Dann folgten diverse ärzte, Kliniken, Untersuchungen wo ich dich hinfuhr und abholte. Wo du immer so tatest als ob nichts ernstes wäre sondern nur Routine-Sachen. Und ich glaubte dir, obwohl ich sah dass es dir nicht gut ging, dass es dir immer schlechter ging.
Und du selbst hast dich auch verändert, alles was dich vorher interessierte, alles was du gerne tatest, war dir plötzlich egal. Z. B film schauen. Du warst sonst begeistert, dass wir im Internet Filme sehen konnten die grad im Kino liefen. Wenn ich dich nun fragte, welchen film, deine antwort "egal. Such einen aus". Egal was ich dich fragte und egal worum es ging "egal. Suchs dir aus. Was du willst. Wie du willst" - es war dir alles egal! Auch wichst du immer mehr und immer weiter vor mir zurück. Du ließt mich ab und zu in deine Nähe und irgendwie doch nicht mehr an dich ran. Versuchte ich mit dir ernsthaft und ruhig zu reden, sagtest du nach ein paar Worten, du musst aufs Klo und ließt mich einfach stehen. Du kamst vom Klo zurück und meintest nur, du legst dich ein wenig hin. Das wars. Nix mit Gespräch. Ständig ging es so.
Ich konnte dann auch nicht mehr anders. Ich war verzweifelt, verletzt, wusste keinen Rat mehr als dich direkt zu konfrontieren. Ich hab dir alles mögliche an den Kopf geschmissen, dass ich dich nicht mehr erkenne, dass du dich ins negative verändert hast, dass du nur an dich denkst, dass dir alles egal ist, dass WIR dir egal ist, dass ich dir egal bin.... Du hat mich auch kein einziges Mal gefragt, wie es mir ging als du im KH warst. Du hast auch so nie etwas gesagt, kein Wort, so als ob nichts gewesen wäre.
So ging es ständig weiter. Zwischendurch war wieder alles gut (bzw. vlt hast du dich da schon verstellt). Kurz darauf wieder das ganze Theater. Nahm ich mir fest vor, wenn ich heim kam und "irgendwas von dir kommt oder besser gesagt, nichts kommt" dass ich dann die Klappe halte... Stritten wir schon wieder. Ich kam z. B heim und sah dich wie ein Häufchen Elend sitzen weil du was machen wolltest wo du dich anstrengen musstest, wie zusammen kehren. Klar dass ich wieder loslegte und mich nicht zurück halten konnte. Ich wollte nicht dass du was anstrengendes machst, ich freue mich auf ein wenig gemeinsame Zeit wenn ich heim komme und dann hab ich nichts von dir. Ich hab dir 1000mal gesagt, du musst nichts mehr machen was du nicht schaffst. Du sollst auf dich schauen. Ich mach das schon. Was bringt es wenn du so weitermachst? Ein 2.mal überlebst du nicht. Du denkst wieder nur an dich. Nicht an mich, nicht an Luigi, nicht an uns. Und deine Antwort war, ich bilde mir das alles nur ein, ich biege mir alles so zurecht wie ich es haben möchte, ich hätte mich verändert....
Wenn ich sah, dass du mal wieder eine Verschlechterung hast oder du den Heimsauerstoff aufs Maximum aufdrehtest, und ich mit "Arzt" kam...folgte der nächste Streit. Wo ich einmal aus purer Verzweiflung gar den Ehering abnahm "Ich liebe dich mein Schatz, aber wie eine Ehe fühlt es sich nicht an" - Deine Antwort "Willst du dich scheiden lassen, dann lassen wir uns scheiden". Ich also Ring wieder rauf und Klappe zu (Wie sehr muss ich dich damit verletzt haben? Aber ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich war ja auch schon fertig). Ich wollte dir immer nur helfen, alles für dich tun, ich wollte einen Arzt rufen wenn es dir schlechter ging und wenn er dir nur Tabletten gegeben hätte...aber NEIN, jedes Mal wurde ein Streit daraus. Aber die ganzen anderen Termine und Untersuchungen bei den Kliniken hast du ohne zu Zögern über dich ergehen lassen. Ich verstehe es nicht.
Oder wo du mal wieder Selbstgespräche führtest und ich einen Satz aufschnappte "Am liebsten würde ich mich aufhängen" - Was glaubst du denn, wie es mir dann da ging? Ich zitterte jedes Mal wenn ich dich, die Wohnung verließ, zitterte die ganze Zeit über wenn ich mal nichts von dir hörte/kein Anruf, zitterte wenn ich heimkam... - und auch hier keine Möglichkeit eines Gesprächs wie es unter Ehepartnern angebracht wäre.
Und auch der körperliche und emotionale Abstand vergrößerte sich immer mehr. Du zogst dich den meisten Tag auf die Couch zurück, ich saß meistens alleine in der Küche, wenn ich Glück hatte, durfte ich vlt 2 Stunden zu dir, mit dir einen Film schauen, das wars. Du hast zwar noch immer einiges für mich gemacht, wie z.B. beim Fenster geschaut ob ich einen Parkplatz habe...Gekocht hast du auch immer noch, aber gegessen habe ich meistens auch alleine, da du nach ein paar Bissen genug hattest, und wieder auf die Couch gingst. Du lebtest praktisch nur noch im Wohnzimmer auf der Couch. Ich war allein im Bett.
Gerade zu unserem Hochzeitstag konnte/durfte/ließest du mich wieder näher an dich ran...
Dann kam die Narkose-Bronchoskopie Anfang November. Ich holte dich nach ein paar Tagen ab, auch hier kein einziges Wort über den Eingriff wie es war usw. Den Tag darauf zu Hause wolltest du unbedingt mit mir verbringen, auf der Couch, Fernsehen, Sex... (was aber nicht wirklich ging, du warst zu geschwächt und hattest doch erst kurz darauf den Eingriff) und außerdem sonst durfte ich nicht wirklich lange bei dir sein und hier wolltest du unbedingt /drängtest du sogar dazu... Verstehe ich auch nicht ganz! Am Abend warst du kaputt, du konntest nicht mal duschen, was wir auf den nächsten Tag verschoben, den du dann wieder hauptsächlich alleine auf der Couch verbrachtest, bis ich dich irgendwann abduschte. Auch am folgenden Tag warst du ziemlich groggy, wo ich es wieder probierte "Arzt" - und wieder alle möglichen Ausreden deinerseits und Streit kam. Dienstag war ich arbeiten, du hast mich paarmal angerufen, erzählt, was du gerade machst (Grenadiermarsch z.B. mit vielen Pausen dazwischen, und ich hörte dich beim Telefonat nach Luft schnappen, ich noch zu dir, lass das Essen stehen, ich hau mir eine Pizza rein wenn ich heimkomm, ich mach den Grenadiermarsch am Mittwoch...bla bla bla). Am Abend warst du wieder total groggy, du selbst hast nichts gegessen, auch das Duschen fiel wieder aus, du wolltest nur schlafen. Am Mittwoch machtest du wieder auf "heile Welt" und ich glaubte/vertraute dir nicht mehr, und das Thema "Arzt" habe ich schon aufgegeben. Donnerstags war ich arbeiten, kam abends heim, du saßt wieder wie ein Häufchen Elend am Küchentisch mit gerade mal 5bis7 zerkleinerte Hundeleckerlis...Mehr hast du nicht geschafft, sagtest du, kaum Luft bekommend. Dafür ging ich in die Luft "Nur so wenige hast du geschafft? Warum hast du überhaupt angefangen? Warum hast du es nicht einfach lassen? Und so weiter" - Du standst auf "Ich geh auf die Couch". Ich machte alles fertig, etwa 1 1/2 bis 2 Stunden später ging ich zu dir, du saßt noch immer elendig da. Ich setzte mich zu dir, wollte meinen Arm um dich legen, mit dir reden, mich entschuldigen, bei dir sein...Aber du wichst wieder vor mir zurück und sagtest "Geh schlafen. Bei mir dauert es noch". Ich "Dann lass mich wenigstens noch ein wenig bei dir sitzen bleiben". Du "Nein, geh nur schlafen". Also ging ich. Dann lag ich lange im Bett, wach, lauschte, ob ich irgendwelche verdächtigen Geräusche hörte, irgendwann schlief ich ein.
Am nächsten Tag ging um 7Uhr der Wecker, (Tierklinik-Termin stand an) ich stand auf, du lagst auf der Couch, fragtest, ob du auch aufstehen musst. Ich, nein, bleib nur liegen. Kurz bevor ich gehen musste, gingst du aufs Klo. Du schwanktest bei jeden Schritt. Ich machte mir Sorgen, blieb aber noch ruhig. Den kurzen Weg vom Klo in die Küche musstest du oft stehen bleiben und dich irgendwo anhalten. Dann saßt du am Küchentisch und fragtest "Warum bist du noch hier? Du musst los." - Ich "Schatzi, dir geht es nicht gut, soll ich den Termin verschieben/absagen/später fahren. Soll ich dir einen Arzt rufen?" - Du "Nein, geht schon, fahr nur. Ich werd jetzt einfach hier ein bischen sitzen bleiben, durchatmen und dann geht schon". Ich hab dich angesehen, wollte nicht gehen, aber du "Geh jetzt"... also ging ich. Meine Mama konnte dich dann dazu bringen, den Notarzt zu rufen. Um 12.40Uhr Anruf von dir "Ich bin jetzt im Krankenhaus, muss 3 Wochen bleiben, habe mich schon so auf unser Essen gefreut" - Ich "Was, Wie? 3 Wochen?" - "Ja, ich muss 3 wochen hier bleiben" - Ich "Ok, das Essen können wir machen, wenn du heimkommst. ich komm dich morgen besuchen, muss ja erst den PCR-Test machen. Melde dich wenn es geht. Ich liebe dich" - Aber du hattest mich schon weggedrückt, hast mich wahrscheinlich nicht mehr gehört. Ich wartete auf einen Anruf, eine SMS, aber nichts kam mehr (gut, du bist im KH, vlt eine Untersuchung, vlt. schläfst du, vlt. kommt später noch was - aber Nichts). Ich genau 24Stunden später ins KH, du wieder Tiefschlaft, es schaut sehr schlecht aus. Wieder das selbe: dich oft besuchen, viel Weinen, mit dir reden wenn ich es konnte vor lauter Weinen ob du mich hören konntest oder nicht... Ich hätte auch hier mich durchsetzen müssen und einen Arzt rufen müssen, schon bei der ersten Verschlechterung und nicht dir vertrauen dürfen. Ich hätte an diesem Tag bei dir bleiben müssen ob du es wolltest oder nicht. Ich hätte zumindest einen Arzt rufen und bis zum Eintreffen bei dir bleiben müssen, ich hätte die möglichen Folgen riskieren müssen - aber du wolltest nicht, da war etwas in deinen Blick, das ich bis dahin gar nicht kannte...Also ging ich....
Was ist in diesen Monaten nur passiert? Was ist mit uns passiert?