Liebe Susanne,
ich habe eine bipolare Störung und die ist ausgebrochen, bei all dem Stress. Ich habe vorhin bei meinem
Therapeuten weitere Termine gemacht und bin jetzt noch engmaschiger unter Kontrolle, was mein
Blutbild betrifft.
Ja, mein Vater ist mehr daran interessiert, dass er jemanden hat, weil er mit seiner dementkranken Frau
nicht mehr viel reden kann.
Das verstehe ich auch, aber wenn ich mich nicht komplett unterordne, kann es sehr unangenehm werden
und ich soll täglich kommen, auch am Wochenende.
Ich muss dringend hinzufügen, dass meine Nachbarin vorhin noch einmal da war, mit ihrer 14jährigen
Tochter, die wirklich ein Sonnenschein war.
Sie plapperte völlig lieb und ungeniert und wir 3 Frauen haben sehr viel gelacht zusammen und ich habe
mich sehr wohl gefühlt.
Ich habe beim 2. Besuch sehr viel mehr erfahren und muss mich für meinen kritischen Einwand vorhin
entschuldigen.
Es war schön und unbeschwert und dennoch manchmal ernst und mit wirklichem Interesse für meine
Geschichte und andersrum natürlich auch.
Ich werde erst einmal nicht zur Arbeit gehen diese Woche. Ich muss auf meine Ressourcen dringend
achten.
Ich finde es schlimm, dass mein Vater immer jedem sagen will, wie er zu leben hat. Viele Menschen
stößt das ab und er hat keine Freunde.
Er kann auch sehr lieb sein, aber wenn er sich einmischt, muss man aufpassen, weil er jedem alles
erzählt, ob Vermieter, oder nicht.
Momentan fehlt mir mein Partner sehr. Manchmal denke ich, er ist auf Geschäftsreise und kommt
wieder. Früher war er 4 Tage einmal in Frankfurt. Das war die Hölle für mich. Natürlich haben wir
telefoniert, oder uns Whatsapp geschickt, trotzdem habe ich damals sehr schlecht geschlafen, weil
ich unter Angstzuständen litt.
Gestern Abend hatte ich ein so kuscheliges Gefühl beim einschlafen, als ob er da ist, so im Halbschlaf.
Dadurch konnte ich die Nacht ganz gut schlafen, weil es noch länger anhielt.
Als ich bei meinem Vater schlief, war sein Boxer Prinz immer bei mir. Das hat mir sehr gut getan.
Dieser große, sanfte schnarchende Hund, der über mich wacht. Den vermisse ich sehr. Ich
würde ihn gerne übernehmen, oder ausleihen, aber ich darf es nicht. Hunde sind toll.
Ich fühle mich wie im Gefängnis mit meinen Gedanken. Ich möchte sie gerne abschütteln, aber
sie kommen wieder.
Ich habe versucht wütend auf ihn zu sein. Bringt nichts. Habe ein wenig geflirtet. Bringt nichts.
Ich habe damals um ihn gekämpft, obwohl es schon verloren schien, als wir eine Krise hatten
und wir kamen wieder zusammen.
Jetzt kann ich nicht kämpfen um ihn.
Der Nachmittag aber war sehr schön. Einfach ein junges Mädchen, was mir Bilder auf ihrem
Smartphone zeigt und lustige Geschichten dazu erzählt, in einem unglaublichen Tempo, so
wie mein Sohn auch ist. Voller positiver Energie.
Mein Vater sagte gestern, ich solle doch endlich meinen Sohn loslassen, da habe ich gelacht.
Wann lässt er mich denn endlich los, zumindest ein bißchen. Er telefoniert hinter meinem
Rücken mit irgendeinem Arzt von mir und behauptet, der Arzt hätte auch geraten, die
Wohnung zu kündigen.
Mein Arzt hat nichts in der Richtung zu mir gesagt. Ich kann doch nicht eine Wohnung
kündigen, ohne eine neue Wohnung unterschrieben zu haben und dann noch die Möbel
zu veräußern.
Ich drücke Euch alle mal herzlich.
Rita