Liebe Chrisu,
ich sitze seit einer halben Stunde hier und überlege, was ich dir schreiben soll.
Ich wollte eigentlich nicht im Forum darüber genauer schreiben, doch, es ist wohl ein Teil meiner Trauerzeit, wie und was ich gerade durchmache, und da du über Angst schreibst, werde ich dir und den anderen darüber erzählen.
(und es ist mir wurscht, wer das von außen liest, denn das bin ich und so bin ich, ich hab mir den Tod meines Kindes nicht ausgesucht, und nur ich muss damit klarkommen)
Das ist nicht ganz einfach für mich (ich schwitze) trotzdem versuche ich es:
Ich bin seit drei Tagen in einer Phase, die ich nicht kenne. Ich hatte Panik, Angstzustände und war nur am Weinen.
Das war alles nicht so ungewöhnlich, hatte ich vorher auch und ich hab es durch meine Therapie schon so einigermaßen im Griff. Doch nun ist es ganz schlimm.
Ich bin nervös, stehe neben mir, vergesse Dinge, die ich tun wollte, habe Angst.
Ausgelöst wurde dies durch einen Stromausfall, der 15 Minuten dauerte. Ich dachte: Wenn ich da im Lift stecken geblieben wäre,..
Und so kam eine Angst nach der anderen wieder hoch.
Ich konnte kaum auf die Straße, um es kurz zu machen, es ging mir schlecht.
Mein Arzt schrieb mich sofort krank und sagte:
Ich kann eine Stunde mit ihnen darüber reden, doch das hilft ihnen nicht, nehmen sie Therapietabletten, die geben ihnen wieder einen Antrieb. Es wird ein paar Tage dauern, bis sie merken, dass es ihnen wieder besser geht.
Heute werde ich die 3.Tablette nehmen, ich bin noch immer recht nervös, muss mich selbst sehr konzentrieren, bin müde und noch schlapp.
Liebe Chrisu, ich kenne deine Ängste, ich hab sie auch.
Ich hab einmal über die Angst um meinen großen Sohn (10j) geschrieben, ich will ihn nicht auch noch verlieren, jedesmal, wenn er später nach Hause kommt als sonst, ist sie da, die Angst.
Ich hab ihm das auch erklärt und er hat es verstanden, er ruft mich sofort an, wenn es später oder anders wird.
Passieren - ja, das kann es immer, doch ich musste mich damals von diesem Gedanken lösen, er hat auch ein Recht auf seine Freiheit, er kann nichts dafür, dass sein Bruder tot ist und so musste ich ihn weiterhin alleine in die Schule fahren lassen, er kann es ja.
Was ich dafür als Mutter durchmache, können nur die wenigsten verstehen.
Ich kann dir noch nicht weiter über meinen Zustand schreiben, er hat sich ja noch kaum verändert.
Ich werde nächste Woche in die Therapiestunde gehen, die ich nun 3 Monate nicht hatte (was vielleicht auch ein Grund meiner Angst ist) Und dann kann ich dir wieder darüber schreiben, wie es mir geht.
Nur kurz, damit du weisst, was mir passiert ist:
Ich habe meinen Sohn in der 32.SSW in meinem Bauch verloren. Das war 2006 und bis heute "arbeite" ich an mir.
Es ist hart und sehr schwer. Manchmal ging es schon richtig gut und dann gibt es wieder Tage, an denen ich zerbrechen könnte.
So, das war mein Beitrag, mit dem ich dir hoffentlich ein wenig helfen konnte.
Viele von euch wissen, wie schwer das für mich nun war, im Nachhinein, war es gut zu schreiben.
Ich drück dich, Chrisu, ![;)](https://forum.aspetos.com/images/smilies/emojione/1f609.png)
deine