Jahm
Bei der ersten Welle, die ich erlebt habe, habe ich mich auch gefragt, ob ich gescheitert bin. Ich war doch schon ein Stückchen weiter und plötzlich ging es wieder auf Anfang zurück. Das hatte mich stark verunsichert.
Inzwischen denke ich, dass diese Wellen dazugehören. Anscheinend verläuft die Trauerbewältigung nicht linear. Eine Zeit lang hat man das Gefühl, alles ganz gut inzwischen im Griff zu haben und dann kommt eine neue Welle und wirft einen wieder zurück. Für mich sind sie kein Anzeichen dafür, dass man gescheitert ist.
Sie bringen den ganzen Schmerz und die Trauer, die ja immer noch da sind, auch, wenn man sie im Alltag manchmal ein gutes Stück zur Seite schieben kann, wieder nach vorn.
Ich hoffe, wenn man auch diese Welle wieder bewältigt hat, ist man wieder ein Stückchen weiter als man davor war. So habe ich es zumindest bei den letzten beiden Wellen erfahren.
Heute bin ich mit meinem Sohn, nach dem Besuch auf dem Friedhof, in einem Café gewesen, dass wir zusammen mit meinem Bruder kurz nach dem Tod meines Mannes besucht hatten.
Und wir haben beide festgestellt, dass wir jetzt mit einem anderen Gefühl diesem Café sitzen als damals. Damals saß uns noch der Schock in den Gliedern und die Welt um uns herum fühlte sich fremd an. Als ob wir Aliens wären.
Heute haben wir beide festgestellt, dass wir wieder Teil dieser Welt sind und fühlen uns nicht mehr ausgeschlossen. Das ist doch schon einmal etwas.
Und trotzdem muss ich grad auch wieder viel weinen und scheine wieder neu zu begreifen, dass er nie wieder kommt. Ich möchte ihm so vieles erzählen, ihm zeigen und hätte so gerne seinen Rat zu einigen Dingen. Und ihm umarmen. Riechen, fühlen…💔😥