruch und andere Veränderungen gestoppt werden. Euer Bestatter hätte hier wirklich dafür sorgen und einen Thanatopraktiker beauftragen müssen!
Ich weiß aber auch, dass man Angehörigen (auch Kindern) einen Abschied vom Verstorbenen auch zumuten kann, wenn der Verstorbene aus irgendwelchen Gründen nicht versorgt werden konnte. Allerdings muss man wissen, wie man Menschen darauf vorbereitet und wie man sie hinführt. Allein, dass euer Bestatter den Deckel in Anwesenheit vor euch geöffnet hat, zeigt mir, dass er Vorbereitung und Begleitung nicht drauf hat.
Ich bin mir sicher, dass - wäre deine Mutter anders vorbereitet und begleitet worden - dieser Abschied auch für sie gut gewesen wäre. Wenn ich mir das - so wie es bei euch gelaufen ist - alles durch den Kopf gehen lasse, werde ich echt wütend! So etwas muss heute nicht mehr sein!
Deine Mutter, was sagt sie, wie geht sie mit diesem letzten Bild ihres Mannes um?Wie geht es deinen Söhnen?
Liebe Grüße
Christine -
Liebe Gaby,
bei Deinen Schilderungen läuft es mir wirklich kalt über den Rücken hinunter. Ich fände es wichtig, dass diese Informationen auch dem betreffenden Bestatter zur Verfügung gestellt werden, damit es zukünftigen Kunden nicht auch so ergeht. Wenn Du möchtest, kannst Du gerne mir die Kontaktdaten des Bestatters in Deutschland zur Verfügung stellen (via PM oder via Mail) und ich würde dann Kontakt mit ihm aufnehmen.
Der Körper eines verstorbenen Menschen ist keine Reliquie, aber er diente dem Verstorbenen ein ganzes Leben lang als Ausdrucksmittel und muss daher mit Respekt behandelt werden. Darunter verstehen wir auch die letzte Versorgung, bei der ein friedlicher Ausdruck essentiell ist.
Außerdem würde ich Dich bitten, Deine Erlebnisse auch in unserem anderen Forum (Feedback Forum) zu posten, da gerade dieses auch von Bestattern gelesen wird. Dafür kannst Du ja ruhig auch nur einen Teil aus Deinem ersten Posting herausnehmen und ich würde dann einen Kommentar verfassen.
Danke für Deine Hilfe,
Markus
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