Hallo liebe Kerstin,
danke und ganz ehrlich, was meine Selbstwahrnehmung anbelangt habe ich anscheinend die falsche Brille auf. Ich sehe an mir vorwiegend das was ich nicht kann oder nicht schaffe. Da muss ich echt dran arbeiten.
Es geht dir nicht gut. Ich fühle mit dir und wünschte ich könnte dir helfen. Deine Trauer, dein Leid zeigt sich in körperlichen Symptomen? Wie äußert sich das bei dir wenn ich fragen darf? Wir können auch privat schreiben wenn dir das lieber ist.
Bei mir ist es eine allgemeine Lebensangst, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Einsamkeit. Am liebsten möchte ich dass alles sofort wieder im Gleichgewicht ist. Bluthochdruck, zuviel Stresshormone, die es mir sauschwer machen herunterzufahren. Herzklopfen, Kopfweh, Tinnitus vom feinsten. Ich werde dünnhäutig, ziehe mich zurück. Das eskaliert, so wie die vergangenen 4 - 5 Tagen, wenn ich mich selbst in eine Sackgasse manövriert habe, durch Unachtsamkeit, wenn ich versuche mich zuviel abzulenken und zuwenig hier im jetzt bleibe. Ängstlich bin, weil ich zuwenig Kontakt mit anderen Menschen habe, mich sozial ungeschickt und ungeschliffen fühle, zuviel grüble, weil mir alles zu langsam geht, ich mir Sorgen mache wegen der Wohnung, dem Umzug, wenn ich mir wieder einmal insgeheim wünsche, dass doch jemand da wäre der mir mein Leben abnimmt und Dinge für mich regelt, oder zumindest jemand den ich um Hilfe bitten kann. Was ich auch oft nicht kann, es geht einfach nicht. Gerade dann wenn ich im Loch sitze bin ich wie blockiert und kann sehr schwer auf andere zugehen und direkt um Hilfe bitten. Dann stürmt alles auf mich ein und überfordert mich.
Vor einigen Jahren war ich ziemlich krank und musste lange Zeit einen Berg an Medis nehmen. Was mir damals geholfen hat mich wieder aufzubauen habe ich einfach beibehalten.
Was mir hilft ist eine relativ gesunde Ernährung, bzw. Essen das mir gut bekommt viel Gemüse, Obst, Nüsse, wenig Zuckerzeug, Ayurveda, regelmäßig ...ähem "Sport" , morgens spätestens um 8 aufstehen, tagsüber keine durchgehende TV- Berieselung, kein Alkohol. Klingt nach einem spaßfreien Leben , ist es komischerweise nicht, währen der guten Zeiten macht mich das sogar glücklich. Wenn es mir schlecht geht ist das ein Gerüst an dem ich mich festhalte, aber es verliert die positive Bedeutung, es ist keine Freude dabei. In den letzten Tagen habe ich wieder Autogenes Training, Atemübungen und Akupressur angewendet, hab gebetet, mit euch geschrieben, fast pausenlos. Ich wollte um keinen Preis ins Krankenhaus.
Dafür gönne ich mir zwischendrin kleine Belohnungen wie Schokolade, mal ein Stückchen Kuchen, oder wie heute mit meinem lieben Sohn Essen beim Italiener.
Mit unserem Verlust Frieden zu machen und ein sinnvolles Leben zu führen wird eine Lebensaufgabe, und das ist etwas was ich unterschätzt habe, dass es nie völlig "erledigt" sein wird. Ich hoffe und bete, dass wir irgendwann an den Punkt kommen an dem wir zurückschauen und auf unseren eigenen Weg voll Mitgefühl für uns selbst blicken.
Theroretisch bin ich vielleicht reflektiert, naja mehr oder weniger, aber in der Umsetzung hapert es. Ich kämpfe, anders kann ich es nicht sagen, besonders im Moment. Dann bin ich wie in einem Wirbelsturm und kann emotional nur mit Mühe und Not den Kopf über Wasser halten.
Schreib mir doch bitte, es tut mir so Leid, dass du solche Probleme hast.
Ganz liebe Grüße, Ingrid