Mein geliebtes Mädchen,
gestern war ich wieder in der Trauergruppe. Weißt du, der Weg dorthin ist ab einer gewissenen Strecke als würde ich nach Hause kommen. Vorbei am Bäcker, bei dem ich oft am Sonntag Brötchen geholt habe. Lange auch noch mit dem kleinen Roller. Hast es immer süß gefunden, wenn ich damit fuhr und dabei gelacht. Du hast derweil das Frühstück hergerichtet. Vorbei an der alten Werkstatt, am Edeka. 4 Kilometer weiter in unseren dörflichen Ort. Die Metzgerei. Vorbei an unserer alten Wohnung von der ich dich am 23.4. zum letztenmal ins Krankenhaus gefahren habe. Die Fenster sind unbeleuchtet, keine Deko. Komisch zu wissen da sind jetzt andere drin. Tut weh. Besuch hier ab und zu unseren Nachbarn. Vorbei unserer Wohnungstür. Vorbei am Weiher, den wir so geliebt haben. Im Sommer waren wir hier zum Baden, unser letzter Spaziergang am 30.12. letztes Jahr. Meine ersten Schritte nach der OP. Haben uns auf eine Bank gesetzt und die Vögel, die Natur, die Stille und die Luft genossen. Alles war okay. Ein Kilometer weiter war unser Hausarzt. Jetzt stoppe ich 50 m vorher und besuche dich am Friedhof. Stapfe durch tiefen Schnee, die Kerze brennt noch. Stell trotzdem neue hin, dein Licht soll immer leuchten. Noch 4 Kilometer bis zum Treff. Vorbei am Einkaufszentrum. Da waren wir meistens auch Donnerstags und haben für's WE eingekauft. Vorbei am Krankenhaus. Jeden Tag war ich dort bei dir. Selbstverständlich.
Dann bin ich angekommen, erschöpft. Tränen im Gesicht. Dein Sterbetag war auch ein Donnerstag. Wie soll das jemals aufhören. Wie vielen geht es mir genauso. Unreal, warte dass du kommst. Aufhören ständig an dich zu denken, jeden Tag weinen. Ich kann nicht anders. Ein Alptraum der nicht enden wird...
Du wirst immer in meinem Herzen sein.
Du wrst alles was ich hatte,
Du bist alles was ich habe.
Ich drück dich gedanklich ganz doll und bin immer bei dir. 🙏🌻❤️