Ich dachte, ich schaffe es allein...

  • Hallo ihr alle,


    als ich 7 Jahre alt war, ist mein Vater mit unserer Familie nach Asahi in Japan gezogen. Es war wegen seinem Beruf.
    Na ja jedenfalls... In Asahi habe ich meinen besten Freund Shoya kennengelernt - er war im gleichen Jahrgang wie ich.
    Auch als wir, als ich 17 war, zurück nach Deutschland gingen, hielt ich immer Kontakt mit Shoya.
    Seine Leidenschaft war schon immer das Motorradfahren und so war ich tierisch stolz auf ihn, als er anfing, das Motorradfahren als Beruf auszuüben.
    Wann immer es möglich war, lud er mich zu seinen Rennen ein. So auch letztes Jahr nach San Marino.
    Doch diesmal war alles anders - Shoya stürzte und erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen.
    Wer weiß, vielleicht hat der eine oder andere von euch davon in der Zeitung gelesen...
    Ich hatte es einfach nicht fassen können, auch noch Monate danach. Ich... ganz ehrlich? Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl in Worte fassen soll.
    Trotzdem habe ich aber versucht einfach weiterzumachen. Alle sagten mir, das Leben geht weiter. Ich solle mich jetzt auf die Schule konzentrieren. Shoya hätte bestimmt nicht gewollt, dass ich so untergehe, sagten sie. Ich wollte ihnen glauben und wollte einfach nie mehr etwas fühlen. Ich habe versucht zu verdrängen, wollte nicht mehr über ihn reden. Aber trotzdem Shoya war immer da...
    Am 5. September jährte sich Shoyas Tod zum ersten Mal und alles kam wieder hoch...
    Die ganze unterdrückte Trauer, die Verzweiflung...
    Ich stand in der Uni auf dem Flur und fing auf einmal an zu heulen, weil ich die Bilder wieder gesehen habe...
    Ich fühle mich nur noch innerlich tot...

  • Servus,


    ein liebes Willkommen hier im Forum, es tut mir sehr leid, daß du deinen besten Freund verloren hast.


    Natürlich hätte Shoya nicht gewollt, daß du untergehst. Und sicher geht das Leben auch (irgendwie, irgendwann) weiter. Aber das heißt nicht, daß man nicht um einen geliebten Menschen trauern darf. Shoya war viele Jahre ein Teil deines Lebens, das kannst du ja nicht einfach vergessen. So wie du schreibst .... trotz allem war er in diesem Jahr immer da. Und er wird auch immer ein Teil deines Lebens bleiben.


    Laß deine Trauer und deinen Schmerz zu. Wenn du magst erzähle uns von ihm, von euch.
    Das tut oft verdammt weh, aber meist hilft es auch. Es hilft, den Schmerz ein wenig zu lindern, irgendwann einmal auch wieder mit einem Lächeln zurückdenken zu können.
    Vielleicht magst du dir auch irgendein Ritual ausdenken, mit dem du dich nocheinmal von Shoya verabschieden kannst?


    Schreib nur, wann immer dir auch danach ist. Wir hören dir gerne zu.


    Dir alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.