Danke liebes Muckelchen, für deine Worte.
Dein Verlust tut mir unheimlich leid - du musstest auch bereits viel verkraften und durchleben. Darf ich fragen, wie alt du bist und woran dein Mann gestorben ist? Es tut mir auch unfassbar leid, dass deine Mama dement wurde. Ich befürchtete bei meinem Papa ja zuerst Demenz oder Parkinson, habe mich mit den Krankheitsbildern beschäftigt und eine unheimliche Angst bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, einen geliebten Menschen, der immer mehr abbaut und der immer weniger er selbst ist, über Jahre zu begleiten. Ein Abschied auf Raten. Vielleicht erzählst du mir, wie es sich angefühlt hat, als sie dann schließlich starb?!
Ich denke ich weiß, was du mit dieser "Stärke" meinst. So habe ich mich vor dem Tod meines Papas auch gefühlt. Durch den Tod meiner Mama habe ich eine Resilienz entwickelt, die mich so manchen Sturm im Leben hat ertragen und besser durchleben lassen. Davon spüre ich aktuell nicht so viel, aber es wird wieder kommen, hoffe ich.
Du hast mich auf den Termin der Einäscherung angesprochen und mit viel Kraft gewünscht.
Ich habe es als ganz friedlich und richtig empfunden. Es gab allerdings leider einen kleinen "Zwischenfall".
Er wurde mir vorher noch mal kurz in die Trauerhalle gestellt, damit ich mich noch mal verabschieden kann. Ich wollte, dass der Deckel geschlossen bleibt - ich wollte ihn so in Erinnerung behalten wie bei der Aufbahrung eine Woche zuvor. Uns wurde auch versichert, dass er genau so wie bei der Aufbahrung verbrannt wird - in seiner Lieblingskleidung, zugedeckt, seine Hände gefaltet und beschützend auf unseren Bildern und Briefen liegend.
Als ich also neben dem Sarg saß und noch viel Zeit hatte, habe ich den Deckel ein paar wenige Zentimeter geöffnet um zu schauen, wo der Kopf liegt. Den Kopf/das Gesicht selbst wollte ich nicht noch mal sehen, aber ich wusste ja, wie das Kissen aussah, wie seine Arme lagen ...
Naja, dann der Schock: Er lag komplett nackt drin. Mich blitzte ein nackter Arm mit riesen Narbe (sie haben bei der Obduktion wohl auch die Armvenen untersucht) an. Die Hose war bis zu den Kniekehlen heruntergezogen.
Ich kann es mir richtig gut vorstellen - bei der 2. Leichenschau kam der Rechtmediziner, hat ihn lieblos ausgezogen, ihn "untersucht" und Deckel drauf.
Ich hatte am Nachmittag dann den Termin im Bestattungsinstitut - die Bestatterin war außer sich: Eine 2. Leichenschau hätte es nicht geben müssen, er wurde ja bereits von einem Rechtsmediziner im Rahmen der Obduktion untersucht. Und selbst wenn, hätten sie ihn wieder anziehen müssen - so pietät-und würdevoll, wie er auch vom Bestattungsinstitut an das Krematorium übergeben wurde. Sie rief sofort im Krematorium an: Es tat ihnen leid, aber die betrieblichen Regelungen sehen vor, jede Leiche noch einmal zu untersuchen (was völliger Quatsch ist, weil das Gesetz ausdrücklich sagt, dass man bei einer Obduktion keine 2. Leichenschau mehr machen muss. Ich meine, er wurde ja bereits mehrfach aufgeschnitten, Organe entnommen, die Schädeldecke geöffnet, ... was soll nun ein 3. Rechtsmediziner im Krematorium da für neue Erkenntnisse erlangen?!). Angezogen haben sie ihn nicht mehr, weil ich ja betonte, dass ich ihn nicht noch mal sehen möchte. Da war ich etwas fassungslos: ihn wieder einzukleiden sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aus Respekt vor meinem Papa - egal, ob ich noch mal rein schauen will oder nicht.
Ich war dann froh, als er dem Feuer übergeben wurde (und durfte auch dabei sein), ich wollte nicht, dass er so würde-und lieblos da drin liegen muss.
Ich würde sagen, blöd gelaufen.