Lieber Deti,
Ich finde es im Prinzip eine schöne Idee und noch viel schöner finde ich, dass du über solche Dinge nachdenkst. 💖
Es gibt ja auch hier im Forum immer mal wieder Seelen, die deutlich machen, dass sie sich gerne mit anderen in ihrer Gegend treffen würden; sogar Gedanken zu einer Art "Trauer-WGs" wurden hier schon geäußert.
Das "Problem", das ich sehe, ist, dass wesentlich mehr dazu gehört, sich anderen - fremden - Menschen so weit zu öffnen, dass man gemeinsam Weinen kann, als es braucht, um gemeinsam zu lachen.
Das Weinen ist wie auch die Trauer ein zutiefst persönlicher Prozess und eine sehr intime Emotion, zu der es eine ganze Menge Vertrauen braucht.
Hier zu schreiben hilft, man spürt, dass die Seelen hier einen verstehen, dass ihre Anteilnahme echt ist und dass man auch - virtuell - gemeinsam weinen und sich auch mal in den Arm nehmen kann.
Dennoch ist immer der "Schutz" der Anonymität da. Und wenn es schon nicht die Anonymität da ist, so trennen einen doch der Bildschirm, die eigenen vier Wände und eine ganze Menge Äther dazwischen von den vier Wänden, den Bildschirmen und erst Recht den persönlichen Präsenzen der anderen, mit denen man schreibt.
Manchmal bahnen sich ganz zart und bedächtig weitergehende Kommunikationen an.
Zunächst über die privaten Konversationen, dann telefoniert man vielleicht und am Ende steht vielleicht sogar ein persönlicher Kontakt.
Aber das sind Dinge, die "wachsen".
Ich kann mir schon vorstellen, dass eine lockere Gruppe, wie du sie dir vorstellst, funktionieren könnte, aber das müsste sehr sensibel und mit viel, viel Feingefühl und Empathie aufgezogen werden.
Es müsste praktisch auch die Möglichkeit geschaffen werden, zu "wachsen". Und zwar so, dass es dann nicht zu einer eingeschworenen - zusammengewachsenen - Gemeinschaft wird, sondern stets auch offen für neue Seelen.
Vielleicht wäre es daher eher eine Idee, dass du dich aktiv in den bestehenden Gruppen engagierst, von denen du sprichst:
Überall wo ich hingehe, Hospiz-Sommerfest ...Erinnerungsgottesdienst .. oder auch TrauerCafe..überall Gleichgesinnte, die sich zusammenreissen, damit die Trauer nicht ausbricht, nicht mal da will man den/die andere/n mit der eigenen Trauer belasten..aber vielleicht wäre es gar keine Belastung, sondern eine große Hilfe/Erleichterung, wenn man zusammen trauert..wirklich trauert...?!
Wenn du das spürst, dann nimm doch ganz sanft und vorsichtig mit diesen Menschen Kontakt auf. Sprich sie darauf an. Erzähle von deiner Idee, von deinem Wunsch, dass man gemeinsam trauert und dass du vermutest, dass es vielen helfen würde und eben keine Belastung wäre ...
Wenn du das so angehen kannst, dann kann ich mir vorstellen, dass du daraus eine gute, erste Kerngruppe bilden kannst, aus denen dann vielleicht sogar Seelen hervorgehen, die sich in Zukunft Neulingen in der Gruppe annehmen.
Meine ganz ehrliche Meinung: Ein Versuch wäre es wert, wenn du es sehr umsichtig und sensibel angehst, denn allein dass du dir solche Gedanken machst und auch Gedanken zu den Ursachen, warum es so etwas nicht gibt, etc. ehrt dich sehr und könnte ein Hinweis sein, dass du mit einigen, die ähnlich denken, damit für so manchen etwas Gutes schaffen könntest. 💖