Ich war nicht wirklich wütend auf meinen Vater, sondern mehr auf das Schicksal. Aber tatsächlich bin ich schon ein bisschen wütend gewesen, was aber eigentlich absurd war. Mein Vater hatte ja einige Vorerkrankungen und hatte knapp 4 Jahre vor seinem Tod eine schwere Sepsis an der er fast gestorben wäre. Danach hatte ich mal zu meinen Eltern gesagt, dass ich Angst habe, dass mein Vater früh stirbt und er meine Kinder also seine Enkel nicht kennenlernen wird. Sie hatten mir damals versprochen, dass das klappt und dass er noch so lange lebt und nichts passiert. Eigentlich ein komisches Gespräch, denn 100prozentig sicher kann man sich ja eh nie sein, dass man nicht stirbt, ich und sie wussten das, aber dass er jetzt 4 Monate vor der Geburt meiner Tochter gestorben ist, hat mich total wütend gemacht und ich hab mich gefragt wieso verspricht man es wenn man es nicht halten kann, wieso hat er nicht einfach gesagt, dass er es nicht versprechen kann weil er nun mal schon krank war. Hört sich wirklich dumm an, aber ich habe es einfach geglaubt, ich hatte diesen Optimismus und den Glauben, dass alles gut wird, evtl war es auch eine gewisse Naivität.
Naja auf jeden Fall war ich da auch manchmal wütend und frage mich, wieso sie mir nicht mehr verdeutlicht haben, dass das halt jederzeit passieren kann, dass er stirbt. Ich habe das nämlich immer wieder verdrängt, dass er sterben könnte (er selbst auch) und es hätte mir jetzt geholfen, wenn wir noch zu seinen Lebzeiten uns mit seinem Tod auseinander gesetzt hätten... natürlich weiß man, dass es immer passieren kann, aber es war auch wirklich nichts vorbereitet, ich glaube mein Vater dachte, er ist irgendwie gefühlt unsterblich und wird Uralt... Das macht mir die Trauer verarbeitung schwieriger und ich habe viel mit Wut auch auf ihn zu kämpfen, ich meine ich bin ja seine Tochter, konnte er mich als Vater nicht besser auf diese Situation vorbereiten??