Beiträge von manu1984w

    Mein Schatz, ich bin noch lange nicht fertig. Aber heute nicht mehr. Mach jetzt meine letzte runde, dann nach Hause, schlaftablette rein (die Pflege gab mir eine zum probieren) und morgen wieder mit dem Hund in die tierklinik, etwas für Luigi einkaufen, abends wieder Rust arbeiten. Morgen hoffentlich richtig schlafen, bischen Haushault (du weißt, wie lange es dauert bis ich mich da mal bewege), das Arztgespräch wo ich danach wahrscheinlich eh nur heulen werde egal ob ich nun ein JA oder ein NEIN bekomme...


    Aber dann bis Montag frei... da werde ich dir weiter schreiben... und mich mal wieder mehr direkt mit dir unterhalten, also direkt bei dir sein, dich in der Hand halten. Reden tu ich ja sowieso ständig mit dir


    Mein schatz, du weißt ich liebe dich, wie ich weiß dass du mich liebst.

    Dann folgten diverse ärzte, Kliniken, Untersuchungen wo ich dich hinfuhr und abholte. Wo du immer so tatest als ob nichts ernstes wäre sondern nur Routine-Sachen. Und ich glaubte dir, obwohl ich sah dass es dir nicht gut ging, dass es dir immer schlechter ging.


    Und du selbst hast dich auch verändert, alles was dich vorher interessierte, alles was du gerne tatest, war dir plötzlich egal. Z. B film schauen. Du warst sonst begeistert, dass wir im Internet Filme sehen konnten die grad im Kino liefen. Wenn ich dich nun fragte, welchen film, deine antwort "egal. Such einen aus". Egal was ich dich fragte und egal worum es ging "egal. Suchs dir aus. Was du willst. Wie du willst" - es war dir alles egal! Auch wichst du immer mehr und immer weiter vor mir zurück. Du ließt mich ab und zu in deine Nähe und irgendwie doch nicht mehr an dich ran. Versuchte ich mit dir ernsthaft und ruhig zu reden, sagtest du nach ein paar Worten, du musst aufs Klo und ließt mich einfach stehen. Du kamst vom Klo zurück und meintest nur, du legst dich ein wenig hin. Das wars. Nix mit Gespräch. Ständig ging es so.


    Ich konnte dann auch nicht mehr anders. Ich war verzweifelt, verletzt, wusste keinen Rat mehr als dich direkt zu konfrontieren. Ich hab dir alles mögliche an den Kopf geschmissen, dass ich dich nicht mehr erkenne, dass du dich ins negative verändert hast, dass du nur an dich denkst, dass dir alles egal ist, dass WIR dir egal ist, dass ich dir egal bin.... Du hat mich auch kein einziges Mal gefragt, wie es mir ging als du im KH warst. Du hast auch so nie etwas gesagt, kein Wort, so als ob nichts gewesen wäre.


    So ging es ständig weiter. Zwischendurch war wieder alles gut (bzw. vlt hast du dich da schon verstellt). Kurz darauf wieder das ganze Theater. Nahm ich mir fest vor, wenn ich heim kam und "irgendwas von dir kommt oder besser gesagt, nichts kommt" dass ich dann die Klappe halte... Stritten wir schon wieder. Ich kam z. B heim und sah dich wie ein Häufchen Elend sitzen weil du was machen wolltest wo du dich anstrengen musstest, wie zusammen kehren. Klar dass ich wieder loslegte und mich nicht zurück halten konnte. Ich wollte nicht dass du was anstrengendes machst, ich freue mich auf ein wenig gemeinsame Zeit wenn ich heim komme und dann hab ich nichts von dir. Ich hab dir 1000mal gesagt, du musst nichts mehr machen was du nicht schaffst. Du sollst auf dich schauen. Ich mach das schon. Was bringt es wenn du so weitermachst? Ein 2.mal überlebst du nicht. Du denkst wieder nur an dich. Nicht an mich, nicht an Luigi, nicht an uns. Und deine Antwort war, ich bilde mir das alles nur ein, ich biege mir alles so zurecht wie ich es haben möchte, ich hätte mich verändert....


    Wenn ich sah, dass du mal wieder eine Verschlechterung hast oder du den Heimsauerstoff aufs Maximum aufdrehtest, und ich mit "Arzt" kam...folgte der nächste Streit. Wo ich einmal aus purer Verzweiflung gar den Ehering abnahm "Ich liebe dich mein Schatz, aber wie eine Ehe fühlt es sich nicht an" - Deine Antwort "Willst du dich scheiden lassen, dann lassen wir uns scheiden". Ich also Ring wieder rauf und Klappe zu (Wie sehr muss ich dich damit verletzt haben? Aber ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich war ja auch schon fertig). Ich wollte dir immer nur helfen, alles für dich tun, ich wollte einen Arzt rufen wenn es dir schlechter ging und wenn er dir nur Tabletten gegeben hätte...aber NEIN, jedes Mal wurde ein Streit daraus. Aber die ganzen anderen Termine und Untersuchungen bei den Kliniken hast du ohne zu Zögern über dich ergehen lassen. Ich verstehe es nicht.


    Oder wo du mal wieder Selbstgespräche führtest und ich einen Satz aufschnappte "Am liebsten würde ich mich aufhängen" - Was glaubst du denn, wie es mir dann da ging? Ich zitterte jedes Mal wenn ich dich, die Wohnung verließ, zitterte die ganze Zeit über wenn ich mal nichts von dir hörte/kein Anruf, zitterte wenn ich heimkam... - und auch hier keine Möglichkeit eines Gesprächs wie es unter Ehepartnern angebracht wäre.


    Und auch der körperliche und emotionale Abstand vergrößerte sich immer mehr. Du zogst dich den meisten Tag auf die Couch zurück, ich saß meistens alleine in der Küche, wenn ich Glück hatte, durfte ich vlt 2 Stunden zu dir, mit dir einen Film schauen, das wars. Du hast zwar noch immer einiges für mich gemacht, wie z.B. beim Fenster geschaut ob ich einen Parkplatz habe...Gekocht hast du auch immer noch, aber gegessen habe ich meistens auch alleine, da du nach ein paar Bissen genug hattest, und wieder auf die Couch gingst. Du lebtest praktisch nur noch im Wohnzimmer auf der Couch. Ich war allein im Bett.


    Gerade zu unserem Hochzeitstag konnte/durfte/ließest du mich wieder näher an dich ran...


    Dann kam die Narkose-Bronchoskopie Anfang November. Ich holte dich nach ein paar Tagen ab, auch hier kein einziges Wort über den Eingriff wie es war usw. Den Tag darauf zu Hause wolltest du unbedingt mit mir verbringen, auf der Couch, Fernsehen, Sex... (was aber nicht wirklich ging, du warst zu geschwächt und hattest doch erst kurz darauf den Eingriff) und außerdem sonst durfte ich nicht wirklich lange bei dir sein und hier wolltest du unbedingt /drängtest du sogar dazu... Verstehe ich auch nicht ganz! Am Abend warst du kaputt, du konntest nicht mal duschen, was wir auf den nächsten Tag verschoben, den du dann wieder hauptsächlich alleine auf der Couch verbrachtest, bis ich dich irgendwann abduschte. Auch am folgenden Tag warst du ziemlich groggy, wo ich es wieder probierte "Arzt" - und wieder alle möglichen Ausreden deinerseits und Streit kam. Dienstag war ich arbeiten, du hast mich paarmal angerufen, erzählt, was du gerade machst (Grenadiermarsch z.B. mit vielen Pausen dazwischen, und ich hörte dich beim Telefonat nach Luft schnappen, ich noch zu dir, lass das Essen stehen, ich hau mir eine Pizza rein wenn ich heimkomm, ich mach den Grenadiermarsch am Mittwoch...bla bla bla). Am Abend warst du wieder total groggy, du selbst hast nichts gegessen, auch das Duschen fiel wieder aus, du wolltest nur schlafen. Am Mittwoch machtest du wieder auf "heile Welt" und ich glaubte/vertraute dir nicht mehr, und das Thema "Arzt" habe ich schon aufgegeben. Donnerstags war ich arbeiten, kam abends heim, du saßt wieder wie ein Häufchen Elend am Küchentisch mit gerade mal 5bis7 zerkleinerte Hundeleckerlis...Mehr hast du nicht geschafft, sagtest du, kaum Luft bekommend. Dafür ging ich in die Luft "Nur so wenige hast du geschafft? Warum hast du überhaupt angefangen? Warum hast du es nicht einfach lassen? Und so weiter" - Du standst auf "Ich geh auf die Couch". Ich machte alles fertig, etwa 1 1/2 bis 2 Stunden später ging ich zu dir, du saßt noch immer elendig da. Ich setzte mich zu dir, wollte meinen Arm um dich legen, mit dir reden, mich entschuldigen, bei dir sein...Aber du wichst wieder vor mir zurück und sagtest "Geh schlafen. Bei mir dauert es noch". Ich "Dann lass mich wenigstens noch ein wenig bei dir sitzen bleiben". Du "Nein, geh nur schlafen". Also ging ich. Dann lag ich lange im Bett, wach, lauschte, ob ich irgendwelche verdächtigen Geräusche hörte, irgendwann schlief ich ein.


    Am nächsten Tag ging um 7Uhr der Wecker, (Tierklinik-Termin stand an) ich stand auf, du lagst auf der Couch, fragtest, ob du auch aufstehen musst. Ich, nein, bleib nur liegen. Kurz bevor ich gehen musste, gingst du aufs Klo. Du schwanktest bei jeden Schritt. Ich machte mir Sorgen, blieb aber noch ruhig. Den kurzen Weg vom Klo in die Küche musstest du oft stehen bleiben und dich irgendwo anhalten. Dann saßt du am Küchentisch und fragtest "Warum bist du noch hier? Du musst los." - Ich "Schatzi, dir geht es nicht gut, soll ich den Termin verschieben/absagen/später fahren. Soll ich dir einen Arzt rufen?" - Du "Nein, geht schon, fahr nur. Ich werd jetzt einfach hier ein bischen sitzen bleiben, durchatmen und dann geht schon". Ich hab dich angesehen, wollte nicht gehen, aber du "Geh jetzt"... also ging ich. Meine Mama konnte dich dann dazu bringen, den Notarzt zu rufen. Um 12.40Uhr Anruf von dir "Ich bin jetzt im Krankenhaus, muss 3 Wochen bleiben, habe mich schon so auf unser Essen gefreut" - Ich "Was, Wie? 3 Wochen?" - "Ja, ich muss 3 wochen hier bleiben" - Ich "Ok, das Essen können wir machen, wenn du heimkommst. ich komm dich morgen besuchen, muss ja erst den PCR-Test machen. Melde dich wenn es geht. Ich liebe dich" - Aber du hattest mich schon weggedrückt, hast mich wahrscheinlich nicht mehr gehört. Ich wartete auf einen Anruf, eine SMS, aber nichts kam mehr (gut, du bist im KH, vlt eine Untersuchung, vlt. schläfst du, vlt. kommt später noch was - aber Nichts). Ich genau 24Stunden später ins KH, du wieder Tiefschlaft, es schaut sehr schlecht aus. Wieder das selbe: dich oft besuchen, viel Weinen, mit dir reden wenn ich es konnte vor lauter Weinen ob du mich hören konntest oder nicht... Ich hätte auch hier mich durchsetzen müssen und einen Arzt rufen müssen, schon bei der ersten Verschlechterung und nicht dir vertrauen dürfen. Ich hätte an diesem Tag bei dir bleiben müssen ob du es wolltest oder nicht. Ich hätte zumindest einen Arzt rufen und bis zum Eintreffen bei dir bleiben müssen, ich hätte die möglichen Folgen riskieren müssen - aber du wolltest nicht, da war etwas in deinen Blick, das ich bis dahin gar nicht kannte...Also ging ich....


    Was ist in diesen Monaten nur passiert? Was ist mit uns passiert? ;(

    Ich besuchte dich jeden 2.tag, ich dachte ich verliere dich, die Firma gab mir sogar 1 Woche Sonderurlaub... Wenn ich nicht bei dir war, war ich zu Hause und weinte, und gab mir die Schuld, ich verhandelte mit Gott, ich verhandelte mit dem Teufel...


    Dann wurdest du wach, kamst paar Tage auf die herzstation, kamst nach Hause. Wir hätten uns beide freuen müssen, aber leider war nichts mehr wie vorher. Wir waren 4 Tage zusammen, dann kam Formel1. Ich wollte absagen, bei dir bleiben da du nicht fit warst, du SCHICKTEST mich fort "fahr nur, so kann ich mich wenigstens erholen. Das bischen Essen machen und Kater versorgen schaff ich schon".

    Ich versuche so sehr mich gedanklich an diese schöne Zeit zu halten, auch beim einschlafen klammere ich mich an einen schönen Augenblick wo noch alles in Ordnung war...


    Leider funktioniert es nicht. Es fühlt sich so falsch an, wenn ich z. B. alleine auf der Couch vorm Fernseher liege. Du müsstest so wie immer neben mir liegen. Das kannst du nicht mehr. Egal was ich mache, es fühlt sich falsch ohne dich an. Jeder einzelne Schritt, jeder einzelne atemzug ist eine Qual... Das darf so nicht sein!


    Es war doch alles so wunderbar... Bis du das erste Mal ins KH musstest. Das war nicht nur dein Untergang sondern auch unser Untergang. Ich glaube noch immer, wenn du damals nicht so stur gewesen wärst und ich nicht nachgegeben hätte wärst du noch am leben (kein pflegefall oder so, nein, so wie davor wo noch alles gut war). Ich wusste 18lange Stunden nicht mal ob du noch lebst! Dank PCR-test konnte ich erst 1tag später zu dir ins KH, du im Tiefschlaf, die Ärztin "du bist stabil, aber kritisch, die Lunge ist schwer geschädigt, sie hat das Herz angegriffen". Am ersten Tag konnte ich nur 30min bei dir bleiben und brachte kein einziges Wort heraus, ich stand neben dir, streichelte deinen Arm und weinte und dann flüchtete ich weil ich es nicht mehr aushielt. Ich saß dann noch 1 stunde im auto bis ich halbwegs fähig war, bis ich halbwegs etwas sehen konnte bevor ich heimfuhr

    Jeder tag, jeder Moment war so wunderschön mit dir fast wie im Traum. Ich kann noch immer nicht so ganz glauben, dass das mit dir real war. Oder habe ich mir alles nur eingebildet, bin mit deinem Tod erst in der Realität aufgewacht?


    Als wir uns noch heimlich trafen, wo du noch im obdachlosenheim warst, im Prinzip nichts dir gehörte, wir um alleine zu sein die Zeit fast nur im Bett verbrachten... Ich war so glücklich weil wir uns hatten. Mehr brauchten wir nicht.


    Ich versuche wirklich an diese Zeit zu denken, an die schöne, harmonische Zeit mit dir. An diese kostbare Zeit von der wir dachten es werden harmonische Jahrzehnte. Wir haben kein einziges Mal gestritten, uns was negatives an den Kopf geschmissen... Eigentlich müsste ich mit Freude erfüllt sein, dankbar für die schöne Zeit mit dir sein, dankbar dass du mich auserwählt hast deine Frau zu sein


    (sry, mein Schatz wenn ich zwischendurch immer wieder abbreche... Bin ja in der Arbeit wie du weißt... Werde dir aber weiter schreiben, hab gerade einen Lauf. Jetzt muss ich aber wieder eine kontrollgang machen. Bis später)

    Mein lieber Schatz <3


    Ich möchte so gerne glauben, dass du wirklich noch irgendwie hier bist. Ich versuche es, ich hoffe es so sehr.


    Ich hoffe und wünsche mir so sehr, dass du mich hören kannst, dass du hörst wie leid mir alles tut, wie sehr ich dich immer geliebt habe, wie sehr ich dich jetzt liebe und wie sehr ich dich immer lieben werde. Ich weiß auch, wie sehr du mich geliebt hast und liebst.


    Ich weine noch immer jeden einzelnen Tag um dich. Du warst und bist perfekt, du hast immer alles für mich getan, so wie du mal sagtest "ich werde dich hegen und pflegen wie eine Rose". Das tatest du. Und ich habe auch immer alles für dich getan. Wir verstanden uns ohne Worte, ohne Worte wussten wir was der andere dachte, brauchte. Wir wussten und fühlten beide, dass unsere Liebe nicht s selbstverständliches ist, dass unsere Liebe wahrhaftige Liebe ist. Wir nahmen nie etwas für selbstverständlich hin, ich wusste es zu wertschätzen dass du den Haushalt machtest während ich arbeiten war. Das sagte ich dir oft. Ich sagte dir oft, wie glücklich ich mit dir bin, wie sehr ich dich liebe.


    Und trotzdem sagten wir es viel zu wenig, obwohl wir es eigentlich nicht aussprechen mussten.

    Liebe Nicole, mag gar nicht allzu viel sagen. Schicke Dir stattdessen eine liebe Umarmung :24:


    Die können wir alle ab und an gebrauchen, auch wenn sie nur in Gedanken ist weil sonst niemand der uns sonst in den Arm genommen hat...

    Liebe Bluebell,


    Das mit den Vorwürfen, schuldgefühlen ist so eine Sache... Wenn ich mal damit anfange...


    Was ich mir (uns) alles vorwerfen könnte:

    Beim 1.Mal wo mein Mann mit notarzt ins KH musste, ich bereits da dachte ich verliere ihn - er war schon 2/3 tage vorher kränklich, ich wollte arzt rufen, er "es geht schon" - hätte ich mich durchgesetzt, wäre er nicht so stur gewesen... Könnte er noch leben?

    Hätte mein Mann mir die Wahrheit über seinen Zustand gesagt, hätten wir die Zeit bewusster/anders genießen können - er sagte zb er hat ein schönes Herz /die Medikamente sind für "harmlose sachen" /er riss sich vor mir zusammen damit ich ja nix merke (ich glaubte ihm) - wir haben viel gestritten (davor nie), wenn es um seine Gesundheit ging /ich den arzt rufen wollte/er "geht schon" /ich sogar einmal den Ehering runter, er "willst dich scheiden lassen"...

    Beim 2.Mal ins KH - ich musste mit Hund in die tierklinik, ich sah es geht meinen Mann nicht gut, wollte arzt rufen, bei ihm bleiben bis arzt kommt und halt später mit hund fahren - er "geht schon, geh nur" (er warf mich praktisch raus) / also ging ich trotz aller Vernunft... Ich habe ihn sich selbst überlassen


    5 Wochen später bekam ich die Quittung, mein Mann starb. Am selben Tag um 14.30 meinte der anwesende Arzt "es schaut nicht so schlecht aus, vielleicht kann er zu Weihnachten nach Hause" - gegen 19.00 der Anruf "ihr Mann ist vor paar Minuten verstorben"


    Und ich bin mir sehr sicher, dass das 1.mal im KH der Ausschlag war. Seit dort ging es rasant bergab. Hätte ich gleich den arzt gerufen, wäre es abgefangen worden, könnte mein Mann noch leben?


    Hätte... Wäre... Könnte... Du siehst, wir plagen uns alle damit herum. Auch wenn ich versuche, solche Gedanken auszublenden, sie kommen leider immer und immer wieder

    Liebe Yvonni,


    auch ich kann dich sehr gut verstehen und mit dir mitfühlen, so wie wir alle hier. Was so ein Verlust bedeutet, versteht man wirklich erst, wenn man ihn selbst erlebt. Die Trauer, die Vorwürfe, die Schuldgefühle verbinden uns alle hier, egal ob nun der Partner, ein Elternteil, ein Kind oder sonstwer verloren wurde. Es ist einfach nur schwer. Ohne dass sich jetzt jemand hier angegriffen fühlt (das habe ich bei Gott nicht vor), aber meiner Ansicht nach gibt es halt schon Unterschiede darin, um wen man trauert: z.B. ein Elternteil oder der Partner - beim Partner machte man z.B. morgens die Augen auf und er lag neben einem. (Bitte versteht was ich zu sagen versuche)


    Du schreibst auch, irgendwann wirst du die komplette Geschichte preisgeben... Lass dir Zeit, so wie es für dich passt. Du kannst hier alles schreiben, musst aber nichts...


    LG, Manu

    Mein gestriges "Erlebnis" mit seiner Urne war - naja - fast nur heulen und unzusammenhängendes Gestammel, wirre Sätze aus wirren Gedankengängen.


    Zuerst saß ich auf der Couch und hielt die Urne ganz fest. Dann kam der Kater und legte sich vor mich hin. Also setzte ich mich zu ihm auf den Boden, stellte die Urne vor ihm hin, er roch kurz dran und schlich sich.


    Ich erzählte meinem Mann alles möglich was mir so rauskam (ohne nachzudenken), kreuz und quer durch die gemeinsamen Jahre hindurch herumgesprungen.


    Doch bei einem blieb ich bis jetzt hängen:

    Da war mein Mann das 2.Mal im KH. Insgesamt war er ja 5 Wochen. In der Mitte, so 3. Woche herum, wo noch nichts auf all das Folgende hindeutete, sagte ich zu ihm: "Schatzi, wenn du wieder heim kommst, damit du dich nicht mehr mit den 86 Stiegen ohne Aufzug, mit der Luft, mit dem Gehen oder vielleicht sogar mit dem Rollstuhl quälen musst...Ich hab mal im Internet geschaut, und ich hätte eine Wohnung im Erdgeschoß in zentraler Lage, Größe, Preis, Räumlichkeiten mit unserer Wohnung vergleichbar gefunden. Hab gleich mitgeschaut (ausgerechnet) was Maler, Umzugsfirma inklusive Abbau/Aufbau kosten würden. Es würde sich ausgehen, uns bleibt noch genug Geld übrig..." Seine Antwort "Willst du wirklich aus der Wohnung ausziehen?" Das war alles. Nichts mehr. Damit war das Thema abgeschlossen. Kein "Hört sich gut an. Gute Idee. Kannst dir ja mal anschauen".

    Tja die Geburtstage... so weit möchte ich eigentlich auch noch nicht denken. Hab zwar Pläne, wie ich diese Woche verbringe bzw. was ich als Geschenk an meinen Mann machen möchte... aber das andre drumherum?


    Vor der Zeit mit meinem Mann war mir Weihnachten oder mein Geburtstag ziemlich egal, verbrachte dies immer "allein", auch wenn ich bei meinen Eltern war. Geburtstag z.B. bekam ich von meinen Eltern ein Geschenk, ein "Alles Gute" und das wars. Weihnachten machte jeder was er wollte (Papa schlief tagsüber, Mama putzte, ich beim Laptop), Um 16 Uhr das (kurze) gemeinsame Essen, danach war wieder jeder für sich selbst. Erst durch meinen Mann habe ich die wahre Bedeutung erfahren.

    Jedenfalls habe ich mir heute fest vorgenommen, zumindest am späteren Nachmittag, ich schätze es wird so gegen 15Uhr werden, dass ich mir bewusst seine Urne hernehme, mich mitten auf den Teppich setze. Vielleicht kommt auch der Kater dazu, was ich mir wünschen würde - ein bischen schnüffeln, eventuell sich dran reiben -, denn die Urne ist ja in der Vitrine. Wenn ich die Vitrine öffne und mich davor niederknie kommt der Kater grad mal bis ca 1 Meter ran. Wenn ich ihn zu mir auf den Schoß nehmen will, dass er bei unserem Schatzi ist und Schatzi ihn auf Augenhöhe sehen kann, protestiert Luigi.


    Ich möchte mir heute bewusst Zeit nehmen, mit meinem Mann reden (wenn ich vor lauter Weinen dazu fähig bin), einfach nur bei ihm sein, bei ihm sitzen. Den versprochenen Liebesbrief habe ich bis jetzt noch nicht geschafft, den lasse ich heute ausfallen

    Und ihr anderen Lieben.... :24:


    das mit den Zetteln kenne ich auch, nur dass Aufraffen und die Liste abarbeiten/umsetzen ist wieder ein Kapitel für sich...


    Auch das mit dem Duschen z.B. ist mir sehr bekannt. War ich zu Hause gingen wir immer gemeinsam unter die Dusche, wir seiften uns gegenseitig ein, trockneten uns gegenseitig ab (mein Mann fing damit an <3). Jetzt ist es zum Teil echt so, dass ich mir oft zweimal überlege - WOZU? Wozu soll ich duschen gehen, bin eh nur allein zu Hause, es kommt eh keiner zu mir, ich gehe nirgends hin, wenn ich arbeiten bin dann ohnehin Baustelle wo es egal ist weil es dort staubt.... Im Endeffekt wird das meistens eine Katzenwäsche, aber immerhin mit Shampoo und Seife.

    Liebe Renate,


    Diese Schuldgefühle, das hatte ich auch. Hab ich ihm genug Wärme, und Nähe gegeben, fühlte er sich im Stich gelassen von mir, war ich zu was weiß der Kuckuck was. Irgendwann habe ich für mich entschieden, das ich mich nur selber quäle. Ich weiß das er weiß wie sehr er mir fehlt, und wie sehr ich im liebe, und ich hoffe das dort wo er jetzt ist, nicht mehr all die Fehler zählen die er, ich, die Ärzte, wer auch immer gemacht haben , sondern einzig und alleine die liebe, und die Verbundenheit. Und das half mir, ruhiger zu werden. Vielleicht kannst du mit diesen Gedanken ja etwas anfangen.


    Stark bleiben, und wegen dem schlafen, hol dir Schlaftabletten. Es gibt gute, wo du nicht so krocki bist, nach dem Aufwachen, aber da musst du dich einfach durch brobiern.

    Schlaftabletten: Tja, da bin ich mittlerweile bei den dritten am probieren... Bei allen stand, dass sie für schwere Schlafstörungen sind und mit Einnahme um die 8 Stunden schlafen sollte - Keine Chance. Ich schlief 4 bis 6 Stunden, das hab ich ohne auch. Will sie ja auch nicht regelmäßig nehmen, möchte einfach nur ein einziges mal seit ungefähr einem halben Jahr ein wenig länger schlafen können.


    Wahrscheinlich liegt das alles im Moment daran, dass ich wegen dem kommenden Arztgespräch so unruhig bin. Kann sie mir ein paar meiner Fragen beantworten? Was kommt überhaupt dabei raus? Erhalte ich eine Bestätigung meiner ganzen medizinischen Befund-Übersetzungsarbeit? Und und und... Wie ich schon mal erwähnte, mit seinem Tod an sich habe ich mich abgefunden. Nicht so mit der ganzen Krankheitsgeschichte, die er mir verheimlichte. Es war wirklich mehr Zufall, dass ich mich damit beschäftigte: Ich suchte die Unterlagen für die Pensionsversicherung etc und da fiel mir sein Stent-Implantatsausweis entgegen (von dem ich auch nichts wusste). Da fing ich zu graben an: ich schaute auf das Datum, nahm mir diesen Arztbrief raus - es war genau der Zeitraum wo er mir sagte er sei wegen der Venen im KH... So konnte ich nicht anders und nahm mir jeden einzelnen Arztbrief zur Hand



    Irgendwann in der Mitte der 5 Wochen, die mein Mann im KH war, wo auch ein Pfleger meinte "Wenn es so weitergeht, wird er zu Weihnachten sicher daheim sein. Wenn nicht, dann wird er mit ihm ein wenig Weihnachten feiern (der Pfleger hatte den selben Nachnamen)", sagte ich zu meinem Mann: "Schatzi, ich hab einfach mal so im Internet wegen "gute" Wohnungen geschaut (Größe, leistbar, Lage, Etage damit er nicht mehr so viele Stiegen steigen muss), ich hätte sogar eine brauchbare gefunden". Die Antwort meines Mannes: "Willst du wirklich ausziehen in eine andere Wohnung?". Die Betonung meines Mannes lag, wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke, schon bei DU, nicht bei wir oder ihm...


    LG, Manu

    Und das traurige - oder die Ironie an dem ganzen - mein Neffe ist ja Installateur. Wohnt 15min, bzw mit auto 5min entfernt.


    Aber ihn kann und will ich nicht fragen. Er ist für mich gestorben.


    Er hat sich seit dem Tod meines Mannes nicht bei mir gemeldet. Auch bei meinen Eltern schon lange nicht mehr obwohl die auch Hilfe brauchen könnten... Ihm sind die Drogen einfach wichtiger.


    Auch sagte mein Neffe, als mein Mann das erste Mal im KH war und ich dort schon Angst hatte ihn zu verlieren "mir ist es wurscht ob der Walter stirbt oder nicht"


    Nur, dass mein Mann damals der einzige war der meinen Neffen 1600€ für Auto borgte.... Zählt ja nicht

    Und schon wieder seit 5.42uhr wach, gegen Mitternacht eingeschlafen...


    Und schon wieder am weinen...


    Wegen mehreren Gründen: weil mein Mann nicht mehr da ist, weil ich nicht schlafen kann, weil ich nicht weiß was ich den ganzen Tag tun soll...


    Und seit Dienstag funktionieren meine Heizkörper wieder nicht. Am Montag habens in der Wohnung darunter neue Heizkörper eingebaut, seit dort sind bei mir 2 warm, die anderen 5 kalt. Hab am Dienstag bei der Genossenschaft und am Donnerstag noch mal angerufen. Sie leitet das an den hausinternen Installateur weiter damit der sich mit mir in Verbindung setzt zwecks Termin. Bis jetzt hat sich keiner gemeldet


    Letztes Mal musste ich knappe 2 Wochen jeden 2.tag anrufen bis da was ging...


    Es ist einfach nur zum verzweifeln!



    Schicke euch aber eine liebe Umarmung und wünsche euch dass es euch etwas besser geht

    Ich könnte eigentlich heute mal richtig ausschlafen und den ganzen Tag nichts tun - und was ist? Bin seit 06.33Uhr auf, und sitze da und weine... also wieder so ein endlos langer sch... Tag. Warum kann ich nicht einmal mehr als 4 bis 6 Stunden schlafen? Ich bin kaputt, ausgelaugt, hab keine Kraft mehr, ich mag nicht mehr... Einfach nur mal schlafen, dass wenigstens der halbe Tag schon rum wäre... Ich habe nur die Augen aufgemacht und die Tränen liefen schon...



    Und die Gedanken kreisen mal wieder unaufhörlich, zum Teil auch irgendwie "unnötige" Gedanken, wie


    "Warum ließ sich mein Mann mit dem Heiraten 7 Jahre Zeit? - das erste Mal erwähnte er es nach 6 Monaten Beziehung, da antwortete ich "Du weißt ich sage sofort JA, aber lass uns bitte noch ein bischen warten bis sich das alles mit den Eltern und dem Finanziellen usw. eingerenkt hat" - was dann eigentlich innerhalb eines Jahres war. Und dann wartet er so lange? Und dann die Sch... Corona-Zeit, dann wurde es zwischendurch aufgelockert, und da konnte es meinem Mann gar nicht schnell genug gehen mit dem Heiraten... (im Prinzip braucht man ja nicht offiziell zu heiraten, die Urkunde unterschreiben, denn im Herzen weiß man es ja, aber er wollte es dass ich ein wenig wenigstens abgesichert bin) - ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke...


    Dann mache ich mir wieder Vorwürfe, ob ich mit der Urnenbestattung und dass ich die Urne bei mir zu Hause habe, richtig (im sinne meines Mannes) gehandelt habe...wir konnten ja darüber nicht sprechen, da er ja unangekündigt verstarb. Und er selbst (wenn er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte) ja nie über seinen Zustand oder in der Richtung was angedeutet hat. Ich weiß nur die wochen im Spital fragte er mich sehr oft nach seinem Ehering (der bei mir war). Jetzt ist sein Ring noch immer bei mir bzw. neben seiner Urne, zusammen mit meinem Verlobungsring. Hätte ich ihm den Ring mit in die Urne geben sollen? Kann man das überhaupt? Jetzt quält mich dieser Gedanke... Seine Überreste bei mir zu Hause erscheint mir logisch, nicht nur wegen mir, aber es gibt leider keinen, der außer mir regelmäßig sein Grab besucht hätte. Ja, meine Eltern eventuell zu seinem Geburtstag und Todestag, aber die wohnen ja nur 2mal ums Eck entfernt, die Mama hat den Wohnungsschlüssel, also von daher...


    Auch sagte ich damals meinem Mann "Wenn du noch die Kraft, den Willen hast zu kämpfen, dann tu es bitte für uns. Wenn du aber nicht mehr kannst, die Schmerzen zu groß sind, dann lass ich dich gehen. Mach dir um mich keine Sorgen, ich komme schon irgendwie zurecht. Schau bitte auf dich!" - Wahrscheinlich musste/wollte er das von mir hören, um gehen zu können... Nur, dass das alles nicht stimmt... ich komme gar nicht zurecht...und nur mein Versprechen, dass am Tag darauf meine Mama mitkommt, die ihn die ganzen 5 Wochen kein einziges Mal besuchen kam und die gleichzeitig (trotz des selben Alters) seine Mama war, ließ ihn noch den einen Tag durchhalten. Aber da verstehe ich echt die Aussage des diensthabenden Arztes nicht "Die werte sind normal, er kann bald nach Hause"...


    Und am letzten Tag wo er daheim war....ich hätte nicht gehen dürfen weil ich mit dem Hund in die Tierklinik musste...ich hätte bei ihm bleiben müssen bis zumindest die Rettung kam...obwohl er zuerst nicht die Rettung rufen wollte und ihn erst meine Mama dazu bewegen konnte...und er mich nicht bei ihm haben wollte und mich praktisch bei der Tür "raus schmiss". In diesem Punkt fühle ich mich so, als ob ich ihn einfach sich selbst überlassen habe...


    Ich wiederhole mich wahrscheinlich zum X-ten Mal, aber die Gedanken kommen und kommen immer wieder.


    Es tut gut, dass ich zu euch gefunden habe. Hier kann ich mir echt alles von der Seele schreiben und es ist immer jemand da, der das selbe durchmacht, der einen versteht.


    Auch bin ich gerade dabei, mir meine Fragen für das klärende Arztgespräch am 23.03.2023 zusammenzuschreiben. Denn ich weiß, wenn ich dann dort bin, habe ich keine klaren Gedanken mehr. Ich weiß auch nicht genau, was ich mir davon erwarte. Aber zumindest Antworten in Bezug auf seine Krankheiten, sein Leiden, dass es so besser war, als wenn die Ärzte meinen Mann noch irgendwie hätten retten können. Dass ich zumindest mit diesem Kapitel meiner Trauer abschließen kann... (ich hoffe, dass ich nichts vergesse zu fragen)


    Auch bin ich ständig am Überlegen wenn ich im supermarkt bin, ob ich mir nun einen Osterhasen kaufe oder nicht... Sonst hat mir immer mein Mann einen gekauft und der saß dann da wenn ich heimkam von der Arbeit. Wenn ich mir selbst einen kaufe, ist es nicht das gleiche... (belanglos eigentlich, aber trotzdem traurig und schwer)



    Ich möchte so sehr glauben, dass mein Mann jetzt so wie immer neben mir in der Küche sitzt und mir zuschaut oder besser gesagt, mich anschaut, dann denke ich dass es ihm wahrscheinlich selbst gerade das Herz bricht mich so traurig, weinend wie ein Häufchen Elend zu sehen, und das tut mir wiederum weh...

    Das ist gut dass du jemanden hast und nicht ganz alleine bist.


    Ich habe leider im Prinzip nur meinen Kater. Meinen Eltern /Schwester geht es gesundheitlich selbst nicht gut bzw sehe ich in meinem Papa meinen Mann (fast die gleiche Krankheitsgeschichte). Richtige Freunde habe ich auch nicht, nur Bekannte... Wenn meine Eltern dann auch noch irgendwann gehen müssen...


    Auch frage ich mich oft, wie die Zukunft werden soll. Bin ja noch jung. Mag keine 40/50 Jahre allein bleiben. Kann mir aber auch nicht vorstellen dass ich mich jemals wieder richtig verliebe... (obwohl mein Mann selbst sagte, ich kann noch mal, ich bin jung, für ihn ist es vorbei). Ich will nicht so lange alleine bleiben, ich will aber auch keinen neuen Mann (heiraten). Vlt wirklich so wie bei meiner Kollegin einen Mann als Zeitvertreib...


    Man soll ja auch nie NIE sagen, wer weiß, vielleicht trifft mich ja eines Tages wieder der Zufallsschlag und es steht ein zweiter "richtiger" vor mir


    Ich sehe meinen Tod wirklich vor mir: ich liege wahrscheinlich alleine in der Wohnung auf dem Boden. Wochen oder Monate später fällt den Nachbarn ein komischer Geruch auf...


    Sry für meine negativen Gedanken. Mag keinen zusätzlich mit runter ziehen