Tod des Vaters

  • Guten Abend !
    Um es vorwegzunehmen, ich bin neu in diesem Forum und habe sehr lange Zeit überlegt ob ich hier schreiben sollte oder nicht. Letztlich habe ich mich doch dazu entschieden, da ich hoffe in diesem Forum auf Gleichgesinnte zu treffen.


    Nun zu meinem traurigen Erlebnis: Anfang Mai 2010 starb mein Vater nach einem vierwöchigen Aufenthalt im Krankenhaus, ich stand dermaßen unter Schock, dass ich es an diesem Tag nicht schaffte an seiner Seite zu sein. Als ich es an diesem Tag von meiner Stiefmutter erfuhr, konnte ich es nicht glauben, denn einen Tag zuvor war ich bei ihm und hatte nie das Gefühl , dass sterben würde.
    Er hatte vor vier Jahren einen Herzinfarkt und bekam vier Bypässe, vor zwei Jahren kam noch Diabetes dazu und dieses Jahr nahm er stark ab, so dass er zuletzt nur noch 69 Kilo wog. Doch bis Ostern weigerte er sich in ein Spital zu gehen bis er es schließlich einsah, dass es ihm immer schlechter ging. Im Krankenhaus wurde er mehrmals punktiert aufgrund seiner Wasseransammlungen, weiters bekam er auch verschiedene Medikamente, doch jeder Arzt hat uns gesagt, dass sie uns nicht versprechen könnten, ob er noch einmal nach Hause kommt. Zwischenzeitlich ging es meinem Vater einmal so schlecht, dass er auf die Intensivstation musste und in Lebensgefahr war. Ich habe diese Zeit in der sich mein Vater auf der Intensivstation befand vollkommen verdrängt, ich wollte weder zu ihm gehen noch wollte ich wissen wie es ihm geht. Ich hatte eine solche Angst, dass er stirbt, doch dann ging es wieder aufwärts und er hat selbst stets an seine Genesung geglaubt, so dass ich dachte er wird schon wieder aus dem Spital raus kommen, doch leider kam es ganz anders. Die erste Woche konnte ich nicht einal weinen, dass konnte ich auch nicht als ich meinen Vater tot im Spital sah. Zumal hab ich alles von mir abgeschottet wollte einfach nicht an ihn denken, da ich in dieser Zeit gerade voreinem Karrieresprung war, und zumal ich ein Workaholic bin habe ich mich dermaßen in die Arbeit gestürzt, so dass ich keine anderen Gedanken mehr zuließ. Ich nahm Tabletten, die eine Zeit lang halfen, doch wie es nun mal so ist findet der Schmerz doch ein Ventil, besonders an Geburtstagen, denn mein Vater starb neun Tage vor seinem 65. Geburtstag. In mir herrscht jetzt fast vier Monate nach seinem Tod Enttäuschung,Wut und ein dermaßen tiefer Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor gespürt habe.Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich das jüngste Kind von meinem Vater war und die einzige Tochter. Als er im Krankenhaus war wollte mein Vater nur meine Stiefmutter und mich als Besucher empfangen. Auch seine Mutter und meine anderen zwei Geschwister wollte er nicht sehen. Deshalb tut es mir umso mehr leid, dass ich an seinem Sterbetag nciht bei ihm war, ich bin mirsicher , dass er meine Abwesenheit gespürt hat auch wenn er schon im Dämmerzustand war. Mein Vater war stets mein Fels in der Brandung, er hat alles für mich getan und ich war für ihn , so wie es viele Leute sagten sein ganzer Stolz, weil er sich immer eine Tochter wünschte. Wir hatten unsere guten Zeiten und unsere schlechten, da ich ihn einige Male sehr enttäuscht habe. Wir prallten manchmal aneinander,da wir beide sehr ehrgeizig sind. Jetzt ist er tot und mir wird immer schmerzlicher bewusst, dass er nie mehr zurück kommt. Der Grund warum ich mich in diesem Forum nach langer Überlegung angemeldet habe, ist derjenige , dass ich einfach auch mal tröstende Worte brauche, Leute, die den gleichen Schmerz fühlen wie ich. Denn ich tu mir schwer mit meiner Trauer innerhalb der Familie, da die meisten Verwandten und meine Freunde glauben ich hätte den Tod meines Vaters akzeptiert und bemühe mich, dass beste daraus zu machen. Mir ist klar, dass das Leben weiter gehen muss, doch ich habe Angst davor mich endgültig der Trauer hinzugeben, denn dann könnte ich ein paar Tage lang nur weinen. Er fehlt mir einfach so, es fühlt sich so an als wäre auch etwas von mir mit ihm gegangen.

  • Hallo!
    Mein Beileid zum Tod deines Vaters und gleichzeitig willkommen bei uns.
    Dein Vater hat in jungen Jahren einen langen Weg der Krankheit durchlebt.Du warst bei ihm,hast mit ihm gelitten.Ich kann gut verstehen,das du in den letzten Stunden nicht bei ihm sein konntest.Das ist nicht jedem möglich.Ich meine,du hast deinen Vater sehr geliebt.Ihn nun leiden und von dir gehen zu sehen,ging über deine Kraft.Er wusste,das du ihn liebst und in Gedanken bei ihm bist.Mach dir also bitte keine Vorwürfe! Das musst du wirklich nicht.Wie kommt deine restliche Familie denn darauf,das du den Tod deines Vaters "akzeptiert" hast? Das kann man nicht,nicht nach so kurzer Zeit!Du kannst den Tod deines Vaters allenfalls annehmen.
    Wir haben das hier schon oft geschrieben.Mit dem Tod eines Elternteils geht ein Teil deiner Wurzeln,deines Ichs,ein Teil von dir selbst.
    Ich hab mal irgendwo gehört (oder gelesen) "mit dem eigenen Tod stirbt man,mit dem Tod eines geliebten Menschen muss man weiterleben."
    Wie geht es denn deiner Mutter?Hast du einen Partner,Kinder?
    Erzähl doch von deinem Vater,wie war er?
    Ich wünsch dir viel Kraft
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • auch ich will Dich hier ganz herzlich willkommen heissen.
    Ich will Dir meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen und will Dir viel viel Kraft für die ach so schwere Zeit schicken.
    Stille liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Zuerst mal DANKE für eure tröstenden Worte, zu Karlas Frage: Ich hab weder Kinder noch derzeit einen fixen Partner.
    Am meisten mit der Trauer zu kämpfen hat meine Großmutter, die ihr einziges Kind verloren hat. Sie trägt jetzt seit vier Monaten nur schwarz und meidet die Öffentlichkeit, nächstes Jahr wird sie 90. Meine Stiefmutter, die über 40 Jahre mit ihm verheiratet war versucht so gut es geht weiterzumachen. Mein Vater hinterlässt einfach ein riesiges Loch, er war wie ein " Fels in der Brandung ". Er wollte stets mein Bestes in jeder Beziehung, wir waren beide sehr ehrgeizig, doch nach seinem Herzinfarkt war er natürlich explosiver, wenn man es so ausdrücken will. Er war gereizter und ich hatte manchesmal einfach kein Verständnis dafür, so dass er, glaub ich, manchmal doch den Eindruck hatte, er sei mir gleichgültig. :(

  • Liebe Tatjana !
    Zunächst meine herzliche Anteilnahme am Verlust Deines Vaters !


    Mein Vater starb vor 28 Jahren,fast im gleichen Alter wie deiner und unter ähnlichen Umständen,und ich war auch nicht mehr bei ihm zuletzt.
    Ich weiss,dass zu Deinem Vermissen,diese Schuldgefühle kommen,die hier glaube ich im Forum,fast jeder hier gut kennt.
    Man setzt sich selbst auf die Anklagebank und fragt sich,was wäre Anders gewesen,wenn man das und das getan hätte.
    Deine Oma ist eine sehr alte Dame,die mit 90 Jahren am wenigsten verstehen kann,das Ihr das im hohen Alter noch zustösst.(Mein Sohn starb vor zweieinhalb Jahren mit 24).
    Ich kann mir gut vorstellen,was in Dir vor sich geht,Deiner Oma helfen zu wollen,ihr habt beide den gleichen Schmerz,der Euch verbindet.



    Ich wünsche Dir und Deiner Oma von Herzen die Kraft in dieser schweren Zeit.Alles Liebe Chrisu :30:

  • Danke Josef und Chrisu ! Ja, sicher es stimmt, besonders für meine Großmutter ist es ein ganz besonders schwerer Schlag noch dazu hat sie es glaub ich gewusst, dass mein Vater nicht mehr aus dem Krankenhaus kommt, da sie selbst von Beruf Krankenschwester war.

  • Hallo Tatjana,


    es tut mir sehr leid das dein Vater gestorben ist...
    Ich weiß wie du dich jetzt gerade fühlst, meine Mama ist am 2. August 2010 an einen Herzinfarkt gestorben, sie war nur 5 Tage im KH und verstarb -.-


    Man will es einfach nicht wahr haben das ein Elternteil nicht mehr da ist..aber wir müssen leider jetzt lernen OHNE sie zu leben.


    liebe Grüße Tanja

  • Liebe Tatjana. Auch ich möchte Dir meine tiefe Anteilnahme ausdrücken :24: . Deine Oma braucht Dich jetzt bestimmt. Ihr könnt Euch gegenseitig stützen.
    Hast Du noch Kontakt zu Deiner Mama?

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Tatjana,


    auch von mir mein herzlichstes Beileid zum Gehen deines Papas.


    Als ich deinen Text gelesen habe, hat mich das sehr an die Beziehung zwischen meinem Papa und mir erinnert (er ist am 1. Juli dieses Jahres gestorben). Auch ich war am letzten Tag nicht mehr bei ihm, weil wir nicht gedacht hätten, dass es so schnell gehen würde. Bitte habe deswegen keine Schuldgefühle! Ich weiß es ist nicht einfach, aber du brauchst dir deswegen wirklich keine Sorgen zu machen. Vielleicht hat sich dein Papa bewusst einen Tag ausgesucht an dem du nicht da warst, weil er nicht wollte, dass seine geliebte Tochter ihn so sieht... Schließlich will ein Papa wie du schon gesagt hast nur das Beste für seine Tochter und sie vor vielen Dingen beschützen. Und vielleicht war es auch hier so - ein letztes Mal... :24:


    Wenn man sein Kind verliert ist es wohl das schlimmste, was einem passieren kann. Meine Oma hat nämlich kurz bevor mein Papa gestorben ist, zu mir gesagt: "Ich bin ja schon alt, wenn doch wenigstens ich statt ihm gehen könnte!" Wenn ihr jetzt möglichst viel Zeit miteinander verbringen könnt, hilft das sicher auch beiden sehr.


    Ganz liebe Grüße
    Claudia

    Tretet her, Ihr meine Lieben,
    nehmet Abschied weint nicht mehr,
    Heilung war mir nicht beschieden,
    meine Krankheit war zu schwer,
    wär so gern bei Euch geblieben,
    die Ihr wart mein ganzes Glück,
    doch ich musste von Euch scheiden,
    lasse Euch allein zurück.


    Schmerz hat man nicht gespürt, solange man nicht einen lieben Menschen verloren hat.

  • Es stimmt man muss leider lernen ohne sie zu leben, so schwer es am Anfang auch ist. Kontakt zu meiner Mutter hab ich und nebenbei auch ein gutes Verhältnis zu ihr, möglicherweise ist die Bindung seit dem Tod meines Vaters noch enger geworden. Für meine Großmutter ist überhaupt eine Welt zusammengebrochen, denn in diesen hohen Alter noch den Verlust des einzigen Kindes hinzunehmen, dafür gibt es keine Worte.

  • Liebe Tatjana!
    Du hast recht.Den Tod des einzigen Kindes erleben zu müssen-dafür gibt es einfach keine Worte.Zumal deine Oma in einem Alter ist,wo sie sicher der ganz festen Meinung war VOR ihrem Sohn zu gehen.
    Der Schmerz ist unermesslich,er verbindet euch (wie die Anderen schreiben).Keiner kann ihn euch nehmen,er wird nur irgendwann leichter,etwas erträglicher.Zusammen könnt ihr das schaffen.
    Ich weiß,wie ihr euch fühlen müsst.Mein Vati war 66 als erplötzlich starb (vor gut 2Jahren),mein Bruder starb vor 4 Monaten ganz plötzlich-einfach so-mit 44 Jahren.Ich möchte für meine Mutti da sein,die Mann und Sohn verlohren hat,und muss mit meiner eigenen Trauer zurecht kommen.Das geht inzwischen recht gut zusammen mit meiner Mutti.Sie kann natürlich nicht immer reden oder weinen,aber zusammen sein und uns zuhören,das ist schon richtig viel.
    Gib deiner Oma und dir Zeit,hab Geduld mit euch Beiden. :30:
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Danke Karla, Claudschi und Wilma für die tröstenden Worte ! Ich hoffe es sehr, dass dieser tiefe Schmerz mit der Zeit erträglicher wird,doch ganz vergehen wird er leider nie. Auch nur das Zuhören gibt einen sehr viel, man ist wenigstens nicht allein. Ich wünsche Dir Karla, so wie Claudschi und allen anderen sehr viel Kraft um diese Zeit der Trauer durchzustehen. Liebe Grüße Tatjana